Leopold Stokowski

Leopold Stokowski
Leopold Stokowski (Bild: George Grantham Bain-Collection)

Leopold Anthony Stokowski (* 18. April 1882 in London, England; † 13. September 1977 in Nether Wallop, Hampshire, England, eigtl. Leopold Antonin Stanislaw Boleslawowicz Stokowski[1]) war ein englischer/amerikanischer Dirigent und Arrangeur klassischer Musik.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Privates

Stokowski machte ein Geheimnis aus seiner Abstammung und seinem Geburtsjahr und behauptete u. a., er sei in Krakau geboren.[1] Sein Vater war Pole, seine Mutter Schottin (nicht, wie oft behauptet, Irin).[1] Er wurde nach seinem polnischen Großvater Leopold getauft.

Stokowski war dreimal verheiratet, bis 1927 mit der Pianistin und Pädagogin Olga Samaroff, bis 1938 mit Evangeline Johnson, deren Vater zu den Gründern des Pharmakonzerns Johnson & Johnson gehörte und mit der er die beiden Töchter Sadja und Luba hatte, zuletzt mit der Schauspielerin Gloria Laura Vanderbilt. 1937-38 stand er Greta Garbo nahe.

Laufbahn und künstlerisches Wesen

Ursprünglich Organist, wurde Stokowski einer der umstrittensten, aber auch erfolgreichsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Er studierte von seinem vierzehnten Lebensjahr an[1] am Royal College of Music in London, u. a. bei Hubert Parry und Charles Villiers Stanford, wurde 1903 Bachelor of Music am Queen’s College in Oxford und vervollständigte seine Ausbildung später in Berlin, München und Paris. Er war in London und New York Organist und Chorleiter,[1] und debütierte 1908 in Berlin.[1] Seinen Durchbruch schaffte er 1909 als der Leiter des Cincinnati Symphony Orchestra.[1] Er gab über 7000 Konzerte[2] und leitete dabei mehr als 2.000 Uraufführungen.[2] Für die Verbreitung der Werke von Zeitgenossen setzte er sich ungewöhnlich stark ein.[1]

Zeitlebens machte er sich auch einen Namen als Bearbeiter von Werken u. a. Hector Berlioz’,[3] vor allem aber Johann Sebastian Bachs, z. B. des Liedes Komm, süßer Tod oder der berühmten Toccata und Fuge d-Moll BWV 565 für Orgel, der er im großorchestralen Gewand zu überwältigender Wirkung verhalf. 1969 dirigierte er mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken in einer Fernsehaufzeichnung für das ARD-Programm seine Orchester-Transkription von Bachs Passacaglia und Fuge c-moll BWV 582.

Als „Klangzauberer“ gefeiert und für seine Eingriffe in den Notentext oder die ursprüngliche Orchesteraufstellung geschmäht, entwickelte er über Jahrzehnte hinweg einen eigenen, sehr typischen Orchesterklang.[1] Durch seine Mitwirkung in Walt Disneys Film Fantasia wurde er zur Legende.

Der Pianist Glenn Gould bezeichnete Stokowski als einen der wenigen Dirigenten, die er bewunderte, und zeichnete Ludwig van Beethovens 5. Klavierkonzert mit ihm auf.

Zum Thema, was ist eigentlich ein Dirigent? bemerkte er einmal: Warum Dirigenten und Generäle so alt werden? Vielleicht liegt es am Vergnügen, anderen seinen Willen aufzuzwingen.[4]

Tonaufnahme

Stokowski schuf zwischen 1917 und 1977 über 700 Tonaufnahmen[1] und beeinflusste u. a. in der Stereophonie und bei Aufnahmen auf Langspielplatte technische Entwicklungen mit.[1]

Nachleben

1979 wurde die Leopold Stokowski Society gegründet. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an Stokowskis Lebenswerk wachzuhalten sowie seine zahlreichen Musikaufnahmen zu bewahren und wiederzuveröffentlichen.

