Königin Tamara

Königin Tamara
Königin Tamar von Georgien

Königin Tamar (georgisch თამარი, * 1160; † 1213) aus der Bagratiden-Dynastie war Herrscherin über das mittelalterliche Georgien, als es im Goldenen Zeitalter auf dem Höhepunkt seiner Macht stand. Die Urenkelin von David dem Erbauer modernisierte das Staatswesen, schuf Elemente von Bürgerrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ihr Vater Giorgi III. ernannte sie 1178 zu seiner Mitregentin und Erbin. Mit dem Tod Georgis 1184 wurde sie zur Königin. Ihre erste Ehe mit dem russischen Prinzen Juri blieb kinderlos und endete mit einer Ausweisung Juris nach Konstantinopel, die ein mittelalterlicher georgischer Chronist mit seiner Immoralität und Trunksucht begründete. Juri sammelte in Konstantinopel ein Heer, um den georgischen Thron wiederzuerobern, und verbündete sich mit einem Teil des georgischen Adels. Seine Armee wurde jedoch von Tamar besiegt. Friedrich Barbarossa bot ihr einen seiner Söhne als Ehemann an. Sie heiratete jedoch den ossetischen Fürsten David Soslan, mit dem sie einen Sohn und die Tochter Rusudan hatte.

Sie modernisierte Politik, Wirtschaft und Kultur. Staatliche Proklamationen wurden nur noch nach Absprache mit dem Adelsparlament Darbasi verkündet. Auf lokaler Ebene schuf sie Gerichte, gegen deren Entscheidungen Widerspruch bei einem Obersten Gerichtshof eingelegt werden konnte. Sie schaffte die Todesstrafe und die Verstümmelung von Straftätern ab, ließ Kirchen und Klöster errichten, unterstützte Wissenschaftler, Dichter und Künstler. In ihrem Auftrag schrieb Prinz Schota Rustaweli das Epos Der Recke im Tigerfell, ein Werk über Ritterlichkeit und Edelmut, die sich über Religion und Nation erheben.

Es gab jedoch auch Schattenseiten der Herrschaft Tamars: Es kam zu einer Konzentration von Macht und Reichtum in wenigen Händen. Der Kleinadel, der unter David dem Erbauer noch einen Aufschwung erlebt hatte, wurde entmachtet. Die militärische Überlegenheit Georgiens führte zu einer Reihe von Kriegen, die allerdings siegreich verliefen.

Nach dem Tod Tamars 1213 – nach 29 Regierungsjahren – entstanden viele Legenden um ihre Person. Eine davon besagt, dass ihr letzter Wille bestimmt habe, nicht an einem bestimmten Ort begraben zu werden, sondern ganz Georgien als ihr Grab anzusehen. Von der Kirche, in der ihre Leiche aufgebahrt gewesen sei, sollen vier verschlossene Särge in die vier Himmelsrichtungen gebracht worden sein, wonach die Träger Selbstmord begingen, so dass niemand weiß, wo sie tatsächlich begraben liegt.

Mit dem Tod Tamars ging auch das Goldene Zeitalter des mittelalterlichen Georgiens zu Ende. Die Georgische Orthodoxe Apostelkirche hat Tamar heiliggesprochen.

Siehe auch

Literatur

  • Chroniken der Königin Tamar. Aus dem Georgischen von Surab Sardshweladse und Heinz Fähnrich. Friedrich-Schiller-Universität, Jena 1998
  • Andreas Pittler: Königin Tamar. In: Helena Verdel/Traude Kogoj: Die hundert bedeutendsten Frauen des europäischen Ostens. Wieser, Klagenfurt 2003

Weblinks



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