Königsberg i. d. N.

Königsberg i. d. N.
Chojna
Chojna (Polen)
DEC
Chojna
Chojna
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Landkreis: Gryfino (Greifenhagen)
Fläche: 12 km²
Geographische Lage: 52° 58′ N, 14° 25′ O52.96666666666714.4166666666677Koordinaten: 52° 58′ 0″ N, 14° 25′ 0″ O
Höhe: 19 m n.p.m
Einwohner: 7.327 (30. Juni 2008[1])
Postleitzahl: 74-500
Telefonvorwahl: (+48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZGR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 26 Krajnik Dolny ↔ Renice
DK 31 SzczecinSłubice
DW124 Osinów Dolny ↔ Chojna
Schienenweg: Stettin–Küstrin (Kostrzyn)
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 22 Schulzenämter mit 45 Ortsteilen
Fläche: 332 km²
Einwohner: 14.050 (30. Juni 2008[1])
Verwaltung (Stand: 2009)
Bürgermeister: Adam Fedorowicz
Adresse: ul. Jagiellońska 4
74-500 Chojna
Webpräsenz: www.chojna.pl

Chojna [ˈxɔɪ̯na] (deutsch Königsberg in der Neumark) ist eine Kleinstadt im Westen Polens in der Woiwodschaft Westpommern, etwa 60 km südlich von Stettin. Sie ist Mitgliedsstadt der europäischen Städtevereinigung Douzelage.

Bei Chojna befindet sich der westlichste Punkt Polens. Westlich von Chojna gibt es zwei Grenzübergänge (Hohenwutzen und Schwedt/Oder) nach Deutschland über die Oder.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis zur Gründung

Vom 10. bis 12. Jahrhundert existierte hier eine frühslawische Burg, vermutlich mit einem Markt. Verkehrsgünstig gelegen entwickelte sich der wechselweise zu den großpolnischen Fürstentümern oder den pommerschen Piastenherzogtümern schnell. Im Jahr 1187 soll in der damaligen Kirche der Stadt der Herzog Bogislaw von Pommern beigesetzt worden sein. Nach 1200 soll dem Ort durch Herzog Barnim I. das Magdeburger Stadtrecht verliehen worden sein.

Brandenburgische Zeit

Der Name Konigesberge wird 1244 zum ersten Mal erwähnt. Nach Überlassung der „terra Konigesberge“ 1267 durch die Bischöfe von Brandenburg an die Markgrafen von Brandenburg erhielt die Stadt Konigesberge die Marktrechte und die Gerichtsbarkeit, sie wurde zeitweise Hauptort der Neumark. Die Pfarrkirche St.Marien wurde bereits 1282 erwähnt. 1290 wurde ein Augustiner-Kloster gestiftet. Von 1310 bis 1329 erlebte die Stadt durch den Getreidehandel einen wirtschaftlichen Aufschwung, ihr wurden die Marktprivilegien verliehen und 1320 erfolgte der Bau des Rathauses. Die Waren wurden über die Flüsse Röhricke und Oder verschifft. Im 13. und 14. Jahrhundert erhielt Königsberg i. d. N. eine Stadtmauer mit drei Stadttoren (Schwedter Tor, Bernikower Tor und das im 19. Jahrhundert abgerissene Vierradener Tor) und mehreren Wehrtürmen. Von 1402 bis 1454 gehörte Königsberg i. d. N. zum Ordensstaat des deutschen Ritterordens, danach wieder zu Brandenburg. Ebenfalls in dieser Zeit wurde anstelle einer Feldsteinkirche die St.-Marien-Kirche und etwa um 1410 ein neues Rathaus erbaut. Beide Bauwerke gehören zu den schönsten Bauwerken der Gotik in der Neumark.

Altes Stadtwappen

Beim Einfall der Hussiten 1433 hielt die starke Stadt der kurzen Belagerung stand. Im 15. Jahrhundert erlebte sie eine neue wirtschaftliche Blüte. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Stadt dreimal von der Pest heimgesucht, der jeweils ein großer Teil der Bevölkerung zum Opfer fiel.

