Lutherstadt Wittenberg

Lutherstadt Wittenberg
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Lutherstadt Wittenberg
Lutherstadt Wittenberg
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Lutherstadt Wittenberg hervorgehoben
51.85805555555612.64361111111175
Basisdaten
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Wittenberg
Höhe: 75 m ü. NN
Fläche: 240,32 km²
Einwohner:

49.496 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 206 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 06886, 06888, 06889, 06895
Vorwahlen: 03491, 034920, 034928, 034929
Kfz-Kennzeichen: WB
Gemeindeschlüssel: 15 0 91 375
Gemeindegliederung: 19 Stadtteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Lutherstraße 56
06886 Lutherstadt Wittenberg
Webpräsenz: www.wittenberg.de
Oberbürgermeister: Eckhard Naumann (SPD)
Lage der Gemeinde Lutherstadt Wittenberg im Landkreis Wittenberg
Brandenburg Sachsen Dessau Landkreis Anhalt-Bitterfeld Annaburg Bad Schmiedeberg Coswig (Anhalt) Gräfenhainichen Jessen (Elster) Kemberg Oranienbaum-Wörlitz Lutherstadt Wittenberg Zahna-ElsterKarte
Über dieses Bild
Der Marktplatz der Lutherstadt mit dem Rathaus und der Stadtkirche St. Marien

Lutherstadt Wittenberg ist die Kreisstadt des Landkreises Wittenberg im östlichen Teil des deutschen Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Sie liegt an der Elbe zwischen Dessau-Roßlau im Westen, dem Fläming im Norden, der Dübener Heide im Süden und der Elbe-Elster-Region im Osten, knapp 100 Kilometer südwestlich von Berlin und etwa 70 Kilometer nordöstlich von Leipzig.

Herausragende Bedeutung erlangte Wittenberg als eines der wichtigsten deutschen Zentren politischer, kulturgeschichtlicher und künstlerischer Bestrebungen im 16. Jahrhundert. Die weltberühmten Reformationsstätten in der Altstadt und in verschiedenen Epochen entstandene Gebäude zählen zu den bedeutendsten Stätten der deutschen Geschichte. Die Wirkungsstätten Martin Luthers, Philipp Melanchthons und Lucas Cranachs werden bereits seit Jahrhunderten von internationalen Gästen aufgesucht. Das Lutherhaus, das Melanchthonhaus, die Stadt- und die Schlosskirche sind als Luthergedenkstätten seit 1996 Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. Wittenberg war Hauptstadt des sächsischen Kurkreises und herzogliche und kurfürstliche Residenz von Sachsen-Wittenberg. Später wurde die Stadt auch Zentrum der chemischen Industrie und ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt an den Strecken BerlinLeipzig und MagdeburgDresden.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Die Elbe in Wittenberg

Lutherstadt Wittenberg liegt im Gebiet des norddeutschen Tieflandes, im Osten Sachsen-Anhalts am Nordufer der Elbe. Ihr heutiges Oberflächenbild ist das Ergebnis der älteren Glazialzeit sowie der Saalevereisung, und daher trägt das Wittenberger Stadtgebiet die Merkmale einer Altmoränenlandschaft. Wittenberg gehört zum Bereich der Talsande des Berliner Urstromtals, das im Norden vom Fläming und im Süden von den Sandflächen der Dübener Heide begrenzt wird. Die durchschnittliche Höhe liegt bei ca. 75 Metern über dem Meeresspiegel.

Die Stadt rechnet man landwirtschaftlich zum Südfläming bzw. mit den südlich der Elbe gelegenen Eingemeindungen (Pratau, Seegrehna) zur Elbaue. Nördlich der Stadt befinden sich ausgedehnte Kiefernwälder, während die Elbauen südlich der Stadt flach und unbewaldet sind. Westlich der Stadt erstreckt sich elbabwärts bis nach Schönebeck das Biosphärenreservat Mittelelbe. Rund zehn Kilometer östlich mündet die Schwarze Elster in die Elbe sowie stromabwärts die Saale. Topographisch - grob betrachtet - ist Wittenberg eine Stadt zwischen Leipzig und Berlin.

Klima

Klimadiagramm von Wittenberg[2]

Die Stadt befindet sich in der gemäßigten Klimazone. Die durchschnittliche Lufttemperatur in Wittenberg beträgt 8,7 °C, der jährliche Niederschlag 563 Millimeter. Maßgeblichen Einfluss auf das Klima der Stadt haben der Regenschatten des Harzes als Einflussgebiet und die sandige Umgebung der Stadt im Fläming sowie der Dübener Heide. Ebenfalls bildet die Elbe als klimatischer Faktor eine Wetterschneise.

Die Speicherung von Wärme in den sandigen Sedimentsschichten kann zu klimatischen Phänomenen führen. Dies zeigte sich unter anderem an den Auswirkungen des Orkan Kyrill, als 2007 binnen weniger Minuten ein Tornado ein Wohngebiet in Wittenberg-West so stark beschädigte, dass viele Wohnungen unbewohnbar wurden. Den Ursprung des Orkans bildete ein plötzlich auftretender heftiger Niederschlag, der von Gewitter begleitet war und auf Warmluft im sandigen Sediment der Stadt im Bereich des Ortsteils Piesteritz stieß. Auch Windhosen sind in der Wittenberger Umgebung häufig zu beobachten. Bereits 2002 hatte ein Tornado (auf fast identischer Linie) im Ortsteil Teuchel ein Einkaufszentrum beschädigt und ein Gewerbegebiet verwüstet.

Geschichte

Bis 1200

Ausgrabungsfunde aus verschiedenen prähistorischen Epochen auf dem Territorium Wittenbergs lassen bereits eine frühzeitliche Besiedlung des Stadtgebietes vor zirka 10.000 Jahren erkennen. In einer Urkunde vom 12. April 965 (bei der es sich jedoch vermutlich um eine Fälschung aus dem Jahre 1000 handelt) ist überliefert, dass die Gegend, in der sich die heutige Lutherstadt Wittenberg befindet, als der slawische Gau Nizizi bezeichnet wurde. Dieser erstreckte sich entlang der Elbe von der Mündung der Schwarzen Elster (im Osten) bis zur Mündung der Mulde (im Westen).

Die ersten verlässlichen Erwähnungen, die direkt auf das heutige Territorium der Stadt zutreffen, stammen aus den Jahren 973/1004. Dort werden die heutigen Ortsteile Pratau (Broth, 973) und Seegrehna (Grodisti, 1004) erwähnt. Die erste Erwähnung des Namens Wittenberg findet sich möglicherweise bereits im Jahre 1174, als ein Graf Thiedrich von Wittburc genannt wird, der offensichtlich der Burgward des in einer Urkunde des Bischofs Balderan von Brandenburg für das Kloster Leitzkau um 1187 erwähnten burchwardum…Wittenburg war[3], in dem ebenfalls eine Kirche erwähnt wird, die als Vorläuferin der heutigen Stadtkirche anzusehen ist.

Von 1200 bis 1500

Stadtrechtsurkunde Wittenbergs vom 27. Juni 1293

Die Entwicklung der Stadt ist eng verbunden mit der Politik der Askanier. Nachdem Bernhard von Sachsen 1180 die Herzogswürde von Sachsen erhielt, erbte sein Sohn Albrecht I. das Gebiet um Wittenberg und die Herzogswürde Sachsens. Nach einer Urkunde vom 11. September 1227 errichtete seine Gemahlin ein Franziskanerkloster, was auf eine bevorzugte Stellung der Gemarkung bei den Askaniern hinweist. Sein Sohn Albrecht II., der gemeinsam mit seinem Bruder Johann I. von Sachsen-Lauenburg regierte, hatte durch dessen Abdankung von seinem Schwiegervater Rudolf von Habsburg die Kurwürde erhalten.

Da Albrecht II. sich ständig in Wittenberg aufhielt, wurde der Ort zu seiner Residenz von Sachsen-Wittenberg, und es entbrannte eine Auseinandersetzung mit der sachsen-lauenburgischen Linie. Wittenberg selbst hatte sich von einer Gemarkung mit Bauern, Handwerken und Kaufmannsleuten, begünstigt durch die verkehrsgünstige Lage, zu einem Ort mit einem bestehenden Gemeinwesen entwickelt. Um sich die Treue seiner Untertanen zu sichern, verlieh Albrecht II. am 27. Juni 1293 Wittenberg das Stadtrecht. Damit entstanden die Voraussetzungen, dass sich in Wittenberg ein Bürgertum entwickeln konnte.

