Kuttenberger Dekret

Kuttenberger Dekret
Kuttenberger Dekret
Postkarte, um 1910

Mit dem Kuttenberger Dekret (tschech. Dekret Kutnohorský, nach der Stadt Kuttenberg) vom 18. Januar 1409 veränderte der böhmische König Wenzel IV., der Jahre zuvor als römischer König abgesetzt worden war, das Stimmenverhältnis in den Gremien der Karls-Universität in Prag. Hatten seit der Gründung die Nationes der Böhmen, Bayern, Sachsen, Polen je eine Stimme, so bekamen nun die Böhmen 3 Stimmen zugeteilt, während die anderen zusammen nur eine erhielten.[1]

In seinem Dekret führt er an, dass (bisher) „die deutsche Natio, die überhaupt keine Bürgerrechte im böhmischen Königreich hat, in verschiedenen Angelegenheiten der Hochschullehre in Prag drei Stimmen ausüben kann...“ und „...dass das böhmische Volk des Königreichs rechtlicher Erbe, sich freuen darf über die Ausübung einer Stimme…“. Er befiehlt dann den Böhmen, als einheimische Völkergruppe, drei Stimmen zuzusprechen wie es auch auf anderen nationalen Universitäten in Paris oder der Lombardei üblich sei, und den Ausländern (Deutschen) nur eine. Also eine Umkehrung der bisherigen Verhältnisse. Damit sollte der Einfluss der Ausländer eingegrenzt werden. Václav IV. wollte sich so die Unterstützung der Universität sichern, um beim Konzil von Pisa möglichst die Kaiserschaft von Rupprecht von der Pfalz zurückzuerlangen. An diesem Dekret war auch maßgeblich der böhmische Reformator Hieronymus von Prag beteiligt.

Ein weiterer Grund für die Verfassung des Dekrets war die Reformbewegung in Böhmen. Die Diskussion um die Lehre des John Wyclif trennte die Gelehrten der Universität. 1403 überstimmten die ausländischen, vornehmlich deutschen Professoren den Antrag der Reformer, die Lehre Wyclifs auf der Universität zu verbreiten. Sie wurden als ketzerisch verurteilt. Die Reformer bedrängten den böhmischen König, bis er 1409 die Veränderung durchführte.

In Folge dessen verließen viele ausländische Gelehrte (80 % des akademischen Personals) und Studenten, vor allem Deutsche, die Universität. Etliche von ihnen gingen nach Leipzig, wo sie die dortige Universität gründeten. So verlor die Karlsuniversität ihre bisherige Bedeutung in Europa. Jan Hus wurde kurz darauf Rektor der Hochschule und löste Johannes Hoffmann von Schweidnitz ab.

Weblinks

  1. Das Kuttenberger Dekret besagt, dass das Recht an der Karls-Universität wie folgt aufgeteilt wird: 3 Stimmen haben die Böhmer und 1 Stimme die Ausländer inne - Agáta Dinzl-Rybářová: Universitäten im späten Mittelalter: Die Karls-Universität Prag im späten Mittelalter, 22. Januar 2007, http://www.sbg.ac.at/ger/samson/rvws2006-07/dinzl2006.pdf

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