Landschaftspark Niederwald

Landschaftspark Niederwald
Karte des Niederwaldes von 1837

Der Landschaftspark Niederwald liegt hoch über dem Rheintal auf dem Niederwald im Hohen Taunus zwischen Rüdesheim am Rhein, Assmannshausen und Aulhausen im Rheingau-Taunus-Kreis in Hessen. Der Park umfasst 226 Hektar. An seinem Südrand wurde im 19.Jahrhundert das Niederwalddenkmal errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Rossel
Zauberhöhle dahinter Zauberhütte

Ab 1764 erschloss Friedrich Karl Maximilian Amor Maria Graf von von Ostein, ein Neffe des Mainzer Erzbischofs, mit dem Bau eines Jagdschlosses und einer Zufahrtsallee die bewaldete Berghöhe. Der Besitz war eigentlich als Jagdwald gedacht. Von 1774 bis 1777 ließ der Graf - quasi als Vorläufer der Rheinromantik - eine Reihe von Holzbauten errichten, die in Bezug zur eindrucksvollen landschaftlichen Situation gesetzt wurden. Es entstanden ein Bauernhaus, eine Eremitage und ein Kohlenmeiler, die das einfache Leben in der Abgeschiedenheit darstellten und Besuchern als Ausflugslokale dienten. Von 1787 bis 1791 folgten nach Plänen des französischen Architekten Francois Ignace Mangin mehrere Steinbauten. An besonders markanten Aussichtspunkten wurden ein Rundtempel mit einem von meterhohen Säulen getragenen Kuppeldach, die künstliche Ruine Rossel, der Rittersaal sowie Zauberhöhle mit Zauberhütte erbaut. In erster Linie war diese Inszenierung der Landschaft dem Graf und seinen Gästen vorbehalten, aber zu bestimmten Terminen kam auch die Bevölkerung in ihren Genuss.

Niederwald und Tourismus

Nach dem Tod des Grafen im Jahr 1809 interessierte sich lange Zeit niemand für den Erhalt des Landschaftsparks. Die Holzbauten sind mittlerweile alle verschwunden, doch von den Steinbauten sind zwei fast vollständig, die anderen in Resten erhalten. Der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Tempel wurde im Jahre 2006 durch eine private Initiative wieder aufgebaut.[1]

Seit dem Bau des Niederwalddenkmales im Jahr 1883 wird nicht nur dieses von vielen Touristen aufgesucht, sondern viele schließen daran einen Spaziergang durch den Landschaftspark Niederwald mit seinen verschiedenen Sehenswürdigkeiten an. Beginnend an der Bergstation der Rüdesheimer Seilbahn, führt der Weg zum Denkmal zunächst an dem Tempel vorbei. Hinter dem Denkmal und er Adlerwarte berührt der Weg dann die Aussichtspunkte Naheblick und Hunsrückblick und den Standort der ehemaligen Eremitage. Es folgt die Rossel, eine künstliche Ruine, von der herunter man einen grandiosen Blick ins Rheintal und auf das Binger Loch hat. Ein Abzweig führt zum Rittersaal, von dem nur noch Grundmauern erhalten sind (Blick auf Trechtingshausen und Burg Reichenstein). Als nächstes erreicht man die Zauberhöhle mit der Zauberhütte. In letztere gelangte man früher nur durch den gewundenen Gang der Zauberhöhle, in der ein Zauberer aus Stein saß. Am Ende des Ganges öffneten sich aus den drei Fenstern der Zauberhütte Sichtachsen zu Aussichtspunkten auf der anderen Rheinseite. Beide Bauwerke sind wieder zugänglich und die Sichtachse zur Burg Rheinstein ist ebenfalls wieder hergestellt. Schließlich erreicht man das Jagdschloss Niederwald, von dem aus man entweder mit einer Sesselbahn steil hinunter nach Assmannshausen gelangt, oder über die als Landstraße L 3034 ausgebaute Allee auf kürzestem Weg zum Tempel als Ausgangspunkt zurückkehren kann.

Wiederherstellung der Gartenkunst

Im Jahr 2011 wurde aus Mitteln des Bundesprogramms für die 33 Stätten des Weltkulturerbes der UNESCO in Deutschland ein Betrag von 8,5 Millionen € zur Verfügung gestellt. Dieser soll dazu dienen, in diesem und den darauffolgenden Jahren bis zur 250 Jahrfeier des Osteiner Landschaftsparks im Jahre 2014 den Park wieder seiner ursprünglichen Form näherzubringen. Der Park soll auch eine gewisse Torfunktion für das seit 2002 zum UNESCO-Welterbe gehörende obere Mittelrheintal übernehmen.[2] Nach Aufnahme der Region Oberes Mittelrheintal in die Denkmalliste des Weltkulturerbes haben die Bestrebungen zur Wiederherstellung des ursprünglichen Landschaftsparks an Priorität gewonnen.

Literatur

  • gebaute Träume am Mittelrhein, Verlag Schnell + Steiner, 1. Auflage 2002

Einzelnachweise

  1. FAZ.NET vom 29. Oktober 2006: Rüdesheim. Waldallee entsteht wieder neu
  2. FAZ vom 8. Januar 2011: Seite 50: Ein Zeugnis der Gartenkunst wird erneuert
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