Ländchen (Hessen)

Ländchen (Hessen)

Das Ländchen ist ein historisches Gebiet östlich von Wiesbaden. Es umfasste die zehn Dörfer Breckenheim, Delkenheim, Diedenbergen, Igstadt, Langenhain, Massenheim, Medenbach, Nordenstadt, Wallau und Wildsachsen, sowie die Domäne Mechtildshausen. Es lag als hessischer Besitz drei Jahrhunderte lang zwischen nassauischem Gebiet im Westen und kurmainzischem Gebiet im Osten.

Der Ort Lorsbach wird trotz der territorialgeschichtlichen Zusammengehörigkeit nicht zum Ländchen gerechnet. Manche Quellen klammern auch Langenhain aus.

Obwohl es oft fälschlicherweise[1] so bezeichnet wird, darf das Ländchen nicht mit dem Blauen Ländchen bei Nastätten verwechselt werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Gebiet der Herrschaft Eppstein im Jahre 1607 in Wilhelm Dilichs Landtafeln

Das Ländchen wurde, zusammen mit anderen Teilen der Herrschaft Eppstein, im Jahre 1492 von Graf Gottfried IX. (X.) von Eppstein-Münzenberg an den Landgrafen Wilhelm III. „den Jüngeren“ von Hessen verkauft.[2]

Landgraf Philipp I. „der Großmütige“ führte im Jahre 1526 die Reformation in der Landgrafschaft Hessen ein, und noch bis ins 20. Jahrhundert hinein konnte das Gebiet des Ländchens als rein evangelisch angesehen werden. So waren bei der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 von 7818 Einwohnern lediglich 248 Katholiken und 133 Juden. Die im Norden, Osten und Süden angrenzenden Territorien waren dagegen überwiegend katholisch.

Im Dreißigjährigen Krieg fiel die Einwohnerzahl auf nur noch 400 Bürger im Jahre 1630. Im Jahre 1821 wurden 4805 Einwohner gezählt.

Im Zuge des Marburger Erbfolgestreits kam das Gebiet 1623 an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Im Jahre 1643 wurde Wallau zum Amtsort und blieb es bis 1817. Dann wurde das Ländchen ein Teil des Amtes Hochheim.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss im Jahre 1803 [3] fiel das Ländchen, wie auch die angrenzenden kurmainzischen Territorien, an das Fürstentum Nassau-Usingen, das im Jahre 1806 im Herzogtum Nassau aufging. Mit diesem wurde es schließlich 1866 von Preußen annektiert.

Im Jahre 1879 wurde die Ländchesbahn eröffnet, die heute über einen Bahnhof in Igstadt sowie den Haltepunkt Auringen-Medenbach verfügt.

Im Zuge einer Gebietsreform der Provinz Hessen-Nassau kamen im Jahre 1885 alle Gemeinden des Ländchens (außer Langenhain) zum Landkreis Wiesbaden, der bis ins Jahr 1928 bestand. Nach weiteren Verwaltungsreformen und Eingemeindungen sind Breckenheim, Delkenheim, Igstadt, Medenbach und Nordenstadt heute Vororte von Wiesbaden. Diedenbergen, Langenhain, Wallau und Wildsachsen sind Ortsteile von Hofheim am Taunus; Massenheim ist ein Ortsteil von Hochheim am Main.

Weblinks

 Commons: Ländchen (Hesse) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • H. Diefenbach: Das Ländchen. In: Karl Jacobi (Hrsg.): Nassauisches Heimatbuch. Gebrüder Petmecky, Wiesbaden 1913.
  • Robert Geipel: Soziale Struktur und Einheitsbewußtsein als Grundlagen geographischer Gliederung (dargestellt am Beispiel des „Ländchens“ zwischen Frankfurt und Wiesbaden). Kramer, Frankfurt am Main 1952 (Rhein-Mainische Forschungen. Heft 38).

Einzelnachweise

  1. Rudolf Dietz: Das „Ländchen“. In: Volk und Scholle. Verbandszeitschrift des Hessischen Verkehrsverbandes. 12. Jg., Nr. 4, 1934, S. 121.
  2. Staatsarchiv Marburg Kopiar 14, Nr. 5, Bl. 12-21v und Staatsarchiv Marburg Kopiar 21, Nr. 34 Bl. 153-176v. [1]
  3. P. Wagner: Die Bildung des Herzogtums Nassau und das nassauische Fürstenhaus. In: Karl Jacobi (Hrsg.): Nassauisches Heimatbuch. Gebrüder Petmecky, Wiesbaden 1913.
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