Lipperode

Lipperode
Lipperode
Stadt Lippstadt
Wappen von Lipperode
Koordinaten: 51° 42′ N, 8° 23′ O51.6922222222228.3766666666667Koordinaten: 51° 41′ 32″ N, 8° 22′ 36″ O
Fläche: 5,77 km²
Einwohner: 4.162 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 59558
Vorwahl: 02941

Lipperode ist ein Stadtteil von Lippstadt, Kreis Soest, in Westfalen nördlich der Lippe mit 4.162 Einwohnern[1]. Das Gemeindewappen zeigt über Burgmauern die Lippische Rose mit Kelch- und Blütenblättern. Lipperode gehörte bis zum Jahre 1920 dem Fürstentum Lippe und bis 1947 zum Freistaat Lippe. Von 1947 bis 1949 gehörte Lipperode zum Regierungsbezirk Detmold und wurde danach als selbständige Gemeinde dem Kreis Lippstadt angegliedert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste bekannte urkundliche Erwähnung des Ortes Lipperode geht auf eine Urkunde des Klosters Liesborn aus dem Jahre 1248 zurück.

Burgruine Bernhards II. nahe Lipperode

Chronologie der Geschichte Lipperodes

Für das Jahr 1248 ist eine erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens nachweisbar, mit Abmessungen von 20 x 22 m existierte einer der größten Wohntürme (Burg Lipperode) Ostwestfalens. Im Jahr 1305 war der Ritter Lof Burgmann. Im Jahr 1344 fiel Lipperode durch Landesteilung an Bernhard V. zur Lippe. Nach dem Tode Bernhards V. besetzte im Jahr 1364 dessen Schwiegersohn Otto von Tecklenburg die Burgen Rheda und Lipperode sowie die Stadt Lippe, heute Lippstadt. Dadurch entstand die dreißigjährige Tecklenburger Fehde.

Während der bis 1456 andauernden Eversteiner Fehde wurde Lipperode im Jahr 1408 verwüstet. Im Jahr 1413 ist ein Freigericht bei den „Wendischen Specken“ (heute „Freier Stuhl“) auf der Grenze Lipperode/Mastholte/Westenholz nachgewiesen. 1467 fand in Lipperode ein großer Lehnstag statt. Im Jahr 1503 wurden Schnatsteine (Grenzsteine) zum Paderborner Land (Niederdedinghausen) gesetzt. 1511 zog Simon V. zur Lippe zusammen mit dem Paderborner Bischof Erich in Lipperode ein. 1556 begann die Rietberger Fehde. 1589 wurde die Burgvogtei beendet und fortan die Verwaltung von Amtmännern durchgeführt.

General Johann van Rijswijck legte 1600 Pläne für eine Festung vor. Bis 1610 entstand eine der größten Festungen in Ostwestfalen.[2] 1604 wurden die Häuser bei der Burg (heute: nahe der Brücke über den „Merschgraben“) abgebrochen und an der heutigen Bismarckstraße wieder aufgebaut. 1612 wurde eine Station der Thurn- und Taxischen Post am heutigen Gasthaus „Voss“ eingerichtet, die Garnison umfasste bereits 30 Mann, wurde aber 1616 wieder aufgelöst. In diesem Jahr wurde mit der Schleifung der Festung begonnen, und Lipperode fiel an Lippe-Alverdissen.

1621 bemächtigte sich Herzog Christian von Braunschweig (der „Tolle Christian“) der Burg. 1623 standen spanische Truppen vor Lippstadt und versuchten, die Lippe oberhalb Lipperodes und der Burg an der Nigge (Flurbezeichnung für Neue Lippe) abzuleiten. Der Spanische Graben entstand, darauf weist heute die Wegbezeichnung im Neuen Bruch hin.

Im Jahr 1648 bestand bereits eine Schule in Lipperode. 1676 erhielt der Dorfkrug, der heutige Gasthof Voss, das Brauprivileg. 1681 wurde das Dorf wie auch 1735 wieder überschwemmt. 1748 fiel mit dem Stadthagener Vergleich Lipperode wieder an Lippe-Detmold. 1756 konnte ein leichtes Erdbeben in Lipperode festgestellt werden. 1764 wurde südlich des Dorfes ein Damm gegen die Lippeüberschwemmungen errichtet.

