Lomografie

Lomografie
LOMO LC-A

Die Lomografie bzw. Lomographie ist eine Stilrichtung innerhalb der Schnappschussfotografie. Mit professioneller Fotografie hat Lomografie dagegen nichts zu tun. Der Begriff leitet sich von der Kleinbildkamera „LOMO Compact Automat“ (LC-A) der Sankt Petersburger Firma Lomo ab, wird inzwischen aber für eine ganze Stilrichtung verwendet, die eine Art „lässige“ Schnappschussfotografie propagiert. Die sowjetischen Lomo-Kameras waren die einzigen Sucherkameras mit Innenlichtmessung in den Ländern des Ostblocks, aber wegen Unzuverlässigkeit und schlechter Bildqualität nicht sonderlich beliebt. Als Kunstrichtung wurde die Lomografie in den Ländern des Ostblocks niemals angesehen.

Inhaltsverzeichnis

Grundidee

Der KGB gab 1982 den Auftrag, eine japanische Kompaktkamera (Cosina CX-1) zu kopieren. Diese sollte unter anderem für Spionagezwecke eingesetzt werden. So entstand die 1. Lomo-Kamera (LC-A - LOMO Compact Automat). Die bekannteste Lomokamera wurde ab 1983 produziert, die Kleinbildkamera LC-A. Die Idee dabei war, dass jeder in Russland seine eigene Kamera besitzen sollte, um dadurch sein Leben und die Schönheit Russlands dokumentieren beziehungsweise einfangen zu können. Das Konzept ging auf und es wurden Millionen von Kameras produziert und verkauft.

Entwicklung der Lomografie

Fischaugen-Objektiv-Foto Wakayama
LOMO-Kamera mit Vierfach-Objektiv

Die Lomografie als „Kunstform“ hatte ihren Ursprung in Wien, wo Studenten Anfang der 1990er mit ihren bunten Fotos auf großen Stellwänden (sogenannten „Lomowänden“) verschiedene Ausstellungen veranstalteten. Gegründet wurde die „Fotoinitiative Lomographische Gesellschaft“ im Juni 1992 von Matthias Fiegl, Christoph Hofinger und Wolfgang Stranziger in Wien.[1] Der neue Blick auf die Welt, ermöglicht durch „Hüftschüsse“ und ungeplante, experimentelle Schnappschüsse, zog bald weitere Fotoamateure in seinen Bann, was dazu beitrug, dass die technisch veraltete LOMO LC-A noch bis 2005 hergestellt wurde und sogar neue LOMO-Kameras entwickelt wurden (mit Vierfach- bis sogar Neunfachobjektiven und anderen, wie z. B. für Unterwasserfotos, für Farbänderung, mit Fischaugenobjektiv, etc.). Weltweit existieren heute lomografische Gesellschaften und Botschaften. Seit 2006 wird in China eine Weiterentwicklung der LOMO LC-A, die LOMO LC-A+ produziert.[2] Zu den Kameras von Lomo zählt auch die Smena-Reihe (russ.: СМЕНА), bei der alle Einstellungen und der Transport manuell vorgenommen werden. Die Smena war im Gegensatz zur Lomo eine ernstgenommene Sucherkamera mit einem Objektiv, welches ordentliche Fotografie erlaubte.

Technik

Ein Wesensmerkmal der Lomografie ist, dass sie damit spielt, technisch nicht ausgereift zu sein. Inzwischen sind aber doch Kameramodelle erhältlich, deren Optik sich verschiedener optischer Effekte bedient. Gerne werden Fischaugen-Kameras eingesetzt. Modelle mit Mehrfachlinsen bedienen sich vier bis neun Linsen mit unterschiedlicher Brennweite, die zeitversetzt jeweils einen Teil des Bild (i. d. R. auf einem KB-Film) belichten.

Lomographie mit einer Vier-Linsen-Kamera im Europapark

Die Bilder, die als Lomografien bezeichnet werden, kann man prinzipiell mit jeder billigen Sucherkamera knipsen; „echte“ Lomografen schwören allerdings auf die schlechte 32-mm-Weitwinkeloptik, die übertrieben farbintensive und kontrastreiche Bilder liefert. Bei Lomo-Fotos entstehen oft extrem bunte und verwackelte Bilder. Die „Lomographische Gesellschaft Wien“ empfiehlt bei der Entwicklung das Format 7 × 10 cm. Da dies aber heute kaum mehr angeboten wird, eignen sich aus Kostengründen auch 9 × 13 cm.

Kontroverse analog-digital

Durch den Siegeszug der schnelleren Digitalfotografie bzw. bedingt durch die Schwierigkeiten der schnellen Filmentwicklung entwickelt sich zunehmend ein Trend bzw. eine Abwandlung der Lomographie: Der „goldene Schuss aus dem Handgelenk”, die „Digigraphie” mittels günstiger Digitalkameras, was von traditionellen Lomographen allerdings konsequent abgelehnt wird. Zahlreiche Internetseiten zeigen sogenannte digitale Fotoblogs, die im Ansatz eine Weiterentwicklung der Lomographie sind.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Lomography – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unicum 12/95
  2. LCA+ Compact Automat

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