Litauische Grammatik

Litauische Grammatik

Die Grammatik der litauischen Sprache ist insbesondere durch Flexion gekennzeichnet und darin dem Lateinischen, dem Altgriechischen oder dem Sanskrit ähnlich, insbesondere in seiner Fixierung auf die Endungen zur Angabe des Kasus und in der unbeschränkten Voranstellung von bestimmenden Adjektiven und Substantiven vor dem eigentlichen Substantiv und deren Verschränkung.

Das Litauische kennt keine Artikel und kommt im Wesentlichen mit drei Zeiten aus (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft; zudem wird die mehrmalige Vergangenheit verwendet: ėjo „er ging“ - eidavo „er ging regelmäßig“).

Es gibt die Numeri Singular und Plural, historisch und in einzelnen Dialekten, sowie in der Literatur ist auch der Dual anzutreffen.

Verwendete Genera sind männlich und weiblich; sächliche Formen sind nur sehr vereinzelt anzutreffen und nur in historischer Perspektive als solche zu erkennen.

Neben Indikativ und Imperativ gibt es den Konjunktiv, der in der Vergangenheit mit Partizipien kombiniert wird. Auffällig sind die zahlreichen Partizipformen. Für jede Zeitform existiert ein aktives und passives Partizip; lediglich für die dem Litauischen eigene Zeitform der mehrmaligen Vergangenheit existiert nur ein aktives Partizip. Mit Hilfe dieser Partizipien lassen sich auch zusammengesetzte Zeitformen im Aktiv und Passiv bilden. Hinzu kommen spezielle Formen des Gerundiums sowie verschiedene Adverbialpartizipen.

Inhaltsverzeichnis

Morphologie

Substantiv

Die Nominativendung gestattet in den meisten Fällen die Feststellung, ob es weibliche oder männliche Substantive sind: -as, -us, -ys sind immer männlich, -a, -ė weiblich, nur -is ist mehrdeutig.

Das Litauische Substantiv besitzt fünf Beugungsklassen:

  • 1. Klasse: Endung auf -as, -ias, -is, -ys oder -jas, z. B. vakaras (vakaro) „Abend“; butelis (butelio) „Flasche“; niežulys (niežulio) „Juckreiz“
  • 2. Klasse: Endung auf -a, -ia oder , z. B. užeiga (užeigos) „Einkehr, Gasthof“; šakutė (šakutės) „Gabel“
  • 3. Klasse: Endung auf -is, z. B. akis (akies) „Auge“; ausis (ausies) „Ohr“; dalis (dalies) „Teil“
  • 4. Klasse: Endung auf -us oder -ius, z. B. alus (alaus) „Bier“; sūnus (sūnaus) „Sohn“
  • 5. Klasse: Endung auf -uo, selten , (konsonantische Deklination): vanduo (vandens) „Wasser“; akmuo (akmens) „Stein“; šuo (šuns) „Hund“; sesuo (sesers) „Schwester“; duktė (dukters) „Tochter“; mėnuo (mėnesio) „Monat“

1. Beugungsklasse (männlich)

Kasus Numerus Endung
Nominativ Singular -as -ias -is -ys -jas
Plural -ai -iai -iai -iai -ja
Genitiv Singular -o -io -io -io -jo
Plural -ių -ių -ių -jų
Dativ Singular -ui -iui -iui -iui -jui
Plural -ams -iams -iams -iams -jams
Akkusativ Singular -ią -ją
Plural -us -ius -ius -ius -jus
Instrumental Singular -u -iu -iu -iu -ju
Plural -ais -iais -iais -iais -jais
Lokativ Singular -e -yje -yje -yje -juje
Plural -uose -iuose -iuose -iuose -juose
Vokativ Singular -e, -ai -e -i -y -jau
Plural -ai -iai -iai -iai -jai

