Kuomintang

Kuomintang
中國國民黨
Kuomintang
 
Flagge
 
Emblem
Parteivorsitzender Ma Ying-jeou
Partei­vorsitzender Ma Ying-jeou
Gründung 10. Oktober 1919
Haupt­sitz Taipei
Aus­richtung Sozialismus, Konservatismus
Farbe(n) Blau
Parlamentsmandate 72 von 113
Mitglieder­zahl 1,09 Mio.
Website www.kmt.org.tw

Die Chinesische Nationalpartei (chinesisch 中國國民黨 / 中国国民党 Zhōngguó Guómíndǎng, W.-G. Chungkuo Kuomintang, Abkürzung: KMT), allgemein bekannt als Kuomintang, ist eine Partei der Republik China. Sie errang 1927 die Herrschaft über das chinesische Festland, musste sich aber nach dem verlorenen Bürgerkrieg 1949 gegen die Kommunistische Partei nach Taiwan zurückziehen, wo sie die Republik China formell fortführte und bis 1990 diktatorisch regierte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Elitetruppe der Kuomintang, die von deutschen Militärberatern ausgebildet wurde
MG-Truppen der Kuomintang im zweiten japanisch-chinesischen Krieg

Sun Yat-sen reiste aus dem Kaiserreich China nach Hawaii, wo er Auslandschinesen davon überzeugte sich der Xingzhonghui (Gesellschaft für die Erneuerung Chinas) anzuschließen, einer revolutionären Organisation, deren Ziel es war, die Mandschu-Regierung zu stürzen, um China zu reformieren.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich die Partei mehrfach umorganisiert. 1905 hat die Xingzhonghui mit mehreren Revolutionsgruppen fusioniert, wie zum Beispiel die Huaxinghui und die Guangfuhui und wurde zur Tongmenghui in Tokio. Sun Yat-sens Partei fusionierte mehrfach mit verschiedenen anderen politischen Parteien, sodass er am 12. Augustjul./ 25. August 1912greg. [1] in Beijing die Kuomintang gründete.

Im Juli 1914 organisierte sich die KMT neu als Zhongguo Gemingdang (Revolutionäre Chinesische Partei) in Tokio und wurde 1919 in Zhongguo Guomindang umbenannt (normalerweise durch Kuomintang oder KMT bzw. GMD abgekürzt). Die KMT hat seit ihrer Einführung 1924 14 Nationalkongresse abgehalten.

Wichtig für das Verständnis der Kuomintang ist, dass in ihr ein breites Spektrum politischer Meinungen vertreten war, da sie anfangs die einzige Partei war und man, wenn man Politik betreiben wollte, keine andere Wahl hatte, als der Kuomintang beizutreten. Später gab es nur die Alternative zwischen Kuomintang und der kommunistischen Partei. So hatte Sun Yat-sen ein Bündnis mit der Kommunistischen Partei Chinas KPCh unterstützt, während Chiang Kai-shek, Suns Nachfolger in der Parteiführung nach Suns Tod, eine Zusammenarbeit ablehnte.

Im Jahr 1924 bildete die KMT mit der 1921 in Shanghai gegründeten KPCh unter Einfluss der Komintern die erste Einheitsfront. Trotz unterschiedlicher ideologischer Auffassungen strebten beide Gruppierungen die Befreiung vom imperialistischen Druck Japans und der westlichen Mächte und die Befreiung Chinas von den Warlords und damit die Wiederherstellung der nationalen Einheit an. Die Partnerschaft zwischen den Kommunisten und der KMT wurde aber durch den Nachfolger des inzwischen verstorbenen Sun Yat-sen, Chiang Kai-shek, nach blutigen Kampagnen der KP in ihren Machtzentren beendet. Am 30. Mai 1927 gab Chiang nach seiner Eroberung von Shanghai den Befehl, Kommunisten und bewaffnete Gewerkschafter mit Waffengewalt zu bekämpfen. 145 Aufständische fanden dabei den Tod. Die Kuomintang kündigte am 15. Juli 1927 das bestehende Bündnis mit den Kommunisten unter Mao Zedong formell auf. Damit kam es zwischen beiden Gruppierungen zum Bürgerkrieg um die Macht im Staate.[2]