Im Jahr 1813 plünderten Franzosen das Dorf, später war für 7.143 preußische Soldaten Quartier zu schaffen. Eine neue Synagoge wurde 1817 gebaut. 1831 wurde der Ort von der Cholera heimgesucht, die mehrere Todesopfer forderte, 1865 forderte eine Typhusepidemie ihren Tribut. Von 1838 bis 1851 wurde in Lipperode Raseneisenerz abgebaut. 1870 wurde die bisherigen Allmende, der Neue Bruch aufgeteilt. Seit 1880 gibt es im Ort eine erste befestigte Straße. Im Jahr 1886 wurden Lipperode und Cappel ein Amt im Fürstentum Lippe. Die große Katharinenflut führte 1890 zum Bruch des Dammes und das Dorf wurde überschwemmt. Der Landesherr Fürst Leopold IV. zur Lippe und Fürstin Berta besuchten Lipperode im Jahr 1910.

1928 wurde Lipperode selbständig und dem Kreis Detmold angeschlossen. Es gehörte ab diesem Zeitpunkt zum Freistaat Lippe. Während der sogenannten "Reichspogromnacht" im Jahr 1938 blieb die Lipperoder Synagoge bestehen. Im Jahr 1944 verursachte ein Luftangriff die Zerstörung von 22 Häusern. Am 1. April, dem Ostertag im Jahr 1945, besetzten amerikanische Soldaten das Dorf.

1946 brach der Deich erneut und das Dorf wurde von einer großen Überschwemmung getroffen. 1952 brach in Lipperode die Kinderlähmung aus. Als Folge der Epidemie wurde Lipperode im Jahr 1955 als erste Gemeinde im Altkreis Lippstadt vollständig kanalisiert. 1965 kam es erneut zu einem Deichbruch mit einer großen Überschwemmung. Das führte zu einer Verstärkung des Deiches, die 1974 abgeschlossen werden konnte.

Am 1. Januar 1975 verlor Lipperode die Selbständigkeit und wurde gegen den Willen des Gemeinderates ein Stadtteil Lippstadts.[3]

Freier Stuhl

Auf einem Sandhügel links des Boker-Heide-Kanals, an der Grenze Lipperodes, Westenholz und Mastholte, unmittelbar bei der Gaststätte "Zum Freien Stuhl", steht ein dreieckiger Stein. Er trägt drei verschiedene Wappen: Die lippische Rose, den Adler mit den Buchstaben WAGzR, d.h. Wenzel August Graf zu Rietberg und ein Rautenwappen mit dem bayrischen Löwen sowie den Buchstaben CABiP, d.h. Clemens August, Bischof zu Paderborn. Dieser verstarb 1761. Daher ist die in den Stein eingeschlagene Jahreszahl 1757 zutreffend. Der Stein markiert die Stelle des ehemaligen "Freystuhls". Im Jahre 1565 wird dem Grafen zu Waldeck berichtet, dass bei den "wendischen Specken" zu Lipperode von uralten Zeiten her drei freie Stühle gestanden hätten, die zu Paderborn, Rietberg und Lippe gehörten ("Wendische Specken" bedeutet, dass hier ein Stück Land derer zu Wend gehört hat, das in einer sumpfigen Gegend liegt). An dieser Stelle tagte im Mittelalter ein Freigericht, das nur über oder gegen "Freie", auch Grafen und andere Landesherren, verhandelte. Dieses Gericht war nicht für Abhängige und Leibeigene zuständig ( für diese war das sog. Gogericht zuständig). Aufgabe des Freistuhlgerichts war die Beurkundung von Eigentumswechseln an Grundstücken, von Schenkungen, von Ansprüchen und Pflichten aus einem Hofbesitz. Dies übernimmt heute der amtlich bestellte Notar. Zum letzten mal wurde der "freye Stuhl" am 4. Mai 1771 von Graf Philipp Ernst zu Lippe-Alverdissen in einer Bittschrift an Kurfürst Max Friedrich von Köln erwähnt.

