Lost in Translation

Lost in Translation
Filmdaten
Deutscher Titel Lost in Translation
Produktionsland USA, Japan
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2003
Länge 97 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Sofia Coppola
Drehbuch Sofia Coppola
Produktion Sofia Coppola,
Ross Katz
Musik Kevin Shields
Kamera Lance Acord
Schnitt Sarah Flack
Besetzung

Lost in Translation (Alternativtitel: Lost in Translation – Zwischen den Welten) ist der zweite Spielfilm der Regisseurin Sofia Coppola aus dem Jahr 2003 mit Bill Murray und Scarlett Johansson in den Hauptrollen. Coppola erhielt dafür 2004 einen Oscar für das Beste Originaldrehbuch, Murray einen Golden Globe als Bester Hauptdarsteller.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der alternde US-amerikanische Filmstar Bob Harris reist für eine Woche nach Tokio, um dort seine schwindende Popularität für eine Whisky-Werbung zur Verfügung zu stellen. Im selben Hotel wohnt die Amerikanerin Charlotte, die junge Ehefrau eines flippigen Boulevard-Fotografen, der von seiner Illustrierten für eine mehrtägige Auftragsarbeit nach Japan geschickt wurde. Charlotte hat erst kürzlich ihren Abschluss in Philosophie absolviert. Während ihr Mann tagsüber seiner Arbeit nachgehen muss und ihm sein hektischer Job kaum Zeit für seine Frau lässt, bleibt Charlotte allein im Hotel zurück. Um die Zeit bis zu Johns Rückkehr zu überbrücken, blättert sie in Zeitungen, unternimmt kleine Spaziergänge oder schaut einfach nur gelangweilt aus ihrem Zimmer hoch über der Stadt in die Straßenschluchten Tokios hinunter. Nachts kann sie nicht schlafen. Als sie ihren Mann einmal zu einem Treffen mit den Stars, die er fotografiert, begleitet, wird ihr bewusst, wie oberflächlich seine Welt und wie fehl am Platze sie an seiner Seite ist. Sie beginnt, nicht nur am Sinn dieser Reise zu zweifeln, sondern auch ihre Ehe in Frage zu stellen und sich der Ziellosigkeit ihres eigenen Lebens bewusst zu werden.

In der Hotelbar trifft sie auf Bob Harris, in dessen 25-jähriger Ehe es ebenfalls (wie die wortkargen Telefongespräche mit seiner Frau andeuten) an Romantik fehlt. Genau wie sie leidet auch er an Schlaflosigkeit und fühlt sich in Tokio fremd und verloren. Symptomatisch ist der Dreh des Whisky-Spots, in dem sich der Titel des Films manifestiert: Der japanische Regisseur gibt Bob ausführliche Anweisungen, wie er sich bei der Szene zu verhalten habe, die Dolmetscherin aber fasst diese jeweils in nur einem einzigen, einfachen Satz zusammen.[1] Der eigentliche Inhalt geht also buchstäblich „in der Übersetzung verloren“ (lost in translation).

Ihre Einsamkeit macht das ungleiche Paar zu Komplizen. Schlaflos und müde vom Jetlag, aber nicht ohne Galgenhumor angesichts ihrer eigenen Verlorenheit und Sprachlosigkeit in der fremden Metropole, schließen sie Freundschaft und streifen gemeinsam, wenn auch nach wie vor ziellos durch das nächtliche Tokio. Dabei sorgt nicht nur der beträchtliche Altersunterschied zwischen dem väterlich weisen, aber täppischen Bob und der neugierigen, einfühlsamen Charlotte, sondern auch der große kulturelle Gegensatz zwischen der japanischen und der amerikanischen Welt immer wieder für Komik, sodass die melancholische Atmosphäre permanent ironisiert und die latente, in ruhigen und traumähnlichen Bildern eingefangene Untergangsstimmung nicht ohne Heiterkeit und Gelassenheit inszeniert wird.

Die platonische Freundschaft scheint erst Schaden zu nehmen, als Bob nach einem One-Night-Stand mit einer gleichaltrigen Sängerin am folgenden Morgen von Charlotte überrascht wird. Enttäuscht zieht sie sich von Bob zurück und versöhnt sich mit ihm erst kurz vor seinem Rückflug wieder, als beide das Hotel bei einem Übungsalarm der Feuerwehr verlassen müssen. Als Bob am nächsten Morgen abreist, sieht er auf dem Weg zum Flughafen Charlotte zufällig noch ein letztes Mal in einer belebten Straße. Er läuft zu ihr, umarmt sie, flüstert ihr etwas ins Ohr und küsst sie, während ihr Tränen in die Augen steigen.