Durch den weiteren Erwerb von Gerechtsamen stieg der Einfluss der Bürger Wittenbergs, so dass eine Selbstverwaltung entstand, die 1317 erstmals als Rat nachgewiesen ist. 1332 erlangte die Stadt die niedere Gerichtsbarkeit und konnte so den sich entwickelnden Gewerken der Bäcker, Fleischer, Schuh- und Tuchmacher einen regulierten entwickelten Rahmen geben. Dazu zählen auch das 1354 verliehene Marktrecht, die 1380 erhaltene Fährordnung, aber auch die mit dem Stadtrecht verliehene Erlaubnis zur Errichtung von Stadtmauern. So konnten die Hussiten 1429 die Stadt zwar belagern, doch nicht einnehmen.

Obwohl mit dem Erwerb von Gerechtsamen der Einfluss der Askanier in der Stadt sank, spielten diese in der Reichspolitik eine immer größere Rolle. Vor allem Rudolf I. führte Sachsen-Wittenberg mit einer geschickten Territorialpolitik 1356 vom Herzogtum zum bestätigten Kurfürstentum. Damit erlangte Wittenberg den Status einer kursächsischen Hauptstadt. Lange sollte aber diese Phase nicht anhalten. Mit dem Tod Albrechts III. im Jahre 1422 verloren die Askanier die sächsische Kurwürde an die Wettiner. Damit schwand auch der Status einer kurfürstlichen Residenz. Von Friedrich dem Streitbaren wurden Wittenberg zwar alle bis dahin erworbenen Rechte bestätigt und 1444 um die höhere Gerichtsbarkeit erweitert, dennoch entwickelte sich Wittenberg zunächst als Stadt ohne besondere Bedeutung weiter.

Durch die 1485 herbeigeführte Leipziger Teilung spalteten sich die Wettiner in eine ernestinische und eine albertinische Linie. 1486 übernahm der Ernestiner Friedrich der Weise die Kurwürde. Fortan wurde Wittenberg wieder zur kurfürstlichen Residenz. 1487 errichtete man eine neue Elbbrücke, und 1490 begann der Kurfürst anstelle des alten Askanierschlosses sein neues Residenzschloss und die neue Stiftskirche Allerheiligen zu errichten sowie Wittenbergs Festungsanlagen weiter auszubauen.

Von 1500 bis 1600

Wittenberger Stadtansicht 1536/37

Am Anfang des 16. Jahrhunderts hatte sich Wittenberg zu einer starken Festung an der mittleren Elbe entwickelt. Dennoch war es eine bescheidene Mittelstadt mit ca. 2.000 Einwohnern geblieben. 1502 entschied sich Friedrich der Weise, in seiner neu errichteten Residenz die Universität Wittenberg zu errichten. Diese Universität war die erste von einem Landesherren[4] und nicht von der Kirche gegründete Universität im Reich. Von nun an wurde der kurfürstliche Hof zu einem Anziehungspunkt für schöpferische Kräfte. Weitere Bauten wie 1503 das Fridericianum (Altes Kollegium) als erstes Gebäude der Universität und 1504 das „Schwarze Kloster“ der Augustinereremiten unterstützten diese Tendenz.

Neben Lucas Cranach dem Älteren, der 1505 in die Stadt gekommen war, wurde 1508 auch Martin Luther von der sich entwickelnden Stadt angezogen. Die Buchdruckerkunst wurde etabliert, und die Stadt selbst erlebte einen stürmischen wirtschaftlichen sowie intellektuellen Aufschwung. Verstärkt wurde diese Tendenz, als am 31. Oktober 1517 Luther seine 95 Thesen der Öffentlichkeit bekannt machte. Dies übte eine große Anziehungskraft auf viele Gelehrte und Studenten aus, so dass die Wittenberger Universität zu einer der bedeutendsten des 16. Jahrhunderts wurde. Es war eine moderne, dem Humanismus geöffnete Universität, an der 1518 auch Philipp Melanchthon lehrte und die bedeutende Gelehrte sowie hochrangige Fürsten besuchten.

Als Geburtsort der Reformation erlangte Wittenberg nach der Abkehr Luthers von der römisch-katholischen Kirche mit der Verbrennung der päpstlichen „Kanonischen Rechte“ und der Bannandrohungsbulle Exsurge Domine des Papstes Leo X. vor dem Elstertor weitere Bedeutung durch die Ereignisse der Wittenberger Bewegung. Von Wittenberg, das scherzhaft auch als das „Rom der Protestanten“ bezeichnet wurde, gingen damit in der damaligen Zeit für die gesamte Welt entscheidende Impulse aus.

Auch wenn Wittenberg nach dem Tod Friedrichs des Weisen seine sächsische Hauptstadtfunktion an Torgau abgeben musste, blieb seine Stellung als Zentrum der Reformationsbewegung, z.B. bei der Wittenberger Konkordie und der Entstehung der ersten Lutherbibel, erhalten. Um den steigenden Ansprüchen der wachsenden Bevölkerung in der damals territorial beschränkten Stadt gerecht zu werden, fanden während dieser Zeit umfangreiche Baumaßnahmen statt. 1526 wurde wiederum damit begonnen, die Festungsanlagen weiter auszubauen. Ein neues Rathaus und im späten 16. Jahrhundert eine Trinkwasserversorgungsanlage, das Röhrwasser, wurden errichtet.

Infolge der Reformationsbewegung entstanden Auseinandersetzungen, die im Schmalkaldischen Krieg gipfelten. Dadurch kam es zur Wittenberger Kapitulation, wodurch Wittenberg als Zentrum des Kurkreises an die albertinische Linie der Wettiner überging. Da sich während der Reformationszeit ein Konsistorium und davor ein Hofgericht herausgebildet hatte, behielt Wittenberg auch für die Albertiner weiterhin Bedeutung. So entwickelten sich im Kurfürstentum Sachsen sowie in den anderen evangelischen Ländern zunehmend konfessionelle Auseinandersetzungen, wobei sich vor allem die Gnesiolutheraner durchsetzten und Wittenberg als Zentrum der lutherischen Orthodoxie etablierten.

Von 1600 bis 1800

Die Universität Wittenberg im 17. Jahrhundert
Wittenberg während des Beschusses 1760
Wittenberg nach dem Beschuss 1760

Hatten zum Anfang des 17. Jahrhunderts Namen wie Daniel Sennert, Friedrich Taubmann oder August Buchner bedeutende Studenten in die Stadt gezogen, änderte sich dies mit dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Um den Anforderungen einer militärischen Auseinandersetzung gewappnet zu sein, verstärkte man 1626 die Festungsmauern und das Festungspersonal durch kampffähige Bürger. Obwohl Wittenberg in dieser Zeit glimpflich davonkam, hatten vor allem die kleineren Orte der Umgebung unter Brandschatzungen zu leiden. Deren Bevölkerung suchte in den schützenden Mauern der Stadt Zuflucht. Nahrungsmangel, der mit der häufig in der Stadt grassierenden Pest einherging, dezimierte die Bevölkerung, so dass zusätzliche Sterbebücher angelegt werden mussten. Dennoch konnte die Stadt sich 1637 der Angriffe des schwedischen Feldherrn Johan Banér erwehren. Als dieser sein Ziel nicht erreichte, brannte er am 17. Januar die hölzerne Elbbrücke Friedrichs des Weisen nieder.

Die militärischen Handlungen und ihre Folgen wirkten sich auch auf das Umfeld der Universität aus. Die Verrohung der Menschen führte des Öfteren zu Zusammenstößen der Studenten mit den in Wittenberg ansässigen Söldnern, die meist blutig endeten. Daher hatten zu jener Zeit die Wittenberger Scharfrichter alle Hände voll zu tun. Hinzu kamen auch die einsetzenden Hexenprozesse, wodurch viele Menschen einen qualvollen Tod auf dem Scheiterhaufen oder dem Schafott auf dem Wittenberger Marktplatz fanden. Als sich das akademische Leben ein wenig erholte, unter anderem durch so bedeutende Professoren wie Abraham Calov und Konrad Samuel Schurzfleisch, war in der Folgezeit wieder eine gewisse wirtschaftliche Erholung der Stadt erkennbar.

