Lynchen

Lynchen

Mit Lynchjustiz wird die eigenmächtige, illegale Exekution tatsächlicher oder vermeintlicher Verbrecher oder unliebsamer Personen ohne richterliches Verfahren bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Die Herkunft des Begriffs Lynchjustiz ist nicht eindeutig geklärt. Je nach Quelle werden unterschiedliche Personen als Namensgeber genannt. Darunter:

  • Charles Lynch, ein als willkürlich bekannter Oberst und Richter, der im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg sowohl englandtreue Loyalisten als auch vermeintlich kriminelle ohne ordentliches Gerichtsverfahren bestrafen ließ (meist durch Auspeitschen).
  • John Lynch, der Ende des 16. Jahrhunderts von den Bewohnern North Carolinas mit unumschränkter richterlicher und exekutiver Gewalt ausgestattet wurde.
  • William Lynch (1742–1820) aus Virginia. Er organisierte eine Bürgerwehr in Pittsylvania County, um eine berüchtigte Räuberbande zu fangen und zu bestrafen.
  • James Lynch, Bürgermeister der irischen Stadt Galway, der 1493 in einem Mordprozess gegen seinen Sohn als Ankläger und Richter und nach dessen Verurteilung auch als Henker auftrat.[1]

Lynchen als Instrument der Einschüchterung

Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg wurde „Lynching“ immer mehr zu einem Terrorinstrument gegen Schwarze, oft praktiziert von Mitgliedern des Ku-Klux-Klans.

Als Lynchen bezeichnet man seither die Bestrafung (insbesondere mit dem Tod) ohne richterliches Urteil durch eine (unter Umständen von einem Agitator aufgebrachte) Volksmenge (Mob).

Siehe auch: Emmett Till, Strange Fruit

Siehe auch

Literatur

  • James Allen (Hrsg.): Without Sanctuary. Lynching Photography in America. Twin Palms Publications, 2000, ISBN 0-944092-69-1 (mit Online-Begleitmaterial)
  • Philip Dray: At the Hands of Persons Unknown. The Lynching of Black America. Random House, New York 2002, ISBN 0-375-50324-2 oder ISBN 0-375-75445-8
  • Jacqueline Goldsby: A Spectacular Secret: Lynching in American Life and Literature. Chicago 2006, ISBN 978-0-226-30137-2
  • Judith Ketelsen: Das unaussprechliche Verbrechen. Die Kriminalisierung der Opfer im Diskurs um Lynching und Vergewaltigung in den Südstaaten der USA nach dem Bürgerkrieg. Lit, Münster 2000, ISBN 3-8258-4498-6
  • Sascha W. Krause: The anatomy of resistance. The rhetoric of anti-lynching in American literature and culture, 1892–1936. Dissertation, Universität Regensburg 2006 (Volltext)
  • Ida B. Wells-Barnett: Mob Rule in New Orleans. Robert Charles and His Fight to Death, the Story of His Life, Burning Human Beings Alive, Other Lynching Statistics. 1900 (E-Text)
  • Ida B. Wells-Barnett: The Red Record. Tabulated Statistics and Alleged Causes of Lynching in the United States. 1895 (E-Text)
  • Ida B. Wells-Barnett: Southern Horrors. Lynch Law in All Its Phases (E-Text)

Quellen

  1. Patrick Bauser: Der Westen Irlands. In: FH-Zeitung, 2005.

Weblinks

http://www.withoutsanctuary.org/main.html


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  • lynchen — Vsw jmd. töten, mißhandeln erw. fremd. Erkennbar fremd (19. Jh.) Onomastische Bildung. Entlehnt aus ne. lynch, das auf den Eigennamen Lynch zurückgeht, über dessen Träger gibt es allerdings verschiedene Ansichten.    Ebenso nndl. lynchen, ne.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • lynchen — »jemanden ohne Richterspruch, ohne gesetzliche Handhabe wegen einer (als Unrecht angesehenen Tat) grausam misshandeln oder töten«: Das seit dem 19. Jh. gebräuchliche Verb ist aus gleichbed. engl. amerik. to lynch entlehnt. Dies soll eine Bildung… …   Das Herkunftswörterbuch

  • lynchen — V. (Oberstufe) an jmdm. Selbstjustiz üben Synonym: Lynchjustiz üben Beispiel: Ein afghanischer Polizist, der in die Menge geschossen hatte, wurde von Jugendlichen gelyncht …   Extremes Deutsch

  • lynchen — lyn·chen [ lʏnçn̩]; lynchte, hat gelyncht; [Vt] 1 jemanden lynchen jemanden wegen eines Verbrechens brutal behandeln oder töten: Die wütende Menge lynchte den vermeintlichen Mörder 2 jemanden lynchen oft hum; jemanden wegen eines Fehlers o.Ä.… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • lynchen — Lynchjustiz üben, Lynchmord begehen/verüben, ohne Gerichtsverhandlung/Urteilsspruch töten. * * * lynchen:⇨töten(I,1) lynchen 1.Racheüben/nehmen,Vergeltungüben,Lynchjustizbetreiben,sichrächen,esjmdm.heimzahlen,abrechnenmit,misshandeln,foltern;ugs …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • lynchen — lyn|chen [ lʏnçn̩] <tr.; hat: (meist von einer aufgebrachten Volksmenge) als ungesetzliche Bestrafung für eine (als Unrecht angesehene) Tat töten: die Menge stürzte sich auf den Sittlichkeitsverbrecher und lynchte ihn. * * * lỵn|chen 〈V. tr.; …   Universal-Lexikon

  • lynchen — lỵn|chen [auch lɪ... ] <wahrscheinlich nach dem amerikanischen Friedensrichter Charles Lynch> (ungesetzliche Volksjustiz ausüben); du lynchst; er wurde gelyncht   • lynchen Das aus dem amerikanischen Englisch entlehnte Verb wird wie in der …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Lynchen — * Einen lynchen. Wir pflegen darunter die Mishandlungen zu verstehen, die eine aufgeregte Volksmasse an einer Person ausübt. Der Ausdruck kommt aus Nordamerika, wo man damit den Act bezeichnet, durch welchen das Volk selbst die Strafe an einer… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • lynchen — lyn|chen 〈[lỵnçən] V.〉 ungesetzlich richten u. töten [Etym.: engl., nach dem Namen des Richters William Lynch in Virginia, der 1780 zuerst eigenmächtige Rechtsprechung ausübte] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • lynchen — lyn|chen [auch linçn̩] <aus gleichbed. engl. to lynch; wahrscheinlich nach dem nordamerik. Pflanzer u. Friedensrichter Charles Lynch, 1736 1796> jmdn. für eine [als Unrecht empfundene] Tat ohne Urteil eines Gerichts grausam misshandeln od.… …   Das große Fremdwörterbuch

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