Leonesisch

Leonesisch
Leonesisch

Gesprochen in

León, Zamora, Salamanca (Spanien)
Sprecher 50.000
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

roa

ISO 639-3:

roa

Die leonesische Sprache (leonesisch llingua llïonesa) ist eine Sprache des romanischen Zweigs der indogermanischen Sprachfamilie und bildet mit Spanisch, Portugiesisch, Katalanisch und weiteren Sprachen der Iberischen Halbinsel den iberoromanischen Sprachzweig. Sie gehört zusammen mit dem Mirandesischen und dem Asturischen zum leonesischen oder asturleonesischen Sprachkontinuum. [1]

Leonesisch wird von circa 50.000 Sprechern in den spanischen Provinzen León, Zamora und Salamanca gesprochen. Im neuen Autonomiestatut der autonomen Gemeinschaft Kastilien-León, zu der die genannten Provinzen gehören, wird das Leonesische offiziell anerkannt. [2] Laut der UNESCO ist das Leonesische akut vom Aussterben bedroht. [3]

Inhaltsverzeichnis

Interne Sprachgeschichte

Als Abkomme des um die Garnisonsstadt der siebten Römischen Doppellegion (Legio VII Gemina) von romanisierten Asturern gesprochenen Vulgärlatein, hat die leonesische Sprache im Vergleich zu den Nachbarsprachen Spanisch und Asturisch weniger Veränderungen erfahren.

Unter den interessantesten Phänomenen, wodurch aus vulgärlateinischem Erbwortschatz leonesische Wörter wurden, befinden sich folgende Lautverschiebungen:

  • Palatalisierung von [n] und [l]:
    • lupus > llobu 'Wolf'
    • nubes > ñube 'Wolke'
  • Sonorisation (Änderung der Stimmhaftigkeit):
    • lacus > llagu 'See'
  • Diphthongierung von lat. von [o] und [e] unter bestimmten Bedingungen:
    • morior > muerru '(ich) sterbe'
    • centum > cientu 'hundert'
    • februarius > febreiru 'Februar'

Externe Sprachgeschichte

Die leonesische Sprache entwickelte sich im Westen der iberischen Halbinsel aus dem Vulgärlateinisch, das von den romanisierten Asturern gesprochen wurde, die nahe der Garnisonsstadt der siebten Römischen Doppellegion (Legio VII Gemina) siedelten. Die Trennung von den anderen iberoromanischen Sprachen begann nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches und mit Gründung des christlichen Königreichs León, und unter Einfluss der südasturischen Substrate und der späteren suebischen, westgotischen und mozarabischen Superstrate.

Das erste Dokument in leonesischer Sprache, die "Nodicia de Kesos", datiert aus dem Jahr 959. Die leonesische Sprache wurde ab dem zehnten Jahrhundert Literatur- und Hofsprache. Die Gesetzbücher der meisten leonesischen Städte wie León, Zamora, Toro, Castelo Rodrigo, Ledesma oder Salamanca sowie die Stadt- und Notarurkunden des leonesischen Mittelalters sind in dieser relativ einheitlichen Sprache verfasst. [4] Im vierzehnten Jahrhundert war Leonesisch die Verkehrssprache entlang der sich über hunderte Kilometer in Nord-Süd-Richtung erstreckende Vía de la Plata. Das moderne Leonesisch entwickelte sich ausgehend von der mittelalterlichen Kanzlei- und Hofsprache Altleonesisch.

Ab dem fünfzehnten Jahrhundert und vor allem nach der Vereinigung der Königreiche León und Kastilien verlor das Leonesische seine Funktion als Verkehrs- und Hofsprache zugunsten des Kastilischen. Die Sprache konnte sich jedoch bei der Bauernbevölkerung der leonesischen Städte lange halten, wie ein Dokument aus dem siebzehnten Jahrhundert aus der Gegend um Salamanca beweist. [5]

Das leonesische Sprachareal umfasste Anfang des neunzehnten Jahrhunderts die westlichen und nördlichen ländlichen Gebiete der heutigen Provinzen León, Zamora und Salamanca. Heutzutage wird Leonesisch im Norden, Westen und Zentrum der Provinz León, im Westen der Provinz Zamora und im Nordwesten der Provinz Salamanca gesprochen. [6]

Die soziolinguistische Lage des Leonesischen hat sich in den letzten Jahren verbessert: seit 2006 finden in den drei Provinzhauptstädten sowie in zahlreichen Städten der Provinz León von den Gemeinden bzw. den Provinzverwaltungen unterstützten Leonesischkurse statt. Es wird wieder auf Leonesisch musiziert, und in der Stadt León wurde Leonesisch in die curriculare Planung staatlicher Schulen eingeführt.

Vokalismus

In der Leonesischen Sprache gibt es nur drei Vokale, die sie am Ende eines Wortes finden. Es handelt sich dabei um a, e und u.[7]

Lautverschiebungen zu anderen romanischen Sprachen

Latein Leonesisch Spanisch Portugiesisch Italienisch Deutsch
fumus fumu humo fumo fumo Rauch
claudere pechare cerrar fechar chiudere schließen
filius fiyu hijo filho figlio Sohn
oculus gueyu ojo olho occhio Auge
vetulus vieyu viejo velho vecchio alt

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tapani Salminen (1999): UNESCO red book on endagered language. Unesco.
  2. Neues Autonomiestatut der autonomen Gemeinschaft Castilla y León, Art. 5/2.
  3. [Sánchez Prieto, Raúl (2008): "La elaboración y aceptación de una norma lingüística en comunidades dialectalmente divididas: el caso del leonés y del frisio del norte". In: Sánchez Prieto, R./ Veith, D./ Martínez Areta, M. (Hrsg.): Mikroglottika Yearbook 2008. Frankfurt: Peter Lang. S. 145-154.]
  4. Morala, R. (2004): Norma y usos graficos en la documentacion leonesa. In: Aemilianese I, S. 405-429.
  5. Ingelmo, J.: El Leonés en Salamanca cien años después.
  6. [1] Sánchez Prieto, Raúl (2008): "Das Leonesische als Minderheitensprache in Spanien"
  7. Abel Pardo: Linguistica contrastiva italiano-leonese, Mikroglottika, 2008

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