Die KPCh zog sich in die Berge Südchinas in die Provinz Jiangxi zurück und gründete dort den Jiangxi Sowjet. Chiang Kai-shek versuchte während der sogenannten Einkreisungsfeldzüge, die Kommunisten zu besiegen, worauf diese gezwungen waren zu fliehen und die legendäre Strapaze des Langen Marsches nach Yan'an (Provinz Shanxi) auf sich nahmen. Währenddessen herrschte die KMT zeitweise diktatorisch über die von ihr kontrollierten Teile Chinas. Als die japanische Armee in China einfiel, kämpfte Chiang Kai-shek gegen sie und musste so den Kampf gegen die Kommunisten größtenteils aufgeben. Unter dem Druck der Sowjetunion und seiner eigenen Truppen bildete Chiang schließlich ein zweites Bündnis mit der Kommunistischen Partei. In den ersten Jahren des Krieges erwies sich das Bündnis zwischen KMT und KPCh als tragfähig. Anfang 1941 brach jedoch der Bürgerkrieg zwischen den beiden Parteien erneut aus. Mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg erhielt die KMT als offizielle Regierungspartei die Unterstützung der westlichen Staaten. Die KPCh hatte inzwischen die Unterstützung von mehreren Staaten erlangt, vor allem die der Sowjetunion, welche mit monatlichen Geld- und Waffenlieferungen half. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging der Bürgerkrieg zwischen der KPCh und der KMT weiter. Nach der kommunistischen Geschichtsschreibung hatte die KMT inzwischen den Rückhalt in der Bevölkerung verloren, was einerseits wegen des zu zögerlichen Vorgehens gegen die Japaner, andererseits aber auch wegen des schlechten Benehmens der Soldaten der KMT, wegen der großen Korruption und weil sich die KMT, seit Chiang Kai-shek an der Macht war, zu sehr nach den Interessen der Großindustriellen ausgerichtet hatte, bedingt gewesen sei. Tatsächlich hatte sich die Kuomintang während des Krieges an den von ihr getragenen Regierungsaufgaben beteiligt. Sie hatte damit auch Anteil daran, dass die Hauptlast des Krieges bei der staatlichen Armee lag. Die Kräfte der KP sammelten ihre Kräfte und Waffenvorräte indes für die Revolution. [3]

Als die neue Verfassung 1946 in Kraft trat, sprach die Kommunistische Partei Chinas von ihrer Bereitschaft, am demokratischen Aufbau des Landes teilzuhaben, radikalisierte jedoch die Demokratische Liga und nahm mit dieser nicht an den Wahlen für die Nationalversammlung und den Legislativ-Yuan im Jahr 1947 teil. Trotz massiver kommunistischer Einschüchterung gingen etwa 250 Millionen Wahlberechtigte zu den Urnen. Bei dieser Wahl wurde die Kuomintang nach einer großen Zahl unabhängiger Kandidaten nur zweite Kraft in der Nationalversammlung. Die Sozialdemokraten und die Jungchina-Partei kamen zusammen auf rund 10 Prozent der Sitze. Die Nationalversammlung beschloss als erste Maßnahme ein Gesetz zur Bekämpfung der "kommunistischen Rebellion", das bis 1991 in Kraft war und demokratische Entwicklungen in Taiwan hinderte. [4]

Obgleich der Sowjetunion bekannt war, dass die USA die Atombombe über Japan abwerfen und damit den Krieg beenden würde, schlug sie der Republik China einen Freundschaftsvertrag vor, der besagte, dass sie auf Seiten Chinas kämpfen wolle. Alle erbeuteten Waffen sollten danach der chinesischen Regierung übergeben werden. Daran hielt sich die Sowjetunion jedoch nicht, sondern stattete die KP mit den Waffen aus, die damit die Revolution beginnen und von Schlacht zu Schlacht gestärkt durch neue Waffenbeute wurde.

Durch ungeheure Härte und Aushungerungstaktiken gewann die KP an Terrain, wo sie blutige Säuberungskampagnen initiierte. Tatsächlich war der damit zusammenhängende Niedergang der regierenden Kuomintang ursächlich für Gewaltakte und Korruption ihrerseits.

Nach der Machtübernahme durch die Kommunisten Mao Zedongs und der Gründung der Volksrepublik China 1949 flohen Millionen Anhänger der Kuomintang auf die Insel und Provinz Taiwan und erhielten dort ihre Regierung und alle weiteren Organe der Republik China. Seine Abgeordneten sollten entsprechend dem Alleinvertretungsanspruch alle Provinzen Chinas vertreten. Die Provinzen, in denen freie Wahlen nicht möglich waren, wurden so lange von den letzten (mehr oder weniger) frei gewählten Abgeordneten vertreten, bis wieder freie Wahlen möglich waren („Langes Parlament“). Diese Konstruktion führte dazu, dass bis 1992 die Taiwaner bei Wahlen immer nur die wenigen Abgeordneten der Provinz Taiwan neu wählen oder abwählen konnten. Die gewaltige Mehrheit der Parlamentssitze für die Festlandprovinzen dagegen wurden sozusagen „eingefroren“ von den Abgeordneten der Kuomintang eingenommen, die in der letzten gesamtchinesischen Wahl vor 1949 gewählt und dann nach Taiwan geflohen waren.[5]