Der Spanische Graben

Im Jahre 1621 hatte Herzog Christian von Braunschweig-Lüneburg die Lipperoder Festung eingenommen und war auch in Lippstadt einmarschiert, das er aber am 15. Mai 1622 wieder verließ. Es erfolgte im Jahre 1623 eine erneute Belagerung Lippstadts durch ein Heer verbündeter Spanier und Pfalz-Neuburger, die in spanischem Dienst standen. Aus dieser Zeit ist auch ein Kupferstich vorhanden, der auch die älteste bekannte Darstellung der Lipperoder Festung enthält. Nachdem die Belagerung nur mit mäßigem Erfolg, aber mit verhältnismäßig hohen Verlusten durchgeführt wurde, befahl der Graf von Ostfriesland, den belagerten Lippstädtern durch eine Umleitung der Lippe das schützende Wasser abzugraben. Man grub von der Lippe oberhalb Lipperodes (auf der Grenze zu Niederdedinghausen - heutige Flurbezeichnung: Nigge (Neue) Lippe) einen tiefen Graben durch das Bruch und wollte ihn unterhalb Lippstadts in die Glenne münden lassen, einem kleinen Nebenfluss der Lippe. Doch das Werk misslang, weil die abgeleiteten Wassermassen die sandigen Ufer zum Einsturz brachten und viele Arbeiter ertranken. Noch heute erinnert eine Wegbezeichnung im Bruch, "Am Spanischen Graben", an dieses Werk.

Erzabbau

Lange Zeit war das Geschehen in den Jahren 1837 - 1851 völlig vergessen. In dieser Zeit wurde in drei "Wäschen" das sog. Raseneisenerz abgebaut. So genannt wird das in Flussniederungen vorkommende Erz, auch als Wiesenerz, Sumpfeisenerz oder Modererz bekannt. Es wird in Mooren und Sümpfen aus dem eisenhaltigen Grundwasser ausgeschieden und ist eine abweichende Art des Brauneisenerzes (Limonit). Das Erz hatte eigentlich keinen Wert, der Preis wurde durch den Arbeitslohn und die Transportkosten bestimmt. Das Erz wurde ergraben, in großen, aus Holz gefertigten "Wäschen" vom anhaftenden Schmutz gereinigt, in Tonnen verladen und von Fuhrwerken zum Lippstädter Hafen (am heutigen Finanzamt gelegen) transportiert. Von hier ging es per Schiff auf Lastkähnen zur Eisenhütte Westphalia (Wehrenbold & Co.) nach Lünen und wurde dort verhüttet. Das Erz diente zur Herstellung von Öfen, Herden und Töpfen. Der Erzabbau brachte vielen Lipperodern Arbeit, wurden diese doch bei der Arbeitsvergabe bevorzugt. Der aufmerksame Wanderer sieht noch heute, dass Eisen in Lipperode vorkommt. In den Gräben schillert bei stehenden Gewässern die Oberfläche bunt. Dies ist keine Verunreinigung durch Öl: Der Belag entsteht durch gelöstes Eisen, das sich auch als brauner "Schmand" bei Pflanzen und Wurzeln an den Grabenrändern absetzt.

Die erbeutete französische Kriegskasse

Lange Zeit hielt sich in Lipperode die Geschichte von der gestohlenen französischen Kriegskasse. Als die französische Armee unter Napoleon I. den Rückzug aus Russland im Jahre 1813 vollzog, sollen sie auch im Dorfkrug zu Lipperode (heute: Altes Gasthaus Voss), genächtigt haben. Abends sollen sie mit einigen Lipperodern im Gasthaus zusammengesessen und getrunken haben. Die Kriegskasse soll ihnen sodann entwendet und im Dorf versteckt worden sein. Einige Dorfbewohner erzählten dies noch rund 190 Jahre später und zeigten auch die Stellen, wo nach der Familienüberlieferung dieses Versteck gewesen sein soll.

