Antipatraea

Antipatraea
Berat
Berat (Albanien)
DEC

40.70666666666719.95222222222258Koordinaten: 40° 42′ N, 19° 57′ O

Basisdaten
Staat: Albanien
Qark: Berat
Kreis: Berat
Höhe: 58 m ü. A.
Fläche: 6,3 km²
Einwohner: 64.473 (2004)
Bevölkerungsdichte: 10.234 Einwohner je km²
Zeitzone: MEZ (UTC+1)
Telefonvorwahl: (+355) 032
Postleitzahl: 5001-5006
Kfz-Kennzeichen: BR
Struktur und Verwaltung
Bürgermeister: Fadil Nasufi (PS)
Webpräsenz:
Stadtteil Gorica
Stadtteil Mangalem unterhalb der Burg
Han im Stadtzentrum (17. Jahrhundert)
Neue orthodoxe Kathedrale
Blick von der Burg
Die Altstadt von Berat, von der Burg ausgesehen

Berat (albanisch auch Berati) ist eine der ältesten Städte Albaniens. Die am Fluss Osum gelegene Stadt hat 64.473 Einwohner (2004)[1]. Die "Stadt der tausend Fenster", die in Albanien seit 1961 offiziell als "Museumsstadt" ernannt worden ist, steht unter einem besonderen Schutz. Dank dieses Schutzes wurden die weißen, historischen Häuser vor Neubauten verschont. Berat ist mit seinen drei kompakten Altstadt-Quartieren Mangalem, Gorica und Kalaja (deutsch: Burg), und den vielen Moscheen und Kirchen eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes. Berat ist Hauptort des gleichnamigen Qarks und des gleichnamigen Kreises sowie Sitz eines orthodoxen Bischofs.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Stadtteile

Berat umfasst einen Bereich von nur 6,3 km2 [2]. Die Stadt wurde anfangs als Festung, auf dem felsigen Hügel von 187 müA aufgebaut, an der Stelle wo der Fluss Osum durch einen Engpass im Tal in die mittelalbanische Ebene Myzeqe vorstößt. Über dieser strategischen Stelle thront die Burg, die nicht nur aus den befestigten Anlagen besteht, sondern einen ganzen Stadtteil mit zahlreichen Kirchen und Moscheen umfasst. Am gegenüberliegenden Ufer liegt der historische Stadtteil Gorica. Unterhalb der Burg dehnt sich der Stadtteil Mangalem, sowie das heutige Stadtzentrum aus. Vor der Stadt entstanden zur kommunistischen Zeit neue Quartiere mit zahlreichen Plattenbauten. Östlich der Stadt liegt das Bergmassiv Tomorr (2,416 m.).

Geschichte

Frühgeschichtliche Wohnstätten konnten seit etwa 2600 v. Chr. nachgewiesen werden. Der Burghügel wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. erstmals von Illyrern befestigt. Der Ort war das Siedlungszentrum der illyrischen Dassareten. Diese gerieten Ende des 4. Jahrhunderts in die Abhängigkeit des Königreichs Makedonien. Vermutlich war es Kassander der den alten Ort als Stadt neu begründete und griechische Kolonisten ansiedelte. Zu Ehren seines Vaters nannte er die Stadt Antipatreia.

Auch die Römer besiedelten den Ort, damals Antipatrea genannt. Der heutige Name Berat geht auf die slawische Bezeichnung Beligrad (die weiße Stadt) zurück. Im 9. bis 11. Jahrhundert hatten Bulgaren die Region besetzt. Schon im Mittelalter war Berat orthodoxer Bischofssitz. Die Eparchie unterstand dem Metropoliten von Ohrid.

Im Jahr 1018 eroberten die Byzantiner die Stadt zurück. In der Folge geriet Berat unter wechselnde Herrschaft lokaler Despoten, der Könige von Neapel, der Bulgaren und der Serben. Im Frühjahr 1281 schlug der byzantinische Kaiser Michael VIII., der seit 1274 über die Stadt herrschte, das Heer Karls I. von Neapel vor Berat entscheidend und stoppte die weitere Ausdehnung der Anjou östlich der Adria.

1417 nahmen die Osmanen die Stadt erstmals ein. In den 1420er Jahren hatte die Adelsfamilie Muzaka die Herrschaft über Berat. Theodor von Muzaka, ein Mitstreiter Skanderbegs in der Liga von Lezha, verlor die Stadt 1450 durch einen Überraschungsangriff der Türken endgültig. Die durch Skanderbeg 1455 angestrengte Belagerung von Berat blieb ohne Erfolg.

