Leopold Hasner Ritter von Artha

Leopold Hasner Ritter von Artha
Leopold Hasner von Artha (1818–1891)

Leopold Hasner von Artha (* 15. März 1818 in Prag; † 5. Juni 1891 in Bad Ischl) war ein bedeutender Politiker der k. u. k. Monarchie.

Leben

Hasner studierte in seiner Heimatstadt die Rechte, wurde 1842 in Wien promoviert und war bis 1848 bei der Hofkammerprokuratur angestellt. 1848 Redakteur der offiziellen "Prager Zeitung", seit 1849 außerordentlicher Professor der Rechtsphilosophie, seit 1851 ordentlicher Professor der politischen Wissenschaften an der Universität Prag.

Als solcher gehörte er nebst seinem Freund Gustav Biedermann zu den hervorragendsten Vertretern der Hegelschen Schule in Österreich, in deren Geist er Grundlinien der Philosophie des Rechts und seiner Geschichte und außer zahlreichen juristischen und kunstkritischen Journalaufsätzen auch ein System der politischen Ökonomie verfasste, von welchem bis 1888 nur der erste Teil erschienen ist.

Seit 1861 war Hasner im parlamentarischen Leben tätig als Mitglied des böhmischen Landtags sowie des Abgeordnetenhauses im Reichsrat. Gleich in der ersten Session dieses letztern trat er dem Leiter des Hauses, Franz Hein, als Vizepräsident zur Seite, und nachdem letzterer Justizminister geworden war, übernahm er statt seiner das Präsidium des Abgeordnetenhauses.

Seit Juni 1863 stand er an der Spitze des Unterrichtsrats, einer Schöpfung von kurzer Dauer. Im Jahr 1865 nahm er als Professor der politischen Wissenschaften an der Wiener Universität seine Lehrtätigkeit wieder an und wurde gleichzeitig zum Hofrat ernannt. Im April 1867 wurde er zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt.

Mit den Verhältnissen des öffentlichen Unterrichts besonders vertraut, übernahm er in dem Kabinett des Fürsten Karl Wilhelm Philipp von Auersperg (dem "Bürgerministerium") am 30. Dezember 1867 die Leitung des Unterrichtsdepartements (bis 1870). In dieser Stellung richtete er sein Hauptbestreben auf die Schaffung eines Volksschulgesetzes, welches trotz des Widerstandes des österreichischen Episkopats durchgeführt wurde. Einige wesentliche Grundlagen des modernen Bildungssystems, welches er geschaffen hat, waren:

  • 1868 Unabhängigkeit des Unterrichts von Kirchen und Religionsgemeinschaften
  • 1868 Einführung der Realschule als vollwertiger Mittelschule ohne Latein
  • 1869 Schaffung des Reichsvolksschulgesetzes, mit dem konfessionsübergreifenden Gemeinschaftsunterricht
  • 1869 Eröffnung der med. Fakultät an der Universität Innsbruck

Im Konflikt, welcher zwischen den Mitgliedern des Ministeriums Taaffe ausgebrochen war, gehörte von Hasner der zentralistischen Majorität an, und nach dem Austritt der Minorität fungierte er vom 1. Februar bis 5. April 1870 als Ministerpräsident. Er war der Bruder des Ophthalmologen Joseph Hasner.

In Österreich sind einige Straßen nach dem Politiker benannt:

  • Linz - Waldegg (Hasnerstraße, vormals Leopold-Hasner-Straße)
  • Wien 16. (Hasnerstraße)

Quellen

  • Meyers Konversations-Lexikon, Vierte Auflage, Band 8, Seite 203 [1]

Weblinks


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