Anna Elisabet Weirauch

Anna Elisabet Weirauch

Anna Elisabet Weirauch (* 7. August 1887 in Galatz; † 21. Dezember 1970 in West-Berlin) war eine deutsche Schauspielerin und Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Tochter des Gründers und Direktors der rumänischen Staatsbank übersiedelte nach dem Tod des Vaters 1891 mit der Mutter und ihren drei Schwestern nach Berlin. Sie besuchte eine Höhere Töchterschule und erhielt privaten Gesangs- und Schauspielunterricht.

Sie gab ihr Debüt 1903 am Deutschen Theater, wo sie ihren ersten Auftritt in Shakespeares Ein Wintermärchen in einer Inszenierung Max Reinhardts hatte. Von 1906 bis 1914 gehörte sie zum Ensemble des Deutschen Theaters. Außer an den Reinhardt-Bühnen in Berlin spielte sie bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in Halle und Naumburg.[1] Mindestens einmal, nämlich 1917 in dem Zweiteiler Die Faust des Riesen wirkte sie auch in einem Stummfilm mit.

Nach Kriegsende beendete sie ihre Laufbahn am Theater und widmete sich ganz der Schriftstellerei. Bekannt wurde sie vor allem durch die Roman-Trilogie Der Skorpion (1919, 1921 und 1931), die als eines der ersten Werke der deutschsprachigen Literatur das Thema der lesbischen Liebe zum Inhalt hatte. Dieses Werk erschien in den USA zwischen 1932 und 1975 in mehreren Übersetzungen.

Weirauch, die seit Mitte der 1920er Jahre bis zu ihrem Tod mit Helena Geisenhainer, einer zehn Jahre jüngeren Niederländerin, zusammenlebte, verfasste insgesamt über 60 Romane, die oft als Fortsetzungen in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen erschienen. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus blieb sie aktiv, war Mitglied der Reichsschrifttumskammer und veröffentlichte in dieser Ära allein 21 Romane, in deren Mittelpunkt Frauenschicksale standen. Das Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe griff sie jedoch nicht wieder auf, Der Skorpion zählte zur Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Ihr Roman Das Rätsel Manuela wurde 1943 unter dem Titel Es lebe die Liebe verfilmt.

Weirauch zog mit ihrer Lebensgefährtin um 1933 nach Gastag in Oberbayern und lebte nach dem Zweiten Weltkrieg in München und seit 1961 wieder in West-Berlin, wo sie und Geisenhainer im Käte-Dorsch-Heim für ehemalige Schauspielerinnen wohnten. Sie wurde auf einem Friedhof in Berlin-Reinickendorf begraben.