Ehrungen

1927 wurde er von der Londoner Royal Philharmonic Society mit der Ehrenmitgliedschaft geehrt.[5]

Filmauftritte

Schriften (Auswahl)

  • Music For All of Us. Simon & Schuster, New York 1943.

Literatur

  • Herbert Haffner: Genie oder Scharlatan? Das aufregende Leben des Leopold Stokowski. Parthas Verlag, Berlin 2009. ISBN 978-3-86964-013-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k Leopold Stokowski. Maestro Celebre. Antonin Dvorak – Jean Sibelius – Hector Berlioz – Georges Bizet – Camille Saint-Saens – Eric Satie. Compact Disc. Beiheft. Trumpets of Jericho Ltd., ohne Jahresangabe, S. 6
  2. a b Leopold Stokowski. Maestro Celebre. Antonin Dvorak – Jean Sibelius – Hector Berlioz – Georges Bizet – Camille Saint-Saens – Eric Satie. Beiheft. Trumpets of Jericho Ltd. Ohne Jahresangabe, S. 4
  3. Leopold Stokowski. Maestro Celebre. Antonin Dvorak – Jean Sibelius – Hector Berlioz – Georges Bizet – Camille Saint-Saens – Eric Satie. Compact Disc. Inhaltsübersicht auf Rückseite. Trumpets of Jericho Ltd., ohne Jahresangabe
  4. Die Zeit, Zeit Geschichte Nr. 1 2008, Seite 46
  5. Liste der Ehrenmitglieder der RPS 1900-1949

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Leopold Stokowski — (born Leopold Anthony Stokowski though on occasion in later life he amended his middle name to Antoni and added the family names Stanisław Bolesławowicz) (April 18 1882 ndash; September 13 1977) was a famous orchestral conductor, well known for… …   Wikipedia

  • Leopold Stokowski — (Londres 18 de abril de 1882 Nether Wallop, EE.UU., 13 de septiembre de 1977). Director de orquesta inglés. Estudio en el Royal College of Music con Hubert Parry y Charles Stanford. Más tarde se trasladó al Queen s College de Oxford, y c …   Wikipedia Español

  • Leopold Stokowski — (de son vrai nom Antoni Stanisław Bolesławowicz[réf. nécessaire]) est un chef d orchestre britannique, d origine polonaise par son père et irlandaise par sa mère, né le 18 avril 1882 …   Wikipédia en Français

  • Leopold Stokowski — noun United States conductor (born in Britain) (1882 1977) • Syn: ↑Stokowski, ↑Leopold Antoni Stanislaw Stokowski • Instance Hypernyms: ↑conductor, ↑music director, ↑director * * * Leopold …   Useful english dictionary

  • Leopold Stokowski — ➡ Stokowski * * * …   Universalium

  • Stokowski — ist der Familienname von: Leopold Stokowski (1882–1977), englischer Dirigent Oliver Stokowski (* 1962), deutscher Schauspieler Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben W …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Damrosch — (* 22. Oktober 1832 in Posen; † 15. Februar 1885 in New York City) war ein deutscher Komponist, Dirigent, Violinist, Musikpädagoge und Musikschriftsteller. Inhaltsverze …   Deutsch Wikipedia

  • Stokowski, Leopold — ▪ British conductor in full  Leopold Antoni Stanislaw Boleslawawicz Stokowski  born April 18, 1882, London, Eng. died Sept. 13, 1977, Nether Wallop, Hampshire  virtuoso British born U.S. conductor known for his flamboyant showmanship and the rich …   Universalium

  • Leopold Antoni Stanislaw Stokowski — noun United States conductor (born in Britain) (1882 1977) • Syn: ↑Stokowski, ↑Leopold Stokowski • Instance Hypernyms: ↑conductor, ↑music director, ↑director …   Useful english dictionary

  • Stokowski — noun United States conductor (born in Britain) (1882 1977) • Syn: ↑Leopold Stokowski, ↑Leopold Antoni Stanislaw Stokowski • Instance Hypernyms: ↑conductor, ↑music director, ↑director …   Useful english dictionary

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”