Kühlmedium

Kühlmedium

Kühlmittel sind gasförmige, flüssige oder feste Stoffe oder Stoffgemische, die zum Abtransport von Wärme eingesetzt werden. Der Oberbegriff Wärmeträger umfasst neben Kühlmittel auch Heizmittel (Heizmedium) bzw. Kälteträger; die Zuordnung ist nicht immer eindeutig und wird nach Anwendungszweck bzw. Temperaturbereich getroffen. In technologischen Prozessen wird vorwiegend Wasser, Luft oder Thermalöl als Kühlmittel bzw. Wärmeträger verwendet. Die ökonomisch sinnvoll überbrückbaren Temperaturdifferenzen zwischen Umgebung und Kühlmittel betragen bei Luftkühlung ca. 40 Kelvin, bei Wasserkühlung ca. 10 Kelvin.

Kühlmittel-Temperaturen unterhalb der Umgebungstemperatur lassen sich nur durch mit geeigneten Kältemitteln betriebenen Kälteprozesse, auch Linksprozesse genannt, erreichen. Mit Kältemischungen lassen sich umgebungsunabhängige Kühlmittel-Temperaturen von bis zu unter −50 °C erreichen. Mit Trockeneis sogar bis zu −100 °C (zusammen mit Ether).

Je nach Anwendung kommen aber auch andere Stoffe wie flüssige Metalle (Natrium), Salzlösungen oder verflüssigte Gase (Wasserstoff, Helium) zum Einsatz.

Bei der spanenden Metallbearbeitung werden Kühlschmierstoffe eingesetzt, die eine zu starke Erhitzung des Werkzeuges oder des zu bearbeitenden Materials durch die Reibung verhindern.

Inhaltsverzeichnis

Kühlflüssigkeiten

Kühlflüssigkeiten können das Kühlgut direkt oder über einen Wärmetauscher kühlen.

  • direkter Kontakt, z. B.:
    • Dusche im Strandbad, der Körper hat 37 °C, das Wasser 20 °C, der Körper kann auf etwas über 20 °C herabgekühlt werden (sogar unter 20 °C, wenn man die zur Verdunstung des Wassers aufgenommene Energie berücksichtigt).
    • Abschrecken von heißem Metall in einem Wasser- oder Ölbad (z. B. das Härten von Stahl).
  • mit Wärmetauscher: Trennung der Stoff-Kreisläufe durch feste Wandung zwischen Kühlflüssigkeit und dem zu kühlenden Fluid (Gas, Flüssigkeit), z. B.:
    • Verbrennungsmotor-Kühlmittelumlauf. Luft durchströmt den metallischen, mit gewellten Lamellen in der Oberfläche vergrößerten Kühler. Hier ist die Umgebungsluft das Kühlmedium. Die so herabgekühlte umlaufende Flüssigkeit (Wasser-Glykol-Gemisch) kühlt in einem mit einer Wasserpumpe angetriebenen Kreislauf die heißen Teile des Motors herunter (besonders den Zylinderkopf).
    • Atomkraftwerk: ein (radioaktiver) Primärkreislauf wird über Wärmetauscher von einem nicht radioaktiven Sekundärkreislauf bzw. Notkühlsystemen gekühlt.

Kühlwasser

Wasser ist das am häufigsten verwendete Kühlmittel. Bei der Durchlaufkühlung wird das erwärmte Wasser nach einmaligem Gebrauch abgeleitet. Bei der Zirkulationskühlung zirkuliert das Kühlwasser in einem Kühlkreislauf und dient dem Transport von Wärmeenergie durch Konvektion. In beiden Fällen spricht man von Wasserkühlung.

Eine bekannte Anwendung ist die Kühlung von thermodynamischen Kreisprozessen zur Gewinnung von mechanischer Energie in Kraftwerken oder Verbrennungsmotoren.

Weitere Beispiele sind Baugruppen der Leistungselektronik, Hochleistungs-Laser, Senderöhren und Magnetrons.

Kühlwasser gibt es in vielen verschiedenen Zusammensetzungen, je nach Einsatzort und -gebiet. Verschmutzungen von Anlagen durch Bestandteile des Kühlwassers werden durch Verwendung von deionisiertem Wasser oder durch Zusätze verhindert. Das Wachstum von Mikroorganismen wird Fouling genannt, es kann durch Zusätze und/oder lichtundurchlässige Leitungen und Tanks verhindert werden.

Oft wird dem Kühlwasser Frostschutzmittel zugesetzt, um ein Einfrieren im Winter zu verhindern.

Bei offenen Kühlwasserkreisläufen lassen sich durch die Verdunstungskälte und intensivere Durchmischung von zu kühlendem Wasser und der kühlenden Luft auch niedrigere Temperaturen erreichen. Beispiel sind die Kühltürme von Kraftwerken, Kältemaschinen für Eislaufbahnen.

Alte Stand(Verbrennungs-)motore hatten bisweilen über dem Zylinderkopf eine etwa handgroße Öffnung, aus der Wasser etwas blubbernd verdampfte und Schwaden bildete. Gesehen bei – langsam selbstfahrenden – Maschinen zum Brennholzsägen und Messerschleifen in Österreich bis 1965.

Flüssige Metalle

In Kernreaktoren wird teilweise Natrium oder NaK-78 (eutektisches Gemisch aus 22 % Natrium und 78 % Kalium) im Kühlmittelkreislauf eingesetzt. Das Kühlmittel hat gute Wärmeübertragungseigenschaften und einen großen nutzbaren Temperaturbereich. Natrium schmilzt schon bei 98 °C, siedet aber erst bei 883 °C. NaK-78 schmilzt bei −12,6 °C und siedet bei 785 °C.

Man nimmt auch an, dass die Sowjetunion in das Atom-Jagd-U-Boot Komsomolez, dem einzigen Schiff der Mike-Klasse, einen Reaktor eingebaut hatte, der mit einem Blei-Bismut-Gemisch gekühlt wurde. Seit 1989 liegt dieses Schiff auf dem Grund des Nordmeeres, nachdem es im Reaktorraum einen Brand gegeben hatte.

Öl

Ölkühlung wird dort eingesetzt, wo besonders gute elektrische Isoliereigenschaften erforderlich sind. Das ist z. B. bei Röntgenröhren, großen Transformatoren, aber auch großen Kondensatoren und Leistungsschaltern der Fall. Öl besitzt zwar nicht die hohe Wärmekapazität und Viskosität wie Wasser, hat aber einen höheren Siedepunkt.

Früher wurden in Transformatoren und Leistungskondensatoren auch polychlorierte Biphenyle (PCB), (z. B. Dichlorphenyl) als Kühlöle eingesetzt. Sie besitzen hervorragende Isoliereigenschaften und sind überdies nicht brennbar. Heute ist ihr Einsatz aufgrund ihrer Giftigkeit verboten.

Alkohol

In Flugzeugen wird aufgrund seiner Frostsicherheit, seiner geringen Viskosität und entfallendem Fouling teilweise reines Ethanol als Kühlflüssigkeit eingesetzt.

Siehe auch

Weblinks


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