Lusitanier

Lusitanier
Rekonstruierte Sprachräume um 200 v. Chr. [1]

Die Lusitaner werden als Ahnen der Portugiesen gesehen. Sie lebten im Westen der iberischen Halbinsel, und bestanden anfangs aus einem einzelnen Stamm, der zwischen den Flüssen Douro und Tejo lebte. Später wurde dieser Name auch von den Galiciern, die das Bergland nördlich des Douro bewohnten, und anderen Stämmen angenommen, nicht nur weil sie gemeinsam gegen die römische Regierung gekämpft hatten, sondern auch, weil sie kulturell und ethnisch sehr ähnlich waren.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft der Lusitaner

Das Wort Lusitaner ist vermutlich keltischen Ursprungs, zusammengesetzt aus Lus und Tanus, also "Stamm des Lusus".

Die Sprache der Lusitaner gehörte zu den Indoeuropäischen Sprachen. Zunächst hielt man sie für eine Untergruppe der Keltiberer. Moderne Autoren nehmen eher an, dass sie schon vor diesen hier ansässig waren. Zeitweise seien sie von den Keltiberern beherrscht worden, bevor sie sich zu einer neuen Macht organisierten.

In der römischen Mythologie galten das Geschwisterpaar Lusus, ein Sohn oder enger Freund des Bacchus, zusammen mit seiner Schwester Lisa als Stammeltern der Lusitaner.

Die Hypothese einer keltischen Herkunft wurde vor allem von dem französischen Archäologen Scarlat Sambrino verfochten, unter Hinweis auf die im Osten der Iberischen Halbinsel siedelnden Lusoner, mit denen zusammen sie im 6. Jahrhundert v. Chr. aus der nordwestlichen Alpenregion (heute Schweiz) eingewandert seien.

Diese Hypothese der vorkeltischen Herkunft bringt die Lusitaner archäologisch mit der jungsteinzeitlichen Glockenbecherkultur in Verbindung. Historiografisch stützt sie sich besonders auf die Ora maritima von Avienus aus dem vierten Jahrhundert nach Chr., die sich wiederum auf Dokumente aus dem 6. Jahrhunderts vor Chr. stützte.

Lusitanien

Das Gebiet, das von den Lusitanern zuerst besiedelt wurde, waren vermutlich das Tal des Douro und die Region Beira Alta; im Beira blieben sie, bis sie die Kelten und andere Stämme schlugen, breiteten sich anschließend, bis zur Ankunft der Römer, bis zur Estremadura aus.

Kultur

  • Die Lusitaner wohnten in kleinen ebenerdigen Häusern, deren Grundriss in ihrem Kerngebiet rechteckig, im Norden rund war.
  • Ihre Kleidung verfertigten sie aus Wolle und aus Ziegenhaut.
  • Sie pflegten eine Badekultur mit Heißen Dampfbädern und Kaltwasserbädern.
  • Die Lusitaner waren monogam.

Religion

Die Lusitaner hatten zahlreiche Gottheiten. Außer Tieren (v.a. Ziegen) opferten sie ihnen auch Gefangene.

Kriegführung

Den Kern der Armee bildeten die Caetratii oder auch Caetranann. Sie waren meist mit der Caetra (Rundschild) und dem Falcata (schnellen Hiebschwert) bewaffnet. Ein weiterer, häufiger Soldatentyp waren die Scutarii (lat. Scutum; Schild). Sie waren in der Regel schwerer gerüstet und mit sog. Solifera bewaffnet (Wurfspieße ganz aus Eisen). Die Scutarii kämpften in großen, viereckigen Formationen. Zusätzlich gab es Kriegssensen, Tridente (Dreizacken) und Harpunen. Die Adeligen ("Ambakaro") kämpften oft als Epones (Kavalleristen).

Iberisches eisernes Krummschwert „falcata“.

Unterwerfung durch die Römer

Die Lusitaner werden von Livius im Jahr 218 v. Chr. erstmals als karthagische Söldner erwähnt. Im Jahr 194 v. Chr. schlug Publius Cornelius Scipio Nasica, der zu der Zeit Praetor in Spanien war, sie bei Ilipa.

179 v. Chr. feierte der Praetor Lucius Postumius Albinus nach seinem Sieg über die Lusitaner einen Triumphzug in Rom, andererseits erreichten sie 155 v. Chr. unter dem Kommando erst des Punicus (vielleicht ein karthagischer General), dann des Cesarus, den Felsen von Gibraltar, wo sie vom Praetor Lucius Mummius geschlagen wurden.

Nach diesem Sieg brachte Servius Sulpicius Galba einen Waffenstillstand zustande, den er aber brach, als die Lusitaner die neue Allianz feierten. Er ließ die Führungsschicht ermorden, verkaufte die Überlebenden in die Sklaverei, wodurch eine neue Rebellion entfacht wurde (der sogenannte Spanische Krieg), die dieses Mal von Viriatus (* um 180 v. Chr., † 139 v. Chr.), dem berühmtesten Lusitaner, angeführt wurde, nach dessen Ermordung allerdings auch dieser Aufstand bald zusammenbrach.

Die Römer erlangten weitere Siege über die Lusitanier, unter Proconsul Decimus Junius Brutus und Marius 113 v. Chr., konnten deren Widerstand aber erst beenden, nachdem sie sich mit den Truppen des Sertorius verbunden hatten.

Siehe auch: Lusitania (Provinz) - Lusitanische Mythologie - PortugalVorgeschichte Portugals - Römisches ReichZeittafel der Geschichte Portugals


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