Die vom nordischen Krieg wiederum heimgesuchte Stadt überwand die Folgen der schwedischen Besatzung schnell. Bekannte Studenten wie Anton Wilhelm Amo und Gotthold Ephraim Lessing zeugen von der Anziehungskraft Wittenbergs. Mit Beginn des Siebenjährigen Krieges war Wittenberg wechselnden Besatzungen ausgesetzt mit dem Resultat, dass die Preußen am 27. August 1759 wieder in den Besitz der Festungsstadt kamen. Nachdem die preussische Armee die Vorstädte abgebrannt hatte, um freies Schussfeld zu haben, lehnte der Stadtkommandant 1760 eine Kapitulation der Stadt vor der Reichsarmee ab. Daraufhin wurde Wittenberg von der Reichsarmee am 13. Oktober 1760 derart beschossen, dass das Schloss und dessen Kirche völlig niederbrannten. Die Preußen kapitulierten. Ein großer Teil der Häuser war zerstört. Auch die ursprüngliche Thesentür war ein Opfer der Flammen geworden.

1764 hob die sächsische Regierung für die stark beschädigte Stadt das Festungsrecht auf. Die Aufbauarbeiten zogen sich aber nur schleppend hin. Erst am 6. August 1770 konnte das Wittenberger Schloss in spätbarocken Formen neu eingeweiht werden. Die im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Elbbrücke wurde nach dreijähriger Bauzeit 1787 dem Verkehr übergeben. Studenten zog es nicht mehr so stark in die zerstörte Stadt. 1795 zählte die Universität nur noch 366 Studenten.

Von 1800 bis 1900

Aufmarsch der preußischen Truppen vor Wittenberg
Die Erstürmung Wittenbergs
Der Wittenberger Schlossplatz nach der Erstürmung

Nachdem die vereinigte preußisch–sächsische Armee in der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 von Napoleon besiegt worden war, huldigte und unterwarf sich der sächsische Kurfürst Friedrich August dem Kaiser der Franzosen. Er schloss mit ihm am 11. Dezember 1806 Frieden und trat dem Rheinbund bei. Daraufhin erhob Napoleon Friedrich August zum König von Sachsen. Von nun an war der sächsische König Verbündeter Napoleons und unterstützte den französischen Kaiser militärisch. Nachdem Napoleon am 23. Oktober 1806 Wittenberg besichtigt hatte, wurde die Stadt auf seinen Befehl wieder zur Festung ausgebaut. Die Wittenberger Universität wurde nach Bad Schmiedeberg ausgelagert, und die Wittenberger Bürger mussten für die französischen Truppen Quartiere bereitstellen. In der Folge wurde Wittenberg zu einem französischen Durchgangsquartier, wobei die Bürger wie üblich für die Versorgung aufkommen mussten. Insgesamt zogen 160.000 Franzosen durch die Stadt. 60.000 Soldaten waren ständig als Besatzung im Ort.

Während der Befreiungskriege rückte Wittenberg wiederum in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. General Lapoype, der am 20. März 1813 die Kommandantur in Wittenberg führte, ließ am 6. April die Häuser in den Vorstädten, die Bäume und Zäune, die die Festungsstadt umgaben, auf 900 Schritt niederreißen, um freies Schussfeld zu schaffen. Nach der Schlacht bei Wartenburg verstärkten sich die Angriffe der gegnerischen Verbündeten auf die Festung, so dass es am 25. September zum heftigsten Beschuss der Stadt durch die Preußen kam. Während der französische Kommandant in Torgau kapituliert hatte, lehnte dies Lapoype für Wittenberg ab. In der Stadt selbst herrschte immer mehr Not, die Wasserversorgung war zerstört und die Lebensmittel wurden rationiert. Zerstörung, Not, Elend, Krankheit und Hunger waren in der Stadt durch die Belagerung an der Tagesordnung.

Nachdem man dem Kommandeur am 12. Februar 1814 abermals die Kapitulation angeboten hatte, die er wiederum ablehnte, erfolgte ab 12 Uhr mittags bis 1 Uhr nachts erneut ein intensiver Beschuss. Dabei wurden in diesem Zeitraum 2.477 Kanonenschüsse auf die Stadt abgegeben. Unter den Augen des Generals von Tauentzien und des Prinzen August von Preußen sowie unter dem preußischen General von Dobschütz wurde im Anschluss an die Kanonade um 1 Uhr früh die Stadt erstürmt. Nach Verlusten von 100 Mann und 8 Offizieren hatten die Preußen die Stadt erobert und Lapoype im Keller des Schlosses gefangengesetzt. Auch dieser hatte große Verluste: war seine Truppe im Oktober 1813 noch 3.000 Mann stark, waren nach der Eroberung nur noch 2.000 Mann kampffähig. 800 Mann lagen in den Lazaretten. Noch am selben Tag wurde der Gouverneur in Tauentziens Hauptquartier nach Coswig gebracht und dort verhört. Als Folge dieser Auseinandersetzungen wurden alle 259 Häuser in den Vorstädten Wittenbergs und 37 Häuser in der Innenstadt zerstört. 100.000 Bäume waren den Schussfeldmaßnahmen Lapoypes zum Opfer gefallen, unter anderem auch die Luthereiche. Die Sterblichkeit war seit Oktober 1813 viermal größer als üblich, so dass sich die Bevölkerungszahl der Stadt um ein Drittel verminderte.

Auf Beschluss des Wiener Kongresses fielen drei Fünftel des Landes Sachsen, darunter auch Wittenberg, an Preußen. 1817 traf der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. die folgenschwere Entscheidung, die Wittenberger Universität aufzulösen und mit der Halleschen Hochschule zu vereinigen. Als Ersatz bekam Wittenberg ein evangelisches Predigerseminar. 1820 wurde Wittenberg mit dem Einzug des Infanterieregiments 26 zur Garnisonsstadt. Das Wittenberger Schloss wurde zur Kaserne umgebaut und das alte Universitätsgebäude musste ebenfalls einem Kasernenbau weichen.

Wittenberg erlebte den für die damalige Zeit typischen Wandlungsprozess als Festungsstadt. Schulen und das Gymnasium entwickelten sich weiter. 1847 wurde eine neue Elbbrücke übergeben. Mit der am 28. August 1841 eröffneten ersten Bahnstrecke der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn erhielt Wittenberg eine Anbindung an das deutsche Schienennetz. Auch die Ereignisse der Märzrevolution 1848 gingen nicht spurlos vorüber. Zahlreiche politischen Vereine wurden gegründet, wobei sich der konservative Einfluss durchsetzte. Nachdem der erste Evangelische Kirchentag in der Schlosskirche stattgefunden hatte, wurde auf dem zweiten Kirchentag von 1848 von Wichern die Innere Mission gegründet, die ein Vorläufer des heutigen Diakonischen Werkes ist.

Auf Befehl Kaiser Wilhelms I. durch Kabinettsorder vom 30. Mai 1873 begann man unter der Leitung von Fritz Eunike am 11. Juni 1873, die Festungsmauern um die Stadt abzureißen. An der Stelle der Festungsanlage entstanden Grünanlagen. 1876 wurde Wittenberg an die Telegraphenlinie zwischen Berlin und Halle angeschlossen, und 1893 erhielt die Stadt ein neues Postgebäude. Durch die günstige Verkehrslage der Stadt kam es zur schnellen Ansiedlung von Betrieben, so dass sich im heutigen Ortsteil Reinsdorf bereits 1894 die Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff-Aktiengesellschaft mit einem Sprengstoffwerk angesiedelt hatte. Ebenfalls fanden während dieser Zeit der Maschinenbau, eine Eisengießerei und ein Gummiwerk in Wittenberg ein Zuhause.

Zunehmend entstand in Wittenberg eine Gedenkkultur der Reformationszeit. 1821 wurde in Wittenberg das Lutherdenkmal auf dem Marktplatz eingeweiht, 1830 die noch heute stehende Luthereiche neu gepflanzt, 1858 eine bronzene Thesentür an der Schlosskirche gestiftet, 1865 das Melanchthondenkmal auf dem Marktplatz enthüllt, von 1877-1883 ein reformationsgeschichtliches Museum im Lutherhaus eingerichtet, am 31. Oktober 1892 im Beisein Kaiser Wilhelms II. die restaurierte Schlosskirche eingeweiht und 1894 das Bugenhagendenkmal auf dem Kirchplatz enthüllt.

Von 1900 bis heute

Marktplatz, Rathaus, Stadtkirche, 1949
Werkssiedlung Piesteritz mit Blick auf das Torhaus

Der im 19. Jahrhundert entstandene Trend der industriellen Ansiedlung setzte sich auch im 20. Jahrhundert fort. 1906 nahm das heutige Wikana-Werk als Kant-Chokoladenfabrik seinen Betrieb auf. Mit der Errichtung des städtischen Elektrizitätswerkes setzte die durchgehende Elektrifizierung der Stadt ein. 1915 wurde im heutigen Ortsteil Piesteritz nach Plänen von Karl Janisch ein Stickstoffwerk errichtet. Im Rahmen dieses Aufbauwerkes wurden die Städtebauer Paul Schmitthenner und Otto Rudolf Salvisberg gewonnen, die die Piesteritzer Werkssiedlung entwarfen, die heute unter Denkmalsschutz steht.

