LG Stuttgart

LG Stuttgart

Das Landgericht Stuttgart ist ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit und eines von acht Landgerichten im Bezirk des Oberlandesgerichts Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Gerichtssitz und -bezirk

Das Landgericht (LG) hat seinen Sitz in Stuttgart. Zum Gerichtsbezirk gehören die Amtsgerichte Backnang, Böblingen, Esslingen am Neckar, Kirchheim unter Teck, Leonberg, Ludwigsburg, Nürtingen, Schorndorf, Stuttgart, Stuttgart-Bad Cannstatt und Waiblingen. Insgesamt umfasst der Landgerichtsbezirk den mittleren Neckarraum, der von 2,1 Millionen Menschen bewohnt wird.

Gerichtsgebäude

Das Landgericht Stuttgart ist im Gerichtsgebäude in der Urbanstr. 20, 70182 Stuttgart untergebracht.

Personal

Dem Landgericht gehören derzeit 154 Berufsrichter an, 57 davon sind Richterinnen und 18 Teilzeitrichter. Es verfügt über 64 Kammern, bei denen in 14 Frauen die Vorsitzenden Richter sind. Ferner sind an Laienrichtern 152 Handelsrichterinnen und -richter und 826 Schöffinnen und Schöffen tätig. In der Verwaltung des Gerichtes werden 170 Personen beschäftigt.

Übergeordnete Gerichte

Dem Landgericht Stuttgart ist das Oberlandesgericht Stuttgart übergeordnet.

Geschichte

In der heutigen Form besteht das Landgericht in Stuttgart seit dem 1. Oktober 1879, als mit dem Inkrafttreten der Reichsjustizgesetze aus dem vorherigem Kreisgerichtshof Stuttgart das Landgericht Stuttgart wurde. Zu diesem Zeitpunkt bestand das Gericht aus fünf Kammern: zwei Kammern für Strafsachen, zwei Kammern für Zivilsachen und einer Kammer für Handelssachen und verfügte über 25 Richter. Seinerzeit waren im Landgerichtsbezirk auch nur 42 Rechtsanwälte zugelassen. Das Gericht bezog mit seiner Entstehung ein eigens für das Gericht errichtetes Gerichtsgebäude, das sich bereits in der Urbanstraße befand. Der Gerichtsbezirk umfasste die Amtsgerichte Stuttgart, Stuttgart-Cannstatt, Böblingen, Esslingen, Leonberg, Ludwigsburg und Waiblingen. 1924 wurde der Gerichtsbezirk des Landgerichtes Stuttgart um die Amtsgerichte in Backnang und Kirchheim unter Teck und 1931 noch um den Bezirk des Amtsgerichtes Schorndorf erweitert.

Während des Nationalsozialismus tagte am Landgericht Stuttgart ein Sondergericht, das unter dem Senatspräsidenten Hermann Cuhorst in zahlreichen Fällen auch wegen Kleinigkeiten die Todesstrafe verhängte. Im Lichthof des damaligen Landgerichtsgebäudes fanden 450 Hinrichtungen statt. Bei einem Bombenangriff in der Nacht vom 12. auf den 13. September 1944 wurde dieses Gerichtsgebäude vollkommen zerstört. Am 21. April 1945 wurde Stuttgart von den Alliierten besetzt, womit zunächst die Tätigkeit am Landgericht Stuttgart bis zum 10. September 1945 unterbrochen wurde. Es war zunächst provisorisch in anderen Gebäuden an der Urbanstraße untergebracht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Gerichtsbezirk wegen des Zuschnittes der Besatzungszonen um den amerikanisch besetzten Amtsgerichtsbezirkes Nürtingen erweitert. Dieses Amtsgericht zählte vorher zum ansonsten französisch besetzten Landgerichtsbezirk Tübingen. 1953 wurde von dem heutigen Gerichtsgebäuden des Landgerichtes das Hochhaus errichtet, 1956 auch das Langhaus. Bis 1982 nutzte das Oberlandesgericht Stuttgart das Hochhaus, bevor es seinerseits in sein heutiges Gebäude umzog.

Heute ist das LG Stuttgart das größte Landgericht in Baden-Württemberg und eines der größten in der Bundesrepublik Deutschland. 2005 waren 13.923 erstinstanzlich Zivilsachen, 1.217 Berufungsverfahren in Zivilsachen, 55 Schwurgerichtssachen, 362 erstinstanzliche Strafsachen vor großen Strafkammern und 1.664 Berufungsverfahren vor kleinen Strafkammern am Landgericht Stuttgart anhängig.

Im Jahr 2008 erhob der ehemalige Richter am Landgericht Stuttgart Frank Fahsel massive Vorwürfe gegen frühere Kollegen, denen er „ebenso unglaubliche wie unzählige, vom System organisierte Rechtsbrüche und Rechtsbeugungen“ anlastete. Der Landgerichtspräsident Franz Steinle bezeichnete diese Vorwürfe als „reine Diffamierungen“.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Andreas Müller: Ex-Richter geht mit seiner Zunft ins Gericht - und die schweigt, Stuttgarter Zeitung vom 30. Oktober 2008

Weblink

48.777259.185477Koordinaten: 48° 46′ 38,1″ N, 9° 11′ 7,7″ O


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