Kürbis

Kürbis
Kürbisse
Patisson-Pflanze (Cucurbita pepo var. patisson)

Patisson-Pflanze (Cucurbita pepo var. patisson)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Kürbisartige (Cucurbitales)
Familie: Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)
Unterfamilie: Cucurbitoideae
Gattung: Kürbisse
Wissenschaftlicher Name
Cucurbita
L.

Die Kürbisse (Cucurbita) bilden eine Pflanzengattung aus der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Fünf Arten werden kultiviert: Cucurbita argyrosperma, Feigenblatt-Kürbis (Cucurbita ficifolia), Riesen-Kürbis (Cucurbita maxima), Moschus-Kürbis (Cucurbita moschata) und Garten-Kürbis (Cucurbita pepo).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Kürbisse sind einjährige, selten auch ausdauernde, krautige Pflanzen. Die meisten Arten, darunter alle kultivierten, sind eher mesophytisch und besitzen ein fädiges Wurzelsystem, nur wenige Arten sind xerophytisch und haben ein vergrößertes Wurzelsystem. Die Stängel sind meist niederliegend oder auch kletternd. Die Ranken sind drei- bis siebenfach verzweigt.

Sie sind einhäusig (monözisch). Die Blüten stehen an langen Stielen einzeln in den Blattachseln. Der Kelch ist glockenförmig und hat fünf Zipfel. Die Krone ist mit 6 bis 10 Zentimetern Länge groß, bei beiden Geschlechtern fast gleich groß, glockig, fünfzipfelig, dabei maximal bis zur Hälfte geteilt. Die Blütenfarbe ist goldgelb, Cucurbita okeechobeensis hat cremefarbene Blüten. Die männlichen Blüten haben scheinbar drei Staubblätter, jedoch sind 2 + 2 + 1 verwachsen. Die Staubfäden sind frei, die Staubbeutel sind zu einer Säule verwachsen. Die weiblichen Blüten haben kleine Staminodien und einen drei- bis fünffächrigen unterständigen Fruchtknoten. Der eine Griffel ist kurz und trägt drei bis fünf zweilappige Narben. In einem Diskus und an der Basis des Hypanthiums wird Nektar produziert.

Die Früchte sind drei- bis fünffächrig, sehr große und vielsamige Panzerbeeren. Form, Größe und Farbe variiert je nach kultivierter Sorte sehr stark. Bei den Wildformen ist die Fruchtwand hart und verholzt und bleibt lange intakt. Nach langer Lagerung bleiben im Wesentlichen trockene Fruchtwand, Stiel und Samen übrig. Trockene Früchte sind auch schwimmfähig. Die Samen sind flach, im Umriss oval und haben einen verdickten Rand.

Die Chromosomenzahl der Gattung beträgt 2n=40. Es wird vermutet, dass es sich hierbei um eine alte Polyploidie handelt.

Verbreitung

Die Gattung ist ursprünglich ausschließlich in Amerika beheimatet. Kultiviert werden die domestizierten Arten heute weltweit in den warmen Gebieten.

Die Standorte reichen von heißen trockenen Gebieten bis zu kühlen Nebelwäldern. Alle Arten sind frostempfindlich. Die meisten Arten wachsen in heißen Tieflandgebieten mit ausgeprägten Regen- und Trockenzeiten. Sie benötigen hohe Sonneneinstrahlung. Die Keimung bzw. der Austrieb aus den Speicherorganen erfolgt am Beginn der Regenzeit. Die eher mesophytischen Arten wachsen meist in laubwerfenden Dornbusch-Wäldern. Weiters wachsen sie häufig an natürlich gestörten Standorten wie an Flussufern und in den Überschwemmungsgebieten von Flüssen. Als Untergrund kann der Sand von Küstendünen, staunasser Tieflandboden oder Schotterboden in großen Seehöhen dienen.[1]

Wilder Kürbis (Cucurbita foetidissima)
Riesenkürbis (Cucurbita maxima)
Hokkaidokürbis (Cucurbita maxima convar. Hubbardiana)
Moschuskürbis (Cucurbita moschata)
Birnenkürbis (Cucurbita moschata 'Butternut')
Zucchini (Cucurbita pepo)
Spaghettikürbis (Cucurbita pepo)
Zierkürbisse (Cucurbita pepo)

Systematik

Die Gattung wird innerhalb der Familie in die Unterfamilie Cucurbitoideae, Tribus Cucurbiteae gestellt. Ihr Schwestertaxon ist Peponopsis. Zusammen mit Peponopsis und Polyclathra bildet sie eine von den übrigen Gattungen der Tribus getrennte Gruppe.[2]

In der Gattung Cucurbita gibt es rund 15 Arten:[3]:

Nutzung

Fünf Arten der Gattung Cucurbita werden vom Menschen kultiviert. Garten-Kürbis, Riesen-Kürbis und Moschus-Kürbis sind dabei die wichtigeren, Cucurbita argyrosperma und der Feigenblatt-Kürbis haben nur regionale Bedeutung. Die fünf Arten lassen sich durch Frucht- und Blattmerkmale unterscheiden, die in den Artartikeln jeweils angegeben sind. Vertreter anderer Gattungen der Familie werden häufig ebenfalls Kürbis genannt. Sie werden im Familienartikel behandelt.

