Mailänder Dom

Mailänder Dom
Außenansicht des Mailänder Doms
Details der Fassade
Chor des Mailänder Doms
Detail vom einzigen, noch originalen Glasfenster, dem fünften im rechten Seitenschiff

Der Mailänder Dom, Duomo di Santa Maria Nascente (im lombardischen Dialekt Dom de Milan), ist eines der berühmtesten Bauwerke Italiens und Europas. Er zählt zu den größten Kirchen der Welt. Der fünfschiffige Dom ist 157 Meter lang und 109 Meter breit. Die hohen, farbenprächtigen Glasfenster des Chors gehören zu den größten der Welt und stellen eine Sehenswürdigkeit für sich dar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Doms

Zuvor befanden sich an der Stelle die frühchristliche Kathedrale Santa Maria Maggiore und die etwas größere römische Basilika, die später der Heiligen Tecla geweiht wurde. Beide gingen auf das vierte Jahrhundert zurück und wurden mehrfach zerstört und verändert wiederaufgebaut.

Der Bau des Doms wurde 1386 durch den Herzog Gian Galeazzo Visconti begonnen und erst 1858 ganz fertiggestellt. Das durch den hellen Marmor und die knapp 4000 Statuen einmalige Bauwerk wurde 1572 durch Karl Borromäus auf den Namen Santa Maria Nascente geweiht.

Der Stil des Kirchenbaus ist gotisch und stellt damit innerhalb der italienischen Architektur eine Ausnahme dar. Allerdings ist die Fassade, die erst unter Napoleon abgeschlossen wurde, eher als Mischung aus barocken und neugotischen Stilelementen anzusehen. Der große, repräsentative Domplatz wurde erst 1865-1873 geschaffen.

Eine Besonderheit ist das für Touristen begehbare Dach. Es ist wahlweise über eine Treppe oder einen Fahrstuhl erreichbar. Von dort aus bietet sich ein großartiger Panoramablick über die gesamte Stadt sowie an klaren Tagen bis zu den Alpen.

Auf der zentralen Turmspitze prangt eine weithin sichtbare vergoldete Madonnenstatue, im Volksmund La Madonnina genannt, die in der inoffiziellen Mailänder Stadthymne O mia bela Madunina besungen wird.

In der Freiluft-Modellanlage Swissminiatur in Melide befindet sich ein begehbares Modell des Doms im Massstab 1:25.

Im Dom von Mailand befindet eine Meridianlinie aus Messing, welche in den Boden eingelassen ist. Durch ein kleines Loch im Gewölbe fällt das Licht der Sonne auf diese Linie und bildet so zur Mittagszeit, also beim Höchststand der Sonne, einen kleinen Lichtkreis auf die Meridianlinie ab. Da sich der Sonnenhöchststand im Laufe des Jahres verändert, wandert der Kreis auf der Linie und bewegt sich auf die Zentrallinie zu. So liegt er um 13:31 Uhr genau auf der Meridianlinie.[1]

Maße

  • Länge: 157 m
  • Breite (im Querschiff): 92 m
  • Breite (Längsschiff): 16,75 m
  • Höhe (Längsschiff): 45 m
  • Höhe der Säulen: 24,50 m
  • Durchmesser der Säulen: 3,40 m
  • Höhe des zentralen Achtecks: 65,5 m
  • Höhe der Spitze: 106,5 m
  • Höhe der Madonnenstatue La Madonnina: 4,16 m
  • Maße der Fenster in der Apsis: 20,70 x 8,50 m