Je mehr sich Wittenberg zur Industriestadt entwickelte, desto stärker wirkten sich auch die innenpolitischen Ereignisse Deutschlands auf die Stadt aus - ob es die Mangelzeit des Ersten Weltkriegs war, die Folgen der Novemberrevolution, des Kapp-Putsches oder die nachfolgende Inflation. Jedes Ereignis fand auch in Wittenberg seinen Niederschlag und prägte das Leben in der Stadt. So verlor Wittenberg 1919 vorübergehend seinen Status als Garnisonsstadt. Im Rahmen der Industrialisierung kam es zu einem immer stärkeren Anwachsen der Bevölkerung, so dass Wittenberg am 1. April 1922 den Status einer kreisfreien Stadt erhielt. Darauf folgend beschlossen der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung der Stadt im Mai 1922, den Namen „Lutherstadt Wittenberg“ zu führen. Die offizielle Anerkennung erfolgte aufgrund von Schwierigkeiten bei der Bewilligung erst 1938.

In der Zeit des Nationalsozialismus ereignete sich am 13. Juni 1935 das schwerste Explosionsunglück seit Bestehen des Reinsdorfer Sprengstoffwerkes der WASAG. Mindestens 90 Tote (die genaue Zahl wurde nie ermittelt) und starke Schäden waren die Folge. Im selben Jahr wurden in Wittenberg die Arado Flugzeugwerke errichtet, wo unter menschenunwürdigen Bedingungen auch Frauen aus dem KZ Ravensbrück zur Arbeit herangezogen wurden. Wittenberg wurde 1936 wieder Garnisonsstadt der Wehrmacht. In der „Kristallnacht“ 1938 kam es zu Ausschreitungen vor jüdischen Geschäften und Wohnungen. In der Folge wurden jüdische Einwohner verhaftet und deportiert. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges rückten die in Wittenberg ausgebildeten Einheiten ins Feld, und Ergänzungseinheiten nahmen ihre Stelle ein. Die Todesanzeigen der Gefallenen häuften sich. Zahlreiche Fliegerangriffe führten dazu dass die Arbeiter in den Rüstungsbetrieben kaum zur Ruhe kamen und dennoch die auf Hochtouren laufende Maschinerie am Leben erhielten. Obwohl die Bomberverbände hauptsächlich Berlin anflogen, beschädigten 1944 anglo-amerikanische Bombenabwürfe im östlichen Teil der Stadt mehrere Häuser, den Bahnhof und zerstörten das Kino Filmburg in der Mittelstraße. Um die Rüstungsindustrie aufrechtzuerhalten, wurde im Sommer 1944 ein Außenlager des KZ Sachsenhausen in Wittenberg errichtet. Vor dem Einmarsch der Roten Armee am 26. April 1945 wurden noch die Elbbrücke und die Flutbrücke im heutigen Ortsteil Pratau gesprengt.

Nach dem Einzug der sowjetischen Soldaten kam es wie in anderen deutschen Städten auch in Wittenberg zu Übergriffen auf die Bevölkerung. Erst allmählich konnte die Kommandantur der sowjetischen Truppen die chaotischen Zustände beenden. In Zusammenarbeit der demokratischen Kräfte begann der Aufbau des hinterlassenen Erbes. Nachdem die schwersten Schäden beseitigt worden waren, begann auch wieder in Wittenberg Normalität einzuziehen.

Aus einem Kabarett entwickelte sich 1946 ein Theater (das spätere Elbe-Elster-Theater), und im selben Jahr wurde die Lutherhalle wiedereröffnet. Die Rüstungsbetriebe wurden zerstört, und man nahm die zivile Produktion wieder auf. Im Schloss wurde 1948 die Errichtung des Julius-Riemer-Museums begonnen. Noch zur Zeit der Lebensmittelkarten eröffnete man in Wittenberg einen freien Laden, in dem man damals noch sehr teuer einkaufen konnte. Mit der Gründung der DDR erhielt der Rat der Stadt wieder die Pflichten zur Amtsausübung. Als 1952 die Länder in der DDR aufgelöst wurden und Bezirke entstanden, verlor Wittenberg den Status einer kreisfreien Stadt. Die fünfziger Jahre waren geprägt von einem engagierten Aufbauwerk für die Bevölkerung. So wurden eine Musikschule (1953), ein Schwimmbad (1953) und ein Kulturhaus errichtet. Auch wenn es während der Zeit des 17. Juni 1953 Proteste in kleineren Betrieben gab, wurden diese in den Großbetrieben durch Auffahren von Panzern unterbunden.

Durch den Zuzug vieler Vertriebener aus den Gebieten östlich der Oder und Neiße und aus dem Sudetenland am Endes des Zweiten Weltkrieges kam es auch in Wittenberg zu einer Wohnungsnot. In Kleinwittenberg wurden von 1957–1963 erstmals Wohnungen in Großblockbauweise errichtet. Das Leben in Wittenberg entwickelte sich in den typischen Bahnen einer Stadt in der DDR. Am 5. Dezember 1979 wurde im Rahmen des „einseitigen sowjetischen Truppenabzugs“ (20.000 Soldaten und 1.000 Panzer) die seit 1945 in der Stadt stationierte 6. Gardepanzerdivision öffentlich verabschiedet.

Nachdem man 1952 den 450. Jahrestag der Gründung der Wittenberger Universität begangen hatte, folgten 1953 der Gedenktag zum 400. Todestag Lucas Cranachs d. Ä. und 1967 ein großer historischer Festzug zur 450-Jahrfeier der Reformation. Ein internationales Symposium und ein akademischer Festakt der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bildeten die Höhepunkte dieser Feierlichkeiten im Jahre 1967. Zu Ehren Philipp Melanchthons wurde in seinem ehemaligen Wohnhaus ein Memorialmuseum eröffnet. Eine Vielzahl von Ereignissen standen im Zeichen des Lutherjubiläums 1983. Die Deutsche Post der DDR (9. November 1982 und 18. Oktober 1983) und die Deutsche Bundespost (13. Oktober 1983) gaben aus diesem Anlass Sonderbriefmarken heraus. Zu Pfingsten wurde in der Stadtkirche eine neue Orgel geweiht. Die Lutherhalle eröffnete nach baulicher Umgestaltung und musealer Neugestaltung anlässlich der 500. Wiederkehr des Geburtstages Martin Luthers ihre Ausstellung. Die Restaurierungsarbeiten am Turm der Schlosskirche und an der Thesentür wurden abgeschlossen. Gäste aus 15 Ländern nahmen am Evangelischen Kirchentag teil. Dabei ließ Pfarrer Friedrich Schorlemmer ein Schwert zu einer Pflugschar umschmieden.

Das Stickstoffwerk Piesteritz wurde 1970–1976 durch den Bau von zwei Ammoniak- und drei Harnstoffanlagen erweitert. Damit verbunden entstand von 1971–1980 am nördlichen Stadtrand ein großes Wohngebiet in Plattenbauweise.

In den achtziger Jahren wurde die Unzufriedenheit mit den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen in der Bevölkerung immer drängender. 1989 kam es auch in Wittenberg zu Demonstrationen mit 10.000 protestierenden Bürgern. Die Wiedervereinigung Deutschlands änderte auch das politische und wirtschaftliche Umfeld in der Stadt. Es kam zu einer radikalen Stilllegung von Betrieben, die zu einer hohen Arbeitslosigkeit führte. Da der wirtschaftliche Rückhalt in der Stadt weggebrochen war, kam es zu einer massiven Abwanderungswelle, vor allem bei der jüngeren Generation.

Derzeit ist Wittenberg geprägt vom städtischen Rückbau der Neubaugebiete aus der DDR-Zeit, einer langsamen wirtschaftlichen Erholung und einer touristischen Entwicklung als „Wallfahrtsort“ der Reformation. Die Abwanderung wird sich laut offiziellen Gutachten fortsetzen, da keine sprunghafte wirtschaftliche Entwicklung, die Perspektiven auf dem ersten Arbeitsmarkt schaffen könnte, zu erwarten ist.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen sind nach dem jeweiligen Gebietsstand aufgeführt. Bis 1791 handelt es sich meist um berechnete Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst.

