Liquiditätsplanung

Liquiditätsplanung

Der Begriff Liquidität bezeichnet in seiner allgemeinen Bedeutung die Fähigkeit, im Markt ein Wirtschaftsgut schnell gegen ein anderes zu tauschen. Mit Ausnahme des Tauschmarktes ist mindestens eines der beiden Wirtschaftsgüter ein geldwertes Zahlungsmittel. Liquidität bezeichnet deshalb auch die Verfügbarkeit über genügend Zahlungsmittel. Neben dieser Verfügbarkeit muss aber auch ein Tauschpartner gefunden werden, welcher die gewünschte Transaktion gegen Geld abwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Betriebswirtschaftslehre

In der Betriebswirtschaftslehre ist Liquidität die Fähigkeit eines Wirtschaftssubjekts, seine fälligen Verbindlichkeiten jederzeit (fristgerecht) und uneingeschränkt begleichen zu können.

Nach dem Zeitraum, in dem die Verpflichtungen fällig werden, unterscheidet man zwischen kurzfristigen (unter 1 Jahr), mittelfristigen (1 bis 5 Jahre) und langfristigen Verpflichtungen (über 5 Jahre). Diese Abgrenzung ist allerdings fließend und nicht festgeschrieben, so dass die geeigneten Ordnungen für den jeweiligen Zweck selbst definiert werden können.

Mangelnde Liquidität ist neben einer zu geringen Eigenkapitaldecke bzw. Überschuldung die häufigste Insolvenzursache bei Unternehmungen. Liquiditätsmangel tritt häufig überraschend ein, vor allem wenn in der Unternehmung eine unzureichende Liquiditätsplanung durchgeführt wird. Gelegentlich wird die mangelnde Liquidität von der Leitung der Unternehmung noch eine Weile verschwiegen, um die Unternehmung „zu retten“. So werden dann nur noch die wichtigsten Verpflichtungen beglichen, Skontomöglichkeiten nicht ausgenutzt, Kreditlinien überzogen, keine Umsatzsteuer abgeführt, Vermögensgegenstände (unter Wert) veräußert und die Mitarbeiter erhalten ihren Lohn nicht mehr pünktlich. Diese Politik führt jedoch durch höhere Kosten zu einer immer schlechteren Bonität, die ihrerseits die Liquidität in der Zukunft weiter gefährdet und letztlich zur Illiquidität (Zahlungsunfähigkeit) führen kann.

Zu hohe Liquidität bewirkt hingegen Rentabilitätseinbußen. Wer Zahlungsmittel zu üppig hortet, nicht oder nur schlecht investiert, der kann zwar i. d. R. alle Zahlungsverpflichtungen leicht erfüllen, verzichtet aber zumindest auf die übliche Verzinsung und verliert durch Inflation einen Teil seines Vermögens.

Statische Liquidität

Mithilfe der Liquiditätsgrade wird ein Unternehmen hinsichtlich seiner Fähigkeit untersucht, alle Zahlungsverpflichtungen fristgerecht erfüllen zu können. Ähnlich wie bei der Anlagedeckung werden auch hier Positionen der Vermögensseite mit Positionen der Kapitalseite verglichen (horizontale Bilanzstrukturanalyse).

Dynamische Liquidität

Anhand der dynamischen Liquidität lässt sich schätzen, wie mit den vorhandenen Zahlungsmitteln und geschätzten Umsätzen über einen Zeitraum (meist ein bis drei Monate) die in diesem Zeitraum anfallenden Zahlungsverpflichtungen bedient werden können.

  • Dynamische Liquidit\ddot a t = \frac{(Zahlungsmittel+Forderungen+gesch\ddot a tzte\ Ums\ddot a tze)}{kurzfristige\ Verbindlichkeiten}

Periodenliquidität

Diese Kennzahl ergibt sich aus der Gegenüberstellung von notwendigen Zahlungsausgängen und zu erwartenden Zahlungseingängen der betreffenden Periode:

  • Periodenliquidit\ddot a t = \frac{Zahlungsausg\ddot a nge}{erwartete\ Zahlungseing\ddot a nge}

Volkswirtschaftslehre

Liquidierbarkeit von Anlagevermögen

In der Volkswirtschaftslehre, genauer in der Mikroökonomie, wird die Qualität eines Wirtschaftssubjekts betrachtet, seine Aktiva in Geld umzuwandeln. Je nach der Leichtigkeit einer Umwandlung eines Anlagegutes in Geld spricht man von unterschiedlicher Liquidierbarkeit. Dabei ist z.B. zu beachten, dass auch Liquidationskosten anfallen können. Letztlich reflektiert diese Betrachtung die o.g. betriebswirtschaftliche mit den unterschiedlichen Graden der Liquidität, wobei nun aber sämtliche Aktiva, also auch die langfristig gebundenen Finanzanlagen, beurteilt werden.

