Leopold Prowe

Leopold Prowe
Leopold Prowe

Leopold Friedrich Prowe (* 14. Oktober 1821 in Thorn; † 26. September 1887 ebenda) war Gymnasiallehrer, Historiker und wurde besonders bekannt für seine Forschungen über den ebenfalls zu Thorn geborenen Nicolaus Copernicus. Prowes umfassende Biographie wurde veröffentlicht unter dem Titel Nicolaus Coppernicus.

Prowe wurde als Sohn des Thorner Ratsherrn Prowe geboren. Er bestand sein Abiturexamen mit 18 Jahren und ging dann zum weiteren Studium nach Leipzig. Prowe kehrte dann als Lehrer am Thorner Gymnasium zurück und war 1853 beteiligt an der Schaffung des Copernicus-Denkmals von Friedrich Tieck aus Berlin, welches sich das Thorner Denkmalskomitee bei seiner Gründung als Ziel gesetzt hatte. Aus dem Komitee ging 1854[1]der Coppernicus-Verein für Wissenschaft und Kunst zu Thorn hervor, dessen Vorsitzender Leopold Prowe von 1870/71 bis zu seinem Tode war.

War beim Denkmal die Frage der Nationalität des Astronomen noch ausgeklammert, so bezog Prowe angesichts der deutsch-polnischen Auseinandersetzungen und der „erneuten nationalen Demonstrationen der Polen“ 1859 Stellung und forderte, die Deutschen müssten ihre bisherige nationale Indifferenz gegenüber Copernicus beenden.[2] 1864 wurde Maximilian Curtze sein Mitarbeiter, der von Ballenstedt nach Thorn zog und dort ebenfalls am Gymnasium lehrte.

Die Copernicus-Biografie von Prowe war die erste in zweihundert Jahren, die recht ausführlich und genau war. Sie gilt noch heute als unübertroffen[3]. Die Neue Deutsche Biographie charakterisiert sie als „Standardwerk aufgrund der minutiösen Beschreibung und dem liberalen Standort des Autors, der keiner nationalen oder konfessionellen Ideologie verpflichtet ist.“[4] Davor gab es Dutzende von Copernicus-Biografien, u.a. die des Pierre Gassendi, sowie diverse polnische Werke, die im Zuge der Teilungen Polens ab 1772, in deren Folge Polen ab 1795 ganz von den Landkarten verschwand, die nationalen polnischen Interessen im Exil vertraten. Daher galt Copernicus bei manchen als Pole, bis Prowe und andere dem entgegenwirkten. Prowe bereiste für seine Studien mehrere Länder, um die noch erhaltenen originalen Urkunden zu besichtigen. Außerdem hatte er durch die Stellung seines Vaters guten Zugang zu den Thorner Dokumenten.

Prowe berichtete ebenfalls von der Fehlinformation des Bibliothekars Nicolaus Comnenus Papadopoli von 1726 über eine angebliche Sichtung einer Eintragung von Copernicus' in einer Natio Polonia in Padua. Dies wurde von Carlo Malagola um 1880 aufgedeckt. Der schon 1876 erfolgte Eintrag[5] zu Copernicus in der Allgemeinen Deutschen Biographie hatte noch die Darstellung von Papadopoli übernommen, aber schon die auch von Malagola nachgewiesene Einschreibung in der deutschen Nation zu Bologna erwähnt.

Prowe schrieb außerdem über den Weinanbau im Preußenland.

Seit 1973, dem 500. Geburtsjahr des Astronomen, wird Prowes Werk durch die Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe fortgesetzt.

Einzelnachweise

  1. Karl Boethke: Geschichte des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft u. Kunst zu Thorn in dem ersten halben Jahrhundert seines Bestehens, Festschrift, Thorn 1904 [1]
  2. Christian Pletzing:„Deutsche Kultur“ und „polnische Zivilisation“ Geschichtsbilder in West- und Ostpreußen zwischen Vormärz und Kulturkampf, S. 189-204, in: Matthias Weber: Preussen in Ostmitteleuropa: Geschehensgeschichte und Verstehensgeschichte, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2003, ISBN 3-486-56718-7, ISBN 978-3-486-56718-2
  3. .. the biography by PROWE is regarded as unsurpassed to the present, despite some corrections recommended by more recent biographical research. - Andreas Kühne: Copernicanism, in: Reader's Guide to the History of Science S. 150-153, Taylor & Francis, 2000, ISBN 1-884964-29-X, ISBN 978-1-884964-29-9
  4. Neue Deutsche Biographie
  5. Christian Bruhns: Copernicus, Nicolaus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 461–469.

Literatur

Weblink

 Wikisource: Leopold Prowe – Quellen und Volltexte

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