Landesmuseum Joanneum

Landesmuseum Joanneum

Das Landesmuseum Joanneum in der Steiermark ist nicht nur das älteste und – nach dem Kunsthistorischen Museum in Wien – zweitgrößte Museum Österreichs, sondern in Vielfalt und Sammlungsbestand auch das bedeutendste der österreichischen Landesmuseen. 4,5 Millionen Sammlungsobjekte in 20 verschiedenen Abteilungen an 12 Standorten machen das steirische Landesmuseum zu einem Universalmuseum, dessen Bandbreite von fossilen Fundstücken bis zur modernen Malerei, von alten Bräuchen bis zu neuen Medien reicht. Namensgeber des Museums ist Erzherzog Johann, der im Jahr 1811 seine privaten Sammlungen mit dem Auftrag stiftete, „das Lernen zu erleichtern und die Wissbegierde zu reizen“. Den Gründungsstatuten des Erzherzogs entsprechend erfüllt das Landesmuseum Joanneum – gemäß der Idee des Sammelns, Forschens, Bewahrens und Vermittelns – nach wie vor die Aufgabe, ein umfassendes Bild zur Entwicklung von Natur, Geschichte, Kunst und Kultur der Steiermark zu zeigen.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Die Unterbringung bzw. Präsentation der Sammlungen und Ausstellungsobjekte erfolgt zurzeit in 12 Gebäuden, bei denen es sich mehrheitlich um Zeugnisse historischer Baukunst wie Schlösser, Adelspalais, ehemalige Klosteranlagen und das Landeszeughaus in Graz, welches weltweit einzigartig ist, handelt. Zu den Meisterwerken der modernen Architektur hingegen zählen das Kunsthaus Graz (2003), das Lapidarium in Schloss Eggenberg (2004) und der Museumspavillon Flavia Solva (2004).

Sammlungen und Ausstellungshäuser

Alte Galerie

Mit Meisterwerken der Malerei und Skulptur besticht die Alte Galerie im Schloss Eggenberg. Bedeutende Bestände europäischer Kunst von der späten Romantik und hohen Gotik über die Renaissance bis hin zum Barock sind nach einem innovativen Konzept aufgestellt: Nicht mehr chronologisch, sondern nach Themen geordnet laden Exponate von Künstlerinnen und Künstlern wie etwa Lucas Cranach d. Ä., Pieter Brueghel dem Jüngeren oder Martin Johann Schmidt oder herausragende mittelalterliche Arbeiten wie die Admonter Madonna die Besucher zum zwanglosen Flanieren zwischen den Zeitaltern ein. Sonderausstellungen, wie etwa Piranesi. Das virtuelle Museum römischer Altertümer, ergänzen den umfangreichen, farbenprächtigen Bilderbogen in der Alten Galerie.

Archäologie

Die Abteilung Archäologie beherbergt wichtige Zeugen der menschlichen Kulturentwicklung von der Altsteinzeit bis zum frühen Mittelalter. Einerseits wird hier die materielle Hinterlassenschaft der römerzeitlichen Steiermark gesammelt, bewahrt und wissenschaftlich bearbeitet – vor allem der Museumspavillon in Flavia Solva mit etwa 900 archäologischen Funden erzählt Interessantes über Alltag, Götterverehrung und Totenkult der Römerzeit. Andererseits zeigt die Archäologie die Entwicklung der Steiermark von der Altsteinzeit bis zum frühen Mittelalter: Funde aus hallstattzeitlichen Fürstengräbern, allen voran der Strettweger Kultwagen und die Bronzemaske aus Kleinklein, sind hier als Höhepunkte zu nennen.

Bild- und Tonarchiv

Das Bild- und Tonarchiv wurde im Jahr 1960 gegründet, um für die Steiermark relevantes Foto-, Film- und Tonmaterial nicht nur zu sammeln, sondern auch zu erfassen, für wissenschaftliche und pädagogische Zwecke aufzubereiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Sammlung besteht inzwischen aus mehr als 2,5 Millionen Fotos, zigtausenden Tonträgern und tausenden Filmen und dokumentiert die Entwicklung des Bundeslandes, beginnend bei den Anfängen der Fotografie.

Botanik

Farne, Blütenpflanzen, Pilze und Moose – getrocknet, gepresst, gespannt, in Papierkapseln verpackt: Der Kern der Botanischen Sammlung besteht aus mehr als einer halben Million unterschiedlicher, haltbar gemachter Pflanzen. Spezialsammlungen mit Früchten, Samen und Obstmodellen sowie eine umfangreiche Xylothek (Holzbibliothek) ergänzen das Herbarium, das nicht nur ein umfassendes Archiv der steirischen Pflanzenwelt darstellt, sondern die Basis für Forschungsarbeiten zur heimischen Vegetation.