Doch was ereignete sich tatsächlich? Im Dezember 1812 befanden sich Teile der französischen Armee und auch das Bataillon Lippe auf dem Rückzug von Kowno (Ort im Süden Litauens) über Gumbinen nach Tilsit. Es war Winter und natürlich sehr kalt, die Straßen waren glatt und verdreckt, die Flucht wenig organisiert. In diesem Durcheinander befanden sich auch etliche Wagen mit der französischen Kriegskasse. Die erschöpften Pferde schafften es nicht, die Wagen eine steile Anhöhe heraufzuziehen. Die Wagen wurden zurückgelassen. Den Lippern tat dies natürlich leid, und man rettete doch noch zwei bis drei Wagen, die unter Bewachung weitertransportiert wurden. Beim ersten Wagen waren unter anderem die Soldaten Seiger und Veit (Feith) aus Lipperode. Unterwegs wurden sie von Franzosen überfallen und die Geldwagen geplündert. In einem unbeobachteten Moment erbeuteten die Bewacher ein Fässchen mit 100.000 doppelten Napoleon d'or, teilten sich den Betrag und behielten ihn. Bei einem weiteren Gefecht verloren sie den Soldaten Veit, den man niemals wieder sah. Der verbliebene Teil der Kriegskasse wurde an die Lippische Regierung in Detmold über den Hauptmann Falckmann abgeliefert. Dies geht aus einem Brief des Corporals Seiger vom 22. August 1814 an die Hochfürstliche Vormundschaftliche Regierung in Detmold hervor. Gegen den Hauptmann wurde beim Hochfürstlichen Militärgericht wegen einer Forderung von 500 Goldgulden geklagt. Bei dem Soldaten und späteren Corporal Seiger handelte es sich offenbar um den Schneidergesellen Friedrich Andreas Seiger, geboren am 19. Juli 1792, aus Lipperode Nr. 40, zweiter Sohn des Johann Diedrich Martin Seiger, der als Füsilier bei der 3. Landwehr-Compagnie unter Lieutenant Klostermeier diente.

Lied: Die Lippischen Schützen

  1. Zu 70, da zogen wir lippischen Schützen von Detmold aus, um das Vaterland zu schützen. Zum Truderidera, zum Truderidera, zum Truderidera! Und wir Lipper, wir sind da.
  2. Wir zogen so fröhlich und guter Dinge, von Detmold nach Lage, und von da nach Lippspringe. Zum Truderidera,...
  3. Und als wir kamen an das lüttche, lüttche Horn, da hatten wir bereits unsre Fahne verlorn. Zum Truderidera,...
  4. Und als wir kamen an das liebe Paderborn, bekuckten uns de Luie von achtern und von vorn. Zum Truderidera, ...
  5. Und als wir kamen an das schöne Lipperode, da war das halbe Bataillon schon marode. Zum Truderidera,..
  6. Und als wir kamen an den freien deutschen Rhein, da taten die rheinischen Mädchen sich freun. Zum Truderidera, ...
  7. Sie dachten, wir wären die steiermärkschen Schützen von wegen die roten Striemen an de Büxen. Zum Truderidera, ...

Sehenswertes

Besuchenswert sind die Reste der alten Festung (Burg Lipperode) nahe der Lippe. 1985 wurde der alte, fünfzackige "Burgstern" wieder teilweise rekonstruiert. Ein "Sternzacken" wurde wieder aufgebaut, die restliche Umwehrung durch ausgehobene Gräben dargestellt. Der Betrachter gewinnt so einen Eindruck der um 1610 größten Festung in Ostwestfalen. An der Lippestraße in der Nähe der katholischen Kirche befindet sich das "Alte Gasthaus Voss". Dieser alte Fachwerk-Dorfkrug besteht schon seit dem 16. Jahrhundert. Um 1612 befand sich hier eine Station der Thurn- und Taxischen Post. Die "reitende Post" benötigte zehneinhalb Stunden bis zum Schloss Detmold, dem Sitz des Landesherrn. In der katholischen Pfarrkirche befindet sich rechts vor dem Chorraum eine kleine Kriegergedächtniskapelle, die in dieser Form einzig in Ostwestfalen ist. Dieses Kleinod wurde 1920 unter der Leitung des Diözesanbaumeisters Matern erstellt. An der Stirnwand befindet sich ein in Sandstein gehauenes Relief, das die Heilige Familie mit zwei knienden Soldaten darstellt. Es ist ein Werk des Wiedenbrücker Bildhauers Mormann. Die evangelisch-reformierte Kirche erhielt eine Renaissance-Kanzel von ca. 1600/1610, die von der Marienkirche zu Lippstadt für 50 Reichstaler gekauft wurde. Eine sehenswerte Malerei sind die Darstellungen der vier Evangelisten an der mit Ornamenten verzierten Kanzel.

