Lüttich (Stadt)

Lüttich (Stadt)
Lüttich
Lüttich (Belgien)
DEC
Lüttich
Lüttich
Staat Belgien
Region Wallonien
Provinz Lüttich
Bezirk Lüttich
Koordinaten 50° 39′ N, 5° 34′ O50.64255.577Koordinaten: 50° 39′ N, 5° 34′ O
Fläche 69,39 km²
Einwohner (Stand)
- Bevölkerungsdichte
190.102 Einw. (1. Januar 2008)
2740 Einw./km²
Postleitzahl 4000 (Lüttich, Glain, Rocourt)
4020 (Lüttich, Bressoux, Jupille-sur-Meuse, Wandre)
4030 (Grivegnée)
4031 (Angleur)
4032 (Chênée)
Vorwahl 04
Bürgermeister Willy Demeyer (PS)
Adresse der
Stadtverwaltung
Hôtel de Ville,
Place du Marché 2,
4000 Liège
Webseite www.liege.be

lh

Lüttich (französisch amtlich Liège, bis 1949 Liége, wallonisch Lîdje, niederländisch Luik) ist das kulturelle Zentrum der Wallonischen Region Belgiens, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und des Bistums Lüttich.

Als Stadt mit 190.102 Einwohnern (2008) liegt Lüttich am Zusammenfluss von Ourthe und Maas nahe den Städten Maastricht in den Niederlanden und Aachen in Deutschland. Das Lütticher Becken zählt mit Vorstädten ungefähr 600.000 Einwohner. Das Bevölkerungswachstum der Stadt entspricht mit 0,5% pro Jahr in etwa dem belgischen Durchschnitt (0,6%).

In Lüttich befinden sich neben einer Universität (Université de Liège) verschiedene weitere Hochschulen, ein katholischer Bischofssitz, ein Theater, eine Oper (Opéra royal de Wallonie) sowie andere kulturelle Einrichtungen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Name zur Zeit der Römer war „Leodicum“ bzw. „Vicus Leodicus“. 717 entwickelte sich die Stadt als Bischofssitz und war im Mittelalter ein bedeutendes politisches und kulturelles Zentrum.

Die Herrscher (siehe Liste) des Fürstbistums Lüttich entstammten meist dem deutschen Hochadel (Deutschritterorden). Lüttich hatte das größte Domkapitel im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Lüttich: Brunnen auf der Place du Marché

Im Jahr 1789 kam es teilweise in Verbindung mit der Französischen Revolution zur Lütticher Revolution. Diese richtete sich gegen die absolutistische Herrschaftsweise des Fürstbischofs Konstantin-Franz von Hoensbroeck. Sie wurde Anfang 1791 von Truppen im Auftrag des Heiligen Römischen Reiches niedergeschlagen.

Während der Französischen Revolution wurde die dem Heiligen Lambertus, dem ersten Bischof von Lüttich, geweihte Kathedrale geplündert und niedergebrannt. (Zeitgenössische Stiche siehe Commons)

Von 1888 bis 1892 erfolgt der Ausbau Lüttichs zur Festung. Sowohl im Ersten Weltkrieg als auch im Zweiten Weltkrieg war Lüttich hart umkämpft.

Kultur

Als kulturell bedeutende Stadt der Großregion nahm Lüttich am Programm des Europäischen Kulturhauptstadtjahres 2007 teil.

Sport

Wirtschaft

Lüttich ist eine Wiege der kontinentaleuropäischen Kohle- und Stahlindustrie. Bereits 1720 hatte die erste Dampfmaschine auf dem europäischen Festland in einer Kohlemine nahe Lüttich ihren Betrieb aufgenommen.[1] Von hier aus breitete sich die Industrialisierung über den gesamten Kontinent aus. Die Folge waren starke Immigrationsströme aus Flandern, Italien und Nordafrika, was sich auch im heutigen Straßenbild noch widerspiegelt. Insbesondere hatte das Stahlunternehmen Cockerill-Sambre seinen Stammsitz nahe Lüttich.

Mit dem Zusammenbruch des Kohlebergbaus und der anschließenden Stahlkrise im Lütticher Becken geriet die Region in große finanzielle Schwierigkeiten und sah sich mit einer hartnäckig hohen Arbeitslosigkeit konfrontiert. So musste unter anderem der Plan zum Bau einer U-Bahn in den Siebziger Jahren aufgegeben werden.

