Landkreis Kolmar (Wartheland)

Landkreis Kolmar (Wartheland)

Landkreis Kolmar (Wartheland) war während des Zweiten Weltkrieges der Name einer deutschen Verwaltungseinheit im besetzten Polen (1939-45).

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte (1815 bis 1920)

Das Gebiet um die westpolnische Stadt Chodzież gehörte von 1815 bis 1919 als Kreis Kolmar zur preußischen Provinz Posen. Am 28. Juni 1919 wurden drei Viertel des Kreises mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags offiziell an das neu gegründete Polen abgetreten. Räumung und Übergabe an Polen erfolgte zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920.

Verwaltungsgeschichte

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges besetzten deutsche Truppen den westpolnischen Powiat Chodzież, die Kreisstadt Chodzież wurde am 5. September 1939 eingenommen.

Am 26. Oktober 1939 wurde der Powiat unter der Bezeichnung Landkreis Kolmar in Posen (ab dem 21. Mai 1941 dann Landkreis Kolmar (Wartheland)) an das Deutsche Reich angeschlossen, was als einseitiger Akt der Gewalt völkerrechtlich aber unwirksam war. Der Landkreis wurde Teil des Regierungsbezirkes Posen im Reichsgau Wartheland.

Sitz des deutschen Landratsamtes wurde die Kreisstadt Kolmar.

Mit dem Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945 endete die deutsche Besetzung.

Kommunale Gliederung

Die 86 Ortschaften des Landkreises wurden zunächst in 22 Amtsbezirken zusammengefasst. Am 1. April 1941 wurde der Amtsbezirk Kolmar-Stadt zur Stadt nach der Deutschen Gemeindeordnung von 1935 ernannt, es folgten am 1. April 1942 der Amtsbezirk Samotschin-Stadt und Usch-Stadt, am 1. April 1943 der Amtsbezirk Margonin-Stadt und am 1. Juli 1943 der Amtsbezirk Budsin-Stadt. Gegen Ende der Besetzung bestand der Landkreis aus 5 Städten und 17 Amtsbezirken.

Ausdehnung

Der Landkreis Kolmar (Wartheland) hatte eine Fläche von 898 km².

Bevölkerung

Der Landkreis Kolmar (Wartheland) hatte im Jahre 1941 43.074 meist polnische Einwohner. Die deutschen Besatzungsbehörden vertrieben zwischen dem 1. Dezember 1939 und dem 31. Dezember 1943 über 4000 Polen aus dem Gebiet.

Im Gebiet lebte eine deutsche Minderheit (1931: 28% der Kreisbevölkerung), während der Besetzung wurden zusätzlich Deutsche angesiedelt. Gegen Ende der Besetzung verließ der Großteil das Gebiet.

Die jüdische Bevölkerung wurde ins Generalgouvernement deportiert und dort ermordet.

Ortsnamen

Laut unveröffentlichtem Erlass des Innenministers vom 29. Dezember 1939 galten zunächst wieder die 1918 gültigen deutschen Bezeichnungen. Am 18. Mai 1943 wurden für alle Orte mit einer Post- oder Bahnstation im Wartheland deutsche Namen festgelegt, wobei es wiederum zu Abweichungen kam.

Liste der Städte und Amtsbezirke im Landkreis Kolmar (Wartheland):

polnischer Name deutscher Name (1918) deutscher Name (1939-45)
Budzyń Budsin Budsin
Chodzież Kolmar Kolmar
Dziembowo Dziembowo Netzhöhe
Kaczory Erpel Erpel
Lipia Góra Lindenwerder Lindenwerder
Margonin Margonin Margonin
Milcz Milsch Milsch
Ostrówski Bismarcksruhm Bismarcksruhm
Raczyn Ratschin Ratschin
Radwanki Radwonke Radwonke
Śmiłowo Schmilau Schmilau
Sokołowo Budzyńskie Jankendorf Jankendorf
Szamocin Samotschin 1939-43 Samotschin
1943-45 Fritzenstadt
Ujście Usch Usch
Wyszyny Wischin Wischin
Zacharzyn Zachasberg Zachasberg

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