Jahr Einwohnerzahl
1500 2.000
1532 4.500
1791 4.860
1792 4.703
1793 4.662
1794 4.617
1814 4.727
1826 6.725
1834 8.107
1846 10.283
Jahr Einwohnerzahl
1875 12.479
1880 13.448
1885 13.836
1890 14.443
1895 16.479
1900 18.345
1905 20.331
1910 22.419
1925 24.160
1939 35.130
Jahr Einwohnerzahl
1946 41.304
1950 49.852
1964 46.828
1971 47.323
1981 53.874
1989 51.754
1990 49.682
1992 55.096
1995 53.207
Jahr Einwohnerzahl
2000 49.643
2005 47.805
2008 47.695
2009 47.615

Politik

Oberbürgermeister

Eckhard Naumann (SPD) wurde zuletzt 2008 für die Dauer von sieben Jahren direkt gewählt.

Stadtrat

Der Stadtrat der Lutherstadt Wittenberg besteht aus 40 Stadtverordneten und dem Oberbürgermeister.

(Ergebnis der Stadtratswahl am 7. Juni 2009) [5]

Verwaltungszugehörigkeit

Verwaltungsgeschichte

Als 1293 Wittenberg das Stadtrecht erhielt, führte ein „Vocatus“ (Vogt) die Verwaltung der Stadt. Die Bewohner des Ortes waren bis dahin zumeist Leibeigene gewesen, die sich nun als Bürger nach und nach in Innungen organisierten. So geht die älteste Gründung der Tuchmacherinnung auf das Jahr 1300 zurück. Ein Rat mit einem Proconsul (Bürgermeister) und sieben Consulen (Ratsmitglieder) wird erstmalig 1317 erwähnt. Dieser übernahm die Verwaltungsrechte der Stadt und dessen vier Innungen (Tuchmacher, Schuhmacher, Fleischer und Bäcker), aus denen er sich zusammensetzte. Durch den ständigen Geldbedarf der Regenten konnte dieser Rat nach und nach verschiedene Rechte und Grundbesitze gegen Bezahlung von diesen erwerben. Durch verwandtschaftliche Ratswahlinteressen hatte sich im Laufe eines Jahrhunderts ein Patriziat gebildet. Dies wurde durch den Regenten um 1425 durch neue Satzungen geändert. Das Ratskollegium bestand nun aus drei besonderen Räten, deren Mitgliederzahl zusammen 24 betrug, die alle drei Jahre einander in der Regierung abwechselten und die kurfürstliche Bestätigung benötigten. Im Laufe der Entwicklung der Stadt stiegen auch die Ansprüche an den Rat. Während anfänglich vorwiegend die Ratsmitglieder beratende Funktionen erfüllten, wurden nach und nach Funktionen an die Ratsmitglieder gekoppelt (Syndikus, Richter, Kämmerer, Bauherr, Beisitzer Bürgermeister etc.). Dies führte zu einer Vergrößerung des Rates. 1696 wurde die Struktur des Rates auf eine ständig anhaltende Dienstzeit geändert. In der nachfolgenden Zeit entwickelten sich aus Funktionen im Rat Kommissionen, die bestimmte Thematiken der Stadt berieten.[6]

Der Titel des Oberbürgermeisters wurde 1703 und 1918 bereits auf königlichen Erlass ehrenhalber vergeben. Mit dem Erreichen einer Einwohnerzahl von 25.000 erhielt Wittenberg 1922 den Status einer kreisfreien Stadt. Damit erhielt das Stadtoberhaupt auch offiziell die Bezeichnung Oberbürgermeister. Durch die Verwaltungsreform vom 1. August 1950 wurde der Status der kreisfreien Stadt aufgehoben, womit auch der Titel des Oberbürgermeisters verschwand. Die Verwaltung der eingemeindeten Ortsteile Piesteritz, Kleinwittenberg, Teuchel, Trajuhn, Labetz und Wiesigk wurde in der Stadtverwaltung zentralisiert.

1994 wurde entsprechend der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalts wieder der Oberbürgermeistertitel eingeführt, dessen Beigeordneter trägt den Titel eines Bürgermeisters. Die eingemeindeten Stadtteile Abtsdorf, Apollensdorf, Mochau, Nudersdorf, Pratau, Reinsdorf, Schmilkendorf und Seegrehna besitzen einen Ortsbürgermeister und einen Ortschaftsrat.

Die Oberbürgermeister Wittenbergs

Stadtgliederung

Ortsteile und Eingemeindungen

Die Altstadt von der Schlosskirche aus gesehen

Die Lutherstadt Wittenberg setzt sich aus mehreren Ortsteilen zusammen: der Altstadt Wittenberg mit den dazugehörigen ursprünglichen Gemarkungen Elstervorstadt, Schlossvorstadt (1417), Friedrichstadt (1301 als Broder Annendorf) und Rothemark (1391). Durch Eingemeindungen gelangten 1938 Teuchel und Labetz, 1945 Kleinwittenberg, 1950 Wiesigk, Piesteritz und 1950 Trajuhn, 1974 Apollensdorf hinzu. Nach der Wende wurden eingemeindet: 1993 Reinsdorf mit dem 1937 dort eingemeindeten Dobien und dem 1950 eingemeindeten Braunsdorf, 1993 Pratau mit dem 1929 eingemeindeten Wachsdorf, 1993 Seegrehna mit dem ehemaligen Vorwerk Bleesern, 2005 Nudersdorf und Schmilkendorf [7], 2008 Griebo[8], 2009 Abtsdorf mit den Ortsteilen Euper und Karlsfeld sowie Mochau mit dem Ortsteil Thießen[9], 2010 Straach mit den Ortsteilen Berkau und Grabo, Boßdorf mit den Ortsteilen Assau, Kerzendorf und Weddin sowie Kropstädt mit den Ortsteilen Jahmo, Köpnick und Wüstemark[10].

Weiterhin gehören zu der Lutherstadt Wittenberg die Gemarkungen Apollensdorf Nord, Birkenbusch, Hohenroda, Kienberge, Luthersbrunnen und die Probstei. Diese sind den entsprechenden Ortsverwaltungen zugeordnet.

Stadtgliederung

Wittenberg gliedert sich in folgende Ortsteile (Stand 31. Dezember 2009)[11]:

Ortsteil Fläche (km²) Einwohner
Altstadt 0,84 2.159
Schlossvorstadt 3,47 4.458
Lindenfeld 1,24 6.550
Elbtor 1,20 0
Innenstadt 6,75 13.167
Apollensdorf 6,25 1.376
Apollensdorf Nord 4,91 649
Piesteritz 5,57 4.141
Rothemark 1,05 872
Wittenberg-West 0,72 2.737
Kleinwittenberg 1,15 941
Griebo 636
West 19,65 11.352
Reinsdorf 4,21 949
Braunsdorf 5,76 431
Dobien 4,98 1.448
Nudersdorf 4,97 982
Schmilkendorf 6,15 222
Nord 26,07 4.032
Tonmark 2,60 213
Teuchel 5,82 1.040
Stadtrandsiedlung 1,13 1.130
Trajuhn 4,64 343
Lerchenbergsiedlung 1,55 2.018
Friedrichstadt 1,90 7.837
Mochau 6,63 415
Thießen 4,33 148
Nordost 28,61 13.144
Elstervorstadt 3,42 925
Labetz 4,44 457
Wiesigk 3,09 68
Luthersbrunnen 2,05 326
Abtsdorf 3,35 1.114
Euper 3,91 136
Karlsfeld 2,44 50
Ost 22,69 3.076
Seegrehna 27,45 883
Pratau 17,12 1.906
Wachsdorf 1,21 55
Süd 45,78 2.844
Insgesamt 160,15 47.615

Hinzu kommen die im Jahr 2010 eingemeindeten Ortsteile Straach, Boßdorf und Kropstädt.

Wappen

Zeichnungskopie eines alten Wappens von Wittenberg

Das Wappen wurde am 5. Dezember 1995 durch das Regierungspräsidium Dessau genehmigt und im Landeshauptarchiv Magdeburg unter der Wappenrollennummer 117/1995 registriert.

Blasonierung: „In Silber über blauem Wasser, in dem ein silberner Fisch schwimmt, eine rote Burg, bestehend aus zwei mit einer zinnengekrönten Mauer verbundenen Zinnentürmen, zwischen ihnen ein kleiner unbewehrter Turm, alle drei mit spitzen blauen Kegeldächern und goldenen Knäufen, die Burg flankiert von zwei niederen roten Zinnentürmen; die Burgmauer belegt mit zwei gegeneinander gelehnten Schilden, der rechte geteilt von Schwarz über Silber, belegt mit zwei schräggekreuzten roten Schwertern, der linke neun mal geteilt von Schwarz und Gold, belegt schrägrechts mit einem grünen Rautenkranz.“

Die Stadtfarben zeigen Rot - Silber (Weiß).