Seit dem 16. Jahrhundert werden in Lüttich Waffen produziert, bis zum heutigen Tag in dem Unternehmen Fabrique Nationale d'Armes de Guerre. Zu den zahlreichen weiteren Industriebetrieben in Lüttich gehört auch die Großbrauerei Piedbœuf, die Teil der Brauereigruppe InBev ist und in der unter anderem das Bier mit dem Markennamen Jupiler gebraut wird.

Verkehr

Bahnhof Liège-Guillemins
Bahnhof Liège-Guillemins

Schiene

Derzeit wird Lüttichs Hauptbahnhof Liège-Guillemins den technischen Anforderungen der Hochgeschwindigkeitszüge angepasst, deren Netzwerk die Städte Köln, Aachen, Brüssel, Paris, Lyon, Genf, Marseille und London verbindet. Mit dem Rangierbahnhof Kinkempois verfügt die Stadt über einen für den Güterverkehr bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt.

Bahnhof Liège-Guillemins

Dieser Bahnhof erfüllt Funktion eines Hauptbahnhofs. Hier, außerhalb des Stadtzentrums gelegen, treffen alle wichtigeren Eisenbahnlinien aus der näheren Umgebung Lüttichs zusammen. Es verkehren ca. 500 Züge pro Tag, unter anderem nach Ostende über Brüssel; Antwerpen (über Hasselt, nicht via Brüssel); Luxemburg; Eupen; Charleroi (- Paris) und Nahverkehrszüge nach Jemelle.

Bahnhof Liège-Jonfosse

Dieser Bahnhof dient als Bahnhof des gleichnamigen Stadtteils. Hier halten alle Züge, die auch in Liège-Palais halten.

Bahnhof Liège-Palais

Bahnhof Liège-Palais ist der Bahnhof des Lütticher Stadtzentrums, gelegen unter dem Prinzenpalais am Platz St. Lambert. Die Gleisanlagen befinden sich in einem Trog, und das Empfangsgebäude (kleinere Pavillons zum Fahrkartenverkauf) ist unterirdisch angelegt.

Schifffahrt

Der Hafen von Lüttich ist der drittgrößte Binnenhafen der Welt, der durch die Verbindung über den Albert-Kanal auch für kleinere Seeschiffe einen Anschluss an den Hafen von Antwerpen bietet.

Straße

Lüttich ist über die Autobahnen E 40 (A3), E 313 (A13), E 42 (A15) und E 25 (A25 und A26) an das europäische Autobahnnetz angebunden.

Luft

Der Flughafen Lüttich (Bierset) ist hauptsächlich von großer Bedeutung für die Verteilung von Gütern nach Belgien, Deutschland, Nordfrankreich und in die Niederlande. Dort hat TNT Airways sein weltweit größtes Road-Air-Hub, es landen täglich mehr als 80 Frachtflugmaschinen und Hunderte von LKW docken dort an. Es werden an dem neuen Terminal auch Passagierflugzeuge abgefertigt.

Sehenswürdigkeiten

Lüttich: Treppe Montagne de Bueren
Blick auf die Kathedrale St.Paul
Musée Curtius (Museum für Archäologie und darstellende Kunst)
Blick auf den Bahnhof "Liège Guillemins" und auf das Stadtzentrum im Hintergrund
Blick von Cointe auf das Lütticher Stadtzentrum
  • Bahnhof Lüttich-Guillemins
  • Kirche Saint-Barthélemy: romanisch
  • Kirche Saint-Denis: romanisch
  • Kathedrale Saint-Paul: gotisch, mit einem angegliederten Museum des Kirchenschatzes
  • Kirche Saint-Martin: gotisch
  • Das fürstbischöfliche Palais: heute Provinzialpalast und Gericht
  • Rathaus: 1714–1718 im Stil des Barocks erbaut
  • Rathausplatz
  • Place Saint-Lambert
  • Curtiushaus: aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts, beherbergt ein Museum
  • Universitätsgebäude
  • Das Aquarium
  • Museum des öffentlichen Transportwesens (Verkehrsmuseum)
  • Zahlreiche Museen
  • Zahlreiche Prunkbauten des 18. Jahrhundert
  • (Marché de la Batte): der jeden Sonntag stattfindende Markt, erstreckt sich über mehrere Kilometer entlang des linken Maaskaies

Stadtviertel

Bedingt durch die Lage im engen Maastal und durch die vom Kohlebergbau verbliebenen Abraumhalden haben sich in Lüttich zahlreiche Stadtviertel mit eigentümlichem Charakter herausgebildet.

