Anton Wilhelm von Zuccalmaglio

Anton Wilhelm von Zuccalmaglio
Portrait von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, genannt Wilhelm von Waldbrühl

Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio (* 12. April 1803 in Waldbröl; † 23. März 1869 in Nachrodt bei Altena) war ein deutscher Heimatschriftsteller und Volksliedforscher, Dichtermusiker und Komponist. Er nannte sich selbst Wilhelm von Waldbrühl.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Kinder- und Jugendzeit

Er war eines von sechs Kindern von Jakob Salentin von Zuccalmaglio und Clara Deycks; zudem ist er der Bruder von Vinzenz Jakob von Zuccalmaglio. Bereits in seinem ersten Lebensjahr zog die Familie wegen der Versetzung des Vaters aus dem Amt Windeck in das Amt Miselohe nach Opladen. Aber schon im darauf folgenden Jahr 1804 zog man erneut um nach Schlebusch, wo man eine dauerhafte Bleibe im so genannten „Doktershof“ fand. Hier verlebte Wilhelm seine Kinder- und Jugendjahre und besuchte ein Gymnasium in Köln[1]

Wilhelm von Waldbrühl

Im Jahr 1825 begann er zusammen mit seinem Bruder Vinzenz, der sich zum Zeichen seiner Herkunft aus dem Bergischen Land den Namen „Montanus“ (der Berger) gegeben hatte, ein Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg. Hier begegnete er einem der größten Juristen seiner Zeit, Prof. Anton Friedrich Justus Thibaut, der seinen weiteren Lebensweg entscheidend beeinflusst haben muss. Thibaut unterhielt in der Freizeit einen Singverein, in dem er neben Kirchenmusik auch internationale Volkslieder singen und spielen ließ. Daran nahm auch Zuccalmaglio teil und wurde wegen seiner mythologischen Schwärmereien schon bald der „Große Wodan“ genannt. Um aber seine Herkunft deutlich zu machen, dass er wie sein Bruder Vinzenz ebenfalls aus dem Bergischen Land stammte, gab er sich selbst den Namen „Wilhelm von Waldbrühl“ nach seinem Geburtsort Waldbröl.[2]

Überall und nirgends

Mitten in die Vorbereitungen zu einer akademischen Laufbahn erhielt Zuccalmaglio 1832 den Auftrag, als Erzieher des einzigen Sohnes des damaligen Gouverneurs von Polen, des Fürsten Gortschakoff, nach Warschau zu gehen. Er unternahm große Reisen in Russland und kam, vom Zaren mit Doktor- und Professortiteln ausgezeichnet, 1839 wieder nach Schlebusch zurück. Als geschätzter Privatlehrer blieb er im Bergischen Land bis 1847 seiner pädagogischen Tätigkeit treu. Anschließend zog es ihn als Privatlehrer bis zu seinem Tod durch Süddeutschland, das Rheinland und nach Westfalen.[3]

Kein schöner Land in dieser Zeit

Zuccalmaglio hatte schon in jungen Jahren zusammen mit seinem Bruder Vinzenz mit der Sammlung von Volksliedern begonnen, die er in seiner Heimat, dem Bergischen Land, gehört hatte. In seiner Zeit als Privatlehrer in Warschau lernte er den Herausgeber August Kretzschmer kennen, der ebenfalls Sammler von Volksliedern war. Noch zu Lebzeiten Kretzschmers gaben beide 1838 den ersten Band Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen mit 317 Volksliedern heraus. [4]

Zwei Jahre später – Kretzschmer war inzwischen verstorben – brachte Zuccalmaglio „als Fortsetzung des A. Kretzschmer’schen Werkes“ einen zweiten Band mit 382 Volksliedern heraus, die er selbst gesammelt hatte.[5] Auf den Seiten 494–495 veröffentlichte er mit der Nr. 274 überschrieben als „Abendlied“ die Weise Kein schöner Land in dieser Zeit.[6]

Kritik und Lob

Heftige Kritik hagelte es von Ludwig Erk. In diesem Werk könnten zahlreiche Lieder als „eingeschwärzte und nie vom Volke gesungene Melodien“ angesehen werden. Es handele sich vielfach um Text- und Melodienverfälschungen. Franz Magnus Böhme stimmte ein, es handele sich um ein Machwerk und nicht um Volksgut. Erst Walter Wiora setzte sich in seinem Buch Die rheinisch-bergischen Melodien bei Zuccalmaglio und Brahms nachhaltig für eine Rehabilitation Zuccalmaglios ein. Er zitiert dort Johannes Brahms, der die Kritik an Zuccalmaglio zurückgewiesen hatte und den romantischen Gehalt seiner Werke lobte: „Die Auswahl ist mit feinem poetischen Blick gemacht und gibt Vieles, was bisher unbekannt war… Hier weht frisches poetisches Leben.“[7]

