Kölner Zeitungskrieg

Kölner Zeitungskrieg

Als Kölner Zeitungskrieg ist der Streit um Gratiszeitungen im Kölner Stadtgebiet bekannt geworden.

Er begann im Dezember 1999 mit der Einführung der Tageszeitung 20 Minuten Köln, gegen die der Axel-Springer-Verlag Klage vor dem Landgericht Berlin erhob und gleichzeitig das Konkurrenzblatt Köln Extra herausgab. Der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg brachte den Kölner Morgen auf den Markt.

Der Rechtsstreit brachte keine Lösung des Konflikts. 20 Minuten Köln wurde 2001 aus Kostengründen eingestellt, Köln Extra und der Kölner Morgen kurz danach.

Inhaltsverzeichnis

20 Minuten Köln

Am 13. Dezember 1999 brachte die Berliner Schibsted AG, Tochterunternehmen der norwegischen Schibsted-Verlagsgruppe, in Köln die Tageszeitung 20 Minuten Köln auf den Markt. Der Umfang betrug 24 Seiten, die Auflage rund 150.000 Stück. Das Blatt, das sich vor allem an einen jungen Leserkreis wandte, wurde im Stadtgebiet kostenlos verteilt.

Die Schibsted-Verlagsgruppe brachte damit ein erfolgreiches Geschäftsmodell aus Schweden nach Deutschland. In Stockholm hatte der Schibsted-Konkurrent Stenbeck 1995 die kostenlose U-Bahn-Zeitung Metro gestartet.

Köln Extra

Der Berliner Axel-Springer-Verlag sah den Marktanteil der Regionalausgabe BILD Köln bedroht und begann am gleichen Tag den Vertrieb von Köln Extra. In offiziellen Erklärungen wurde die 24-seitige Tageszeitung, die ebenfalls kostenlos verteilt wurde, als "Abwehrmaßnahme" bezeichnet. Die Auflage betrug rund 100.000 Stück.

Köln Extra wurde vom Tochterunternehmen as extra medien GmbH herausgegeben, die Zentralredaktion befand sich in Hamburg.

Beginn des Rechtsstreits

Am 17. Dezember 1999 wurde auf Antrag des Axel-Springer-Verlags die kostenlose Verteilung von 20 Minuten Köln durch das Landgericht Berlin untersagt.

Diese Entscheidung wurde am 11. Februar 2000 vom Berliner Kammergericht wieder aufgehoben, das in den Auflageneinbußen der BILD Köln keine Schädigung des Pressevertriebsmarktes sah.

Kölner Morgen

Nachdem der Kölner DuMont-Verlag zunächst eine kostenlose "Leseprobe" des Kölner Express verteilt hatte, brachte er ab dem 14. Februar 2000 die Gratiszeitung Kölner Morgen heraus. Auch diese hatte einen Umfang von 24 Seiten, die Auflage betrug rund 100.000 Stück.

Rechtliche Beurteilung

Sowohl der Axel-Springer-Verlag als auch der DuMont-Verlag sahen in der kostenlosen Verteilung der 20 Minuten Köln eine nennenswerte Bedrohung für ihre Marktanteile im Kölner Tageszeitungsmarkt.

Diese Ansicht teilte das Berliner Kammergericht nicht und hob die Verfügung gegen den Schibsted-Verlag im Februar 2000 wieder auf.

Der Versuch des DuMont-Verlags, den Vertrieb von 20 Minuten Köln durch eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Köln zu unterbinden, schlug fehl. Das Landgericht wertete eine Gratiszeitung zwar als potentiellen Verstoß gegen §1 UWG, sah in diesem Fall jedoch kein "übertriebenes Anlocken", keinen "Vernichtungs- oder Behinderungswettbewerb" und keine "Marktstörung". (LG Köln, 84 O 94/99 und 84 O 3/00)

Die Berufung des DuMont-Verlags wurde vom Oberlandesgericht Köln abgelehnt.[1] [2]

Der Bundesgerichtshof entschied sich im November 2003 gegen die beantragte Revision des Urteils und befand, dass "der unentgeltliche Vertrieb einer durch Anzeigen finanzierten Tageszeitung auch dann nicht wettbewerbswidrig (ist), wenn er zu Absatzeinbußen der bestehenden Kauf- und Abonnementzeitungen führt." Kauf- und anzeigenfinanzierte Zeitungen seien somit im Wettbewerb gleichberechtigt.[3]

Einstellung aller drei Gratiszeitungen

Bereits am 11. Juli 2001 erschien die letzte Ausgabe von 20 Minuten Köln. Die Schibsted-Verlagsgruppe ließ verlauten, dass die Verteilung des Blatts nicht wirtschaftlich sei, solange man sich auf den Raum Köln beschränke. Eine Ausweitung auf die Bundesrepublik, die vermutlich mehr Anzeigenkunden gebracht und dem Blatt zu mehr Wirtschaftlichkeit verholfen hätte, wurde zuletzt 2002 verworfen.

Köln Extra wurde am 12. Juli eingestellt, Pläne zur Neupositionierung wurden im Oktober 2001 verworfen.

Der Kölner Morgen wurde am 13. Juli eingestellt.

In allen drei Verlagsgruppen sorgten die defizitären Gratiszeitungen für größere Verluste. Die Financial Times Deutschland sprach zum Zeitpunkt der Einstellung (für das Jahr 2000) von 10 Mio. DM Aufwand bei Schibsted und einem "hohen einstelligen Millionenbetrag" als Verlust bei Axel Springer. Die Verluste bei DuMont wurden "ähnlich hoch" eingeschätzt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. OLG Köln
  2. OLG Köln
  3. I ZR 151/01

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