2. Beugungsklasse (weiblich)

Kasus Numerus Endung
Nominativ Singular -a -ia
Plural -os -ios -ės
Genitiv Singular -os -ios -ės
Plural -ių -ių
Dativ Singular -ai -iai -ei
Plural -oms -ioms -ėms
Akkusativ Singular - ią
Plural -as -ias -es
Instrumental Singular -a -ia -e
Plural -omis -iomis -ėmis
Lokativ Singular -oje -ioje -ėje
Plural -ose -iose -ėse
Vokativ Singular -a -ia -e
Plural -os -ios -ės

3. Beugungsklasse (meist weiblich)

Einige männliche Substantive sind auch in dieser Beugungsklasse zu finden: dantis „Zahn“, debesis „Wolke“, vagis „Dieb“, žvėris „Tier“ und wenige andere.

Kasus Numerus Endung
Nominativ Singular -is
Plural -ys
Genitiv Singular -ies
Plural -ių
Dativ Singular -iai (m), -iui (w)
Plural -ims
Akkusativ Singular
Plural -is
Instrumental Singular -imi
Plural -imis
Lokativ Singular -yje
Plural -yse
Vokativ Singular -ie
Plural -ys

4./5. Beugungsklasse

Kasus Numerus Endung
4. Klasse 5. Klasse
Nominativ Singular -us (m) -ius (m) -uo (m) -uo/-ė (w) mėnuo
Plural -ūs (m) -iai (m) -(e)nys (m) -erys (w) mėnesiai
Genitiv Singular -aus -iaus -ens -ers -esio
Plural -ių -enų -erų -esių
Dativ Singular -ui -iui -eniui -eriai -esiui
Plural -ums -iams -enims -erims -esiams
Akkusativ Singular -ių -enį -erį -esį
Plural -us -ius -enis -eris -esius
Instrumental Singular -umi -iumi -eniu -eria -esiu
Plural -umis -iais -enimis -erimis -esiais
Lokativ Singular -uje -iuje -enyje -eryje -esyje
Plural -uose -iuose -enyse -eryse -esiuose
Vokativ Singular -au -iau -enie -erie -esi
Plural -ūs -iai -enys -erys -esiai

Häufigkeit der Beugungsklassen

Wörter, die nach der 3. und insbesondere der 5. Klasse dekliniert werden, sind relativ selten, oft sind es alte Wörter mit genauen Entsprechungen in anderen indogermanischen Sprachen. Daneben finden sich in diesen Klassen aber auch die Endungen -tis (z. B. stotis - Bahnhof, Station zu stoti - anhalten) und -muo (z. B. duomuo, meist Mehrzahl duomenys - Daten zu duoti - geben).

In der 4. Klasse findet man neben einigen alten Wörtern vor allem Fremdwörter auf -orius, z. B. akumulatorius, direktorius (wesentlich häufiger sind Adjektive auf -us, siehe das Kapitel zu Adjektiven). Vereinzelt wird sie aber auch für andere Neubildungen verwendet, z. B. tramvajus.

Unter Einbeziehung der genannten Endungen kann man sagen, dass alle Deklinationsklassen noch produktiv sind. Die meisten Wörter und auch die meisten Neubildungen gibt es allerdings in der 1. und 2. Klasse, dort sind aber fast alle existierenden Varianten produktiv.

Sekundäre Lokalkasus

Die ostbaltischen Sprachen haben, vermutlich unter finno-ugrischem Einfluss, vier sekundäre Lokalkasus entwickelt:

  • Inessiv: miške (pl. miškuose) - im Wald (in Wäldern), lauke - auf dem Feld
  • Illativ:
  • Singular:
    • männl. Endungen -an, -inin, -yn: miškan (į mišką) - in den Wald (hinein), laukan - auf das Feld (hin), traukinin (į traukinį) - in den (zum) Zug, tolyn (į tolį) - ins Weite (weithin), kelian (į kelią) - auf den Weg
    • weibl. Endungen -(i)on, -ėn: girion (į girią), pievon (į pievą) - auf die Wiese (hin), saulėn (į saulę) - auf die Sonne (hin), atsakomybėn - zur Verantwortung
  • Plural:
  • männl. -(i)uosna: miškuosna (į miškus) - in die Wälder (hinein), laukuosna - auf die Felder (hin), keliuosna (į kelius) - auf die Wege
    • weibl. (i)osna: giriosna (į girias), pievosna (į pievas) - auf die Wiesen (hin), skylėsna (į skyles) - in die Löcher (hinein)
  • Adessiv: -iep(i): miškiep - am Wald, namiep - zu Hause, dvariep, dvaruosemp - am Hof
  • Allativ: -op: miškop - zum Wald hin, namop - nach Hause, dvarop, dvarump - zum Hof