1851 wurde Berat von einem starken Erdbeben erschüttert. Die kurz danach errichteten Bauten prägen noch heute das Aussehen der historischen Stadtteile. Im Oktober 1944 wurde in Berat eine "Demokratische Regierung" mit Enver Hoxha als Ministerpräsidenten gebildet, nachdem die Partisanen die deutschen Truppen aus der Region vertrieben hatten.

Sehenswürdigkeiten

Das Stadtbild von Berat wird geprägt von der typischen Balkanarchitektur, wie man sie vergleichbar beispielsweise auch in Gjirokastra und Ohrid antrifft. Im Gegensatz zu einigen anderen albanischen Städten werden in Berat die touristischen Sehenswürdigkeiten und das Stadtzentrum gepflegt und unterhalten.

Für Touristen bietet Berat einige Hotels und Restaurants. Zur Förderung des Tourismus wurden einige Ansätze unternommen, unter anderem mit deutscher Hilfe. Berat zählte zu den ersten albanischen Orten, die für Touristen eine Website erstellten und wo gut sichtbare Wegweiser aufgestellt wurden.

2008 wurde die Altstadt von Berat in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbe aufgenommen. Dort wird sie nun gemeinsam mit Gjirokastra als Beispiele für den Erhalt einer ottomanischen Stadt und die Koexistenz verschiedener Kulturen geführt.

Mangalem

Dieser Stadtteil zieht sich den Hügel zur Burg hinauf. Die Häuser stehen sehr dicht, und Fassaden zum Tal haben alle große Fenster. Das Viertel hat deshalb der Stadt auch zu ihrer Bezeichnung "Stadt der tausend Fenster" verholfen. Im ehemals nur von Muslimen bewohnten Quartier liegen die Junggesellen-Moschee, die Blei-Moschee und die Königs-Moschee, sowie die Helveti-Tekke und das Ethnographische Museum, das einen Einblick in die Lebensweise zur türkischen Zeit erlaubt. Fast an der steilsten Stelle des Burgbergs klebt die kleine Michaelis-Kirche über dem Fluss.

Gorica

Lange war dieses Viertel nur durch eine Steinbrücke mit dem Rest der Stadt verbunden, weshalb sich hier nur wenig verändert hat. Sehenswert ist insbesondere das St. Spyridon-Kloster (auch orthodoxe Kathedrale; 1864). Die Steinbrücke ersetzte eine Holzbrücke. Sie wurde 1780 von Ahmet Kurt Pasha gebaut und später 1922 von der Stadtverwaltung renoviert.

Kalaja

Die Burg von Berat, genannt Kalaja gehört zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der alten Stadt. Das Burgviertel besteht noch heute aus zahlreichen bewohnten kleinen Häuschen. Noch immer sind in den verwinkelten Gassen diverse Kirchen zu besuchen. Ebenso finden sich die Ruinen zweier Moscheen und einer osmanischen Kaserne auf dem Burgberg. Sehenswert ist die römische Zisterne, die bis ins 19. Jahrhundert hinein in Benutzung war. Berühmt ist das Onufri-Museum, das Werke des gleichnamigen und bedeutendsten albanischen Ikonen-Malers zeigt.

Wirtschaft

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wurden die meisten Fabriken in Berat stillgelegt. Die Stadt kann deshalb kaum wirtschaftliche Perspektiven bieten. Auch als regionales Dienstleistungs- und Handelszentrum steht der Ort in Konkurrenz mit zahlreichen weiteren ähnlich großen Städten Mittelalbaniens. Im Tourismussektor und Gastgewerbe finden einige Bewohner ein Auskommen. Im Umland von Berat begannen in den letzten Jahren diverse Bauern, Reben anzubauen und Wein zu produzieren.

Literatur

  • Apollon Baçe, Aleksander Meksi u. Emin Riza: Berat, son histoire et son architecture. Editions Encyclopediques, Tirana 1996.
  • Carl Patsch: Das Sandschak Berat in Albanien. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften Wien. Schriften der Balkancommission, Antiquarische Abtheilung 3. Hölder, Wien 1904, Repr. Kraus, Nendeln Liechtenst. 1976.

Weblinks

Quellen

  1. UNESCO Nomination File
  2. Berat: Geography, History, Architecture values, Tourism, Craft

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