Küstelberg

Küstelberg
Küstelberg
Stadt Medebach
Koordinaten: 51° 13′ N, 8° 36′ O51.224128.60414666Koordinaten: 51° 13′ 27″ N, 8° 36′ 15″ O
Höhe: 666 m
Fläche: 10,53 km²
Einwohner: 227
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 59964
Vorwahl: 02981

Küstelberg ist ein Stadtteil von Medebach im Hochsauerlandkreis, Nordrhein-Westfalen (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Küstelberg befindet sich im Nordteil des Rothaargebirges als west-nordwestlicher Stadtteil von Medebach. Es liegt zwischen den Bergen Hillekopf (804,9 m ü. NN) im Norden, Schlossberg (790 m) im Ost-Südosten sowie Großer Höcherkopf (764,3 m) und Reetsberg (792,2 m) im Süden und Halle (693,1 m) im Westen. Der Ortskern liegt an einer Stelle direkt nördlich der Kirche auf 666,1 m Höhe.

Direkt am südlichen Ortsrand entspringt die Orke, die einen westlichen Zufluss der Eder darstellt (daher heißt eine Straße in Küstelberg „Zur Orkequelle“), am nordöstlichen Ortsrand der Dittelsbach, der ein westlicher Zufluss der Wilden Aa ist.

Geschichte

Der Ort lag in früheren Jahrhunderten an dem uralten Fernhandelsweg Heidenstraße von Köln nach Leipzig und weiter. Diese Lage hat die Geschichte des Orts wesentlich geprägt.

Laurentiuskirche

1177 erstmals als Kuistelberg erwähnt in einer Urkunde, die eine Schenkung an das Kloster Küstelberg betraf. Spätere Ausgrabungen haben ergeben, dass das Kloster dort stand, wo heute die Kirche steht. Nach den Rekonstruktionen aufgefundener Mauerreste handelte es sich dabei um eine 3-schiffige Basilika mit anschließendem Kreuzgang und Klostergebäuden.

1298 wird dieses Kloster, das zuletzt von Augustinerinnen geführt wird, nach Glindfeld verlegt, wo es später von Kreuzherren übernommen wurde.

Aber auch nach der Verlegung des Klosters behält Küstelberg seine Bedeutung durch die Lage an der Heidenstraße. Hier in Küstelberg teilt sich der Weg in zwei Strecken östlich und südlich des Schlossbergs.

1320 erhalten die Einwohner Küstelbergs durch den westfälischen Marschall Robert von Virneburg das Privileg, ihre Rechtsangelegenheiten vor einem „Burgericht“ zu regeln. Durch die Lage an der Grenze zwischen dem Fürstentum Waldeck und dem Erzbistum Köln kam es jahrhundertelang zu Fehden und Übergriffen.

Ab 1400 nahm der Verkehr auf der Heidenstraße durch das Aufblühen des Fernhandels zu. Küstelberg entwickelte sich dadurch zu einem bekannten und wichtigen Rastplatz für Kaufleute, Fuhrleute und Pferde. Hinzu kamen Vorspanndienste, die von hier in beide Richtungen geleistet wurden.

Auch nach dem Wegzug des Klosters blieb der Ort ein viel besuchter Wallfahrtsort. Hier wurde eine Gnadenbild der Mutter Gottes verehrt, das dann später verschollen ging, 1967 wieder entdeckt, restauriert und jetzt in der Kirche aufgestellt worden ist. Aus den Wallfahrten und begünstigt durch die Lage entwickelten sich Pferdemärkte, die zweimal jährlich ein Anziehungspunkt für Bauern und Händler waren und bis 1964 bestanden. Ab 1966 wird dafür ein Schützenfest gefeiert.

Ab 1500 war Küstelberg eine Zeit lang wüst. Vielleicht war es schon teilweise bewohnt, aber die ersten zehn Jahren nicht zehntpflichtig. Die Zehnten des Klosters Glindfeld werden ab 1513 erhoben, obwohl vor dieser Zeit auch andere Abgaben aus Küstelberg eingezogen werden. Erst ab 1526 werden auch Zehnten für Küstelberg erhoben. Die erste Bewohner dieser Zeit sind Ysencheem, de Rebber, Padberg und Harbecke. Vier Meyer des Klosters Glindfeld.

