Leopardenmenschen

Leopardenmenschen
Mobutu Sese Seko mit Leopardenmütze auf einer alten zairischen Banknote.

Leopardenmenschen oder Leopardenleute (frz. hommes-léopards; engl. leopard men oder leopard people), auch Anioto (vgl. frz. aniotisme, aniotique usw.), werden die Mitglieder von bestimmten Geheimbünden in Schwarzafrika bezeichnet, speziell im ehemaligen Belgisch-Kongo (Beni, Stanleyville, Équateur und Marungu), die Paul-Ernest Joset (1955) zufolge auch in anderen afrikanischen Ländern: Französisch-Afrika, Tanganjika, Sierra Leone, Nigeria, Goldküste, Liberia und Angola aufgetreten sind.

Nach Diedrich Westermann (1921:273) hatte der Bund seine größte Ausbreitung und Bedeutung in Sierra Leone und ist bei den meisten Nachbarvölkern gleichfalls vorhanden (Tusu, Temne); in Liberia bei den Kpelle, Gola, Gbende und Gbunde.

Die Mitglieder des Bundes verwandeln sich ihrer Auffassung zufolge in Leoparden. Sie glauben Leoparden zu sein, so wie es beispielsweise bei Werwölfen der Fall ist. Sie töten mit eisernen oder hölzernen Leopardenkrallen Menschen und verwenden Blut, Fett und Fleischteile zu magischen Zwecken. Auch andere Gerätschaften sind mit dem Zauber verbunden.

Die Geheimbünde stellten ein großes Problem für die Kolonialmächte dar.

Noch der langjährige Diktator des Kongo, Mobutu Sese Seko nutzte den Mythos der Leopardenmenschen bei seiner Selbstdarstellung.

Andere Geheimbünde

Neben den Leopardenmenschen gibt es in verschiedenen Regionen Afrikas auch viele weitere Geheimbünde, bei denen Tierverwandlungen eine Rolle spielen, wie die Panthermenschen, Kaimanmenschen und Löwenmenschen, auch ähnliche Gesellschaften von Krokodilmenschen, Pavianmenschen u.a.

Literatur

  • Paul-Ernest Joset: Les Sociétés Secrètes des Hommes-Léopards en Afrique Noire. Paris, Payot 1955 (Bibliothèque historique. Avec 11 gravures de l'auteur et 8 photographies. Préface de Marcel Griaule).
  • Diedrich Westermann: Die Kpelle. Ein Negerstamm in Liberia. Göttingen 1921
  • Theo Steimen: Ekia Lilanga und die Menschenfresser. 3. Aufl. Zürich, Schweizer Spiegel Vlg., ca. 1938.
  • Birger Lindskog: African leopard men. Uppsala: Almqvist & Wiksells, 1954. (Studia ethnographica Upsaliensia.; 7.)
  • Werner Junge: Bolahun. Als deutscher Arzt unter schwarzen Medizinmännern. Hamburg, Berlin, Deutsche Hausbücherei, 1950
  • Hugo Kocher: Die Leopardenmenschen von Kathun. Eine abenteuerliche Erzählung aus dem dunkelsten Afrika. Rex München 1956
  • Kenneth James Beatty: Human leopards: an account of the trials of human leopards before the Special Commission Court: with a note on Sierra Leone, past and present. With a preface by Sir William Brandford Griffith. 1st AMS ed. New York: AMS Press, [1978] (Online)
  • Joseph Maes: Aniota-Kifwebe. Les masques des populations du Congo belge et le matériel des rites de circoncision. Anvers: De Sikkel, 1924
  • Paul-Roger Mokede: Société secrète des Anioto, hommes léopards, ches les Babali, Congo-Kinshasa. École pratique des hautes études (Paris). Université de soutenance, 1971

Weblinks


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