Werke

  • Die kleine Dagmar. Roman 1919
  • Der Tag der Artemis. Novellen 1919
  • Der Skorpion. Ein Roman. Erster Band 1919
  • Sogno. Das Buch der Träume. Ein Roman 1919
  • Anja. Die Geschichte einer unglücklichen Liebe. 1919
  • Gewissen. Roman 1920
  • Die gläserne Welt. Roman 1921
  • Der Garten der Liebenden. Roman 1921
  • Agonie der Leidenschaft 1922
  • Ruth Meyer. Eine fast alltägliche Geschichte. Roman 1922
  • Falk und Felsen. Theaterroman 1923
  • Edles Blut. Roman 1923
  • Nin van't Hell. Roman 1924
  • Höllenfahrt. Roman 1925
  • Tina und die Tänzerin. Roman 1927
  • Ungleiche Brüder. Roman 1928
  • Herr in den besten Jahren. Roman 1929
  • Die Farrels. Roman 1929
  • Der Skorpion. Ein Roman. Zweiter Band 1930
  • Lotte. Roman 1930
  • Denken Sie an Oliver. Roman 1931
  • Carmen an der Panke. Roman 1931
  • Der Skorpion. Ein Roman. Dritter Band 1931
  • Briefe an Bareiros Hand. Roman 1932
  • Schlange im Paradies. Roman 1932
  • Frau Kern. Roman 1934
  • Geheimnis um Petra. Roman 1934
  • Das seltsame Testament. Roman 1934
  • Mädchen ohne Furcht. Roman 1935
  • Haus in der Veenestraat. Roman 1935
  • Junger Mann mit Motorrad. Roman 1935
  • Mijnheer Corremans und seine Töchter. Roman 1936
  • Café Edelweiss. Roman 1936
  • Der große Geiger. Roman 1937
  • Iduna auf Urlaub. Roman 1937
  • Martina wird mündig. Roman 1937
  • Rätsel Manuela. Roman 1938
  • Donata und die Glückspilze. Roman 1940
  • Die entscheidende Stunde. Roman 1940
  • Die Geschichte mit Genia. Roman 1941
  • Die drei Schwestern Hahnemann. Roman 1941
  • Einmal kommt die Stunde. Roman 1942
  • Wiedersehen auf Java. Roman 1949
  • Schicksale in der Coco-Bar. Roman 1949
  • Das Schiff in der Flasche. Kinderbuch 1951
  • Karin und Kathi. Kinderbuch 1954
  • Die letzten Tage vor der Hochzeit. Roman 1955
  • Drei Monate, drei Wochen und drei Tage. Roman 1957
  • Claudias großer Fall. Roman 1957
  • Der Mann gehört mir. Roman 1958
  • Und es begann so zauberhaft. Roman 1959
  • Der Fall Vehsemeyer. Roman 1959
  • Mit 21 beginnt das Leben. Roman 1959
  • Der sonderbare Herr Sörrensen. Roman 1959
  • Tanz um Till. Roman 1960
  • Überfall bei Valentin. Roman 1960
  • Die geheimnisvolle Erbschaft. Roman 1961
  • Bella und Bellinda. Roman 1961
  • Tina Zinnober und das Wasserschloss. Roman 1961
  • Die Flimfanny. Roman 1962
  • Ein Leben am Rande. Roman 1965
  • Anstatt der angekündigten Vorstellung. Roman 1965

Sekundärliteratur

  • Michael Fisch: Unglück einer unglücklichen Liebe: Anna Elisabet Weirauchs Roman "Der Skorpion". In: Ich bin meine eigene Frauenbewegung. Frauen-Ansichten aus der Geschichte einer Großstadt. Herausgegeben vom Bezirksamt Schöneberg/Kunstamt Schöneberg. Berin: Edition Hentrich 1991, S. 93-95. ISBN 3-926175-99-0
  • Michael Fisch, Esther Matuszewski, Nicole Schumacher: Unglück einer unglücklichen Liebe. Manuskript zur Lesung aus dem "Skorpion" am 25. Juni 1991 in der Stadtbücherei Schöneberg (unveröffentlicht).
  • Michael Fisch: Von der Freundschaft und der Liebe unter Frauen. Anna Elisabet Weirauchs Roman "Der Skorpion". In: Siegessäule (Berlin) Oktober 1991, S. 12-13.
  • Michael Fisch: Nachwort, Werkverzeichnis, Literaturververzeichnis und Editorischer Bericht. In: Anna Elisabet Weirauch: Der Skorpion. Roman. Erster Band. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Michael Fisch. Frankfurt am Main und Berlin: Ullstein 1993, S. 214-271. ISBN 3-548-30307-2
  • Michael Fisch: Warum soll man nicht die Toten lieben? Erinnerung an die vergessene Schauspielerin und Schriftstellerin Anna Elisabet Weirauch. In: Filmklappe 2 (1996) S. 16-17.
  • Jutta Hinz: Aus der bösen alten Zeit. Vergessener Roman über eine lesbische Liebe. Der Skorpion von Anna Elisabet Weirauch. In: Der Tagesspiegel vom 27. Juni 1991.
  • Claudia Schoppmann: Der Roman "Der Skorpion" von Anna Elisabet Weirauch. Eine Auseinandersetzung mit Frauenliebe in der Weimarer Republik. Berlin: Freie Universität 1983 (Examensarbeit).
  • Claudia Schoppmann: Ein Lesbenroman aus der Weimarer Zeit: Der Skorpion. In: Eldorado. Homosexuelle Frauen und Männer in Berlin 1850-1950. Geschichte, Alltag und Kultur. Berlin: Fröhlich und Kaufmann 1984, S. 197-199. ISBN 3-88725-068-0
  • Claudia Schoppmann: Der Skorpion. Frauenliebe in der Weimarer Republik. Hamburg: Frühlingserwachen 1992. ISBN 3-896560-38-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Darstellung laut Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Laut der angegebenen Website spielte sie erst in Halle und Hamburg und debütierte 1906 in Berlin.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Anna Elisabet Weirauch — (7 August 1887, Galaţi mdash; 21 December 1970, West Berlin) was a German author.BiographyAnna Elisabet Weirauch lived in Romania with her German mother, who was a writer, and her father, the founder and director of the Bank of Romania until he… …   Wikipedia