Geologie & Paläontologie

500 Millionen Jahre steirische Geschichte sind hier versammelt: Versteinerte Reste früherer Lebewesen erzählen von Eiszeiten, tropischen Meeren, Ur- und Sumpfwäldern. Neben dem Urelefanten, dem Höhlenbären und dem Riesenhirsch zählen Korallen, Muscheln und Fische zu den Herzstücken der Sammlung. Seit 1998 organisiert die Geologie & Paläontologie Fossiliengrabungen mit Schulen.

Jagdkunde in Schloss Stainz

Das Jagdmuseum in Schloss Stainz begreift die Jagd als historisches, soziologisches und philosophisch-ethisches Phänomen und klärt über die Zusammenhänge von Jagd, Wildökologie und Natur auf. Die Ausstellungsstücke – darunter barocke Trophäen, historisch einzigartige Waffen, Gemälde und Kunstobjekte – tragen dazu bei, die Entwicklung der Jagd von der Steinzeit über die Römerzeit bis zur höfischen und bürgerlichen Periode zu veranschaulichen.[1]

Kulturhistorische Sammlung

Die Sammlung umfasst etwa 35.000 Stücke aus allen Bereichen künstlerisch gestalteter Lebenskultur - vom Mittelalter bis zur Gegenwart: Zeugnisse zur steirischen Geschichte und Beispiele aristokratischer und bürgerlicher Wohnkultur gibt es zu sehen, kunstgewerbliche Arbeiten aus Metall, Holz, Elfenbein, Keramik, Glas und Textilien sowie eine Schmiedeeisen-, eine Kostüm- und eine Musikinstrumentensammlung. Zu den bedeutendsten Objekten der kulturhistorischen Sammlung zählen der Steirische Herzogshut, der Prunkwagen Kaiser Friedrichs III. sowie ein Wappenstein der Grazer Burg.

Kunsthaus Graz

Architektur, Design, Neue Medien, Internetkunst, Film und Fotografie – Kunst in all ihren Erscheinungsformen unter einem Dach vereint. Seit Oktober 2003 lockt das Kunsthaus Graz – von seinen Schöpfern Peter Cook und Colin Fournier „Friendly Alien“ genannt – mit spektakulärer Architektur und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Eines der Highlights eines Kunsthausbesuchs ist die Needle: Von dieser gläsernen Aussichtsplattform eröffnet sich ein fantastischer Blick über die Altstadt von Graz.

Künstlerhaus Graz

Mit der Eröffnung des Grazer Künstlerhaus im Jahr 1952 ging ein seit acht Jahrzehnten gehegter Wunsch der steirischen Künstler in Erfüllung. Das Haus steht seither den bildenden Künstler uneingeschränkt zur Verfügung. Im Jahr 2003 ins Landesmuseum Joanneum eingegliedert, richtet das Künstlerhaus immer wieder Ausstellungen zu zentralen Figuren der steirischen Kunstszene aus.

Landeszeughaus

Das einzigartige Zeughaus in Graz war das zentrale Waffendepot der Steiermark in der Zeit der Türkenkriege. Die Aufstellung vermittelt die Atmosphäre einer originalen Rüstkammer des 17. Jahrhunderts. 32.000 Exponate sind erhalten, darunter Harnische, Panzerhemden, Helme, Waffen und anderes Kriegsgerät. Die Wehrgeschichte der Steiermark wird in einer eigenen Ausstellung in der Kanonenhalle veranschaulicht.

Landschaftsmuseum in Schloss Trautenfels

Das am Fuße des Grimmings gelegene Barockschloss Trautenfels präsentiert in einer ständigen Schausammlung rund 1000 Exponate zur Natur- und Kulturgeschichte sowohl des Ennstales als auch des Ausseerlandes. Zusätzlich sind das Geweihzimmer des Grafen Lamberg, der prächtige Marmorsaal und die reich verzierten Prunkräume für Besucher geöffnet.

Landwirtschaftliche Sammlung in Schloss Stainz

Die landwirtschaftliche Sammlung beruft sich auf den fortschrittlichen Geist Erzherzog Johanns, der im Jahr 1840 die Herrschaft Stainz erwarb. Die Schwerpunkte der Sammlung zeigen die bäuerliche Arbeit vor der Industrialisierung sowie Geräte und Fotodokumentationen zu den Bereichen Ackerbau und Viehzucht. Originale Stubeneinrichtungen aus dem 17. und 18. Jahrhundert vermitteln unterschiedliche Dimensionen des bäuerlichen Wohnens in der Steiermark. Im Freigelände veranschaulichen eine Krautgrube, eine Schmiede, ein Kräutergarten, ein Obstgarten und ein Versuchsacker die Vielfalt landwirtschaftlicher Arbeitsbereiche.