Hintergrund

Für Sofia Coppola, die während der 1990er Jahre in Tokio ihr Modeunternehmen Milkfed leitete, war die Stadt zur zweiten Heimat geworden. Ihre Erfahrungen mit dem Jetlag und verschiedenen Landessprachen veranlassten sie, über das Phänomen der Losgelöstheit und der Kameradschaft unter Ausländern zu schreiben. Nach sechs Monaten waren im kalifornischen Los Feliz lediglich 20 Drehbuchseiten entstanden. So reiste sie Anfang 2001 für ein paar Wochen nach Tokio, um dort ihr Buch um Schnappschüsse zu erweitern. Sie ließ sich dabei von Filmen wie Die mit der Liebe spielen (Michelangelo Antonioni), Ein Herz und eine Krone (William Wyler), Tote schlafen fest (Howard Hawks), In The Mood For Love (Wong Kar-Wai), Hinter dem Rampenlicht (Bob Fosse) und der Musik von My Bloody Valentine inspirieren. Schließlich umfasste das Drehbuch 70 Seiten, und Coppola begann, die Rechte weltweit verschiedenen Verleihern anzubieten, um den Film unabhängig vom Hollywood-System finanzieren zu können und den Final Cut an keinen übermächtigen Geldgeber abtreten zu müssen (tatsächlich kam das veranschlagte Budget von 4 Mio. US-Dollar zusammen).

Während Coppola fünf Monate lang versuchte, ihre Muse Bill Murray zu erreichen (der seit 1999 keiner Agentur angehörte und seinen Anrufbeantworter nur selten abhörte), begann die Vorproduktion im Frühjahr 2002. Murray hatte inzwischen zwar zugesagt, aber keinen Vertrag unterschrieben, erschien jedoch am 29. September, dem ersten Drehtag, in Japan. Sofias Bruder Roman Coppola machte mit einem zweiten Kamerateam Großstadtaufnahmen von Tokio, während Sofia mit den Darstellern arbeitete: Lediglich die damals 19-Jährige Scarlett Johansson und Giovanni Ribisi kannten sich, alle anderen Darsteller trafen sich erst in Tokio. Während das 35-mm-Filmmaterial für romantische Bilder sorgen sollte, bestand Coppola auf der Methode der Improvisation, was einzelne Momentaufnahmen unterstützte: So spielte z.B. die Jazz-Sängerin in der Hotel-Lounge des Park Hyatt spontan eine Geliebte Murrays, während Kostümbildnerin Nancy Steiner die Telefonstimme von Bobs Ehefrau gab. Unerlaubt wurden heimlich Szenen in der U-Bahn, auf Straßen und in einem Starbucks gedreht, Murrays Karaoke und die Whiskey-Foto-Session entstanden intuitiv. Bei überraschenden Regenfällen musste Johansson durch das Unwetter spazieren, im Shabu-Shabu-Restaurant wurde um vier Uhr morgens plötzlich der Strom ausgeschaltet (die Crew hatte zehn Minuten überzogen), und auch der inzwischen legendäre Abschiedskuss stand nicht im Buch, sondern war aus der Stimmung heraus entstanden (niemand außer Murray und Johansson weiß, was geflüstert wurde). Nach 27 Drehtagen verließ das Team am 8. November Japan.

Kritiken

Der Film wurde von der Mehrzahl der Kritiker äußerst positiv aufgenommen. Hanns-Georg Rodek schrieb in der Zeitung Die Welt vom 8. Januar 2004, der Film sei „witzig, weise, wundervoll“, „frisch und verspielt“, aber auch „reif und weise“. Der Film biete Erkenntnisse, „die wir im Kino nicht erwarten, in diesen Zeiten nicht und in einem US-Film schon gar nicht“.[2] Michael Althen meinte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dem „herzerwärmenden Film“ gelinge es, „diese unmögliche Balance zwischen Wachen und Träumen zu halten“,[3] und für Susan Vahabzadeh ist bemerkenswert, dass die „Komödie über mißglückte Kommunikationsversuche“ zwar uneingeschränkt sinnlich sei, aber ohne Sex auskomme.[4] Die Zeitung The Guardian warf dem Film dagegen vor, sein „anti-japanischer Rassismus“ sei nicht komisch.[5]

Auszeichnungen (Auswahl)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. hierzu [1]
  2. Filmkritik von Hanns-Georg Rodek, abgerufen am 17. Dezember 2007
  3. Michael Althen: Schlaflos in Tokio: Sofia Coppolas "Lost in Translation." FAZ vom 6. Januar 2004, S. 22.
  4. Susan Vahabzadeh: Stranger Is The Night SZ vom 7. Januar 2004.
  5. Kiku Day: Totally lost in translation, The Guardian, 24. Januar 2004, abgerufen am 8. Februar 2008

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