Lampedusa

Lampedusa
Lampedusa
Nordküste Lampedusas
Nordküste Lampedusas
Gewässer Mittelmeer
Inselgruppe Pelagische Inseln
Geographische Lage 35° 30′ 35″ N, 12° 36′ 0″ O35.50972222222212.6113Koordinaten: 35° 30′ 35″ N, 12° 36′ 0″ O
Lage von Lampedusa
Länge 8 km
Fläche 20 km²
Höchste Erhebung Albero Sole
113 m s.l.m.
Einwohner 4.500 (2005)
225 Einw./km²
Hauptort Lampedusa

Lampedusa ist die größte der drei Pelagischen Inseln im Mittelmeer zwischen Tunesien und Sizilien. Die Insel gehört zur Gemeinde Lampedusa e Linosa in der italienischen Provinz Agrigent.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lampedusa ist rund 205 Kilometer von Sizilien und rund 130 Kilometer von Tunesien entfernt. Die Fläche beträgt etwa 20 km², der höchste Punkt ist Albero Sole mit 113 m s.l.m.

Die 9 km lange und bis zu 3 km breite Insel erstreckt sich in Ost-West-Richtung. Die Nordküste ist geprägt von steilen Klippen, an der Südküste befinden sich mehrere Buchten mit Sandstränden. 45 km nordöstlich von Lampedusa liegt die bewohnte Insel Linosa, 17 km nordwestlich die unbewohnte Insel Lampione.

Der Hauptort an der Ostküste heißt ebenfalls Lampedusa. Zurzeit (Stand 2005) wohnen etwa 4.500 Menschen dauerhaft auf Lampedusa, in der Hauptreisezeit allerdings zeitweilig bis zu 10.000. Die Bewohner leben vom Tourismus, vom Fischfang und von der Produktion von Fischkonserven.

Lampedusa besitzt typisches Mittelmeerklima. Dank ihrer Position, sehr südlich und weit weg vom europäischen Kontinent − geologisch zu Afrika gehörend − hat die Insel eine der höchsten Durchschnittstemperaturen am Mittelmeer (22,3 °C). Selbst im Februar erreicht Lampedusa eine Durchschnittstemperatur von 15 °C.

Die jährliche Niederschlagsmenge ist mit 300 mm sehr gering. Durch fehlende Quellflüsse, falsch betriebenen Ackerbau und Rodungen ist das Inselinnere verödet.

Vor der Südküste liegt die kleine Insel Isola dei Conigli (= Kanincheninsel). Hier und in den Buchten von Lampedusa suchen die vom Aussterben bedrohten Unechten Karettschildkröten ihre Plätze zur Eiablage. Um den Bestand der Schildkröten zu wahren, wurden im Jahr 2002 Teile Lampedusas und die Isola dei Conigli unter Naturschutz gestellt.

Geschichte

Auf Lampedusa befinden sich Spuren griechischer (sie besaßen dort zwei oder drei Türme), römischer, byzantinischer und arabischer Siedlungen. Zudem diente die Insel vielfach Seefahrern als Stützpunkt. Allerdings waren die meisten der liparischen Inseln wie auch Lampedusa, seit der normannischen Zeit, also dem 11. Jahrhundert unbewohnt. So berichtet Idrisi von den unbewohnten Inseln.[1] 812/813 wurde Lampedusa Opfer eines Überfalls muslimischer Seeräuber, die auf 13 Schiffen kamen.[2] Da es der byzantinischen Flotte gelang, die gegnerischen Schiffe zu versenken, dürfte Lampedusa noch für einige Jahre byzantinisch geblieben sein. Archäologisch lässt sich die byzantinische Siedlung nur bis Ende des 7. Jahrhunderts nachweisen. Allerdings fand sich eine der Hl. Maria geweihte Kapelle, und möglicherweise bot die Insel, auf der sich noch Siedlungsspuren fanden, noch im 16. und 17. Jahrhundert Unterschlupf für flüchtige Sklaven aus Nordafrika.[3]

Im September 1843 ging der Kapitän Bernardo Maria Sanvisente, ein Gesandter von Ferdinand II., mit 120 Männern und Frauen an Land, um die Insel dauerhaft zu besiedeln. Von Sanvisente stammt auch der vorher wechselnde Inselname ‚Lampedusa‘.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Insel als strategisch wichtiger Punkt Ziel von Bombenangriffen ("Operation Corkscrew"). Im Jahr 1986 schlugen auf Lampedusa zwei Scud-Raketen ein, angeblich abgefeuert von Libyen als Antwort auf US-amerikanische Angriffe auf Tripolis und Bengasi im Zuge der Operation El Dorado Canyon. Es gab keine Verletzten.[4]

Politik

Flüchtlinge erreichen im August 2007 Lampedusa

In den letzten Jahren verstärkte sich der Zustrom afrikanischer Flüchtlinge, die versuchen, von Tunesien und Libyen aus über Lampedusa und Sizilien den europäischen Kontinent zu erreichen. Immer wieder kommt es dabei zu Schiffsunglücken mit Todesopfern.

Lampedusa gilt als Vorposten der italienischen Behörden, illegale Einwanderer und Schmuggler auf ihrem Weg nach Europa abzufangen. Es gibt zwei Auffanglager auf Lampedusa, das große im Osten (Contrada Imbriacola) und das kleine im Westen (ehemalige Militärbasis bzw. LORAN-Station).