„Pumpkins“

Waren die Kürbisse in präkolumbischer Zeit auf Amerika beschränkt, werden sie bereits seit dem 16. Jahrhundert weltweit in den warmen Gebieten angebaut. Vor allem zwischen Garten- und Riesen-Kürbis wird im Anbau nur sehr bedingt unterschieden. Wichtiger sind hier die Nutzungsformen. Besonders im Englischen gibt es eine verwirrende Vielzahl von Trivialnamen, die nur bedingt mit botanischen Taxa übereinstimmen:

  • „Squash“ bezeichnet ursprünglich roh und ungekocht verwendete Kürbisse.
    • „Summer Squash“ bzw. Sommerkürbis sind Sorten, die im unreifen Zustand geerntet werden und nicht lagerfähig sind. Diese Sorten gehören meist zur Art Garten-Kürbis. Sie werden meist gekocht oder gebraten.
    • „Winter Squash“ bzw. Winterkürbis sind Sorten, die reif, also im Herbst, geerntet werden und bis in den Winter hinein gelagert werden können. Solche Sorten sind von allen Arten. Sie werden meist gekocht oder gebacken.
  • „Pumpkin“ bezeichnet in den USA Sorten mit großen, runden Früchten, die zu Kuchen, Kürbislaternen (Jack-o'-lantern) und Viehfutter verarbeitet werden, jedoch nicht als Tafelgemüse verwendet werden. Die in den USA als Winterkürbisse bezeichneten Sorten von Moschus- und Riesen-Kürbis werden in Indien und anderen Ländern ebenfalls als pumpkins bezeichnet.
  • „Cushaw“ werden Winterkürbisse mit gekrümmtem Fruchtansatz genannt. Sie werden zum Backen oder als Tierfutter verwendet.
  • „Gourd“ werden meist Kürbisse, die nicht zu Speisezwecken dienen, genannt. Auch Arten anderer Gattungen werden Gourd genannt, wie Bottle gourd, der Flaschenkürbis (Lagenaria sicerea)

Die Hauptverwendung ist als gekochtes, gebratenes oder gebackenes Gemüse. Die Indianer haben das in Streifen geschnittene Fruchtfleisch roh getrocknet und so haltbar gemacht. Kürbiskuchen werden in den USA industriell hergestellt.

Halloween-Kürbis.

Seltener werden Sprossspitzen und Blätter als Gemüse verwendet. Die Samen werden dagegen recht häufig genutzt, geröstet als Snack oder zum Herstellen von Öl, dazu gibt es verschiedene Züchtungen von samenschalenlosen Ölkürbissen, wie den Steirischen Ölkürbis. Kürbiskernöl gilt manchen als Delikatesse.

Verschiedene Teile wurden und werden in der Volksmedizin verwendet.

Heute weit über das Ursprungsgebiet hinaus bekannt und verbreitet ist der Brauch, zu Halloween Kürbisse in Laternen zu verwandeln. Es gibt sogar eine eigene Sorte 'Jack-o'-lantern'. Ein ebenfalls verbreiterter Brauch ist die Züchtung möglichst großer Kürbisse. Der Rekord liegt bei 766,1 kg, gewogen im September 2007.[4]

Allein zur Unterhaltung dient der Kürbisweitwurf.

Geschichte

Die verschiedenen Arten wurden großteils unabhängig für die gleiche Verwendung domestiziert. Als Zeitpunkt wurde lange etwa 5000 v.Chr. angenommen, was nach Phaseolus und Capsicum wäre. Neuere Funde von Samen domestizierter Kürbisse sind jedoch auf 8.000 bis 10.000 v.Chr. zu datieren.[5] Der Garten-Kürbis wurde in Mexiko und im Süden der USA domestiziert, der Moschus-Kürbis in Zentral-Amerika und der Riesen-Kürbis in Südamerika. Es wird angenommen, dass ursprünglich die nahrhaften Samen genutzt wurden, da diese frei von Bitterstoffen sind, während alle Wildformen bittere Früchte besitzen. Durch die Auslese nichtbitterer Formen wurde auch die Nutzung als Gemüse möglich. Bereits in präkolumbischer Zeit gab es eine große Sortenvielfalt. Bereits früh kamen Samen auch nach Europa, wo die Kürbisse gerne kultiviert wurden.[6]

Belege

  • R. W. Robinson, D. S. Decker-Walters: Cucurbits. CAB International, Wallingford 1997, S. 71-83. ISBN 0-85199-133-5 (Merkmale, Nutzung)
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6 (Merkmale)

Einzelnachweise

  1. Thomas C. Andres: Searching for Cucurbita germplasm: collectin more than seeds. In: N. Katzir, H.S. Paris: Proceedings of 7th EUCARPIA Meeting on Cucurbit Genetics and Breeding. Acta Horticulturae, Band 510, 2000, S. 191-198. ISBN 90-6605-852-8
  2. Alexander Kocyan, Li-Bing Zhang, Hanno Schaefer, Susanne S. Renner: A multi-locus chloroplast phylogeny for the Cucurbitaceae and its implications for character evolution and classification. Molecular Phylogenetics and Evolution, Band 44, August 2007, S. 553-577. doi:10.1016/j.ympev.2006.12.022, Volltext
  3. R. W. Robinson, D. S. Decker-Walters: Cucurbits. CAB International, Wallingford 1997, S. 53. ISBN 0-85199-133-5
  4. www.bigpumpkins.com (englisch)
  5. Dolores R. Piperno, Karen E. Stothert: Phytolith Evidence for Early Holocene Cucurbita Domestication in Southwest Ecuador. Science, Band 299, 14. Februar 2003, S. 1054-1057. doi:10.1126/science.1080365
  6. M. Pitrat, M. Chauvet, C. Foury: Diversity, history and production of cultivated cucurbits. In: K. Abak, S. Büyükalaca: Proceedings of the First International Symposium on Cucurbits. Acta Horticultae, Band 492, 1999, S. 21-29. ISSN 0567-7572

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