Infrastruktur

Lipperode gehört zu den am besten mit öffentlichen und privaten Versorgungseinrichtungen ausgestatteten Stadtteilen. Durch die kurze Verbindung zur Innenstadt aber auch den schnellen Anbindungen zu den Gewerbegebieten und großen Einkaufszentren wurde Lipperode zu einem bevorzugten Wohngebiet. Zwei Kindergärten, eine Grundschule und eine Realschule und viele Angebote in zahlreichen Vereinen und Zusammenschlüssen gibt es für alle Altersklassen, die sowohl leibliche als auch geistige Aktivitäten abdecken. Mehr als 100 große und kleine Unternehmen bieten ihre Waren und Hilfen an. Ein großer Lebensmittelmarkt befindet sich in der Ortsmitte. Die medizinische Grundversorgung (zwei Zahnärzte, zwei Allgemeinmediziner) ist gegeben. Eine Werkstatt für behinderte Menschen mit entsprechender Heimunterbringung ist seit fast einem Jahrhundert ansässig. Einige neue Baugebiete und Baulücken sind für Neubürger vorhanden.

Natur und Freizeit

Im Norden wird Lipperode durch ein großes Natur- und Landschaftsschutzgebiet begrenzt, das auf gekennzeichneten Wegen erkundet werden kann. Am "Zachariassee" befindet sich eine Beobachtungshütte. Dieser See dient Tausenden von Vögeln als Ruhe- und Brutplatz. Angrenzend im Osten kommt man zum 23 ha großen "Alberssee", einem Baggersee mit ausgezeichneter Wasserqualität. Hier kann man segeln und an einem Sandstrand baden. Im Süden ist die "Lippe" mit ihren Auen und Lippewiesen die natürliche Begrenzung. Auch dieses Gebiet wird von Naturschutzzonen (Biotopen) durchzogen. Im Südwesten befindet sich die "Bellevue" (= Schöne Aussicht), ein städtisches Waldgebiet, das vielen Sportlern und Wanderern zur Erholung dient. Im Nordosten befindet sich gleichfalls ein kleines Waldgebiet, das auch von Biotopzonen begrenzt wird. Der "Boke-Heide-Kanal" bildet eine weitere Grenze zum Lippstädter Gebiet. Hier befindet sich auch ein weiterer See, der "Margaretensee", mit einem größeren Campingplatz. Rund um Lipperode führen Wander- und Fahrradwege, die dank vorausschauenden Ortsvorstehern vor einigen Jahren angelegt wurden.

Statistik

Gesamtzahl der Einwohner am 31. Dezember 2010[1]: 4.162

katholisch: 2.222; evangelisch: 1274; sonstige: 666
Männer: 2.039; Frauen: 2.123
bis 5 Jahre alt: 219
6 - 14 Jahre: 418
15 - 19 Jahre: 232
20 - 39 Jahre: 1.005
40 - 64 Jahre: 1.573
älter als 65 Jahre: 715

Religion

Die katholische Gemeinde

Im Jahre 1257 wurde ein "Johannes capellanus von Lipperothe" in den Urkunden angeführt. Hierbei handelte es sich offensichtlich um den Priester der Burg. Eine erste Kirche wurde 1400 und ein Pfarrhaus 1410 erwähnt. Kirche und Friedhof des alten Dorfes befanden sich nach alten Karten dort, wo sich heute die Straße "Zum Alten Kirchhof" befindet. Später, ca. 1621, wurde die Kirche hier abgebrochen und am Ort der jetzigen evangelisch-reformierten Kirche aufgebaut. In der Reformationszeit (ab 1555) nahmen alle Einwohner das evangelisch-lutherische Bekenntnis an. Erst 1663 wird wieder der erste Katholik erwähnt. 1862 wurde auf dem heutigen Grundstück an der Sandstraße eine Kapelle erbaut und diese 1904 durch die noch heute bestehende St. Michaels-Kirche ersetzt. Heute sind 2222 (31. Dezember 2010) Einwohner katholisch.

Die evangelisch-reformierte Gemeinde

Im Jahre 1555 kam die Reformation nach Lipperode. Zunächst wurde das evangelisch-lutherische Bekenntnis und ab 1620 das evangelisch-reformierte Bekenntnis eingeführt. Heute sind über 1.000 Einwohner evangelisch. 1866 wurde die alte Kirche abgebrochen und die heute bestehende Kirche an des Bismarckstraße erbaut. Dank der Initiative des Pfarrers Martin Hülsemann wurde um 1901 eine Schule und 1906 ein evangelischer Kindergarten errichtet. Die kirchliche Neuordnung erfolgte zum 1. Januar 1976. Zu diesem Zeitpunkt schied die Kirchengemeinde aus der Lippischen Landeskirche aus und wurde Mitglied im Kirchenkreis Soest und der Evangelischen Kirche von Westfalen. Neben einer großen Renovierung der Kirche wurde 1987 auch das Gemeindehaus umfassend modernisiert und erweitert. Es dient heute dem Treffen vieler kirchlicher Gruppen. Heute sind 1274 (31. Dezember 2010) Einwohner evangelisch.

