Liste Lüdenscheider Kirchen und Gotteshäuser

Liste Lüdenscheider Kirchen und Gotteshäuser

Das südliche märkische Sauerland wurde spätestens bis zum 9. Jahrhundert christianisiert. Es wird jedoch auch angenommen, dass dies bereits nach dem 4. Jahrhundert geschehen sein kann, infolge der Nachfrage nach sauerländischen Eisenprodukten im Raum Köln.[1] Bis zur Reformationszeit war Lüdenscheid Sitz eines großen Dekanates, das bis nach Schwelm reichte. Zwischen 1563 und 1578 führte die Stadt die Reformation ein und war bis Ende des 17. Jahrhunderts rein lutherisch. Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert entstand durch Zuwanderung eine kleine reformierte Gemeinde, welche ab 1705 die Kreuzkapelle im Bereich des heutigen Sternplatzes für ihre Gottesdienste nutzen durfte. Noch einmal knapp hundert Jahre dauerte es dann, bis sich ebenfalls durch Zuwanderung und im Zeichen der preußischen Toleranzpolitik wieder eine kleine katholische Gemeinde formierte. Seit 1795 strebte sie die Einrichtung eines eigenen Bethauses an. Erst 1827 konnte sie die Kreuzkapelle erwerben, wobei der größte Teil der Kaufsumme von evangelischen Lüdenscheidern zur Verfügung gestellt wurde. Bereits 1822 waren die lutherische und die reformierte Gemeinde im Zeichen der preußischen Union vereint worden. In noch stärkerem Maße als zuvor wurde die konfessionelle Zusammensetzung Lüdenscheids seit der industriellen Revolution durch Zuwanderung geprägt: Der Anteil katholischer Christen stieg, außerdem entstanden in den letzten Jahrzehnten eine griechisch-orthodoxe Gemeinde und muslimische Gemeinschaften. All dies wird im örtlichen Bestand an Kirchen und Gotteshäusern widergespiegelt. Lüdenscheid gilt noch immer als ein Zentrum evangelischer Frömmigkeit. Jochen Bohl, Landesbischof der traditionsreichen Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, ist gebürtiger Lüdenscheider (Vikariat in der Brüninghauser Kirche). Vor Ort wirkte etwa der pietistische und evangelikale Theologe Paul Deitenbeck. Leiter der "Freien Christlichen Jugendgemeinschaft" (FCJG), einer charismatischen Gruppierung, ist der bekannte und teilweise umstrittene Prediger und sogenannte Evangelist Walter Heidenreich. Bis zur Verfolgung durch die Nationalsozialisten besaß Lüdenscheid auch eine jüdische Gemeinde. Ihre Versammlungsräume befanden sich im Bereich des heutigen Graf-Engelbert-Platzes. Eindrucksvolles Zeugnis dieses Kapitels der Stadtgeschichte ist der jüdische Friedhof Am Ramsberg. In der letzten Nachkriegszeit wurde er vom jetzigen Gelände der AOK an der Knapper Straße hierher verlegt; erhalten blieben viele historische Grabmale jüdischer Lüdenscheider.

Inhaltsverzeichnis

Evangelische Kirchen

(Evangelische Kirche von Westfalen)

  • Apostelkirche Bierbaum (Versöhnungsgemeinde), Kirchstr., moderner Neubau der letzten Nachkriegszeit mit kampanileartigem seitlichem Kirchturm, Zentrum der Neubausiedlung Bierbaum aus den 1950er Jahren und an ihrem höchsten Punkt gelegen
  • Auferstehungskirche (Versöhnungsgemeinde), Höher Weg 8, Neubau von 1954 - 1956, Architekt Hans Meißner/Lüdenscheid; 33 m hoher kampanileartiger Kirchturm; Sgraffito "Emmausjünger" am Nordgiebel des Kirchenschiffes; Buntglasfenster; teilweise erhaltene originale Innenausstattung; bemerkenswerter, qualitativ hochwertiger Bau der 1950er Jahre, errichtet für den seinerzeit stark erweiterten Stadtteil Höh
  • Brüninghauser Kirche, Versestr. 31, Jugendstilbau von 1912 des Regierungsbaumeisters Dr. Liemke, gewölbter Saal mit Emporenanbau, ortsbildprägender Seitenturm (gestufter Pyramidenhelm), Baudenkmal
  • Christuskirche, Knapper Str. 56, neugotische Kirche mit stadtbildprägendem hohen Turm und größtes Gotteshaus im Märkischen Kreis, Weihe 1902 (Baudenkmal)
  • Erlöserkirche (Versöhnungsgemeinde), Kirchplatz 11, ältestes Gotteshaus Lüdenscheids und Zentrum der Altstadt (Baudenkmal), Turm romanischen Ursprungs mit spätbarockem Helm, klassizistisches Kirchenschiff
  • Gemeindezentrum Rathmecke-Dickenberg (Gemeinde Oberrahmede), Rathmecker Weg 32, Neubau für die Neubaugebiete Rathmecke und Dickenberg
  • Johanneskirche, Lärchenweg 13, Neubau im Stil der Moderne mit kubischem Kirchturm
  • Kirche/Gemeindezentrum Lösenbach (Kreuzkirchengemeinde Brügge), Schubertstr. 3
  • Kirche Oberrahmede, Im Grund 6, neugotische Saalkirche von 1890 vom Typ einer preußischen Normalkirche, Nordostturm mit achtseitiger Pyramidenhaube, markantes, stilistisch einheitliches Ensemble aus Kirche, Pfarrhaus, ehem. Konfirmandensaal und Kirchhof, Baudenkmal.
  • Kreuzkirche, Worthstr. 51, erster Kirchenneubau Lüdenscheids nach dem Zweiten Weltkrieg, relativ konservative Gestaltung, stadtbildprägender seitlicher Kirchturm mit Galerie und großem aufgesetztem Kreuz; Benachbart findet sich ein späterer größerer Neubau des Kirchenschiffes, die Alte Kirche wurde seinerzeit zum Gemeindezentrum umfunktioniert. Nach Findung von Bauschäden ist sie einschließlich des den Stadtteil prägenden Kirchturms akut von Abrissplänen bedroht.
  • Kreuzkirche Brügge, Halverstr. 1, neugotische Emporenkirche von 1899 des Architekten Gustav Adolf Fischer (Barmen), seitlicher Turm mit polygonalem Spitzhelm, ehem. lutherischer Kanzelaltar nicht mehr vorhanden, markante ortsbildprägende Architektur aus Bruchstein (Baudenkmal)
  • Markuskirche (Christuskirchengemeinde), Breitenfeld 62, Neubau für das Neubaugebiet Wehberg