Wegen des bis 1987 geltenden Kriegsrechts und dieser Wahlbestimmung war Taiwan de facto keine echte Demokratie, vielmehr eine Diktatur. Die Kuomintang herrschte diktatorisch wie eine Einheitspartei. Sie etablierte ihre Anhänger – eingewanderte Festlandchinesen – als Elite. Diese standen über den einheimischen Taiwanern. Zum Beispiel war die einzige offizielle Sprache Hochchinesisch, wohingegen die einheimischen Sprachen unterdrückt wurden. Eine formale Entschuldigung seitens der Partei oder Vertretern bleibt bis dato aus.[6] Dies änderte sich ab 1992: Die Nationalversammlung wurde erstmals von allen Taiwanern in allgemeinen, freien und gleichen Wahlen gewählt, neben der Kuomintang durfte erstmals auch die oppositionelle Demokratische Fortschrittspartei (DPP) antreten, die sich für die Unabhängigkeit Taiwans ausspricht (während die Kuomintang am Fernziel einer Wiedervereinigung der beiden Staaten durch Verhandlungen mit der Regierung in Peking festhält) und von 2000 bis 2008 die Regierung und den Staatspräsidenten stellte.

Im Januar 2008 erreichte die Kuomintang bei den Parlamentswahlen eine überraschend starke Mehrheit von fast 75% der Sitze. Im März desselben Jahres wurde ihr Kandidat Ma Ying-Jeou zum Staatspräsidenten gewählt. Dieser verfolgt seitdem eine Annäherungspolitik mit der Volksrepublik China.[7] In bilateralen Treffen mit Vertretern Chinas verzichtet er hierfür sogar auf die Anrede als "Präsident der Republik China".[8]

Kuomintang in Birma

Hauptartikel: Kuomintang in Birma

Einige der in Yünnan geschlagenen KMT-Truppen flohen 1949 nach Birma wo sie mit Unterstützung der CIA zunächst einen Guerillakrieg führten, dann jedoch sich auf die Kontrolle des Opiumanbaus konzentrierten. Die Einheiten wurden von der Regierung in Taiwan unterstützt, bis sie sich 1973 offiziell auflösten. 80000 Yünnan-Chinesen wurden seit 1962 als Flüchtlinge in Nordthailand angesiedelt.[9]

Sonstiges

Bekannte Führer der KMT waren oder sind Sun Yat-sen, Chiang Kai-shek, Chiang Ching-kuo, Lee Teng-hui, Lien Chan und der amtierende Präsident der Republik China, Ma Ying-Jeou.

Eine kleine Gruppe linksgerichteter Parteimitglieder um Sun Yat-sens Witwe Song Qingling spaltete sich 1948 als Revolutionäres Komitee der Kuomintang ab, verblieb auf dem chinesischen Festland und arbeitete mit der Kommunistischen Partei Chinas zusammen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Webseite der Kuomintang: History (englisch), abgefragt am 25. August 2009
  2. annalen.net vom 15. Juli, abgefragt am 14. Juli 2009; Jung Chang, Jon Halliday: Mao, S. 68; Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. 100 Jahre im Schatten der Weltgeschichte. Bd. 1, S. 127 f.
  3. Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. 100 Jahre im Schatten der Weltgeschichte. Bd. 1, S. 244
  4. Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. 100 Jahre im Schatten der Weltgeschichte. Bd. 1, S. 287 ff.
  5. Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. 100 Jahre im Schatten der Weltgeschichte. Bd. 1, S. 293 ff.
  6. Michael Richardson:“Ma Ying-jeou blames 'victimization complex' for Taiwan's economic downturn in video-conference”, 12. Mai 2009, examiner.com
  7. „Ma Ying-jeou will Frieden mit China“, der Tagesspiegel, 23. März 2008
  8. Dr. William Fang: „Taiwan's 'Mr. Ma' to China's 'Chairman Hu'“, The China Post, 13. Oktober 2008 (Englisch)
  9. Wen-chin Chang; From War Refugees to Immigrants. The Case of the KMT Yunnanese Chinese in Northern Thailand; Intl. Migration Review, Vol 35 (2001), S 1086-1105

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