Ehrungen

Zuccalmaglio-Denkmal in Waldbröl

2003 wurde in Waldbröl der Inselplatz in Zuccalmaglioplatz umbenannt, er befindet sich in unmittelbarer Nähe des Geburtshauses. Dort steht auch das Zuccalmaglio-Denkmal. Ebenso ist eine Straße nach ihm benannt. Der Chorverband NRW hat ihm zu Ehren ein Leistungssingen Zuccalmaglio-Festival benannt.[8]

Schriften

  • Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen, unter Mitwirkung von E. Baumstark, als Fortsetzung des August Kretzschmerschen Werkes gesammelt und mit Anmerkungen versehen von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio , Zweiter Theil, Berlin 1840
  • Die Wesen der Niederrheinischen Sagen, Elberfeld 1857
  • Rhingscher Klaaf, Rheinfränkische Lieder und Leuschen, nebst einer Zugabe: Stöckelcher von Montanus, Opladen 1869
  • Gedichte von Wilhelm von Waldbrühl, Opladen 1871
  • Naturforschung und Hexenglaube, Berlin o.J.
  • Kinder-Schaubühne. Illustrirt von G. Süs. Mit Musikbeilagen von H. D'Alquen. - Dresden : Meinhold, 1864. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Literatur

  • Gemeinnütziger Verein in Waldbröl, Wilhelm von Waldbröl, Ein Lebensbild, Waldbröl 1903
  • Else Yeo: Es grüßt Dich Dein getreuer…. Handgeschriebene Briefe aus vier Generationen der Familie von Zuccalmaglio, Leverkusen o.J.
  • Else Yeo: Anton Wilhelm von Zuccalmaglio. Begleitheft zur Ausstellung und Nachlassverzeichnis, Aachen 1990
  • Else Yeo: Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, Erinnerungen, Band 1, Kindheit und Jugend, Nach der Studentenzeit. Bonn 1988, ISBN 3-926439-01-7
  • Else Yeo: Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, Erinnerungen, Band 2, Die Zeit in Warschau. Bonn 1990, ISBN 3-926439-02-5
  • Else Yeo: Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, Erinnerungen, Band 3, Zeit der Entdeckungen. Bonn 1991, ISBN 3-926439-03-3
  • Else Yeo: Eduard Baumstark und die Brüder Zuccalmaglio. Drei Volksliedsammler, Köln, 1993, ISBN 3-925366-14-8
  • Else Yeo: A. W. von Zuccalmaglio, Klingende Balalaika. Russische und polnische Volkslieder (1832 – 1840), Köln 1996, ISBN M-2020-0354-1
  • Else Yeo: Überall und nirgendwo, Das unruhige Leben des Wilhelm Anton von Zuccalmaglio, der sich selbst Wilhelm von Waldbrühl nannte. Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg e.V., Köln 1999, ISBN 3-932326-26-1.
  • Gertrude Cepl-Kaufmann, Hella-Sabrina Lange (Hrsg.): Kultur und bürgerlicher Lebensstil im 19. Jahrhundert: Die Zuccalmaglios. Grevenbroich 2004, ISBN 3-937302-02-6.
  • Wilhelm Bolte u. a., Heimatbund Märkischer Kreis (Hrsg.): Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio: Ein "Lieder"-liches Genie. Altena 1991, ISBN 3-89053-039-7.
  • Walter Wiora: Die rheinisch-bergischen Melodien bei Zuccalmaglio und Brahms, Alte Liedweisen in romantischer Färbung. Bad Godesberg 1953
  • Jakob Schnorrenberg: Zuccalmaglio, Anton Wilhelm Florentin von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 45, Duncker & Humblot, Leipzig 1900, S. 467–469.
  • Wilhelm von Waldbrühl. Herausgegeben vom Arbeitskreis "Zuccalmaglio" und der Stadt Waldbröl, Düsseldorf 1962.

Einzelnachweise

  1. Johannes Koepp, Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio, eine biographische Skizze als Beilage zu Walter Wiora Die rheinisch-bergischen Melodien bei Zuccalmaglio und Brahms, Bad Godesberg1953
  2. desgl.
  3. desgl.
  4. A. Kretzschmer, Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen. Unter Mitwirkung des Herrn Prof. Dr. Maßmann in München und des Herrn von Zuccalmaglio in Warschau, Berlin 1838
  5. A. Wilh. V. Zuccalmaglio, Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen, Zweiter Theil, unter Mitwirkung von E. Baumstark, Berlin 1840
  6. siehe Abendlied bei Wikisource
  7. Walter Wiora Die rheinisch-bergischen Melodien bei Zuccalmaglio und Brahms, Bad Godesberg 1953
  8. Homepage des Zuccalmaglio-Festivals

Weblinks

 Commons: Anton Wilhelm von Zuccalmaglio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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