Low Balling

Low Balling

Low Balling ist ein Begriff aus dem Bereich der Wirtschaftsprüfung. Es handelt sich um ein erstmals von Linda de Angelo beschriebenes Modell.

Wirtschaftsprüfer erhalten während der Absolvierung ihrer Mandate einen Gewinn in Form einer Prüfungsgebühr, die über ihren Kosten liegt. Da der Prüfungsmarkt aber, wie viele andere Märkte auch, durch einen erheblichen Konkurrenzdruck gekennzeichnet ist, versuchen die Prüfer sich bei ihrer angesetzten Prüfungsgebühr gegenseitig zu unterbieten, um an ein neues Mandat zu gelangen. Die Folge ist, dass sie eine Prüfungsgebühr ansetzen, die gerade ihren Kosten entspricht. Um diese Gebühr jedoch noch weiter zu unterbieten, gehen sie davon aus, dass sie in der Folgeperiode einen Gewinn (eine Rente) erzielen können, der den Kosten entspricht, die das Unternehmen haben würde, wenn es den Prüfer wechselt (Transaktionskosten und Erstprüfkosten). Die mögliche Rente wird dazu genutzt, die Prüfungsgebühr der ersten Periode noch weiter zu senken und aufsummiert über beide Perioden mit Null aus dem Mandat zu gehen. Das drastische Senken der Prüfungsgebühr wird als Low Balling bezeichnet.

Diese Annahme gilt für ein 2-Perioden-Modell. Der in der ersten Periode gewählte Prüfer profitiert von den Beschränkung der gesamten Mandatslaufzeit.

Im Fall weiterer Perioden hat der amtierende Prüfer das Problem, dass ab der zweiten Periode mögliche andere Prüfer sich auch für ein 2- oder Mehr-Perioden-Modell bewerben und ebenfalls eine Gebühr ansetzen, die unter ihrer in der Folgeperiode zu erwirtschaftenden Rente liegt. Die Folge ist, dass sich tatsächliche Gewinne für den Prüfer erst in der letzten Periode eines Mandats einstellen können, denn dort könnten neue Prüfer keinen Gewinn mehr aus einer Folgeperiode erwarten. Bedingung ist hierbei, dass es keine technischen Unterschiede gibt zwischen den Prüfern.

Im Laufe der Perioden kann es zum Fee Cutting kommen. Dieses bezeichnet nichts anderes als das Ansteigen der Prüfungsgebühren aufgrund von strategischen Markterwägungen bei der Ausübung von Prüfungsmandaten.

In Deutschland ist Low Balling allerdings fallbezogen in Einklang mit der Wirtschaftsprüferordnung und der geforderten wirtschaftlichen Unabhängigkeit des gesetzlichen Abschlussprüfers zu bringen.

Quellen

  • Hansrudi Lenz: Der Low-balling-Effekt und die Unabhängigkeit des handelsrechtlichen Abschlußprüfers, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 20. Jg., 1991, S. 181-184
  • De Angelo, Linda E.: Auditor independence, “low balling”, and disclosure regulation, in: Journal of Accounting and Economics, Vol. 3 (1981), S. 113-127
  • Lee, Chi-Wen J./Gu, Zhaoyang: Low balling, legal liability and auditor independence, in: The Accounting Review, Vol. 73 (1998), S. 533-555

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