L. & C. Hardtmuth

L. & C. Hardtmuth
Koh-i-Noor Hardtmuth a.s.
Unternehmensform Akciová společnost (Aktiengesellschaft)
Gründung 1790
Unternehmenssitz České Budějovice
Unternehmensleitung

Vlastislav Bříza

Produkte

Bleistifte, Briefbogen

Website

www.Koh-i-Noor.cz

Werbung von L. & C. Hardtmuth (1906/07)
Franz Edler von Hardtmuth (der Jüngere)
Produkte von Koh-i-Noor Hardtmuth
Fabrikgelände in Budweis an der Gerstnerova (2008)

Koh-i-Noor Hardtmuth a.s. ist ein weltweiter Hersteller von Bleistiften in České Budějovice (Budweis) im südlichen Böhmen, Tschechien. Die Geschichte des Unternehmens reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück und es ist somit einer der ältesten Bleistifthersteller der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1792 gründete der Österreicher Joseph Hardtmuth eine Bleistiftfabrik in Wien, nachdem es ihm gelungen war, aus Ton und Graphitpulver künstliche Bleistiftminen herzustellen. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten Bleistiftminen aus wesentlich teureren, ganzen Graphitstücken geschnitten werden, die aus England importiert wurden. Die Erfindung von Hardtmuth war für Österreich von großer Bedeutung, da es das Land von der Einfuhr englisches Graphites unabhängig machte. In einem Majestätsgesuch vom 7. April 1812 berichtet Joseph Hardtmuth vom Export von tausenden Bleistiften ins Ausland.

Im Hardthmuthschen Verfahren gelang es darüber hinaus durch unterschiedliche Mischungsverhältnisse, Bleistifte in sechs verschiedenen Härtegraden anzubieten. 25 Jahre später stellte seine Fabrik knapp 2,5 Millionen Bleistifte pro Jahr her, was damals 15% des Weltbedarfs entsprach.

Nach Josephs Tod am 23. Mai 1816 übernahmen seine Söhne Ludwig und Carl das Familienunternehmen und die Produktion wurde aus wirtschaftlichen Gründen in die böhmische Stadt Budweis verlagert. Die Fabrik wuchs und 1869 war das Areal um das Doppelte gewachsen. Die Produkte wurden unter anderen 1855 in New York, 1856, 1900 und 1925 in Paris, 1862 in London, 1882 in Wien und 1905 in Mailand auf den Weltausstellungen ausgezeichnet.

Carls Sohn Franz (29. Jänner 1832 in Wien - 25. Juli 1896 in Budweis) baute die Stellung des Unternehmens im In- wie Ausland weiter aus, das Unternehmen L. & C. Hardtmuth wurde zu einem der größten Bleistifthersteller der Welt. Unter seiner Leitung wurde der „Koh-i-Noor Hardtmuth“ Stift entwickelt, ein Zeichenstift mit 12 Gradationen, der 1889 auf der Weltausstellung in Paris vorgestellt wurde. Das erfolgreiche Produkt wurde zum Standardmaßstab für weitere Bleistifte. Jeder Bleistift kam in einer gelben Zederholzschachtel auf den Markt. Die Inspiration für den Namen war der berühmte Koh-i-Noor-Diamant (aus dem Persischen: „Berg des Lichtes“) aus Indien. L. & C. Hardtmuth wurde k.u.k. Hoflieferant.

Eine Kooperation begann 1864 mit dem Wiener Schreibwarenhändler Theodor Theyer. Hardtmuth stieg in seine Geschäfte ein um seine Bleistifte und andere Produkte mit dieser Zusammenarbeit leichter auf den Markt abzusetzen. Daraus entwickelte sich das Unternehmen Theyer & Hardtmuth.

Die Familie wurde mit dem Titel „Edler von Hardtmuth“ vom Kaiser geadelt. Erben nach dem Tod von Franz waren seine Witwe Mathilde, seine zwei Töchter Irma und Mathilde und sein Sohn Franz (d. J.).

Der Erste Weltkrieg und das Ende der Monarchie bedeutete Einbußen für das Unternehmen, das sich aber mit der Zeit durch Neugründungen von Fabriken in England, den Vereinigten Staaten, Jugoslawien, Rumänien und Polen wieder erholen konnte. In Österreich bestand eine eigene Hardtmuthsche Fabrik weiter.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen von den Kommunisten verstaatlicht, die österreichischen Besitzer verloren den Besitz. Dennoch gelang es den Nachkommen von Joseph Hardtmuth die Bleistiftfabrik in Attnang wieder in Betrieb zu nehmen und die Rechte auf den Namen zu wahren. Im Jahr 1980 erhielt das Unternehmen die Staatliche Auszeichnung und durfte das Bundeswappen Österreichs im Geschäftsverkehr verwenden. Die österreichische Koh-i-Noor Hardtmuth AG ging 1996 in Konkurs; ihre Produktion wurde teilweise von der Firma Cretacolor übernommen.

Die Produktionsstätte in der Tschechoslowakei wurden 1992 wurde wieder privatisiert und 1994 von der Gama Group aufgekauft. Im November 2006 wurde die Koh-i-Noor Hardtmuth Austria GmbH mit Sitz in Donnerskirchen durch den tschechischen Konzern wieder gegründet und es ist beabsichtigt, Koh-i-Noor als Marke erneut auf dem österreichischen Markt zu etablieren.[1]

Die Koh-i-Noor Hardtmuth a.s. ist eine Tochter der Koh-i-Noor Holding Gruppe a.s.. Außer dem Traditionssegment Bleistifte wird auch Briefpapier hergestellt und in mehr als 65 Ländern verkauft. Eine Fabrik befindet sich in Černá v Pošumaví (Schwarzbach) im südlichsten Böhmen, Tschechien.

Produkte

Abgesehen vom Bleistift Koh-i-Noor werden noch weitere Produkte erzeugt: Versatil, ein mechanischer Stift, Toison d'or sind diverse Briefbögen, Progresso sind Graphit- und Pastellstifte ohne Holzmantel, Mondeluz Aquarellstifte und Gioconda ist Bedarf für Künstler.

Einzelnachweise

  1. Koh-I-Noor Hardtmuth wieder in Österreich. ORF-Burgenland, 24. November 2006. Abgerufen am 15. März 2009. (Deutsch, COMEBACK: Koh-I-Noor Hardtmuth wieder in Österreich)

Literatur

  • Die keramische Bleistiftmine. Zum 200. Geburtstag von Joseph Hardtmuth. in: Blätter für Technikgeschichte. 20. Heft. Forschungsinstitut für Technikgeschichte, Technisches Museum für Industrie und Gewerben in Wien. Springer Verlag, 1958. S. 43-52.
  • Ingrid Haslinger: Kunde – Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten. Wien: Schroll, 1996, ISBN 3-85202-129-4

Weblinks


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