Die Stadt besaß damals eine Reihe von Kirchen: die Marienkirche, St.Nicolai, die Augustiner-Klosterkirche und die Hospitalkirchen zum Heiligen Geist, St. Georg und St. Gertrud. Die Reformation wurde seit 1539 bis 1553 schrittweise eingeführt, das Kloster aufgelöst. In den Gebäuden waren ab 1536 ein Spital und eine Schule untergebracht, die Klosterkirche (Dreifaltigkeitskirche) wurde als Lagerhaus genutzt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Königsberg i. d. N. von Wallensteins und Gustav Adolfs Truppen besetzt, die Stadt im Laufe des Krieges zu 52 Prozent zerstört. Der Turm der St.-Marien-Kirche brannte 1682 durch Blitzschlag nieder und wurde bis 1692 wieder aufgebaut. 1714 wird eine neue barocke Kanzel und 1734 die große Wagner-Orgel eingebaut. Seit 1700 erfolgte eine wirtschaftliche Belebung, seit 1759, zur Zeit des Siebenjährigen Krieges, wurde die Stadt Sitz der neumärkischen Regierung. 1767 wurden das Schwedter und das Bernikower Tor teilweise abgebrochen, die Steine wurden zum Bau einer Kaserne am Kloster verwandt. Königsbergs Haupterwerbszweig war der Ackerbau, daneben gab es Baumwollwebereien, die aber ihren Niedergang um 1840 in der Industrialisierung fanden. Seit 1809 war Königsberg i. d. N. Sitz der Kreisverwaltung. Seit 1820 setzte ein starker Verfall der ehemaligen Klostergebäude ein. 1877 wurde die Stadt ans Eisenbahnnetz angeschlossen und blühte auf. Sie war für einen weiten Umkreis Schul- und Verwaltungsstadt neben der Peitschenriemenindustrie.

Königsberg/Neumark um 1900

Im Jahr 1939 richtete die deutsche Luftwaffe vor den Toren der Stadt einen Flugplatz ein. Bei den Kämpfen im Januar 1945 wurde die Stadt von der Front überrollt. Am 4. Februar 1945 wurde der Bürgermeister von Königsberg i. d. N. (Kurt Flöter), der die Stadt ohne Räumungsbefehl verlassen hatte, in Schwedt a./Oder von einem SS-Standgericht unter Vorsitz des SS-Führers Otto Skorzeny zum Tode durch Erhängen verurteilt. Am selben Tag besetzte die Rote Armee Königsberg i. d. N., am 16. Februar brannte die gesamte Innenstadt mit der Marienkirche und dem Rathaus ab, die Stadt war zu 80 Prozent zerstört.

Polnische Zeit

Das Kulturzentrum 2006

Nach Kriegsende kam Königsberg i. d. N. unter polnische Verwaltung, und die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Im Stadtbild sind die Kriegsschäden noch nicht beseitigt. Das alte, bis auf die Grundmauern zerstörte Rathaus wurde von 1977 bis 1986 als Kulturzentrum, Stadtbibliothek und Gaststätte wieder aufgebaut. Ebenso erfolgte der Wiederaufbau des Klosters. Zurzeit wird der Marktplatz neu bebaut. Seit 1994 wird die kriegszerstörte St.-Marien-Kirche wiederaufgebaut, und zwar als europäisches Projekt in deutsch-polnischer Zusammenarbeit. 1997 wurde das Dach des Kirchenschiffes gedeckt, im Jahre 2003 wurde der Turmhelm des neogotischen Turmes aus dem 19. Jahrhundert wiederhergestellt. Damit besitzt die Stadt zwei Wahrzeichen, das Rathaus und die Marienkirche, beides Baudenkmäler des gotischen Baumeisters Hinrich Brunsberg. Weitere historische Backsteinbauten sind das Augustiner Kloster und Reste der Stadtmauer mit den Schwedter und Bernikower Tortürmen.

Die Marienkirche 2006

Gemeinde

Zur Stadt- und Landgemeinde Chojna gehören neben der Stadt Chojna folgende Schulzenämter (sołęctwo): Białęgi, Brwice, Czartoryja, Garnowo, Godków, Godków-Osiedle, Grabowo, Grzybno, Jelenin, Kamienny Jaz, Krajnik Dolny, Krajnik Górny, Krzymów, Lisie Pole, Łaziszcze, Mętno, Narost, Nawodna, Rurka, Stoki, Strzelczyn und Zatoń Dolna.

Weitere Ortschaften der Gemeinde sind Bara, Barnkowo, Boguszczyn, Drozdowo, Graniczna, Jelonki, Kaliska, Krupin, Kuropatniki, Lisie Pola, Mętno Małe, Ognica, Ostrów, Pniewko, Przyciesie, Raduń, Strzeszewko, Trzeszcze, Wilcze und Wilkoszyce.

Söhne und Töchter der Stadt

Verweise

Siehe auch

Literatur

  • H.-G. Bluhm, W. Pflug, B. Regenberg, R. H. Tamm (Hrsg.), Kreis Königsberg/Neumark, Erinnerungen an einen ostbrandenburgischen Landkreis, Berlin / Bonn, 2. Aufl., 1997, ISBN 3-929592-13-4.

Weblinks

Fußnoten

  1. a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Jun 2008

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