Lymphocyten

Lymphocyten
REM-Bild eines Lymphozyten

Lymphozyten (Singular der Lymphozyt) sind zelluläre Bestandteile des Blutes. Sie umfassen die B-Zellen, T-Zellen und die natürlichen Killerzellen und gehören zu den sogenannten „weißen Blutkörperchen“ (Leukozyten). Bei Erwachsenen sind etwa 25 bis 40 Prozent der Leukozyten im peripheren Blut Lymphozyten.

Inhaltsverzeichnis

Aufgabe

Die Hauptaufgabe der Lymphozyten ist die Erkennung von Fremdstoffen – wie zum Beispiel Bakterien und Viren – und deren Entfernung mit immunologischen Methoden. Dazu werden die Zellen in Milz, Knochenmark, Thymus und Lymphknoten (vermutlich auch in der Appendix vermiformis) geprägt, was bedeutet, dass sie „lernen“ müssen, welche Stoffe zum Körper dieses Menschen gehören und welche als fremd anzusehen sind. Damit gehören die Lymphozyten zum adaptiven Immunsystem - zur spezifischen Abwehr - im Gegensatz zum innaten (angeborenen) Immunsystem (zum Beispiel Makrophagen). Die Lebensdauer von Lymphozyten kann ein paar Stunden bis zu mehreren Jahren betragen. Die durch Zellteilung der B-Lymphozyten gebildeten Plasmazellen haben eine Lebensdauer von wenigen Wochen, die ebenfalls durch Zellteilung der B-Lymphozyten entstandenen Gedächtniszellen bleiben mehrere Jahre bis lebenslänglich im Körper vorhanden.

Ihre Aufgabe erfüllen die Lymphozyten auf verschiedene Weise. Sie setzen beispielsweise Botenstoffe (Zytokine) frei, die andere Immunzellen und auch normale Zellen dazu bringen, potentielle Gefahren wie Bakterien und Viren zu bekämpfen. Darüber hinaus produzieren sie Antikörper, die diese „Angreifer“ als „fremd“ markieren, und sie zerstören infizierte Zellen.

Bildungsort und Morphologie

Lymphozyt im zytologischen Bild

Die Lymphozyten entstehen als Vorläuferzellen aus multipotenten Stammzellen im Knochenmark der platten Knochen (Becken, Brustbein, zum Teil Schädelknochen), bei Kindern zusätzlich der großen Röhrenknochen (Arme, Beine). Die Vorläuferzellen reifen im Bursa-Äquivalent (beim Menschen das Knochenmark selbst) beziehungsweise im Thymus zu differenzierten B- bzw. T-Lymphozyten. In deren weiteren Entwicklung wandern die B- und T-Lymphozyten in die sekundär-lymphatischen Gewebe, wo die Differenzierung der B-Lymphozyten durch die von T-Helferzellen bereitgestellten Zytokine unterstützt wird.

Die Zellen sind kernhaltig und haben in der Gram-Färbung ein granuliertes Zellplasma. Mit zunehmendem Alter der Zellen wird der Zellkern kleiner (Zellgröße: zehn bis 15 Mikrometer).

Funktion

Es gibt verschiedene funktional unterscheidbare Typen von reifen Lymphozyten:

T-Lymphozyten

  • αβ T-Lymphozyten
  • γδ T-Lymphozyten

B-Lymphozyten

NK-Zellen (englisch natural killer cells) sind eine weitere Gruppe von großen granulären Lymphozyten, die weder über einen T- noch über einen B-Zell-Rezeptor verfügen und durch Freisetzung lytischer Granula infizierte Zellen (Fremdzellen, vor allem Tumorzellen und virusinfizierte Zellen) zerstören und bei der angeborenen Immunität wichtige Funktionen erfüllen. Die NK-Zellen erkennen und vernichten alle MHC I negative Zellen des Organismus. Sie sind etwa zehn Mikrometer groß und besitzen einen mit heterochromatischem Kern. Ihre Reifung erfolgt im Knochenmark, sie zirkulieren dann im Blut oder siedeln sich in der Milz an.

Erkrankungen

Zu den Erkrankungen des lymphatischen Systems gehören die angeborenen primären und die erworbenen sekundären Immundefekte, sowie die von lymphatischen Zellen ausgehenden malignen Erkrankungen wie die Non-Hodgkin-Lymphome einschließlich der chronischen lymphatischen Leukämie, der Morbus Hodgkin, das von den Plasmazellen ausgehende Plasmozytom und die akute lymphatische Leukämie.