  • Anna Elisabet Weirauch — Saltar a navegación, búsqueda Anna Elisabet Weirauch (Galatz, 7 de agosto de 1887 Berlín Occidental, 21 de diciembre de 1970) fue una actriz y escritora alemana. Hija del fundador director del Banco Nacional de Rumanía, se trasladó en 1891 a… …   Wikipedia Español

  • Weirauch — ist der Name von Anna Elisabet Weirauch (1887−1970), deutsche Schauspielerin und Schriftstellerin Lothar Weirauch (1908 1983), deutscher Jurist und Nationalsozialist Wilhelm Weirauch (1876–1945), Stellvertreter des Generaldirektors der Deutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Wei — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutschsprachiger Schriftsteller/W — Hinweis: Die Umlaute ä, ö, ü werden wie die einfachen Vokale a, o, u eingeordnet, der Buchstabe ß wie ss. Dagegen werden ae, oe, ue unabhängig von der Aussprache immer als zwei Buchstaben behandelt Deutschsprachige Schriftsteller: A B C D E …   Deutsch Wikipedia

  • Homosexualität in der Literatur — In dieser Liste von literarischen Werken mit homosexuellem Inhalt sind in chronologischer Reihenfolge Romane, Erzählungen, Dramen und literaturhistorisch wichtige Gedichte aufgeführt. Inhaltsverzeichnis 1 19. Jahrhundert 2 20. Jahrhundert 2.1… …   Deutsch Wikipedia

  • Homosexuelle Literatur — In dieser Liste von literarischen Werken mit homosexuellem Inhalt sind in chronologischer Reihenfolge Romane, Erzählungen, Dramen und literaturhistorisch wichtige Gedichte aufgeführt. Inhaltsverzeichnis 1 19. Jahrhundert 2 20. Jahrhundert 2.1… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von literarischen Werken mit homosexuellem Inhalt — In dieser Liste von literarischen Werken mit homosexuellem Inhalt sind in chronologischer Reihenfolge Romane, Erzählungen, Dramen und literaturhistorisch wichtige Gedichte aufgeführt. Inhaltsverzeichnis 1 19. Jahrhundert 2 20. Jahrhundert 2.1… …   Deutsch Wikipedia

  • Historia de la homosexualidad en Alemania — La homosexualidad en Alemania ha estado caracterizada, especialmente durante la persecución nazi y las dos décadas tras la creación de la República Federal de Alemania, por una legislación discriminatoria y la persecución. Durante los años 1999 a …   Wikipedia Español

  • 7. August — Der 7. August ist der 219. Tag des Gregorianischen Kalenders (der 220. in Schaltjahren), somit bleiben noch 146 Tage bis zum Jahresende. Die erste Hälfte des Sommers ist vorüber. Historische Jahrestage Juli · August · September 1 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”