Longchamp (Schiff)

Longchamp (Schiff)

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Longchamp
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Schiffsdaten
Flagge BahamasBahamas Bahamas
andere Schiffsnamen
  • Leo Gas
Schiffstyp Gastanker
Rufzeichen C6QV8
Heimathafen Nassau
Eigner MPC Münchmeyer Petersen Steamship
Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement
Bauwerft Shinhama Shipbuilding
Kiellegung 24. Juni 1990
Stapellauf 27. Juli 1990
Übernahme 17. Dezember 1990
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
99,6 m (Lüa)
Breite 15,8 m
Tiefgang max. 5,76 m
Vermessung 3415 BRZ
1025 NRZ
 
Besatzung 13
Maschine
Maschine 1× Zweitakt-Dieselmotor
Propeller 1× Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 4316 tdw
Sonstiges
Registrier-
nummern

IMO 9005106

Die Longchamp ist ein unter der Flagge der Bahamas fahrender Flüssiggastanker. Eigner des Schiffes ist die zur MPC Münchmeyer Petersen Steamship gehörenden Beteiligungsgesellschaft LPG Tankerflotte GmbH in Hamburg. Bereedert wird es vom ebenfalls in Hamburg ansässigen Unternehmen Bernhard Schulte Shipmanagement.

Der Tanker wurde bei Shinhama Shipbuilding in Japan gebaut. Die Kiellegung fand am 24. Juni, der Stapellauf am 27. Juli 1990 statt. Abgeliefert wurde das Schiff am 17. Dezember 1990.

Angetrieben wird der Tanker von einem Zweitakt-Dieselmotor, der auf einen Festpropeller wirkt. Im beladenen Zustand verfügt das Schiff über ein Freibord von zirka 1,6 Meter.

Entführung

Am 29. Januar 2009 wurde der Tanker um 3:40 Uhr UTC[1] mit einer Ladung von 2730 t Vinylchlorid-Monomer (VCM)[2] und 13 Mann Besatzung an Bord vor der Südküste des Jemen, etwa 95 km von Al-Mukalla, der Hauptstadt der Region Hadramaut entfernt,[3] von sieben somalischen Piraten gekapert.[4] Der Kapitän auf dieser Fahrt war Indonesier, zwölf Besatzungsmitglieder stammten von den Philippinen. Das Schiff befand sich auf dem Weg von Norwegen nach Vietnam und hatte sich nach Angaben von MPC einer Flotte von Schiffen angeschlossen, die von indischen Marineeinheiten begleitet wurde. Nach heftigen Schusswechseln während des Überfalls enterten die Seeräuber die nur 1,50 m hohe Bordwand. Ein Angebot der indischen Fregatte Beas, den Flüssiggastanker gewaltsam zu befreien, lehnte der Kapitän der Longchamp wegen der gefährlichen Ladung seines Schiffes ab.[5]

Ein Sprecher der EU-Mission Atalanta (EU NAVFOR Somalia)[6] im Hauptquartier der Operation im britischen Northwood widersprach der Darstellung von MPC, die Longchamp sei bei der Koordinationsstelle der britischen Marine für die alliierten Kräfte der Region UK Royal Navy's Maritime Trade Organisation (UKMTO) in Dubai, vor der Fahrt angemeldet worden und habe rund 16 Stunden gewartet, um sich dann einem geschützten Konvoi anzuschließen.[7] Die Longchamp sei als „Einzelfahrer“ am Rande des Transitkorridors unterwegs gewesen und habe den Konvoi nicht abgewartet. Kapitän und Shipmanager hätten irrtümlich angenommen, dass E-Mails mit Positionsmeldungen an die UKMTO in Dubai als Anmeldung ausreichend sind. Der Frachter sei aber nicht in der Schiffsliste für den Golf von Aden geführt worden.[7] Dazu wäre eine Eintragung in die Datenbank der EU Naval Maritime Force Somalia per Kontaktformular erforderlich gewesen. Die entführte Longchamp befand sich seit dem Abend des 29. Januar 2009 in somalischen Küstengewässern an der Ostküste des Landes.[7] Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Angriffs auf den Seeverkehr und räuberischer Erpressung.[8] Die Behörde bestätigte das Vorliegen einer Lösegeldforderung.[9]

Seit dem 31. Januar 2009 gab es mehrfach Gespräche zwischen den Entführern und der Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement. Den Umständen entsprechend gehe es der Besatzung gut, sagte der Reedereisprecher Cor Radings.[9]

Das Einsatzführungskommando der Deutschen Marine in Potsdam betonte, rechtlich sei die unter der Flagge der Bahamas fahrende Longchamp kein deutsches Schiff, somit sei die Deutsche Marine für den gekaperten Tanker nicht zuständig.[10]

Am 28. März 2009 teilte das Unternehmen Bernhard Schulte Shipmanagement mit, dass die Entführer den Gastanker und seine 13 Besatzungsmitglieder freigelassen haben. Das Schiff setzte seine Fahrt zum Ursprungszielort Vietnam fort. Laut Medienberichten soll es zu einer Lösegeldzahlung gekommen sein.[11]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. IMB Live Piracy Report: Attack ID:2009/030. ICC IMB Piracy Reporting Centre in Kuala Lumpur (abgerufen 31. Januar 2009)
  2. Thomas Wiegold (29. Januar 2009). „Longchamp“ Piraten kapern schwimmende Bombe. Focus (abgerufen 29. Januar 2009)
  3. AP/Katharine Houreld (29. Januar 2009) Somali Pirates Hijack German Gas Tanker. TIME (abgerufen 30. Januar 2009)
  4. Keine Autorenangabe (29. Januar 2009). Pirates hijack German-owned ship in Gulf of Aden CNN (abgerufen 29. Januar 2009)
  5. Sarah Kramer (30. Januar 2009). Piraten kapern deutschen Tanker. Der Tagesspiegel (abgerufen 31. Januar 2009)
  6. Maritimes Sicherheitszentrum am Horn von Afrika (MSC-HOA) der EU NAVFOR-Somalia (englisch)
  7. a b c han/ffr/dpa/ddp (31. Januar 2009.) EU-Mission erhebt schwere Vorwürfe gegen Tankerbesatzung. Der Spiegel (abgerufen 31. Januar 2009)]
  8. HA (31. Januar 2009) Entführter Tanker: Hamburger Staatsanwalt ermittelt. Hamburger Abendblatt (abgerufen 5. Februar 2009)
  9. a b ddp (5. Februar 2009) "Angehender Dialog" mit den Entführern. Die Welt (abgerufen 5. Februar 2009)
  10. Fra (30. Januar 2009) Deutsche Marine: Wir sind für die "Longchamp" nicht zuständig. Hamburger Abendblatt (abgerufen 30. Januar 2009)
  11. vgl. Entführter deutscher Gastanker "Longchamp" wieder frei bei Spiegel Online, 28. März 2009 (aufgerufen am 29. März 2009)

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