Heute stehen jedoch nur Inessiv und Illativ in Verwendung, wobei der Illativ fast immer mit einer Präpositionalphrase paraphrasiert wird (z. B. į mišką statt miškan). Illativ verwendet man öfter in den Mundarten (im Süd- und Ostoberlitauischen); in der Alltags- und Amtssprache selten, nur bestimmte Phrasen, die bekannt sind, z. B., patraukti baudžiamojon (administracinėn, drausminėn) atsakomybėn - „zur strafrechtlichen (verwaltungsrechtlichen, disziplinarrechtlichen) Verantwortung hinziehen“ (diese Redewendungen sind sogar in litauischen Gesetzbüchern - StGB, VwGB, ArbeitsGB und anderen Rechtsakten verankert).

Der Allativ ist relikthaft in Adverbien erhalten, z. B. galop „am Ende“, velniop „zum Teufel“ und vakarop „zum Abend hin“. Der alte indogermanische Lokativ ist ebenfalls nur relikthaft erhalten, z. B. in namie „zu Hause“ (wogegen als Innovation der Inessiv name „im Haus“). Auch der Instrumental kann teilweise eine Lokalbedeutung innehaben, z. B. mišku „durch den Wald“. Allativ und Adessiv werden zum Teil noch in litauischen Dialekten in Weißrussland verwendet; in Gervėčiai mit der Endung -k statt -p(i).

Der Adessiv kann in einigen Mundarten einen Besitz ausdrücken, z. B. manip šuo „bei mir ist ein Hund“, ein Agens, z. B. jamp mašina nupirkta „bei ihm ist ein Auto gekauft“ oder für eine andere Form (Kasus/Präposition) stehen, z. B. paklausk tėviep „Frag beim Vater“.

Der Illativ kann auch einen Zeitraum ausdrücken, z. B. vasaron „im Sommer“, vakaran „in den (zum) Abend“, dienon „in den Tag“; die sehr archaische Form davon ist bis heute bewahrt und oft verwendet: šiandie(n), von šian dienan - ('šią dieną) - „diesen Tag“.

Im nordwestlichen Weißrussland gibt es einige kleinere litauische Sprachinseln (Zietela, Gervėčiai, Lazūnai), deren Mundart besonders archaisch ist. Die dortigen Dialekte bewahrten beispielsweise alle vier Lokalkasus und teilweise auch den Dual. Andererseits wurden sie in hohem Maß vom dortigen slawischen Idiom beeinflusst. Sowohl der litauischen als auch der slawischen Mundart Nordwestweißrusslands liegt ein jatwingisches Substrat zugrunde. Die Zietelaer Mundart, die südlichste überhaupt, unterscheidet sich auffällig von den anderen in Weißrussland (z. B. kein dz-Lautwandel) und weist viele westbaltische Züge auf (z. B. oft z statt ž).

