Lytschakiwski-Friedhof

Lytschakiwski-Friedhof
Lytschakiwski-Friedhof (2007)
Lytschakiwski-Friedhof - Haupttor (circa 1900)

Der Lytschakiwski-Friedhof (ukrainisch Личаківський цвинтар, russisch Лычаковское кладбище, polnisch Cmentarz Łyczakowski, deutsch Lützenhofer Friedhof[1]) ist ein berühmter Friedhof in Lemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seit seiner Anlegung 1787 war der Łytschakiwski-Friedhof die Hauptbegräbnisstätte der örtlichen Intelligenzija, Mittel- und Oberschicht. Ursprünglich war der Friedhof auf einigen Hügeln im Stadtbezirk Łyczaków (auch Lützenhof) gelegen. Damit wurde eine Verordnung des Österreich-Ungarischen Reiches umgesetzt, die forderte, dass Friedhöfe außerhalb der Stadtgrenzen errichtet werden müssten. Die ursprünglichen Pläne für den Friedhof wurden von Karol Bauer, dem Leiter des Botanischen Gartens der Universität Lemberg, erarbeitet.

Mitte der 1850er wurde der Friedhof wesentlich durch Tytus Tchórzewski erweitert, der das noch heute bestehende Netzwerk aus Alleen und Rondells erschuf. Damit wurde der Lytschakiwski-Friedhof der Hauptfriedhof der Stadt, und bald wurden die meisten anderen Friedhöfe geschlossen. Die zwei größten, die bestehen blieben, waren der Janiwski-Friedhof (polnisch: Janowski-Friedhof) mit vielen Arbeiter-Gräbern, und der angrenzende Neue Jüdische Friedhof. Der Lytschakiwski-Friedhof wurde von allen christlichen Konfessionen der Stadt benutzt: außer den römisch-katholischen Christen schloss dies auch die Katholischen Ostkirchen, die Protestanten und die Orthodoxen ein.

Grabanlage für die Verteidiger von Lemberg 1918

Im Jahre 1925 wurde die Asche eines unbekannten Verteidigers von Lemberg im Ersten Weltkrieg zum Grab des unbekannten Soldaten in Warschau überführt. Neben dem Mausoleum der polnischen Verteidiger der Stadt von 1918 befindet sich seit 1999 außerdem ein Monument zu Ehren der Sitscher Schützen (ukrainisch: Січові стрільці), die im Ersten Weltkrieg auf Seiten Österreich-Ungarns kämpften.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt von der Sowjetunion annektiert und die Mehrheit der überlebenden Einwohner vertrieben. Damit begann eine Periode des Verfalls der Monumente, die sich auf dem Friedhof befanden. Bis 1971 wurden viele Skulpturen zerstört. Der Friedhof der Verteidiger von Lemberg, auf dem die Lemberger Adler bestattet sind, wurde 1971 mit Panzern dem Erdboden gleich gemacht und als städtische Müllhalde genutzt. Allerdings wurde 1975 der Friedhof zum historischen Denkmal erklärt und die Entehrung beendet. Seit den späten 1980ern wurde der Friedhof einem kontinuierlichen Wiederaufbau und einer Sanierung unterzogen und ist damit wieder eine der Hauptattraktionen für Touristen in Lemberg. „Die einen sehen in der Wiederherstellung der Anlage den Beginn einer nationalen Aussöhnung, andere Polen feiern sie insgeheim als Triumph über die Ukrainer, andere Ukrainer geißeln sie als Akt der Unterwerfung unter die Polen. Der Łytschakiwski-Friedhof ist noch immer Kristallisationspunkt konkurrierender Erinnerungen.“ [2]

Berühmte Personen

Grab der Dichterin Maria Konopnicka. Die Skulptur stammt von Luna Drexlerówna.
Grabmal des Dichters Iwan Franko.

Da die Stadt Lemberg seit Jahrhunderten ein Zentrum polnischer Kultur war, sind eine Vielzahl von berühmten Polen dort begraben. Darunter:

Unter den berühmten Ukrainern auf diesem Friedhof sind zu nennen:

  • Stanislaw Ludkewytsch, Komponist
  • Ihor Bilozir, Komponist
  • Rostyslaw Bratunj, Poet
  • Wolodymyr Iwasjuk, Komponist
  • Alexander Tysowsky, Gründer der ukrainischen Pfadfinder
  • Roman Fedoriw, Schriftsteller
  • Iwan Franko, Poet und Reformer der Ukrainischen Sprache

Auf dem Friedhof liegt eine große Zahl von Opfern der Kriege und Konflikte des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter folgender historischer Ereignisse:

Galerie

Grabmal von Julian Konstanty Ordon
Grabmal von Stanisław Szczepanowski
Grab von General Józef Śmiechowski
Mausoleum der Familie Baczewski
Grabmal von Wanda Markowska
Riedl-Monument – mit dem Grab von Stefan Banach
Grabmal von Cyryl Stefanowicz
Familiengrab der Familie Gyurkovich

Einzelnachweise

  1. Ania Klijanienko; Bernd Schwenkros, Detlev von Oppeln (Hrsg.): Lemberg: das kulturelle Zentrum der Westukraine. 2. Auflage. Trescher Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-89794-130-4, S. 182-213.
  2. Helga Hirsch: Was ist dein Zeichen? Ein weißer Adler. Helden-Saga: Ein Friedhof in Lemberg erinnert an die polnischen Kindersoldaten des Jahres 1918. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 133, 10. Juni 2006, S. 46

Weblinks

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