Die jüdische Gemeinde
Eingang zum jüdischen Friedhof Lipperode

Schon im Jahre 1590 lebte die erste jüdische Familie in Lipperode. Eine Synagoge wurde erstmals 1773 erwähnt. Zu dieser Zeit bestand auch schon ein Friedhof dieser jüdischen Gemeinde, da der älteste erhaltene Grabstein aus dem Jahr 1771 stammt. In den Archivunterlagen wurde 1788 ein Schulmeister Moses angeführt. Es bestand also auch eine jüdische Schule, in der die Kinder die Tora lernten. Die Synagoge ist eine der wenigen Synagogen, die während der Pogromnacht am 9. November 1938 nicht zerstört wurde, obwohl die SA bereitstand. Es unterblieb aber offensichtlich der Befehl zur Ausführung. Die Synagoge wurde 1939 an die Gemeinde verkauft und 1949 zu einem Wohnhaus umgebaut. Die letzten in Lipperode lebenden vier jüdischen Familien mit 13 Personen wanderten 1938 nach Argentinien aus.

Vereine

Sport

  • Der TUS Lipperode (Turn- und Sportverein Lipperode von 1919 e.V.) wurde am 11. November 1919 gegründet, erster Vorsitzender war Heinrich Hunold. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg bis in die frühen 1950er Jahre gab es eine mit dem Ort Mettinghausen zusammen gebildete Fußballmannschaft. Heute ist der TUS Lipperode führend im Frauenfußball. Im Jahre 2008 hat der Verein 1050 Mitglieder, Fußball wird in 7 Senioren- und 14 Juniorenteams gespielt. Weiter besteht eine Turn-, eine Tennis- und eine Taekwondoabteilung.
  • Der 1977 gegründete Turnverein Lipperode(TVL) widmet sich hauptsächlich dem Geräteturnen. Nach der Gründung entstanden zahlreiche andere Breitensportgruppen. Er ist der fünftgrößte Sportverein in Lippstadt.

Schützen

  • Der Schützenverein Lipperode e.V. wurde am 24. Juni 1877 offiziell gegründet. Ein Schützenverein existierte schon seit 1832, wie dies eine Plakette an der Traditions-Königskette ausweist. Jedoch sind keine näheren Angaben bekannt. Allerdings wurde nachweislich am 2. und 3. Juni 1833 ein Schützenfest am Tannenbaum gefeiert. Das alljährliche Schützenfest auf dem Festplatz findet am letzten Juniwochenende statt.
  • Der Schützenverein Fürstlich Lippische Schützen von 1813 Exklave Lipperode wurde 1987 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, der Bevölkerung Uniformen und Geräte der Zeit um 1813 zu zeigen. Darüber hinaus will man die Geschichte der Lippischen Schützen und ihre Verbindung zu Lipperode und dem Land Lippe erforschen und die Ergebnisse darstellen. 1989 wurde dem Verein durch ein Dekret von Dr. Armin Prinz zur Lippe der Name offiziell verliehen.

Gesang und Musik

  • Der Gesangverein 1861 Lipperode ist ein gemischter Chor und wurde zunächst als Männergesangverein im Jahr 1861 gegründet. 1975 erfolgte eine Umwandlung zum Gemischten Chor. 1. Vorsitzender ist derzeit Wilhelm Brüggemann.
  • Der Gesangverein "Cäcilia" Lipperode wurde 1888 als Männerchor gegründet und 1972 in einen Gemischten Chor umgewandelt.
  • Die Lipperoder Burgschwalben sind als Kinder- und Jugendchor im Jahr 1976 gegründet worden und entwickelten sich zu einem der führenden Chöre in Westfalen.
  • Der Gospelchor "Masithi" der Kirche St. Michael Lipperode wurde 1995 gegründet. "Masithi" ist ein Wort in afrikanischer Sprache und bedeutet "Wir preisen Gott den Herrn".
  • Das Vokalensemble Die Unwuisen macht mit stimmvollen Liedern auf sich aufmerksam.
  • Der Lipperoder Spielmannszug wurde am 5. Mai 1983 gegründet und steht in der Tradition des von 1926 bis 1939 bestehenden 1. Lipperoder Tambourcorps.