Zietelaer Mundart Schriftsprache Deutsch Anmerkung
Kana einava vasaron? Kur (mudu) eisime vasarą? Wohin fahren wir beide im Sommer? Anstelle von kur (wo?) steht der Illativ von kas (wer?/was?)
Čia kiba meškaip eita. Čia gal meška ėjo. Hier ist vielleicht ein Bär gegangen.  
Ana savamp tėviep prašo. Ji savo tėvo prašo. Sie fragt ihren Vater. Anstelle von ji (sie) steht ana (jene)
Diev(i)ep visi lygūs. Prieš dievą visi lygūs. Vor Gott sind alle gleich.  
Manamp broli(e)p nėra žmonos. Mano brolis neturi žmonos. Mein Bruder hat keine Frau.  
Anas aiti/aima tėvop. Jis eina pas tėvą. Er geht zum Vater. Man beachte die athematische Konjugation (die alternative Endung -ma ist eine Neuerung)
Anas yra tėviep. Jis yra pas tėvą. Er ist beim Vater.  
Ona buvoja dažnai namie. Ona būna namie. Anna ist oft daheim.  
Aš eičap namop, jei tu eitai. Aš eičiau namo, jei tu eitum. Ich ginge heim, wenn du gingest.  
Kaimyniep nusipirkau arklį. Pas kaimyną nusipirkau arklį. Ich habe ein Pferd beim Nachbarn gekauft.  

Adjektiv

Mögliche männliche Endungen von Adjektiven sind -as, -ias, -us und -is; mögliche weibliche Endungen sind -a, -ia, -i und . Bei der Steigerung wird für den Komparativ immer -esnis (m.) -esnė (f.) und für den Superlativ -iausas, -iausia verwendet.

Die Beugung des Adjektivs

1. Klasse Singular Plural
Nominativ/Vokativ -as -is -a -i -i -os
Genitiv -o -io -os -ių
Dativ -am -iam -ai -iems -iems -ioms
Akkusativ -us -ius -as
Instrumental -u -iu -a -ais -iais -omis
Lokativ -ame -iame -oje -uose -iuose -ose
Die Beugung der Adjektive mit der Endung -is nach der 1. Klasse gilt nur für das Adjektiv didelis „groß“ und für die Komparativformen auf -esnis; ansonsten gehören alle Adjektive mit der Endung -is der 3. Klasse an.
2. Klasse Singular Plural
Nominativ/Vokativ -us (m.) -i (w.) -ūs -ios
Genitiv -aus -ios -ių -ių
Dativ -iam -iai -iems -ioms
Akkusativ -ią -ius -ias
Instrumental -iu -ia -iais -iomis
Lokativ -iame -ioje -iuose -iose
3. Klasse Singular Plural
Nominativ/Vokativ -is (m.) -ė (w.) -iai -ės
Genitiv -io -ės -ių -ių
Dativ -iam -ei -iems -ėms
Akkusativ -ius -ės
Instrumental -iu -e -iais -ėmis
Lokativ -iame -ėje -iuose -ėse

Bestimmte Adjektive

Die meisten Adjektive haben auch eine pronominalisierte Langform, die zusätzlich das Merkmal der Bestimmtheit aufweist, d. h. so werden kontextgebundene Objekte markiert. Sie ist durch Anhängen des Personalpronomens jis/ji an die Kurzform gebildet bei späteren phonetischen Verkürzungen (z. B. geras - gerasis „gut“, maža - mažoji „klein“, aber gerąjam < geram-jam „dem Guten“). Mažasis princas ist „Der kleine Prinz“ während mažas princas eher als „ein kleiner Prinz“ zu übersetzen wäre. Bei Verwendung dieser Formen ist zu beachten, dass beide Komponenten dekliniert werden, z. B. Genitiv mažojo princo „des kleinen Prinzen“. Ein weiteres Beispiel ist Vytautas DidysisVytautas der Große“ - wo aber untypisch und wohl nach lateinischem und deutschem Vorbild das Attribut nachgestellt wird.

Adverbien

Adjektive lassen sich leicht in Adverbien umwandeln. Dabei werden die männlichen Adjektiv-Endungen durch folgende Endungen ersetzt:

  • aus -as wird -ai
  • aus -us wird -iai

Beim Steigern der Adverbien wird an den Adjektiv-Stamm die Endung -iau für den Komparativ und die Endung -iausiai für den Superlativ angehängt.

Zahlen

Kardinalzahlen

Die Kardinalzahlen werden teilweise wie Adjektive behandelt, z. B. vienas, teils als Substantive, z. B. tūkstantis.