Fachwerkhaus Ewers-Padberg

1618–1648: Der Dreißigjährige Krieg hat auch die hiesige Gegend schwer getroffen und tiefe Wunden geschlagen. Doch auch hier brachte die Lage an der Heidenstraße langsam wieder Handel und Betrieb in den Ort und führte damit wieder zum Aufblühen.

Insbesondere der jetzige Hof Ewers - früher Padberg - war die Kernzelle des Dorfes und entwickelte sich zu einem bekannten Rast- und Gasthof mit eigener Bier- und Branntweinbrennerei. Im 19. Jahrhundert hat hier Henriette Davidis Teile ihres berühmten Kochbuchs geschrieben.

1802 wurde der hiesige Raum vom späteren Großherzogtum Hessen-Darmstadt besetzt.

1816 kam das Gebiet durch die beim Wiener Kongress beschlossene Gebietsänderung zum Königreich Preußen.

1833: hat im oben genannten Hof Padberg der damalige Kronprinz von Preußen, Friedrich Wilhelm, seinen Geburtstag gefeiert. Er war der spätere König Friedrich Wilhelm der IV, der von 1840 bis 1857 als Preußenkönig regierte und Vorgänger des späteren deutschen Kaisers Wilhelm dem I war.

Ab 1850 entstand eine neue Kirche, neue Häuser sowie ein Speicher für die Handelsware.

1902 wird zur besseren Verkehrserschließung der gesamten Region die Kleinbahn Steinhelle-Medebach gebaut, eine Schmalspurbahn mit 0,75 m Spurbreite. Bekannt wird sie auch durch die zwischen Küstelberg und Wissinghausen notwendige Spitzkehre in Form eines „Z“.

1952 wird die Bahnstrecke stillgelegt. An vielen Stellen ist die alte Trassenführung heute noch deutlich sichtbar.

Am 1. Juli 1969 wird die bis dahin selbständige Gemeinde mit den Orten des früheren Amtes Medebach zur neuen Stadt zusammengefasst.[1]

1983 Gewinn der Goldmedaille auf Landesebene im Rahmen des Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden

Freizeit und Tourismus

Durch die artenreichen Mischbestände der seit Jahrhunderten nachhaltig wirtschaftenden Waldbesitzer des Rothaargebirges rund um Küstelberg wurden reichlich Rad- und Wanderwege ausgewiesen und sorgfältig gekennzeichnet. Insbesondere ist der Rothaarsteig zu nennen, der von Brilon bis Dillenburg verläuft. Ein weiterer neu eingerichteter Wanderweg, der Sauerland-Höhenflug, kommt vom Hillekopf und verlässt Küstelberg in Richtung Rösberg. Im Bergmassiv Hopperkopf/Hillekopf mit seinen drei Bergen über 800m NN schließt sich am sog. Toten Mann der Waldecker Uplandsteig an. Im Ort gibt es Hotels, Gaststätten und ein Cafe. Die 500 Jahre alte Winterlinde am früheren Pferdemarkt lädt zum Rasten ein. Am Schlossberg befinden sich drei Skilifte mit zugehörigen Pisten.

Es besteht ein Hochseilklettergarten. Für Skilangläufer gibt es die Reetsbergloipe. In das nach Schwierigkeitsgraden unterscheidende Führungssystem haben Verkehrsverein und Forstverwaltung einen deutschlandweit einmaligen Loipenlehrpfad integriert, der den sportlichen Gästen die Geologie, Tier- und Pflanzenwelt des Sauerlandes näher bringt.

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.

Literatur

  • Harm Klueting: Geschichte von Stadt und Amt Medebach, Medebach 1994, S. 638–645.
  • Carl-Friedrich Padberg: Küstelberg, Medebach 1975.

Weblinks



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