Im Rahmen einer HIV-Infektion kommt es zu einer Verminderung der Lymphozytenzahl.

Normalwerte

  • Relativ: 25-45 Prozent der Blutleukozyten.
  • Absolut: 1,50 bis 4,00 Gigapartikel pro Liter Blut (siehe Labormedizin), entspricht 1500-4000 Zellen pro Mikroliter Blut (siehe Blutbild)

Eine Zellzahlvermehrung nennt man Lymphozytose, eine -erniedrigung Lymphopenie

Literatur

  • Holländer G.A.: Immunologie -Grundlagen für Klinik und Praxis- Elsevier GmbH, München 1.Aufl. 2006 ISBN 3-437-21301-6
  • Delves P.J., Roitt I.M. (2000): The immune system, Advance in Immunology 343: 37-49, and 198-117.

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lymphocyten — Lymphocyten, Immunzellen der Wirbeltiere, Untergruppe der ⇒ Leukocyten (20–35%); verantwortlich für ⇒ spezifische Abwehrvorgänge; Bestandteile des ⇒ Immunsystems. L. entstehen aus multipotenten Stammzellen des Knochenmarks. Ein Teil von ihnen… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • T-Lymphocyten — T Lymphocyten, T Zellen ⇒ Untergruppe der ⇒ Lymphocyten; als Effektorzellen für die zellulären ⇒ Immunreaktionen verantwortliche, als Regulatorzellen an der Steuerung von humoralen Immunreaktionen beteiligte Immunzellen. T. tragen in ihrer… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • B-Lymphocyten — B Lymphocyten, B Zellen, als Untergruppe der ⇒ Lymphocyten für die humorale ⇒ Immunität verantwortliche Immunzellen, deren Hauptaufgabe die Produktion von ⇒ Antikörpern ist. B. tragen in ihrer Zellmembran Antigenrezeptormoleküle (B… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Immunreaktionen — Immunreaktionen, bei ⇒ spezifischen Abwehrvorgängen ablaufende Erkennungs und Abwehrmechanismen des ⇒ Immunsystems, die auf einer Reaktion des Antigens mit spezifischen Rezeptoren auf der Zelloberfläche der Lymphocyten beruhen. Der Millionenzahl… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Blutzellbildung — Blutzellbildung, Hämatopoese, bei den Wirbeltiergruppen in spezialisiertem Bindegewebe unterschiedlicher Organe stattfindender Prozess. Bei Embryonen werden die Blutzellen meist in anderen Organen gebildet als bei Adulten. So findet sich z.B. bei …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • HIV — HIV, human immunodeficiency virus, zu den Retroviren gehörender Erreger; wurde 1983 als HTLV III (human Tlymphotrophic virus type III) und LAV (lymphoadenopathy associated virus) isoliert; verursacht die Immunschwächekrankheit AIDS (acquired… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Immunglobulin-Diversität — Immunglobulin Diversität, Vielzahl verschiedener Immunglobuline, die die Anzahl von Genen im Genom bei weitem übersteigt. Die Immunglobulingene entstehen erst während der Entwicklung der B Lymphocyten. In den Stammzellen der Lymphocyten befinden… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Makrophagen — Makrophagen, in Wirbeltieren phagocytierende, der unspezifischen und der spezifischen Abwehr dienende Immunzellen; bewegen sich frei im Gewebe und als ⇒ Monocyten im Blut. Die Phagocytosetätigkeit von M. ist verstärkt, wenn das Antigen bereits an …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • monoklonale Antikörper — monoklonale Antikörper, von einem einzigen B Lymphocyten Klon gebildete und daher gleiche Antigenspezifität besitzende Antikörper. Während ein Antigen bei Immunreaktionen i.A. mehrere B Lymphocyten Klone aktiviert und die gebildeten Antikörper… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Thymus — Thymus, aus dem Entoderm entstehendes, hinter dem Brustbein liegendes lymphatisches Organ sowie Hormondrüse der Wirbeltiere; Differenzierungsort der T Lymphocyten und damit wichtiger Teil des Immunsystems. Verschiedene Peptide mit Hormonwirkung,… …   Deutsch wörterbuch der biologie

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”