Zahl Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ Instrumental Lokativ Vokativ
1 vienas (m)
viena (w)
vieno
vienos
vienam
vienai
vieną
vieną
vienu
viena
viename
vienoje
2 du (m)/dvi (w) dviejų dviem du (m)/dvi (w) dviem dviej(u)ose
3 trys trijų trims tris trimis trij(u)ose
4 keturi
keturios
ketur keturiems
keturioms
keturis
keturias
keturiais
keturiomis
keturi(u)ose
5 penki
penkios
siehe 4
6 šeši
šešios
7 septyni
septynios
8 aštuoni
aštuonios
9 devyni
devynios
10 dešimt wird nicht gebeugt; dešimtis (als Substantiv) kann wie andere Substantive mit Endung -is gebeugt werden
11 vienuolika vienuolikos vienuolikai vienuolika vienuolika vienuolikoje
12 dvylika siehe 11
13 trylika
14
bis
19
keturiolika
bis
devyniolika
20 dvidešimt wird nicht gebeugt
21
bis
29
dvidešimt vienas/dvidešimt viena
bis
dvidešimt devyni/dvidešimt devynios
siehe 1–9, wobei dvidešimt unverändert bleibt
30 trisdešimt wird nicht gebeugt
40 keturiasdešimt
50 penkiasdešimt
60 šešiasdešimt
70 septyniasdešimt
80 aštuoniasdešimt
90 devyniasdešimt
100 šimtas šimto šimtui šimtą šimtu šimte šimte
101
bis
109
šimtas vienas/šimtas viena
bis
šimtas devyni/šimtas devynios
siehe 1–9, wobei šimtas unverändert bleibt
111 šimtas vienuolika siehe 11, wobei šimtas unverändert bleibt
155 šimtas penkiasdešimt penki
šimtas penkiasdešimt penkios
siehe 5, wobei šimtas und penkiasdešimt unverändert bleiben
200
bis
900
du šimtai
bis
devyni šimtai
siehe Substantive 1. Klasse im Plural, wobei du bis devyni unverändert bleiben
1000 tūkstantis tūkstančio tūkstančiui tūkstantį tūkstančiu tūkstantyje tūkstanti
2000
bis
9000
du tūkstančiai
bis
devyni tūkstančiai
siehe Substantive 1. Klasse im Plural, wobei du bis devyni unverändert bleiben
1.000.000 milijonas milijono milijonui milijoną milijonu milijone milijone
1.000.000.000 milijardas milijardo milijardui milijardą milijardu milijarde milijarde
1.000.000.000.000 trilijonas (bilijonas) trilijono (bilijono) trilijonui (bilijonui) trilijoną (bilijoną) trilijonu (bilijonu) trilijone (bilijone) trilijone (bilijone)

Kvadrilijonas (1015), kvintilijonas (1018), sikstilijonas (1021), septilijonas (1024), oktilijonas (1027), nantilijonas (1030).

Ordinalzahlen

Die Ordinalzahlen werden wie Adjektive behandelt. Sie lauten pirmas „1.“, antras „2.“, trečias „3.“, ketvirtas „4.“ Weitere werden nach dem Muster Stamm + tas gebildet. Dabei kommt es teils zu phonetischen Abweichungen: aštuoni „8“ - aštuntas „8.“ Jeweils nur die letzte Zahl wird als Ordinalie gebildet šimtas dvidešimt aštuntas „128.“

Pronomen

Die Beugung der Personalpronomina erfolgt auf diese Weise:

Kasus Singular Plural
1. Person 2. Person 3. Person (m.) 3. Person (w.) 1. Person 2. Person 3. Person (m.) 3. Person (w.)
Nominativ tu jis ji mes jūs jie jos
Genitiv manęs tavęs jo jos mūsų jūsų
Dativ man tau jam jai mums jums jiems joms
Akkusativ mane tave mus jus juos jas
Instrumental manimi tavimi juo ja mumis jumis jais jomis
Lokativ manyje tavyje jame joje mumyse jumyse juose jose

Die Höflichkeitsform „Sie“ wird mit dem Personalpronomen der 2. Person Plural ausgedrückt. In diesem Fall wird das Personalpronomen groß geschrieben: Jūs esate „Sie sind“.