2003 wurden 8.000 Flüchtlinge registriert, 2004 schon 13.000 und 2005 verzeichnete man über 20.000 illegale Einwanderer auf der Insel. Im Januar 2009 gelang hunderten Flüchtlingen die Flucht aus dem Auffanglager. Sie protestierten gegen die haftähnliche Situation in dem Lager, das für 850 Menschen ausgelegt, aber von 1.800 belegt wird.[5]

Nach den Unruhen in Nordafrika Anfang 2011, vor allem nach dem Sturz Zine el-Abidine Ben Alis in Tunesien, erreichten in kürzester Zeit wieder tausende Flüchtlinge Lampedusa auf dem Seeweg. Die Regierung in Rom erklärte daraufhin den humanitären Notstand und erhob durch Innenminister Roberto Maroni Kritik an der Untätigkeit anderer europäischer Staaten in dieser Frage.[6]

Anlässlich des Besuches von Marine Le Pen und Mario Borghezio gab es auf der Insel Proteste gegen eine Instrumentalisierung der Situation zu politischen Zwecken.[7]

Nachdem die Anzahl der Flüchtlinge im März 2011 auf fast 6000 gestiegen war, begann die italienische Marine damit, mehrere hundert nach Sizilien zu bringen. Nach einem Plan der Regierung Berlusconis soll die illegale Immigration bekämpft werden und sollen zugleich die italienischen Regionen 1000 Flüchtlinge pro Million Einwohner aufnehmen, insgesamt bis zu 50.000 Menschen.[8]

Verkehr

Lampedusas Hafen

Von und nach Palermo und Catania gibt es eine tägliche Flugverbindung vom Flughafen Lampedusa aus. Während der Hauptreisezeit wird der Inselflughafen, der im Osten nahe dem Hauptort liegt, mehrmals täglich und auch von anderen italienischen Großstädten aus angeflogen.

Von und nach Porto Empedocle bei Agrigent verkehrt täglich eine Fähre. Zur Nachbarinsel Linosa pendeln mehrmals täglich Tragflügelboote. Der Inselbus entlang der Küstenstraßen Lampedusas fährt in den Sommermonaten stündlich.

Kultur

Bedeutendstes Bauwerk ist eine Kirche an der Südküste mit einer Statue der Madonna di Porto Salvo, die Schutzheilige der Insel ist.

Traditionelles Fest auf Lampedusa ist das Festa di San Bartolo am 24. August jeden Jahres.

Giulio Tomasi erhielt 1667 von Karl II. von Spanien den Titel eines Fürsten von Lampedusa. Einer seiner Nachfahren, Giuseppe Tomasi di Lampedusa, schrieb den weltberühmten Roman Der Gattopardo.

Der 2002 produzierte Spielfilm Lampedusa mit Valeria Golino in der Hauptrolle porträtiert das alltägliche Leben und die Traditionen der Inselbewohner. Er wurde mit dem Europäischen Filmpreis und dem César ausgezeichnet.

Der italienische Sänger und Songwriter Domenico Modugno (* 9. Januar 1928 in Polignano a Mare in Apulien, † 6. August 1994 auf Lampedusa) verbrachte seinen Lebensabend auf Lampedusa und wurde hier beigesetzt.

Literatur

  • Rutvica Andrijasevic: Lampedusa in focus: migrants caught between the Libyan desert and the deep sea. In: Feminist Review. Volume 82, Number 1, February 2006, pp. 120-125(6) - frei online
  • Bastian Balzer: Im Vorhof der Festung Europa. Die Bedeutung von Fuerteventura und Lampedusa als Trittsteine afrikanischer Migrationsbewegungen in der Wahrnehmung der Zielländer. In: Entwicklungsforschung, Band 6, WVB Wissenschaft Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86573-463-1 (Beiträge zu interdisziplinären Studien in Ländern des Südens, wissenschaftliche Reihe der Universität Siegen und der Justus-Liebig-Universität Gießen)
  • Pietro Calcara: Descrizione dell'isola di Lampedusa, Palermo, Stamperia di Raffaele Pagano 1847
  • Heidrun Friese: Lampedusa. Historische Anthropologie einer Insel, Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 1996 ISBN 3-593-35603-1

Weblinks

 Commons: Lampedusa – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ferdinando Maurici: Le isole minori della Sicilia in età bizantina, in: Anthony Bonanno, Pietro Militello (Hrsg.): Interconnections in the Central Mediterranean: the Maltese Islands and Sicily in History, Palermo 2008, S. 69-80, hier: S. 69f.
  2. Ferdinando Maurici: Le isole minori della Sicilia in età bizantina, in: Anthony Bonanno, Pietro Militello (Hrsg.): Interconnections in the Central Mediterranean: the Maltese Islands and Sicily in History, Palermo 2008, S. 69-80, S. 78.
  3. I. Arnaldi: Nostra Signora di Lampedusa. Storia civile e materiale di un miracolo mediterraneo, Mailand: Leonardo 1990.
  4. Kordula Doerfler: In Furcht vor Gaddafis Rache. In: Frankfurter Rundschau. 22. März 2011, abgerufen am 23. März 2011 (deutsch).
  5. TAZ am 26. Januar 2009
  6. Spiegel online, 13. Februar 2011
  7. Lampedusa, “no a Le Pen e Borghezio”, spiaggia “occupata” per protesta. 14. März 2011, abgerufen am 26. März 2011.
  8. vgl. Lampedusa: 700 Menschen in sizilianisches Flüchtlingsdorf gebracht bei derstandard.at, 23. März 2011 (aufgerufen am 23. März 2011)

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