Lysimacheia (Thrakien)

Lysimacheia (Thrakien)

Lysimacheia (griechisch Λυσιμάχεια, auch Lysimachia, früher Kardia) war eine bedeutende hellenistische Stadt im griechischen Thrakien am Nordende der Halbinsel Chersoneses (heute: Gallipoli). Ihre Überreste sind bei dem heutigen Dorf Bolayır in der türkischen Provinz Çanakkale zu lokalisieren.

Kardia war ursprünglich eine Kolonie von Milet und eine bedeutende griechische Polis des thrakischen Chersonessos. In der ersten Hälfte des 4. Jahrhundert v. Chr. gehörte die Stadt jedoch dem Einflussbereich von Athen an, dessen Oberhoheit sie seit dem Philokratesfrieden 346 v. Chr. nicht mehr anerkannte. Dem Versuch des Diopeithes, den thrakischen Chersoneses wieder unter attische Kontrolle zu bringen, stellte sich Kardia 342 v. Chr. folglich entgegen, worauf sich die politischen Beziehungen Athens zu König Philipp II. von Makedonien erheblich verschlechterten. Noch zu Zeiten dieses Königs wurde die Stadt von dem Tyrannen Hekataios regiert. Aus Feindschaft zu diesem war einst Eumenes († 316 v. Chr.) an den makedonischen Hof exiliert, wo er königlicher Sekretär wurde und vergeblich Alexander den Großen dazu drängte, die Tyrannis des Hekataios zu beenden. Ein weiterer prominenter Bürger von Kardia war der Historiker Hieronymos, der ein Freund und vielleicht sogar ein Verwandter des Eumenes war.

Kardia wurde 309 v. Chr. von dem Diadochenherrscher von Thrakien, Lysimachos, zerstört, der die Bevölkerung in seine nahe Neugründung Lysimacheia zwangsumsiedelte, die seine Hauptstadt werden sollte. Die Stadt sicherte den strategisch wichtigen Hellespont (Dardanellen), der als Seeweg für die Versorgung Griechenlands und zugleich als Einfallspforte nach Asien von Bedeutung war. Nach dem Tod des Lysiamchos war sie zwischen den übrigen Diadochen umkämpft, erlangte aber bald eine gewisse Autonomie und schloss sich dem Aitolischen Bund an. 277 v. Chr. besiegte der makedonische König Antigonos II. Gonatas nahe Lysimachia die eingefallenen Kelten. Im selben Jahr wurde die Stadt durch ein schweres Erdbeben zerstört. 197 v. Chr. litt die Stadt unter dem Krieg der Römer gegen Philipp V. von Makedonien. Antiochos III. ließ die Stadt dann wieder aufbauen und förderte die Ansiedlung durch großzügige Versprechen. Dennoch konnte sich die Stadt von den Schlägen nicht mehr erholen und verfiel in der römischen Zeit immer mehr. Unter ihrem antiken Namen wird sie zuletzt vom Historiker Ammianus Marcellinus (4. Jh.) erwähnt. Kaiser Justinian baute die Stadt erneut auf und befestigte sie; diesmal erhielt sie den Namen Hexamilion.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lysimacheia — (griechisch Λυσιμάχεια; lateinische Form Lysimachia) ist der Name zweier antiker Städte: am Hellespont, siehe Lysimacheia (Thrakien); in Ätolien, siehe Lysimacheia (Ätolien). Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung meh …   Deutsch Wikipedia

  • Lysimacheia — Lysimacheia, Stadt am nördlichen Ende der thrakischen Chersones, 309 v. Chr. von Lysimachos von Thrakien als seine Hauptstadt gegründet und mit den Einwohnern des nahen Kardia bevölkert. Nach seinem Tode fiel es in die Gewalt der Syrer, dann der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Syrisch-Römischer Krieg — Politische Karte des Ägäisraumes vor Kriegsausbruch im Jahr 192 v. Chr. Der Römisch Syrische Krieg (auch Antiochoskrieg oder Syrischer Krieg) war ein militärischer Konflikt während der Jahre 192 bis 188 v. Chr. und wurde in Griechenland, der… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste antiker Stätten — Die Liste antiker Stätten umfasst historische Städte, Orte, Heiligtümer und Ausgrabungsstättem antiker und altorientalischer Kulturen im Mittelmeerraum, den römischen Provinzen und im Vorderen Orient (Mesopotamien), tendenziell auch Afrika und… …   Deutsch Wikipedia

  • Antiochos der Große — Antiochos III. (Büste aus dem Louvre) Antiochos III. der Große (* 242 v. Chr.; † 187 v. Chr.) war König des Seleukidenreiches (223–187 v. Chr.) und einer der bedeutendsten hellenistischen Herrscher überhaupt. Er war ein Sohn von Seleukos II. und… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste thrakischer Städte — Dies ist eine Liste antiker und moderner Ortsbezeichnungen, auch Fundorte von Ruinen in der Nähe heutiger Städte und Orte, sowie Flurnamen im gesamten historisch von Thrakern besiedelten Gebiet, also Teilen der heutigen Staaten Serbien,… …   Deutsch Wikipedia

  • Lisimach — Lysimachos (griechisch: Λυσίμαχος) (* 360/361 v. Chr., Pella; † Februar 281 v. Chr., Kurupedion), Feldherr Alexanders des Großen, seit 306/5 v. Chr. König von Thrakien und seit 285/4 v. Chr. König von Makedonien. Lysimachos war einer der… …   Deutsch Wikipedia

  • Lysimachus — Lysimachos (griechisch: Λυσίμαχος) (* 360/361 v. Chr., Pella; † Februar 281 v. Chr., Kurupedion), Feldherr Alexanders des Großen, seit 306/5 v. Chr. König von Thrakien und seit 285/4 v. Chr. König von Makedonien. Lysimachos war einer der… …   Deutsch Wikipedia

  • Kissos — Keşan Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Thrakische Chersones — Die Halbinsel Gallipoli Halbinsel Gallipoli (griech. Καλλίπολις, Kallipolis, türk. Gelibolu) ist der moderne Name der antiken thrakischen Chersones (Χερσόνησoς Θράκια). Die zur Türkei gehörende Halbinsel trennt das Marmarameer von der Bucht von… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”