Demonstrativpronomen

Demonstrativpronomen werden im Wesentlichen wie Adjektive behandelt und dekliniert.

männlich weiblich Bedeutung
šitas šita diese(r) hier
šis ši diese(r) hier
tas ta der (die) da
anas ana jene(r)
kitas kita der (die) andere

Ausnahmen sind die unveränderlichen, neutralen Demonstrativpronomen tai 'dieses/das', šitai 'dies hier'.

Verb

Die Beugung des Verbes geht unter Verwendung dreier verschiedener Stämme vonstatten. Es handelt sich dabei um Stämme des Präsens, des Präteritums und des Infinitivs. In einigen Fällen unterscheiden sich diese Stämme nicht sonderlich, z. B. kala, kalė, kalti „schlagen, schmieden“, in anderen bestehen deutliche, historisch entstandene Unterschiede, ohne dass man dies regulär erklären könnte, z. B. renka, rinko, rinkti „sammeln“ oder mato, matė, matyti „sehen“.

Zudem werden in einigen Zeitformen weitere Beugungsklasse unterschieden, die sich nach dem Stammauslaut - dem sogenannten Themavokal richten. Reste einer archaischen athematischen Konjugation sind kaum noch in Verwendung. Erkennen kann man den Stamm an der Endung der 3. Person Singular. Anhand dieser Endungen in der 3. Person Singular werden in der Gegenwart drei und in der Vergangenheit zwei Beugungsklassen unterscheiden. In der Gegenwart enden Verben der ersten Klasse auf -a oder -ia, der zweiten Klasse auf -i, der dritten Klasse auf -o. In der Vergangenheit lautet die Endung der ersten Beugungsklasse -o, die der zweiten Klasse . Ist das Verb reflexiv, wird an die Endsilbe die Endung -si angehängt. Im Infinitiv enden Verben immer mit -ti, reflexive Verben immer mit -tis.

Beugungsklassen Präsens

Person Numerus Endung
1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse
-a -asi (reflexiv) -ia -iasi (reflexiv) -i -isi (reflexiv) -o -osi (reflexiv)
1. Person Singular - u -uosi -iu -iuosi -iu -iuosi -au -ausi
Plural -ame -amės -iame -iamės -ime -imės -ome -omės
2. Person Singular -i -iesi -i -iesi -i -iesi -ai -aisi
Plural -ate -atės -iate -iatės -ite -itės -ote -otės
3. Person Singular -a -asi -ia -iasi -i -isi -o -osi
Plural -a -asi -ia -iasi -i -isi -o -osi

Vokabeln:

  • 1. Klasse: dirbti „arbeiten“; džiaugtis „sich freuen“; klausti „fragen“; įlipti „einsteigen, hochklettern“; imti „nehmen“
  • 2. Klasse: apžiūrėti „besichtigen“; linkėti „wünschen“; norėti „wollen“; mylėti „lieben“
  • 3. Klasse: aplankyti „besuchen“; maudytis „baden“; statyti „bauen“

Beugungsklassen der (einmaligen) Vergangenheit

Person Numerus 1. Klasse 2. Klasse
1. Person Singular -au -ausi -jau -jausi -iau -iausi
Plural -ome -omės -jome -jomės -ėmė -ėmės
2. Person Singular -ai -aisi -jai -jaisi -ei -eisi
Plural -ote -otės -jote -jotės -ėtė -ėtės
3. Person Singular -o -osi -jo -josi -ėsi
Plural -o -osi -jo -josi -ėsi

Vokabeln:

  • 1. Klasse: dirbti „arbeiten“; lipti „klettern“; žiūrėti „schauen“; linkėti „wünschen“; norėti „wollen“; mylėti „lieben“
  • 2. Klasse: džiaugtis „sich freuen“; klausti „fragen“; imti „nehmen“; aplankyti „besuchen“; maudytis „baden“; statyti „bauen“