Das Wappen der Lutherstadt Wittenberg vermittelt mit seinen Symbolen ein Stück Stadtgeschichte. Am 27. Juni 1293 wurde Wittenberg durch Herzog Albrecht II. das Stadtrecht verliehen. Es entstand eine mittelalterliche Stadtgemeinde mit dem Rat als oberstem Verwaltungsorgan. Diesem Rat, erstmals 1317 nachgewiesen, übertrug man die Aufgabe, die Stadt im Innern durch Recht und Gesetzgebung zu regieren und die städtischen Einnahmen zu verwalten. Zur Beurkundung gebrauchte die Verwaltung ihr eigenes Siegel. Eine Darstellung auf dem vermutlich ältesten Wittenberger Stadtsiegelstempel, den die Verwaltung nutzte und der aus der l. Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt, bildet in ihren Grundzügen die Vorlage für verschiedene Stadtwappen bis in die heutige Zeit.

Das Wappen symbolisiert durch die mit Zinnen bekrönte Mauer, den dahinter liegenden und den seitlich freistehenden Türmen eine seit 1409 stark befestigte Stadt.

Die beiden Schilde im Zentrum bilden zusammen das Wappen von Kursachsen. Rechts befindet sich das sächsische Rautenkranzwappen, in dem die schwarz-goldenen Balken auf die Hausfarben des askanischen Stammhauses verweisen. Der darüberliegende grüne Rautenkranz schmückte bereits 1262 das Schild des Stadtgründers Herzog Albrecht II. von Sachsen-Wittenberg.

1356 bestätigte Kaiser Karl IV. dem Herzog von Sachsen-Wittenberg die Kurwürde. Wittenberg wurde kurfürstliche Residenz. Das linke, mit Schwertern belegte Schild steht für das mit der Kurwürde untrennbar verbundene Amt des Erzmarschalls des Römisch-Deutschen Reiches, das Rudolf l. nach Wittenberg brachte. Sowohl das sächsische Rautenkranzwappen als auch das Wappen mit den Kurschwertern wurden nach dem Aussterben der Askanier im Jahr 1422 von den Wettinern weitergeführt.

Das im Schildfuß dargestellte fließende Wasser symbolisiert die Lage Wittenbergs an der Elbe. Der im Wasser schwimmende Fisch stellt einen Lachs dar, der früher reichlich in der Elbe vorhanden war und von großem Fischreichtum zeugte. So erhielten auch die Fischer, wie jedes Gewerk in der Stadt, 1422 ihre eigene Ordnung, und der Lachs hielt Einzug in das Wappen.

Flagge

Die Flagge wurde am 4. Juli 1997 durch das Regierungspräsidium Dessau genehmigt.

Die Stadtflagge ist schwarz-gelb quergestreift. Das Stadtwappen ist mittig auf die Flagge aufgelegt.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Lutherhaus
Augusteum und Lutherhaus
Der repräsentative Schaufassadenbau Augusteum ist einst ein Erweiterungsbau der Universität Wittenberg „Leucorea“ gewesen. Er beherbergt heute das evangelische Predigerseminar und dessen Bibliothek. Im Innenhof des Augusteums befindet sich das einstige Wohnhaus Martin Luthers. Heute befindet sich in dem Gebäude das reformationsgeschichtliche Museum mit seinen Sammlungen von Bildern, Schriften und zeitgenössischen Exponaten der Reformationszeit. Bei der Renovierung des Lutherhauses ging dessen mittelalterlicher Charme teilweise verloren.
Melanchthonhaus
Der die selbstbewusste Modernität der Renaissance ausdrückende Baustil des Melanchthonhauses in der Collegienstraße ist eine architektonische Sehenswürdigkeit. In diesem Haus lebte und starb der Reformator Philipp Melanchthon. In ihm befindet sich eine Ausstellung.
Universität „Leucorea“ Wittenberg
Die 1502 gegründete Universität Leucorea war und ist nicht nur Lehreinrichtung. In ihr wirkten auch die berühmten Persönlichkeiten der Reformation Martin Luther und Philipp Melanchthon. In der traditionsreichen Geschichte der Universität fanden Innovationen statt, die sich nicht nur auf Deutschland, sondern auch auf große Teile der Welt auswirkten.
Hamlethaus
Das architektonisch reizvolle Hamlethaus in der Collegienstraße bindet sich in das Ensemble der Stadt ein.
Stadtkirche
Stadtkirche
Die Stadt- und Pfarrkirche St. Marien ist die Mutterkirche der Reformation. In ihr wurde 1521 die erste evangelische Messe durch Justus Jonas den Älteren und Andreas Bodenstein von Karlstadt abgehalten. Als Predigtkirche Martin Luthers war sie seit der Reformation Amtskirche der Generalsuperintendenten des sächsischen Kurkreises. Nach dem Wiener Kongress wurde sie Amtssitz der Wittenberger Superintendenten. Die künstlerische Ausstattung ist gut erhalten und umfasst unter anderem Werke von Lucas Cranach dem Älteren und Lucas Cranach dem Jüngeren. Epitaphe an den Innen- und Außenwänden weisen auf das Wirken vieler bedeutender Persönlichkeiten hin. Die Friedhofskapelle zum heiligen Leichnam steht südlich neben der Stadtkirche und gehörte einst zum ummauerten Friedhofsbereich der Kirche.
Stadthaus
Das Stadthaus am Arsenalplatz geht in seiner Baugeschichte auf das 13. Jahrhundert zurück und enthält in seinen Umfassungsmauern bedeutende Reste mittelalterlicher Bausubstanz der ehemaligen Klosterkirche der Franziskaner, die ihrerseits als Grablege der Askanier genutzt wurde. Bereits 1536 wurde das Gebäude durch Conrad Theiß zu einem Kornspeicher umgebaut und durch das Einziehen mehrerer Ebenen stark überformt. Die mittelalterlichen Fenster wurden hierbei zugesetzt und Schüttöffnungen eingebaut. Im Siebenjährigen Krieg wurde das Gebäude schwer beschädigt und mit niedrigerer Gebäudehöhe wiedererrichtet. Mehrfache Bautätigkeiten der Folgezeit haben das Erscheinungsbild des Gebäudes stark verändert. So wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein Geschoss aufgestockt, und an der Südseite wurden große Fensteröffnungen eingebrochen. Zwischen 1945 und 1992 war der Arsenalplatz mit dem Stadthaus durch die Rote Armee besetzt und daher nicht zugänglich.
Das alte Rathaus der Stadt
Rathaus und Marktplatz
Im Zentrum der Altstadt befindet sich der großzügig bemessene Marktplatz, an dem über Jahrhunderte ein harmonisches Bauensemble von Bürgerhäusern gewachsen ist. Auf ihm befinden sich das Renaissancerathaus, die Denkmäler Martin Luthers (Entwurf von Schadow) und Philipp Melanchthons (von Drake) sowie der Marktbrunnen.
Cranachhöfe
Die Cranachhöfe belegen das Wirken von Lucas Cranach d.Ä, Lucas Cranach d.J., Hans Cranachs, Augustin Cranachs und Lucas Cranach III. in Wittenberg. Das Gebäude am Markt 4 und die Apotheke mit Hof an der Schlossstraße 1 belegen Berührungspunkte zu der Persönlichkeit Lucas Cranachs und seiner Nachkommen.
Schloss und Schlosskirche
Schloss und Schlosskirche
Einer der Hauptanziehungspunkte der Stadt ist das Wittenberger Schloss mit der Schlosskirche, die vor allem in Verbindung mit dem mutigen Angriff auf die Ablasspraxis der römisch-katholischen Kirche im 16. Jahrhundert durch die Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers steht. Nach den Zerstörungen der Kirche und des Schlosses in den Jahren 1760 und 1814 wurde das Schloss als Bestandteil der Verteidigungsanlagen als Kaserne genutzt. Die Schlosskirche wurde 1884 umgestaltet. Nach den Absichten der Bauherren sollte die weltgeschichtliche Bedeutung der Schlosskirche zum Ausdruck gebracht werden. Im Sinne der Zeit des Historismus wurde die Aussage auf die Vorläufer und Träger der Reformation bezogen und damit eine Reformationsgedenkstätte geschaffen.
Hundertwasserschule
Das Luther-Melanchthon-Gymnasium in der Schillerstraße ist nach Entwürfen des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser umgestaltet worden, wobei aus der Standardtypplattenbauschule Erfurt II die Hundertwasserschule wurde. In der verspielten, ungewöhnlichen und zugleich anregenden Bildungsstätte, die auch Europaschule ist, setzen sich die Schüler mit ökologischen Zusammenhängen auseinander und entfalten ihre künstlerische Kreativität. Als Besonderheiten der Schule gelten die Sternwarte, der Zwiebelturm, der Toleranz gegenüber anderen Religionen und Menschen symbolisiert, und die Fruchtkapsel, ein der Natur gewidmeter Turm. Die Dachterrassen, die aus Fenstern herausragenden Bäume („Baummieter“) und die mit farbenfrohen Säulen gestaltete Aula sind weitere Elemente der Schule.
Hundertwasser hat den Umbau von seinem Wohnsitz in Neuseeland aus über sein Architekturbüro gesteuert. Zur Einweihung war er nicht anwesend; kurz darauf verstarb er. Sein einziges Projekt des Umbaus einer vorhandenen Architektur hat er selbst nie gesehen.
Lutherdenkmal auf dem Marktplatz

Museen

Weitere Sehenswürdigkeiten

Luthereiche

Luthereiche

Dort, wo Martin Luther 1520 die Bannbulle des Papstes verbrannte und damit seine Trennung von der römisch-katholischen Kirche vollzog, steht die Luthereiche am Beginn der Lutherstraße.