Cointe

  • Lage: Cointe liegt im Südwesten der Stadt und westlich des Bahnhofs "Liège Guillemins" auf einer Anhöhe, die von der als Stadtautobahn dienenden E25 im "Tunel de la Cointe" durchquert wird. Der Tunnel mit einer Länge von 1639 m wurde im Jahr 2000 fertiggestellt und verläuft bis zu 60 m tief unter der bebauten Fläche.
  • Geschichte: Cointe war einst Jagdrevier der Fürstbischöfe von Lüttich und findet sein erste Erwähnung mit der Kapelle Saint-Maur, die 1673 errichtet wurde. Von den Merowingern bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf den gut exponierten Lagen über dem Val St. Benoit Weinbau betrieben. Kohlebergbau war eine weitere Aktivität; die Stollen waren über den gesamten Hügel von Cointe verteilt und werden bei Einstürzen oder Bauarbeiten oft wiederentdeckt. Eine Aufwertung erfuhr die Gegend mit der Weltausstellung 1905, anlässlich derer 19 Hektar des heutigen Viertels dem Ausstellungsgelände angegliedert waren und insbesondere gärtnerischen und sportlichen Zwecken dienten. Vor der Eingliederung 1977 in die Gemeinde Lüttich gehörte Cointe zur benachbarten Gemeinde Ougrée.
  • Beschreibung: Der Stadtteil beherbergt einen sogenannten „Privatpark“, der die Gärten der um die Jahrhundertwende entstandenen Villen sowie im Süden die steile Flanke des Maastales umfasst. Die Bebauung und Entwicklung zum „Privatpark“ setzte an mit dem Verkauf von Grundstücken ab 1880 durch die Familie Hauzeur. Dabei wurde auf die strikte Einhaltung bestimmter Regeln wie etwa die Einhaltung von Mindestabständen und die Nutzung als Wohnfläche geachtet. Die so entstandenen Villen spiegeln eine Vielfalt jüngerer architektonischer Strömungen wider, wie néotraditionel, Art nouveau, moderniste, néomosan und so weiter. Erwähnenswert ist das im Lütticher Art nouveau 1903 erbaute Wohnhaus „L'Aube“ des Architekten Gustave Serrurier-Bovy (1858-1910). Die große zusammenhängende Grünfläche des „Privatparks“ hat eine anerkannte wichtige ökologische Funktion zur Erhaltung der Biodiversität und als Migrationskorridor für Fauna und Flora. So wurde hier beispielsweise der vom Aussterben bedrohte Hirschkäfer angetroffen.

Am Privatpark liegen ebenfalls:

Die Basilika "Sacré Coeur et Notre Dame de Lourdes"

Das „Mémorial interallié“, 1928 errichtet und nicht vollendet; es entstand als Denkmal an den in Lüttich beginnenden belgischen Widerstand gegen die im 1. Weltkrieg eindringenden feindlichen Truppen. Vom weithin sichtbaren, 75 m hohen Turm bietet sich ein besonderes guter Blick über die Stadt.

Das neogotische ehemalige Observatorium der Lütticher Universität von 1881 (leider sehr renovierungsbedürftig).

Nördlich des „Place du Batty“, der heute das kommerzielle Zentrum des Viertels darstellt, befindet sich die „Plaine de Cointe“, ein weitläufiger Park mit öffentlichem Sportplatz, Tennisplätzen und einem Aussichtspunkt, der einen Blick über das Stadtzentrum gestattet. Westlich davon befindet sich ein von teilweise noch typischen Backsteinhäusern geprägtes Wohngebiet, das auch als „Quartier des Bruyères“ bekannt ist.

Grivegnée

Le Carré

Zwischen der Rue Pont d'Avroy, der Rue de la Casquette und St. Adalbert sowie dem Boulevard de la Sauvenière befindet sich das Zentrum des Lütticher Nachtlebens. Vor allem die Studenten aus dem Campus in Sart-Tilman bevölkern die unzähligen Bars und Cafés der rechtwinklig angelegten schmalen Gassen.

Outremeuse

Outremeuse ("andere Maasseite") ist ein Lütticher Stadtteil. Jeden August gibt es ein Lütticher Stadtfest gleichen Namens.

Weitere erwähnenswerte Stadtteile sind
Publémont, Sainte Marguerite sowie Sart Tilman

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Literatur

  • „Belgien“, Verlag Karl Baedeker Ostfildern, 3. Auflage 1998, ISBN 3-87504-417-7, S. 285-297

Einzelnachweise

  1. Europäische Route der Industriekultur: Industriegeschichte Belgiens

Weblinks


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