Anti-Held

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Ein Antiheld (Gegenheld) ist ein Figurentypus der darstellenden Kunst (Literatur, Film oder Comic). Während die dramatische Hauptfigur (der Protagonist) einer Geschichte durch ihre überlegene Charakter-, Verstandes- oder moralische Stärke zur Identifikation einlädt, ist es beim Antihelden gerade eine Schwäche, die sympathisch wirkt. Er ist etwa moralisch stark, aber verstandesschwach wie Don Quijote, C-3PO oder Simplicius Simplicissimus. In der moderneren Literatur gelten Gerhart Hauptmanns Bahnwärter Thiel in der gleichnamigen novellistischen Studie oder George Bernard Shaws pazifistischer Charakter Hauptmann Bluntschli als Antihelden.

Antihelden brechen mit der Möglichkeit des Eskapismus, bei der der Leser seine Wunschträume auf die Hauptfigur projizieren kann, genauso stark, schön, tapfer oder klug zu sein wie der Held der Geschichte. Dafür sind Antihelden in der Regel die vielschichtigeren, tiefer und exakter gezeichneten Charaktere, da sich hier auch Verletzungen und Schwächen einer Figur darstellen lassen. Schließlich lassen Antihelden auch Komik auf Kosten der Hauptfigur zu, denn sie sind potentielle Narren (Komödie). So können diese auch parodistisch eingesetzt werden. Ein weiters Merkmal des Antihelden ist, dass er zwar versucht zu seinem Ideal (meist der Protagonist oder eine in seinen Augen moralisch wertvollere Person) aufzuleben und seine Träume und Ziele zu verwirklichen, es diesem aber nur bedingt bis nicht gelingt.

Die literarische Entwicklung des Antihelden

In der Literatur beginnt die Geschichte des Antihelden mit den Abenteuer- oder Schelmenromanen des Don Quichote und Simplicissimus. Davor allerdings auf mittelhochdeutsch nehmen bereits die Schelmenromane über Till Eulenspiegel einige Merkmale des Antihelden vorweg.

Dann aber entwickelt sich vor allem gegen Ende des 18. Jahrhundert (z.B. Werther von Goethe oder Anton Reiser von K. Ph. Moritz) der durch bürgerliche Umstände und durch die die Gesellschaftskonventionen bestimmenden Mächte entrückte Antiheld. Die Beschäftigung mit Psychologie, damals Erfahrungsseelenkunde, und genereller Anthropologie und die daraus resultierenden Erkenntnisse spielen dabei eine wichtige Rolle bei der Charakterisierung eines (Anti-)Helden. Diese Ausformung zieht sich durch die Romantik (Aus dem Leben eines Taugenichts) bis Vormärz (Woyzeck) zur Moderne mit Hesse (Unterm Rad, Steppenwolf) und Döblin (Berlin. Alexanderplatz). Der Antiheld entwickelt sich vom vormals tugendhaften Helden zum, zwar nicht unbedingt untugendhaften Antihelden, der aber trotz allem ein Held ist, der sich lediglich durch subtilere Tugenden auszeichnet. Auch der satirische oder tragi-komische Anteil ist häufig vorzufinden, eben durch diese Disposition der von der Gesellschaft als selbstverständlich eingeforderten Tugendhaftigkeit und des eigentlichen, nämlich nicht perfekten, geradezu menschlichen Charakters des Antihelden. Die Ausprägung des Antihelden ist also in der bürgerlichen Revolution des 18. und 19. Jahrhundert zu suchen, einer Zeit, in der die Aufklärung Licht ins Dunkel bringt und den Menschen nicht mehr als Mittel zum Zweck sieht, sondern ihn um seiner selbst Willen als l(i)ebenswürdig und ihn in seiner (Eigen-)Art als von der Natur vollendet anerkennt. In diesem Zusammenhang sind auch die Autonomie-Ästhetik und die Entwicklung des autonomen Genies zu erwähnen, die sich als Auswuchs der Aufklärung im Sturm-und-Drang ausprägen.

James Dean ist mit seiner melancholisch-rebellischen Attitüde, maßgeblich in "Denn sie wissen nicht, was sie tun...", der Antiheld der Moderne für den cineastischen Bereich.

Für die moderne Literaturtheorie gilt die Hauptfigur Holden Caulfield des in den 1950er Jahren erschienenen Jugend-Romans "The Catcher in the Rye" als Prototyp des modernen Antihelden. Jugend ist damit ebenfalls ein nicht zwingendes (Harry Haller im Steppenwolf), aber häufiges Merkmal für einen Antihelden, ebenso das Motiv der Langeweile. Er ist nicht tatkräftig, enthusiastisch und aktiv, sondern passiv und negativ, da die Gesellschaft seine Aktivität hemmt. Er hasst z. B. alle Casting-Shows und, wie Holden Caulfield, beispielsweise alle sogenannten "Phonies" (Sich Verstellende), welche aber im Gegensatz zum Antihelden von der Gesellschaft akzeptiert werden.

Man darf Protagonist-Antagonist nicht mit Held-Antiheld verwechseln. Es ist tatsächlich so, dass ein Antiheld keinen direkten identifikationswürdigen Helden als Gegenspieler hat. Ein Antiheld ist und bleibt der Held der Geschichte, er benimmt sich nur eben nicht wie ein tugendhafter Held, möchte sogar gegen diese von der Gesellschaft sogenannten Tugenden vorgehen.

In Comics und Filmen über Superhelden ist der Antiheld von Beginn an etabliert. So sind die beliebtesten Superhelden allesamt auch Antihelden.

Literatur

  • Metzler Literaturlexikon. Begriffe und Definitionen; Stuttgart, 1990, S. 17.

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