Katholische Kirchen

(Bistum Essen, Pfarrei St. Medardus)

  • Maria Königin, Schättekopf 7, Neubau der letzten Nachkriegszeit mit stadtbildprägendem kubischem Kirchturm, markante Lage auf dem Schättekopf nördlich der Innenstadt
  • Pauluskirche Brügge, Parkstr. 245, neubarocke Saalkirche von 1925/26 des Architekten Wiehl, Hagen; großer Westturm mit Welscher Haube, Konsekration 1927 (Baudenkmal)
  • St. Joseph und Medardus, Jockuschstr. 12 / Sauerfelder Str., stadtbildprägender neugotischer Backsteinbau mit hohem expressionistischen Turm (Baudenkmal)
  • St. Petrus und Paulus, Honseler Str. 68, zunächst als "Holzkirche" bekannt gewordene Behelfskirche der letzten Nachkriegszeit im Neubaugebiet Honsel, später massiver Neubau

Weitere Gotteshäuser und Versammlungsstätten

Die folgende Liste stellt lediglich eine Auswahl dar.

  • Alevitisches Gemeindezentrum, Am Grünewald 2b
  • Baptistische Friedenskirche (Ev. Freikirchliche Gemeinde Lüdenscheid), Berliner Str. 14
  • Christliche Versammlung e. V., Gemeinde der Brüderbewegung, Eduardstr. 5
  • Christliches Vereinshaus Immanuel ("Blaues Kreuz", Vereine " EC" und " Philadelphia"), Werdohler Straße 58
  • CVJM-Heim, Mathildenstr. 30a
  • Freie christliche Jugendgemeinschaft (FCJG), Haus Wiedenhof, ein wichtiges Zentrum der charismatischen Bewegung, Bahnhofstr. 22
  • Freie evangelische Gemeinde (FeG) Lüdenscheid, Börsenstr. 4-8
  • Griechisch-orthodoxe Kirche Agios Nektarios, repräsentativer Neubau der 1990er Jahre, reiche Ausstattung mit Ikonostase und Ikonen von 1996, weithin hörbares orthodoxes Geläut, Sedanstr.
  • Islamisches Kulturzentrum, Marokkanische Moschee, Sedanstr. 13
  • Islamisches Kulturzentrum, Worthstr. 4
  • Neuapostolische Kirche Brügge, Am Langen Acker 11
  • Neuapostolische Kirche Lüdenscheid-Mitte, Am Ramsberg 7
  • Türkisch-islamischer Kulturverein, Am Lehmberg 7

Ferner gibt es in Lüdenscheid eine Adventgemeinde und eine Gemeinschaft der Zeugen Jehovas.

Einzelnachweis

  1. Manfred Sönnecken (1951): "Ur und Frühgeschichte", in: Kulturamt Lüdenscheid/Hrsg.: "Buch der Bergstadt Lüdenscheid", S. 60 ff.

Literatur

  • Kulturamt der Stadt Lüdenscheid/Hrsg. (1951): "Buch der Bergstadt Lüdenscheid", Lüdenscheider Verlagsgesellschaft W. Berg KG
  • Heimatbund Märkischer Kreis/Hrsg. (1983): "Kunst- und Geschichtsdenkmäler im Märkischen Kreis", Veröffentlichungen des Heimatbundes Märkischer Kreis
  • Albert Hömberg: Kirchliche und weltliche Landesorganisation (Pfarrsystem und Gerichtsverfassung) in den Urpfarrgebieten des südlichen Westfalen, Münster 1967.

Weblinks


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