Liste der Minuskelhandschriften des Neuen Testaments

Codex Ebnerianus, Minuskel 105, 12. Jahrhundert, Johannes 1,5b–10

Die Minuskelhandschriften des Neuen Testaments entstanden größtenteils zwischen dem 9. und 16. Jahrhundert. Ein Großteil wurde auf Pergament geschrieben, doch fand ab dem 12. Jahrhundert auch Papier Verwendung. Die Form jener Handschriften ist der Kodex. Sie wurden in kleinen kursiven griechischen Buchstaben, den Minuskeln, geschrieben. Über 80 Prozent der Handschriften bieten ausschließlich den Mehrheitstext, das heißt den byzantinischen Reichstext. Heute sind insgesamt 2907 Minuskelhandschriften mit Texten des Neuen Testaments bekannt.^[1]

Minuskelhandschriften unterscheiden sich von:

Papyri des Neuen Testaments – Beschreibstoff ist Papyrus, im Allgemeinen älteren Ursprungs
Unzialhandschriften des Neuen Testaments – geschrieben in Unzialen (d.h. fast nur Großbuchstaben), ebenfalls älter als Minuskeln
Lektionare des Neuen Testaments – normalerweise in Minuskeln geschrieben (einige auch Unziale), jüngerer Ursprung

Minuskelhandschriften enthalten Kommentare und anderes Zusatzmaterial, zum Beispiel ein Prolegomena der vier Evangelien, das Epistula ad Carpianum, eine Liste der Siebzig Apostel, Kurzbiographien der Apostel oder eine Zusammenfassung der Missionsreisen des Paulus. Seit dem 9. Jahrhundert enthalten einige Manuskripte Hinweise auf das Datum und die Niederschrift der verschiedenen Bücher des Neuen Testaments. Manche Manuskripte informieren auch über den Namen ihres eigenen Schreibers sowie das Erstellungsdatum. Doch der Byzantiner Tradition folgend wird das Jahr vom damals angenommenen Datum der Erschaffung der Welt (5508 v. Chr.) gerechnet. Nur einige wenige Minuskeln beziehen sich auf die Geburt Christi.

Inhaltsverzeichnis

1 Klassifizierung und Ordnung der Minuskelhandschriften
2 Liste der Minuskelhandschriften des Neuen Testaments
3 Galerie
4 Siehe auch
5 Literatur
6 Weblinks
7 Einzelnachweise

Klassifizierung und Ordnung der Minuskelhandschriften

Seit der Zeit von Johann Jakob Wettstein (1693–1754) wurden die Minuskelhandschriften durch arabische Ziffern gekennzeichnet.^[2] Jedoch begannen die Nummern für jede der vier Teilgruppen des Neuen Testaments mit 1, somit konnte „1“ ein Buch in irgendeinem der Manuskripte bezeichnen, zum Beispiel 1^eap, 1^r, 2^e, 2^ap). Verschiedene Teile desselben Manuskriptes erhielten unterschiedliche Nummern; so gehören 18^evv, 113^Acts, 132^Paul und 51^Apoc zum selben Manuskript. Nur für die ersten Manuskripte war die Situation einfach, denn es hatte die Nummer 1 in den Evangelien (1^e), in Apostelgeschichte (1^a) und in den Briefen (1^p). Das System war zu kompliziert.

Scrivener zum Beispiel zählte die Anzahl der ihm bekannten Minuskelhandschriften:

Evangelien … 739
Apostelgeschichte und Katholische Briefe … 261
Briefe des Paulus … 338
Offenbarung des Johannes … 122

Die Gesamtzahl der Minuskel betrug jedoch nicht 1460, denn mehrere Nummern bezogen sich auf dasselbe Manuskript.

Wettsteins System wurde von Frederick Henry Ambrose Scrivener, G. R. Gregory und anderen Gelehrten verbessert und korrigiert. Kurt Aland nummerierte die Minuskelhandschriften neu. 1^r erhielt Nummer 2814, 2^ap erhielt 2815, 4^ap erhielt 2816 usw. Damit besitzt nun jede Minuskelhandschrift eine eigene Katalognummer.

Umnummerierte Minuskelhandschriften:

1^r erhielt Nummer 2814,
2^ap erhielt 2815,
4^ap erhielt 2816
7^p erhielt 2817,
36^a erhielt 2818,
753^b erhielt 2819,
753^c erhielt 2820,
60^r erhielt 2821,
1274b^ap erhielt 2822,
1352b^ap erhielt 2824,
1674b^ap erhielt 2825,
1674c^ap erhielt 2826,
1674d^ap erhielt 2827,
1681b^ap erhielt 2828,
1755b^ap erhielt 2829,
1755c^ap erhielt 2830,
2306b^ap erhielt 2831,
2306c^ap erhielt 2832,
2306d^ap erhielt 2833,
2306e^ap erhielt 2834,
ℓ 1891^ap erhielt 2835.

Manuskripte mit den Nummern 260–469 wurden der Liste durch Johann Martin Augustin Scholz (1794–1852) hinzugefügt. Zurzeit sind 2907 Minuskelkodexe durch das Institut für Neutestamentliche Textforschung (INTF) in Münster katalogisiert.^[3]