Lapidarium

Eine der größten Römersteinsammlungen Österreichs umfasst das Lapidarium im Park des Schloss Eggenberg: 96 Steine – Grabsteine, -denkmäler, -medaillons und Rundskulpturen –, drei Bodenmosaike sowie als herausragendes Exponat die fast drei Meter hohe Grabstele des L.Cantius aus Graz sind ausgestellt und verraten nicht zuletzt durch ihre Inschriften Wissenswertes über Götterwelten und Menschenleben. Das Lapidarium wurde im Jahr 2004 nach einem Entwurf der Grazer Architekten „purpur“ neu errichtet; seine bauliche Klarheit und Stringenz soll die Schönheit der alten Steindenkmäler in den Vordergrund rücken.

Mineralogie

Der mineralogische Sammlungsbestand ging aus der Privatsammlung Erzherzog Johanns hervor, die mehrere tausend Stücke umfasste. Heute auf rund 80.000 Objekte angewachsen, präsentiert die Sammlung Mineralien aus der ganzen Welt sowie eine steirische Regionalsammlung. Die Mineralogie am Landesmuseum Joanneum war auch die Wirkungsstätte von Friedrich Mohs, der hier seine Härteskala erfand, die heute noch maßgebend ist. Er war der erste Kustos des Joanneums.

Münzensammlung

Auch die Münzensammlung entstand aus der Privatsammlung Erzherzog Johanns. Die im Lauf der Zeit auf 70.000 Objekte angewachsenen Bestände machen sie zur zweitgrößten öffentlichen Münzensammlung in Österreich. Die bedeutendsten Stücke der Sammlung stellen römerzeitliche Fundmünzen der Steiermark, Friesacher und Grazer Pfennige des Mittelalters sowie Münzen und Medaillen aus den innerösterreichischen Münzstätten Graz, Klagenfurt und St. Veit und aus anderen Ländern der Donaumonarchie dar.

Neue Galerie

Die Neue Galerie umfasst bedeutende Sammlungen bildender Kunst des 19., 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Weiters verfügt die Neue Galerie über eine Grafiksammlung mit rund 40.000 Werken, eine Fotosammlung und eine Film- und Videosammlung. Regelmäßige Sonderausstellungen zeigen internationale und österreichische zeitgenössische Arbeiten sowie Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts.

Österreichischer Skulpturenpark

An die 60 Skulpturen, eingebettet in einen sieben Hektar großen Park mit Rosenhügeln, Lotusblütenteichen und Labyrinthen, gibt es im Süden von Graz zu entdecken: Im Österreichischen Skulpturenpark können sich Besucher seit seiner Gründung 2003 einen Überblick über – vorwiegend österreichische, aber auch internationale – zeitgenössische Skulptur und plastische Kunst verschaffen und gleichzeitig die geschwungene Gartenanlage des Schweizer Landschaftsarchitekten Dieter Kienast genießen. Im Frühjahr 2008 wurde die Sammlung um die Schenkung Painting to Hammer a Nail in / Cross Version der Künstlerin Yoko Ono erweitert.

Schloss Eggenberg

Schloss Eggenberg ist die bedeutendste Schlossanlage der Steiermark, umgeben von einem weitläufigen Landschaftsgarten. Nach dem Vorbild des spanischen Escorial ist es zugleich beeindruckender Repräsentationsbau und komplexe Allegorie des Universums. Das Konzept des neu gestalteten Planetengartens beruht auf demselben allegorischen Denken, das auch dem frühbarocken Planetensaal und dem gesamten Schloss zugrunde liegt.

Volkskunde

Das Volkskundemuseum beherbergt die älteste und umfangreichste volkskundliche Sammlung der Steiermark. Die neu konzipierte Schausammlung bietet Einblicke in Kultur und Lebensweise der Steiermark in vorindustrieller Zeit. Dabei widmet sie sich vor allem den Themen „Wohnen“, „Kleiden“ und „Glauben“ und zeigt die sozialen und kulturellen Beziehungen zwischen den Menschen und den von ihnen hinterlassenen Objekten. Besonderheiten der Sammlung sind die originale Rauchstube und der Trachtensaal.

Zoologie

Die Sammlung umfasst etwa 850.000 Objekte und stellt in nachgebauten Lebensräumen vor allem Vertreter der heimischen Tierwelt vor. Gezeigt werden die für die jeweiligen Lebensräume typischen Arten, wobei die Wirbeltiere im Schaubereich anteilsmäßig den größten Teil einnehmen. Beispiele aus anderen Regionen – von den Meeresküsten bis zur ursprünglichen Tierwelt Australiens – runden die Schausammlung ab. Schwerpunkte der wissenschaftlichen Sammlungen sind u.a. Insekten und Weichtiere (Mollusken) bei den wirbellosen Tieren sowie Skelette und Vogeleier bei den Wirbeltieren.


Einzelnachweise

  1. Jagdmuseum Schloss Stainz

Weblinks

47.072515.4368147Koordinaten: 47° 4′ 21″ N, 15° 26′ 13″ O


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