Lagenodelphis hosei

Lagenodelphis hosei
Borneodelfin
Gruppe von Borneodelfinen

Gruppe von Borneodelfinen

Systematik
Ordnung: Wale (Cetacea)
Unterordnung: Zahnwale (Odondoceti)
Überfamilie: Delfinartige (Delphinoidea)
Familie: Delfine (Delphinidae)
Gattung: Lagenodelphis
Art: Borneodelfin
Wissenschaftlicher Name
Lagenodelphis hosei
Fraser, 1956

Der Borneodelfin oder auch Fraser-Delfin (Lagenodelphis hosei) ist der einzige Vertreter der Gattung Lagenodelphis innerhalb der Delfine (Delphinidae). Die erst seit 1956 bekannte Art erreicht eine maximale Körperlänge von 2,70 Metern und lebt vor allem in tropischen Gewässern.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Der Borneodelfin erreicht nach Schätzungen aufgrund von Messungen an einigen Dutzend Exemplaren dieser Art eine Gesamtlänge von maximal 2,70 Metern und ein maximales Gewicht von 210 Kilogramm. Die Schnauze ist im Vergleich mit anderen Delfinarten auffällig kurz, ebenso die Rückenfinne, die Brustflossen (Flipper) sowie die Schwanzfluke. Der Rücken dieser Delfine ist schwarz, die Bauchseite weiß mit einen leichten rosa Schimmer. Vom Kopf, genauer von der Basis der Melone bis zur Schwanzwurzel, zieht sich ein heller Streifen, der nach hinten hin breiter wird und zugleich an Deutlichkeit verliert. Darunter liegt ein schwarzer Streifen, der auf dem oberen Bereich der Schnauze beginnt und sich dann in zwei Äste teilt. Einer dieser Äste färbt die Unterlippe und zieht hinunter zur Brustflosse, wo er in die schwarze Färbung derselben übergeht. Der andere Ast führt über das Auge an der Seite entlang und endet im Bereich des Anus. Die Kiefer des Delfins besitzen in jeder Kieferhälfte zwischen 34 und 44 Zähne.

Verbreitung

Über die tatsächliche Verbreitung der Borneodelfine ist nur sehr wenig bekannt. Sie leben vor allem im Bereich der offenen See in den südlichen Bereichen des Indischen Ozeans sowie im Südpazifik. Der erste Fund stammt aus den Meeren um Borneo (Sarawak). In der Camotes-See und in der Straße von Bohol an den Philippinen wird er häufig beobachtet

Im Atlantik fand man 1976 drei Tiere am Strand von St. Vincent en Mer (Karibische Inseln) und 1986 17 Schädel an der Küste von Florida. 1984 konnte der bislang einzige europäische Fund an der Küste der Bretagne gemacht werden. Dort sichtete man etwa 30 Tiere, von denen elf strandeten. Es handelt sich dabei zugleich um die nördlichste Sichtung der Borneodelfine. Über Wanderungen der Tiere ist bislang nichts bekannt, ebenso wenig wie Aussagen über regionale Unterschiede, Populationen oder Unterarten gemacht werden können.

Lebensweise

Der Borneodelfin lebt nach den bisherigen Beobachtungen hauptsächlich im Bereich der Hochsee. Vor Südafrika konnte man feststellen, dass er vor allem in Meeresregionen mit über 1.000 Metern Meerestiefe vorkommt. Strandungen zeugen jedoch davon, dass sich die Delfine bei ihrer Beutejagd auch bis in die Küstenregionen vorwagen.

Die Nahrung der Tiere besteht aus verschiedenen Fischen, Tintenfischen und Krebstieren. Dabei handelt es sich offensichtlich meist um Beutetiere, die des Nachts in den oberflächennahen Gewässerschichten bis in Tiefen von 250 bis 500 Metern gejagt werden können.

Die Borneodelfine sind gesellig und leben meist in Schulen von mehr als 100 Individuen. Dabei trifft man sie nicht selten gemeinsam mit anderen Kleinwalen, vor allem den Rundkopfdelfinen (Grampus griseus). Als natürliche Feinde können für den Borneodelfin wie bei anderen Kleinwalen auch hauptsächlich Haie und Schwertwale angesehen werden, konkrete Nachweise dafür gibt es allerdings bislang nicht.

Fortpflanzung und Entwicklung

Aufgrund von Untersuchungen der Keimdrüsen und des Genitalsystems wird angenommen, dass die Tiere ihre Geschlechtsreife nach etwa sieben Jahren mit einer Körperlänge von 2,30 Metern erreichen. Über die Paarungszeiten sowie die Dauer von Schwangerschaft und Stillzeit ist nichts bekannt.

Die Jungtiere kommen wahrscheinlich mit einer Körperlänge von etwa 80 Zentimetern auf die Welt, das kleinste bislang gefangene Exemplar war 85 Zentimeter lang und hatte eine noch nicht verheilte Nabelschnur.

Systematik

Der Borneodelfin wurde erst 1956 erstmalig entdeckt, und zwar in Form eines einzelnen Schädels in der Sammlung des British Museum of Natural History in London. Der Erstbeschreiber Fraser erkannte in dem Schädel eine bislang unbekannte Gattung und benannte sie aufgrund der Ähnlichkeiten sowohl mit dem Gemeinen Delfin (Delphinus delphis) als auch mit den Kurzschnauzendelfinen (Gattung Lagenorhynchus) als Lagenodelphis.

Erst 1973 konnte die äußere Morphologie der Delfine aufgeklärt werden, weitergehende Untersuchungen zeigten eine nähere Verwandtschaft mit den Fleckendelfinen der Gattung Stenella.

Bedrohung und Schutz

Eine gezielte Nutzung der Borneodelfine gibt es nicht, gelegentlich wird von gefangenen Tieren im Beifang von Fischern berichtet. Nur von den Bewohnern der Kleinen Antillen, Indonesien und Sri Lanka werden die Tiere ebenso wie andere Delfinarten gelegentlich gezielt gefangen. In den Jahren 1974 / 1975 wurden gezielt 16 Individuen für die Haltung in Gefangenschaft eingefangen; sechs dieser Tiere wurden danach wieder freigelassen, alle anderen starben innerhalb von 45 Tagen.

Obwohl über die genauen Bestandszahlen nichts bekannt ist, ist der Borneodelfin im Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens gelistet und somit international geschützt. Man schätzt, dass er im Vergleich zu anderen Delfinarten seltener ist und nur lokal häufig auftritt.

Literatur

  • Fracer FC: A new Sarawak dolphin. The Sarawak Museum Journal 7, 478 - 503; 1956
  • Niethammer J, Krapp F (Hrsg): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 6: Meeressäuger, Tel 1A: Wale und Delphine 1. AULA-Verlag Wiesbaden, 1994
  • Perrin WF, Best PB, Dawbin WH Balcomb KC: Rediscovery of Fraser's dolphin, Lagenodelphis hosei, in Western North Pacific, Nature 241, 345 - 350; 1973
  • Perrin WF, Leatherwood JS, Collet A: Fraser's dolphin, Lagenodelphis hosei Fraser, 1956, in Ridgway SH, Harrison RJ (Hrsg): Handbook of marine mammals 5 , London, New York, 1994

Weblinks

  • Lagenodelphis hosei in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Cetacean Specialist Group, 1996. Abgerufen am 12. Mai 2006

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