Mehrfache Vergangenheit, Zukunft

In der mehrmaligen Vergangenheit und in der Zukunft gibt es keine Beugungsklassen. Die Beugung ist hier bei allen regelmäßigen Verben gleich:

mehrmalige Vergangenheit mehrmalige Vergangenheit (reflexives Verb) Zukunft Zukunft (reflexives Verb)
1. Person Singular -davau -davausi -siu -siuos
2. Person Singular -davai -davaisi -si -sies
3. Person Singular -davo -davosi -s -sis
1. Person Plural -davome -davomės -sime -simės
2. Person Plural -davote -davotės -site -sitės
3. Person Plural -davo -davosi -s -sis

Unregelmäßige Verben

Das Verb būti „sein“

  • aš esu - „ich bin“
  • tu esi - „du bist“
  • jis/ji yra, esti - „er/sie ist“
  • mes esame - „wir sind“
  • jūs esate - „ihr seid“
  • jie/jos yra - „sie sind“

Syntax

Das Litauische verfügt als synthetische Sprache über eine gewisse Freiheit in der Folge der Satzglieder. Sowohl die Reihenfolge Subjekt-Prädikat als auch andersherum ist möglich: vaikas eina - eina vaikas „das Kind geht“. Ähnliches gilt für das direkte Objekt kala vinį - vinį kala „(er) schlägt einen Nagel (ein)“. Die Verwendung des Personalpronomens ist nicht notwendig. Insbesondere in der dritten Person muss dann aus dem Kontext erschlossen werden, ob es sich um mehrere oder eine Person handelt, ob diese männlich oder weiblich sind. Das Adjektiv steht regelmäßig vor dem Substantiv und stimmt in Genus, Numerus und Kasus mit dem attributierten Substantiv überein.

Ungewohnt ist die Verwendung der Kasus nach Kardinalzahlen, nach

  • 1, 21 (da 20+1), 31 … folgt Nominativ Singular
  • 2-9, 22 (da 20+2) … folgt Nominativ Plural
  • alles andere sowie unbestimmte Mengenangaben mit Genitiv Plural

Beispiele:

  • 1 vyras „1 Mann“
  • 2 vyrai „2 Männer“
  • 10 vyrų „10 Männer“
  • keleta vyrų „einige Männer“

Der Genitiv steht (außer für Mengenangaben) stets voran - anders als im Deutschen und auch im Gegensatz zu den slawischen Sprachen. Er dient auch zur näheren Bestimmung eines Substantives durch andere Substantive, wo im Deutschen eine Zusammensetzung stehen würde:

  • naujas vyrų ir moterų drabužių salonas „neues Damen- und Herrenkleidergeschäft“, wörtlich in sturer Reihenfolge: neues der Männer und der Frauen der Kleidung Geschäft
  • nacionalinis dramos teatras „Nationales Dramatheater“, wörtlich: Nationales des Dramas Theater

Überhaupt wird die ausgeprägte Kasusunterscheidung auch entsprechend reichlich genutzt. Beispielsweise steht in der Regel der Dativ, wo im Deutschen die Präposition "für" verwendet wird, oder ein Substantiv im Lokativ, das einem deutschen Adverb entspricht, z. B. viršuje "oben", wörtlich "im Oben".

Einige Verben regieren den Genitiv, z. B. norėti „wollen“, linkėti „wünschen“, prašyti „bitten“. Der Genitiv wird häufig auch verwendet, wenn ein solches Verb elliptisch ausgelassen wird, z. B. (linkiu) gero apetito „Guten Appetit“ oder alaus (prašom) „ein Bier (bitte)“.

Literatur

  • Vytautas Ambrazas (Hrsg.): Lithuanian Grammar. Baltos lankos, Vilnius 1997.
  • Rainer Eckert: Litauisch. In: Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. (Umfassender Lexikonartikel zur litauischen Sprache – hier als pdf-Dokument: [1])
  • August Schleicher: Handbuch der litauischen Sprache. 2 Bde. Prag 1856–57.

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