So besitzt beispielsweise ein Grundstück zwar eine relativ hohe Wertbeständigkeit, allerdings sind die Kosten für seine Umwandlung in liquide Mittel relativ hoch. Zu beachten ist dabei auch, dass der Wertverlust auf investierte Werte umso größer ist, je spezifischer die Investition ist. Muss etwa ein Stahlofen verkauft werden, der vor fünf Jahren für 20 Mio. € gebaut wurde, weil die Stahlproduktion aufgrund veränderter Rahmenbedingungen nicht mehr rentabel ist, so hat der Ofen höchstens noch einen Schrottwert, wobei dieser von den Abbruchkosten noch überstiegen werden kann. Ein altes schönes Fabrikgebäude wäre ggf. weniger spezifisch, indem auch eine alternative Nutzung möglich wäre. Es könnte z. B. in Lofts umgebaut, d. h. für Wohnzwecke erschlossen werden.

Daraus ergibt sich die auch betriebswirtschaftlich relevante Feststellung, dass der Wert von Anlagegütern zu Fortführungswerten in der Regel wesentlich höher ist als zu Zerschlagungswerten. Bei einer Unternehmensbewertung gibt es demnach hier zwei unterschiedliche Bewertungsansätze.

Liquidität (Freier Kapitalverkehr)

Deutlich wird die Bedeutung dieser Liquiditätsbetrachtung bei der Argentinienkrise: Wenn viele Menschen eine hohe Liquidität in Form von Zentralbankgeld oder Tageseinlagen bei Kreditinstituten unterhalten, die schnell in andere Währungen transferiert werden können, so ist der freie Liquiditätssaldo der Geschäftsbanken hoch. Diese können damit weitgehend unbeeinflusst von der Zentralbank ihren binnenwirtschaftlichen Kreditschöpfungsspielraum nutzen oder die Liquidität in eine fremde Währung transferieren, was der nationalen Währung bei freier Konvertierbarkeit schadet. Deshalb werden die Zentralbank bzw. der Gesetzgeber bemüht sein, die Konvertierbarkeit der Währung weitgehend einzuschränken, um die Liquidität auf das normale Maß zu reduzieren und dadurch den Außenwert der Währung möglichst stabil zu halten.

Liquidität (Geldmenge)

Makroökonomisch bezeichnet Liquidität die vorhandene Geldmenge, wobei M1, M2 oder M3 gemeint sein kann. Die Geldmenge wird von der Konjunktur, insbesondere von der Geldumlaufgeschwindigkeit und der Geldpolitik der Zentralbank beeinflusst. (Parameter L: Liquidität im IS-LM-Modell)

Liquidität eines Marktes

Marktliquidität bezeichnet das Ausmaß, in dem auf einem Markt bestimmte Mengen von Marktgütern oder Kapitalkontrakten jederzeit gehandelt werden können, ohne dass eine einzelne Transaktion den Marktpreis wesentlich beeinflusst.

Siehe auch

Literatur

  • Däumler, K.D., Betriebliche Finanzwirtschaft, 8. Aufl., Herne/Berlin 2002
  • Drukarczyk, J., Finanzierung, 9. Aufl., Stuttgart 2003
  • Eilenberger, G., Betriebliche Finanzwirtschaft, 7. Aufl., München/Wien 2003
  • Jahrmann, F.U., Finanzierung, 5. Aufl., Herne/Berlin 2003
  • Krimphove, D./Tytko, D. (Hrsg.), Praktiker Handbuch Unternehmensfinanzierung, Stuttgart 2002
  • Lauer, H., Konditionen-Management; Zahlungsbedingungen optimal gestalten und durchsetzen, ISBN 3-87881-124-1
  • Olfert, K./Reichel, Ch., Finanzierung, 13. Aufl., Ludwigshafen/Rhein 2005
  • Perridon, L./Steiner, M., Finanzwirtschaft der Unternehmung, 12. Aufl., München 2003
  • Stützel, W., Liquidität, in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften. Göttingen 1959, S. 622-629.
  • Witte, E., Liquidität, in: Handwörterbuch des Bank- und Finanzwesens, Hrsg. W. Gerke, M. Steiner, 2. Aufl., Stuttgart 1995, Sp. 1381-1387
  • Wöhe, G., Bilstein, J., Grundzüge der Unternehmensfinanzierung, 9. Aufl., München 2002

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