weitere Vereine

  • Der "Bürgerring Lipperode e.V." wurde zur Erhaltung und Förderung des Heimatgedankens sowie der natürlichen Eigenart und

Schönheit Lipperodes am 5. August 1998 gegründet. Mitglieder können Einzelpersonen und Vereine werden. Der Bürgerring führt Veranstaltungen gemeinsam mit möglichst vielen Lipperoder Vereinen und Verbänden durch. Eine Partnerschaft besteht zu der französischen Gemeinde St. Nicolas bei Arras.

  • Die "Caritas-Konferenz St. Michael" hat es sich zur Aufgabe gemacht, hilfs- und unterstützungsbedürftigen Personen, insbesondere aus dem Ort, mit Tat und Rat beizustehen.
  • Der "Förderverein Gemeindehaus" der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde unter Vorsitz Herrn Bentelers besteht seit 1988 und zählte am 31. Dezember 2007 387 Mitglieder. Sein Ziel ist die Förderung des evangelischen Gemeindehauses.
  • Der "Gemeindeverein St. Michael Lipperode" wurde am 1. Oktober 2006, dem Patronatsfest, gegründet. Seine Aufgabe ist es, die Einrichtungen der Kirchengemeinde St. Michael durch materielle und ideelle Hilfen zu fördern und zu unterstützen. Dies sind insbesondere die drei Häuser der Gemeinde - die Pfarrkirche, das Pfarrheim und der Kindergarten St. Michael.
  • Der "Gewerbe- und Förderverein für Lipperode" wurde am 24. August 2008 gegründet. Mitglieder sind insbesondere die in Lipperode Handel, Handwerk und Gewerbe treibenden Einwohner.
  • Der "Heimatverein Lipperode" kümmert sich um die Geschichte des Ortes und seiner Bevölkerung, feiert jährlich einen Heimatnachmittag und führt Interessierte durch den Ort.
  • Der "Naturschutzbund (NABU)Lipperode" achtet auf die Naturschutzgebiete am "Zachariassee" und am "Merschgraben".
  • Drei Taubenvereine haben sich im Ort etabliert ("Nordvogel", "Siegesbote" und "Unter uns").[4]

Literatur

  • Schriften des Heimatvereins Lipperode: "Unser Lipperode"
  • Lipperode. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 17, Leipzig 1738, Spalte 1558 f.
  • Butterweck, Wilhelm: Lipperode Die lippische Diaspora, Schötmar 1925
  • Günther, Joh.,Floren, Wilh.,Schwarte,K.H.: Geschichte der katholischen Kirchengemeinde Lipperode, Lipperode 1979;
  • Bongartz, Josef und Klüsener, Wilhelm: Schulen in Lipperode, Lipperode 1995
  • Bongartz, Josef und Klüsener, Wilhelm: 750 Jahre Lipperode, Lipperode 1998;
  • Günther Marticke: Zusammenstellung der Archivalien des Staatsarchivs Detmold zum Eisenerzabbau im Lipperoder Bruch, Lipperode, 1995; Klessmann, Eckart, Unter Napoleons Fahnen, Bielefeld 1991.

Quellen

  • Archivalien über Lipperode im Staatsarchiv Detmold
  • Archivalien über lippische Soldaten
  • Unterlagen über Lipperode im Stadtarchiv Lippstadt
  • mündliche Dokumentation von Lipperoder Bürgern
  • Urkataster von Lipperode, Kreis Soest

Einzelnachweise

  1. a b Stadt Lippstadt: Wohnbevölkerung in der Stadt Lippstadt (Stand: 31. Dezember 2010, abgerufen am 7. Mai 2011)
  2. Jürgen Soenke: Johan van Rijswijck und Johan van Valckenburgh - Die Befestigung deutscher Städte und Residenzen 1600-1625 durch holländische Ingenieuroffiziere. Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins, Jahrgang 46 (1974), S. 9-39.
  3. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  4. Brieftaubensport in Lipperode - Teil 1, Brieftaubensport in Lipperode - Teil 2

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