Lymphdrüsen

Lymphdrüsen
Aufbau eines Lymphknotens

Ein Lymphknoten (Nodus lymphaticus oder Lymphonodus, Abk. Nl., Nd. (Singular)/ Nll., Ndd. (Plural) oder Ln.) ist eine „Filterstation“ für die Lymphe (Gewebswasser) und gehört zum Lymphsystem. Jeder Lymphknoten ist für die Aufnahme und Filtration der Lymphe einer Körperregion zuständig. Dieses gefilterte Areal wird tributäres Gebiet genannt, der Lymphknoten ist der regionäre Lymphknoten dieses Gebiets.

Lymphknoten gehören zum Abwehrsystem (Immunsystem) eines Organismus. Man findet sie beim Menschen und bei allen Säugetieren, in primitiver Form auch bei Vögeln.

Inhaltsverzeichnis

Größe

Lymphknoten sind normalerweise beim Menschen circa 5–10 mm groß und oval oder unregelmäßig geformt, in der Leiste und am Hals können sie auch bis 20 mm groß werden. Sind sie größer als 2 cm und nehmen eine kugelförmige Gestalt an, dann sind sie aktiviert und mit der Abwehr von Krankheiten beschäftigt. Bei Tieren können Lymphknoten zu sehr großen Gebilden verschmelzen. So ist beispielsweise der Kniefaltenlymphknoten beim Rind bis zu 11 cm lang und 2 cm dick.

Anatomischer Aufbau

Datei:Lymphknoten (Schwein).jpg
Feinaufbau der Rinde eines (Schweine-)Lymphknotens: (1) Kapsel, (2) Randsinus, (3) Sekundärfollikel, (4) Parafollikulärer Raum, (5) Trabekel
Lymphknoten. Kapsel, Randsinus und Lymphfollikel sind gut zu erkennen. H&E-Färbung.

Ein Lymphknoten ist von einer Kapsel umgeben, von der Bindegewebssepten (Trabekel) ins Innere ziehen. Das funktionelle Gewebe im Inneren ist ein lymphoretikuläres Gewebe. Es besteht aus Retikulumzellen und freien Zellen (Lymphozyten, antigenpräsentierende Zellen). Die Retikulumzellen bilden im Lymphknoten ein dreidimensionales Maschenwerk, dessen Hohlräume als Sinus lymphaticus bezeichnet werden.

Das lymphoretikuläre Gewebe des Lymphknotens ist in drei Gebiete gegliedert, in denen die Lymphozyten an körperfremden Eiweißen immunologisch „reifen“:

  • In der Rinde (Cortex) sind die Lymphozyten zu Rindenfollikeln (Lymphknötchen) organisiert. Sie dienen der Vermehrung und Differenzierung der B-Lymphozyten.
  • Im Mark (Medulla) ist das lymphoretikuläre Gewebe in Strängen gelagert.
  • Zwischen Rinde und Mark liegt eine Übergangszone (Paracortex) in der die Vermehrung der T-Lymphozyten stattfindet.

Die Lymphe aus dem Einzugsgebiet des Lymphknotens wird als Primärlymphe bezeichnet. Sie tritt über zuführende Lymphgefäße (Vasa lymphatica afferentia, Singular Vas lymphaticum afferens) durch die Kapsel und durchströmt primär das Sinussystem. Die Sinuswandzellen und Makrophagen vollziehen unspezifische Phagozytose. Ein geringer Teil der Primärlymphe sickert in das lymphatische Gewebe ein und regt bei Vorhandensein von Antigenen die Differenzierung von Lymphozyten an. Die dabei entstehenden ausdifferenzierten T-, Plasma- und Gedächtniszellen gelangen somit in die Lymphe und die Primär- wird damit zur Sekundärlymphe. An der Austrittspforte (Hilus) wird die Sekundärlymphe über ein abführendes Lymphgefäß (Vas lymphaticum efferens) abgeleitet.

Bei den Lymphknoten der Schweine sind die Verhältnisse von Mark, Rinde, Gefäßen und damit auch der Stromweg umgekehrt. Das zuführende Gefäß tritt durch den Hilus, das Mark ist peripher, die Rinde zentral angeordnet und die abführenden Gefäße verlassen den Lymphknoten durch die Kapsel.

Die wichtigsten Regionen mit Lymphknoten

Untersuchungsmöglichkeiten

CT-Aufnahme; Hals eines Patienten mit Hodgkin-Lymphom bei vergrößerten Lymphknoten links (rote Markierung).

Oberflächlich gelegene Lymphknoten lassen sich mit den Fingern tasten. Für genauere Untersuchungen und die Darstellung tiefer Lymphknoten finden Ultraschall, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Lymphografie und Szintigrafie (siehe Wächterlymphknoten) Anwendung.

Durch eine gezielte Gewebsprobe (Biopsie) aus dem Lymphknoten oder die chirurgische Entnahme eines auffälligen Lymphknotens kann Untersuchungsmaterial für eine histopathologische Untersuchung gewonnen werden.

Erkrankungen

Vergrößerte Lymphknoten bei einem Golden Retriever mit Lymphknotenkrebs

Bei Erkrankungen im tributären Gebiet gelangen Fremdzellen und -partikel in den regionären Lymphknoten und es kommt zu einer Reaktion. Das in Flussrichtung davor (peripherer) liegende Gebiet muss dann als Ort der Erkrankung angesehen werden. Antigene lösen die Vermehrung von B- und T-Lymphozyten aus. Der Lymphknoten schwillt infolgedessen an und wird meist erst dadurch wahrgenommen (Lymphadenitis bzw. Lymphom). Aktivierte Lymphknoten haben im Ultraschallbild einen verbreiterten dunklen Rand und sind vermehrt durchblutet.

Es gibt Krebsarten, die direkt die Lymphknoten befallen (Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin-Lymphome).

Literatur

Uwe Gille: Herz-Kreislauf- und Abwehrsystem, Angiologia. In: F.-V. Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke-Verlag Stuttgart, 2. Aufl. 2008, S. 404-463. ISBN 978-3-8304-1075-1

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