Röhrwasser

Holzmarktbrunnen

Im 16. Jahrhundert wurde durch das stetige Anwachsen der Bevölkerung der Stadt Wittenberg eine Versorgung mit frischem und klarem Wasser immer notwendiger. Die vorhandenen Brunnen und Bäche genügten nicht mehr, da sie zunehmend mit Unrat verschmutzt wurden. Durch das Röhrwasser änderte sich dies. Den Bürgern stand mit dem Röhrwasseranschluss Tag und Nacht, Sommer wie Winter frisches Quellwasser zur Verfügung. Erst 1883 verlor das Röhrwasser durch die zentrale Wasserversorgung an Bedeutung. Heute ist das Wittenberger Röhrwasser mit seinen noch ca. 20 vorhandenen Brunnen das noch einzig funktionierende Röhrwasserleitungssystem aus dem Mittelalter nördlich der Alpen und somit ein technisches Baudenkmal.

Seit 2002 wurden Teile der die Stadt durchfließenden Bäche geöffnet. [12]

Katholische Kirche

Die Katholische Kirche St. Marien in der Mauerstraße wurde 1872 von Bischof Konrad Martin konsekriert. Die Kirche wurde in den Jahren 1999/2000 renoviert.

Druckerstube im Cranachhof

Druckerstube im Cranachhof

Lucas Cranach der Ältere hatte in der einst berühmten Druckerstadt Wittenberg eine eigene Druckerei eingerichtet. In dieser wurden unter anderem die 95 Thesen, der erste Teil der Lutherbibel, Luthers Tischreden und zahlreiche Holzschnitte gedruckt. Nach der Rekonstruktion der Lutherhöfe richtete man in der Schlossstrasse wieder eine historische Druckstube ein, in der heute im Buchhochdruckverfahren Texte (z. B. Luthers Tischreden) und Illustrationen (im Linolschnitt) als Privatdrucksachen hergestellt werden. Zu Schauveranstaltungen wird auf der historischen Gutenberg-Presse im Cranachhof Markt 4 vorgeführt, wie einst zur Zeit des Mittelalters gedruckt wurde.

Alter Bahnhof

Der „Alte Bahnhof“ von 1841 ist eines der ältesten Bahnhofsgebäude Deutschlands. Das Gebäude wurde nach dem Jahr 2000 gesichert. Es ist aber nicht zu besichtigen. Es liegt an der Straße Am alten Bahnhof.

Freizeit- und Sportanlagen

  • Alaris Schmetterlingspark; Rothemark
  • Arthur-Lambert-Stadion; Wallstraße
  • Stadthalle; Sternstraße
  • Freibad; Piesteritz
  • Schwimmhalle; Piesteritz
  • Strandbad; Reinsdorf
  • Marina Pratau

Regelmäßige Veranstaltungen

Wittenberger Maiblumenfest
Dieses Fest ist den in Wittenberg traditionell gezüchteten Maiglöckchen gewidmet. Gärtner und Gartenbaubetriebe der Region schmücken Anfang Mai dazu den gesamten Markt mit Frühlingsblumen und Gehölzen aus.
Wittenberger Radsporttage und Regio Pedale
Während der zweitägigen Sportveranstaltung Anfang Mai werden Kriterien durch die Wittenberger Altstadt gefahren. Am zweiten Tag wird die Radwanderung Regio Pedale veranstaltet. Dabei fahren große Radwandergruppen an verschiedene Punkte der Region.
Luthers Hochzeit
Alljährlich findet am zweiten Wochenende im Juni eines der größten Themenstadtfeste Deutschlands an den Originalschauplätzen der Reformation in Wittenberg statt. Das Fest erinnert an die Hochzeit Martin Luthers und Katharina von Boras im Jahr 1525. Höhepunkt ist der historische Festumzug am Samstag.
Wittenberger Kultursommer mit den Wittenberger Hofkonzerten
An drei Wochenenden im Sommer finden die Wittenberger Hofkonzerte statt.
Wittenberger Erlebnisnacht
Alljährlich am 3. Wochenende im August werden in den Museen, den Altstadthöfen, im Schloss und in den Kirchen Rundgänge und Einblicke in das Stadtleben einst und jetzt, garniert mit Musik und kulinarischen Angeboten angeboten.
Wittenberger Töpfermarkt
Auf dem Marktplatz präsentieren sich am letzten Wochenende im September über 80 Töpferwerkstätten aus ganz Deutschland. Im Cranachhof findet ein historischer Bauernmarkt statt.
Reformationsfest
Am 31. Oktober wird alljährlich das Reformationsfest mit Festgottesdiensten, Konzerten, Disputationen und historischem Treiben auf dem Markt und in den Altstadthöfen gefeiert.
Wittenberger Weihnachtsmarkt
Der Marktplatz und die Altstadthöfe bieten die Kulisse für den Weihnachtsmarkt, der alljährlich vom ersten bis zum vierten Advent stattfindet.

Medien und Telekommunikation

Wittenberg auf Briefmarken

Inzwischen zum Weltkulturerbe der UNESCO erhobene Bauwerke sowie weltgeschichtliche Ereignisse in Wittenberg lieferten in den letzten Jahrzehnten wiederholt Motive auf Briefmarken. So gab die Deutsche Post der DDR von 1952 bis 1983 mehrere Sondermarken heraus. Die Deutsche Bundespost (auch Deutsche Bundespost Berlin) widmete in ihrer Dauermarkenserie Deutsche Bauwerke aus zwölf Jahrhunderten (1966) den 1-DM-Wert dem Melanchthon-Haus. Die Deutsche Post AG verausgabte 2009 einen 145 Eurocent-Wert mit Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg.

Wirtschaft

Wallstraße

Die Lutherstadt Wittenberg wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts mehr und mehr zum Industriestandort. International agierende Unternehmen (unter anderem SIG Combibloc und das Margarinewerk Pratau der Unilever Bestfoods) sowie eine breite Anzahl kommunaler und mittelständischer Betriebe (darunter bekannte Firmen wie Wikana), bestimmen die gegenwärtige Wirtschaftsstruktur. Ein großes lokales Unternehmen ist des Weiteren SKW Stickstoffwerke Piesteritz. Die Lutherstadt bietet als Eisenbahnknotenpunkt, mit der Bundeswasserstraße Elbe, mit einer guten Straßenanbindung, einem modernen Klärwerk und einer ausgeprägten Ressourcenanbindung in den fünf Gewerbegebieten ein innovatives Ansiedlungsumfeld. So gelang in den letzten Jahren die Ansiedlung von PCI Augsburg, Agrolinz Melamine International und anderen Unternehmen, insbesondere der chemischen und verarbeitenden Industrie.

Verkehr

Autoverkehr

Die Lutherstadt Wittenberg ist über die Autobahn A 9 (Anschlussstelle 6: Klein Marzehns, Anschlussstelle 7: Köselitz und Anschlussstelle 8: Coswig (Anhalt)) erreichbar. Die Bundesstraßen 2 und 187 kreuzen sich in der Lutherstadt Wittenberg. Südlich der Elbe beginnen die Bundesstraßen 100 und 182 an der Bundesstraße 2 in bzw. nahe dem Ortsteil Eutzsch der Stadt Kemberg.

