Lithiumtetrahydroaluminat

Lithiumtetrahydroaluminat
Strukturformel
Kristallsystem monoklin
Allgemeines
Name Lithiumaluminiumhydrid
Andere Namen
  • Lithiumtetrahydridoaluminat
  • Lithiumalanat
Summenformel LiAlH4
CAS-Nummer 16853-85-3
Kurzbeschreibung weißes Pulver
Eigenschaften
Molare Masse 37,95 g·mol–1
Aggregatzustand

fest

Dichte

0,92 g·cm–3 (20 °C)[1]

Schmelzpunkt

125 °C (Zersetzung)[1]

Löslichkeit

gut in Alkohol, Chloroform, Benzol und Ether, mit Wasser heftige Zersetzung[1]

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung aus RL 67/548/EWG, Anh. I [2]
Leichtentzündlich Ätzend
Leicht-
entzündlich
Ätzend
(F) (C)
R- und S-Sätze R: 15-35
S: (1/2)-7/8-26-36/37/39-43-45
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Lithiumaluminiumhydrid (LAH) ist ein anorganisches Reduktionsmittel der Summenformel LiAlH4.

Inhaltsverzeichnis

Synthese

Im Labor wird Lithiumaluminiumhydrid durch suspendieren von Lithiumhydrid und Aluminiumchlorid in Diethylether gewonnen.[3] Nach Abfiltrieren des Lithiumchlorids und entfernen des Ethers bleibt Lithiumaluminiumhydrid zurück.

\mathrm{4\ LiH + \ AlCl_3 \longrightarrow \ LiAlH_4 + 3\ LiCl}
Synthese von Lithiumaluminiumhydrid aus Lithiumhydrid und Aluminiumchlorid

In der Technik wird es durch Umsetzen von Natriumaluminiumhydrid mit Lithiumchlorid hergestellt. Das benötigte Natriumaluminiumhydrid kann aus der Elementen Natrium, Aluminium und Wasserstoff bei erhöhter Temperatur unter Druck erhalten werden.[4]

\mathrm{Na\ +\ Al\ +\ 2 H_2\longrightarrow\ NaAlH_4}
\mathrm{NaAlH_4 + \ LiCl \longrightarrow \ LiAlH_4 + NaCl}

Reaktionsverhalten

Lithiumaluminiumhydrid ist ein starkes Reduktionsmittel der organisch-synthetischen Chemie und reduziert selektiv fast alle Kohlenstoff-Heteroatom-Doppel- und -Dreifachbindungen wie beispielsweise Carbonyle oder Nitrile, es schont dagegen C-C-Doppelbindungen und C-C-Dreifachbindungen (Alkene/Alkine), es sei denn, diese sind konjugiert zu bestimmten aktivierenden Gruppen; so wird z.B. die Gruppierung Phenyl-CH=CH-NO2 zu 2-Phenylethylamin reduziert. Es reduziert Nitroverbindungen, Amide[5][6], Azide oder Oxime[7] zu primären Aminen, Carbonylverbindungen zu Alkoholen[8], Carbonsäuren[9], Ester[10][11], Säurechloride und Säureanhydride zu primären Alkoholen. Azide werden zu Aminen, Alkylhalogenide zu Alkanen reduziert.

Reduktionen mit Lithiumaluminiumhydrid


Mit Wasser reagiert es heftig und stark exotherm unter Bildung von Lithiumhydroxid, Aluminiumhydroxid und Wasserstoff.

\mathrm{ LiAlH_4 + 4 \ H_2O \rightarrow \ LiOH + \ Al(OH)_3 + 4 \ H_2}

Bei Raumtemperatur ist Lithiumaluminiumhydrid metastabil. Es zersetzt sich langsam zu Lithiumhexahydridoaluminat Li3AlH6 und Lithiumhydrid, was durch Katalysatoren und Erhitzung beschleunigt werden kann.

Die Zersetzung erfolgt bei langsamer Erwärmung in mehreren Schritten.

\mathrm{3 \ LiAlH_4 \rightarrow Li_3AlH_6 + 2 \ Al + 3 \ H_2}
\mathrm{ 2 \ Li_3AlH_6 \rightarrow 6 \ LiH + 2 \ Al + 3 \ H_2}
\mathrm{ 2 \ LiH + 2 \ Al \rightarrow 2 \ LiAl + H_2}

Erst erfolgt in der Regel das Schmelzen von Lithiumaluminiumhydrid unmittelbar gefolgt von der Zersetzung zu Li3AlH6. Bei über 200 °C zerfällt dieses wiederum in Aluminium und Lithiumhydrid, die bei 400 °C zu LiAl reagieren.

Verwendung

Lithiumaluminiumhydrid wird, wie auch Natriumborhydrid, in der Organischen Chemie als Reduktionsmittel verwendet. In Verbindung mit chiralen Reagenzien, z.B. TADDOL, ist es möglich enantioselektive Reduktionen von Ketonen vorzunehmen.Eine weitere Anwendung besteht in der Synthese von Natrium- und Kaliumaluminiumhydrid, die durch Einsatz der entsprechenden Hydride erhalten werden können.

\mathrm{LiAlH_4 + \ KH \longrightarrow \ KAlH_4 + \ LiH}

Quellen

  1. a b c Sicherheitsdatenblatt (Merck)
  2. Eintrag zu CAS-Nr. 16853-85-3 im European chemical Substances Information System ESIS
  3. A. E. Finholt, A. C. Bond, H. I. Schlesinger: Lithium Aluminum Hydride, Aluminum Hydride and Lithium Gallium Hydride, and Some of their Applications in Organic and Inorganic Chemistry, in: J. Am. Chem. Soc. 1947, 69, 1199–1203.
  4. A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg, Lehrbuch der Anorganischen Chemie 2007, 102. Auflage, de Gruyter. ISBN 978-3-11-017770-1.
  5. D. Seebach, H.-O. Kalinowski, W. Langer, G. Crass, E.-M. Wilka, Organic Syntheses 1983, 61, 24.
  6. C. H. Park, H. E. Simmons, Organic Syntheses 1974, 54, 88.
  7. Y. K. Chen, S.-J. Jeon, P. J. Walsh, W. A. Nugent, Organic Syntheses 2005, 82, 87.
  8. J. P. Barnier, J. Champion, J. M. Conia, Organic Syntheses 1981, 60, 25.
  9. B. Koppenhöfer, V. Schurig, Organic Syntheses 1988, 66, 160.
  10. M. T. Reetz, M. W. Drewes, R. Schwickardi, Organic Syntheses 1999, 76, 110.
  11. R. Oi, K. B. Sharpless, Organic Syntheses 1996, 73, 1.

Literatur

  • Arnold F. Holleman, Nils Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 102. Auflage, de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1.
  • Reinhard Brückner: Reaktionsmechanismen. 3. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, München 2004, ISBN 3-8274-1579-9.
  • Beyer/Walter: Lehrbuch der Organischen Chemie, 19. Auflage, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1981, ISBN 3-7776-0356-2.

Weblinks


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