Schienenverkehr

Der Hauptbahnhof Wittenberg 2004

In der Lutherstadt Wittenberg kreuzen sich die Anhalter Bahn (Berlin–Lutherstadt Wittenberg–Halle (Saale)/LeipzigMünchen) und die Bahnstrecke Roßlau–Falkenberg/Elster (Magdeburg/Dessau–Lutherstadt Wittenberg–Falkenberg/Elster/Dresden). Weiterhin existiert eine Nebenbahnstrecke, die Bahnstrecke Lutherstadt Wittenberg–Torgau/Eilenburg.

Lutherstadt Wittenberg hat Anschluss an die Fernverkehrslinien HamburgBerlin–Lutherstadt Wittenberg–Halle (Saale)/LeipzigMünchen (ICE-Halt im Zwei-Stunden-Takt) und StralsundBerlin–Lutherstadt Wittenberg–Halle (Saale)ErfurtAltenbekenDüsseldorf (IC-Halt im Zwei-Stunden-Takt).

Im Regionalverkehr sind Bahnverbindungen mit dem SPNV-Unternehmen DB Regio in alle vier Himmelsrichtungen möglich. Es gibt alle zwei Stunden eine RE-Verbindung über Berlin nach Rostock in Richtung Norden, in Richtung Süden erreicht man Halle (Saale) und Leipzig stündlich im Regionalverkehr mit einer RB-Linie. Ein Umstieg in Bitterfeld ist gegebenenfalls nötig. Des Weiteren gibt es in Richtung Osten eine stündliche Regionalverbindung mit einer Regionalbahn in das brandenburgische Falkenberg/Elster, über u. a. Jessen (Elster) und Annaburg. Letztendlich erreicht man von der Lutherstadt Wittenberg aus in Richtung Westen stündlich mit einer RB-Linie u. a. die Orte Coswig (Anhalt) und Dessau sowie, mit gegebenenfalls einem Umstieg in Roßlau (Elbe), die sachsen-anhaltische Landeshauptstadt Magdeburg über u. a. Zerbst/Anhalt und Güterglück. Im Ortsteil Pratau zweigt eine eingleisige Nebenbahn (Bahnstrecke Lutherstadt Wittenberg–Torgau/Eilenburg) von der Hauptstrecke Berlin–Halle (Saale)/Leipzig–München nach Bad Schmiedeberg ab, auf der Züge durch das Busunternehmen Vetter betrieben werden (Elbe-Heide-Bahn).

Der Hauptbahnhof wird bis zum Jahr 2013 ein neues Gewandt erhalten. Er wird zum ersten klimafreundlichen Bahnhof der Bundesrepublik Deutschland.[13]


Folgende Bahnhöfe befinden sich auf dem Stadtgebiet der Lutherstadt Wittenberg:

  • Griebo
  • Lutherstadt Wittenberg–Piesteritz (innerhalb des Werksgeländes des SKW Piesteritz)
  • Lutherstadt Wittenberg West
  • Lutherstadt Wittenberg Altstadt
  • Hauptbahnhof Lutherstadt Wittenberg
  • Lutherstadt Wittenberg–Labetz
  • Pratau

Busverkehr

Der ÖPNV wird seit dem 1. Januar 2007 durch den Unternehmensverbund Neuer Wittenberger Busverkehr durchgeführt. Dieser setzte sich in einem europaweiten Bieterwettbewerb durch. Der Unternehmensverbund wird durch mehrere regionale Busunternehmen gebildet. Das Liniennetz wurde infolgedessen verändert, und es wurden neue Liniennummern vergeben. Zentraler Umsteigepunkt für Bus- und Bahnreisende ist in der Lutherstadt Wittenberg der ZOB, der Busbahnhof, mit direktem barrierefreiem Zugang zum Hauptbahnhof. Ein weiterer wichtiger Knotenpunkt, der von (fast) allen Buslinien angefahren wird, befindet sich in der Mauerstraße.

Vorgängerin des Busverkehrs war die Pferdebahn in Wittenberg (1888–1921).

Schifffahrt

Durch die direkte Lage an der Elbe verfügt die Lutherstadt Wittenberg über zwei Güterumschlaghäfen in Kleinwittenberg und Piesteritz sowie zwei Anlegestellen für die Passagierschifffahrt. Von dort aus werden Fahrten mit der MS „Lutherstadt Wittenberg“ nicht nur für Touristen angeboten, gefahren wird u. a. flussaufwärts in Richtung Torgau, vorbei am UNESCO-Biosphärenreservat Mittlere Elbe. Die Anlegestelle für die Passagierschifffahrt mit der MS „Lutherstadt Wittenberg“ befindet sich in direkter Nähe zum Gewerbepark Elbe, etwa einen Kilometer westlich vom historischen Stadtzentrum.

Persönlichkeiten

Lutherdenkmal auf dem Marktplatz

Nicht nur die großen Männer der Reformationszeit Martin Luther, Philipp Melanchthon und Lucas Cranach hinterließen ihre Spuren in der Lutherstadt Wittenberg. Viel mehr noch als in der Rolle als Hauptstadt Kursachsens und als Residenzstadt von Sachsen-Wittenberg wurde die Stadt durch die im ausgehenden Mittelalter für Mitteleuropa wohl bedeutendste Universität geprägt. Sie war Wirkungsstätte vieler Persönlichkeiten, die gleichzeitig Einfluss auf die Lutherstadt Wittenberg ausübten. Heute sind die Namen und Daten vieler Persönlichkeiten auf Gedenktafeln an den Häusern der Altstadt Lutherstadt Wittenbergs verzeichnet.

Siehe auch: Persönlichkeiten Wittenberg, Söhne und Töchter der Stadt und Ehrenbürger von Wittenberg

Namenspatenschaft

Die Lutherstadt Wittenberg war Namensgeber für einige Verkehrsmittel:

Literatur

  • Schriftenreihe des Stadtgeschichtlichen Zentrums (Heft 1–14)
  • Die Denkmale der Lutherstadt Wittenberg, Weimar 1979
  • Helmar Junghans: Wittenberg als Lutherstadt, Berlin 1979
  • Stefan Oehmig (Hrsg.): 700 Jahre Wittenberg: Stadt, Universität, Reformation. Böhlau, Weimar 1995, ISBN 978-3980335829
  • Karlheinz Blaschke: Wittenberg vor 1547: Vom Landstädtchen zur Weltgeltung. In: Oehmig, 700 Jahre Wittenberg, 1995, S. 29-38. Wiederabdruck (Auszug) in: Peter Johanek (Hrsg.) unter Mitarbeit von Uwe John: Stadtgrundriß und Stadtentwicklung. Forschungen zur Entstehung mitteleuropäischer Städte. Ausgewählte Aufsätze von Karlheinz Blaschke (= Städteforschung : Reihe A, Darstellungen Bd. 44). Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1997, S. 315-318. ISBN 3-412-06897-7 . 2., unveränderte Auflage ebd. 2001. ISBN 3-412-02601-8 .
  • Albrecht Steinwachs (Text) und Jürgen M. Pietsch (Fotografie): Willkommen! Lutherstadt Wittenberg. Welcome! Wittenberg - The Town of Luther. Edition Akanthus, Spröda 2003, ISBN 3-00-012754-2
  • Lorenz Friedrich Beck: Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg (1212-1422). Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000 (= Bibliothek der Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Bd. 6), ISBN 3-932981-63-4
  • Corinna Nitz (Text) und Roland Krawulsky (Fotografie): Lutherstadt Wittenberg. Hinstorff, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01394-8

Weblinks

 Commons: Lutherstadt Wittenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Wittenberg – Quellen und Volltexte
 Wikiquote: Wittenberg – Zitate

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt – Bevölkerung der Gemeinden nach Landkreisen; Stand: 31. Dez. 2010 (PDF; 231 KB) (Hilfe dazu)
  2. Deutscher Wetterdienst, Normalperiode 1961-1990
  3. Codex diplomaticus Anhaltinus
  4. Friedrich Wilhelm Bautz: FRIEDRICH der Weise. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 128–129.
  5. Die neue Brücke. Das Amtsblatt der Lutherstadt Wittenberg. Sonderausgabe vom 14. Juni 2009
  6. 700 Jahre Stadtrecht, 700 Jahre Lutherstadt Wittenberg, 1293 - 1993, Drei-Kastanien-Verl., 1993, ISBN, 3-9803358-2-8
  7. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2005
  8. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2008
  9. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2009, 1. Liste
  10. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2010
  11. Lutherstadt Wittenberg. Statistischer Informationsdienst Nr. 17/2009, S. 15)
  12. Öffnung der historischen Bäche in der Altstadt.
  13. http://www.wittenberger.de/index.php/news/1949-in-wittenberg-entsteht-erster-klimafreundlicher-bahnhof



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