Der Dom in der Literatur

„Welches Wunder er ist! So großartig, so ernst, so riesengroß! Und noch so fein, so luftig, so anmutig! Eine Welt des festen Gewichts, und doch scheint das ... eine Wahnvorstellung einer Eisskulptur, die mit einem Atemzug verschwinden könnte!... Die zentrale seiner fünf großen Türen wird von einem Basrelief von Vögeln und Früchten und Biestern und Kerbtieren begrenzt, die aus dem Marmor so genial geschnitzt worden sind, dass sie lebenden Wesen ähnlich sind – und die Figuren so zahlreich sind und das Design so kompliziert, dass man es eine Woche studieren könnte, ohne sein Interesse zu erschöpfen … überall, wo eine Nische oder eine Stütze an dem enormen Gebäude vom Gipfel bis zum Boden gefunden werden kann, gibt es eine Marmorstatue, und jede Statue ist eine Studie für sich… Weit oben, auf dem hohen Dach, springt Reihe auf Reihe der geschnitzten und ausgesägten Türmchen hoch in der Luft, und durch ihr reiches Flechtwerk sieht man den Himmel darüber… Oben auf dem Dach, das sich … von seinen breiten Marmorfliesen erhebt, waren lange Reihen von Türmchen, die aus der Nähe sehr hoch aussahen, sich aber in der Ferne verkleinerten... Wir konnten jetzt sehen, dass die Statuen auf der Spitze von jedem die Größe eines großen Mannes hatte, obwohl sie von der Straße alle aussahen wie Puppen... Sie sagen, dass die Kathedrale Mailands nur an zweiter Stelle nach dem Petersdom in Rom steht. Ich kann nicht verstehen, wie die Kathedrale zu irgendetwas vom Menschen Gemachtem an zweiter Stelle stehen kann.“

Mark Twain im Sommer 1867 [2]

Ansichten

Domorgeln

Südorgel

Die Orgelgeschichte des Mailänder Domes reicht in das Jahr 1397 zurück, wo das erste Instrument aufgestellt wurde, das bereits 1395 in Auftrag gegeben worden war. In den Jahren 1533 bis 1577 wurde dann die Nordorgel erbaut, mit 12 Registern auf einem Manual mit 50 Tasten. 1583 wurde dann der Bau der Südorgel in Auftrag gegeben, die 1590 fertig gestellt wurde, und das ältere Instrument aus dem Jahr 1397 ersetzte. Bemerkenswert sind die Malereien auf dem Gehäuse der Südorgel. Sie zeigen geschichtliche Szenen, unter anderem des alten und neuen Testaments, des Auszugs aus Ägypten.

Diese beiden Instrumente wurden im Laufe der Zeit dauernd überarbeitet und erweitert, umgebaut und schließlich in den Jahren 1985 bis 1986 durch die Orgelbaufirma Tamburini komplett neu organisiert. Die gesamte Orgelanlage besteht aus mehreren Teilorgeln, die allerdings von einem gemeinsamen Spieltisch aus bedient werden kann. Die gesamte Orgelanlage hat heute 186 klingende Register (ca. 16.000 Pfeifen) auf 5 Manualwerken und entsprechend zugeordneten eigenständigen Pedalwerken und ist damit eine der größten Orgeln der Welt. Die Trakturen sind elektrisch. Das Instrument hat folgende Disposition[3]

II Grande Organo (Nord)
Principale 32'
Principale I 16'
Principale major 8'
Principale diapason 8'
Ottava forte 4'
XII 22/3'
XV 2'
XIX 11/3'
Ripieno X
Bordone 8'
Flauto in ottava 4'
Flauto in XV 2'
Cornetto IV
Tuba forte sonorità
Tuba major 8'
Clarinetto 8'
Tromba armonica 8'
Trombina 4'
II Grande Organo (Süd)
Principale II 16'
Principale violone 16'
Principale forte 8'
Ottava 4'
XII 22/3'
XV 2'
XIX - XXII.
Ripieno X
Flauto aperto 8'
Flauto ottaviante
Flauto in XVII 13/5'
Viola armonica 8'
Viola umana 8'
Tromba 16'
Tromba 8'
Pedal (Grande O. Nord)
Acustico 64'
Principale 32'
Principale 16'
Subbasso 16'
Principale 8'
Bordone 8'
Ottava 4'
Bordoncino 4'
Controfagotto 16'
Pedal (Grande O. Süd)
Contrabbasso 32'
Contrabbasso 16'
Gran Quinta 102/3'
Basso forte 8'
Quinta 51/3'
Controbombarda 32'
Bombarda 16'
Tromba 8'
Clarone forte 4'
I Positivo
Princ. violone 16'
Principale I 8'
Principale II 8'
Gemshorn 8'
Ottava 4'
XII 22/3'
XV-XIX 2'
Ripieno V
Ripieno VI
Bordone 16'
Flauto a camino 8'
Flauto conico 8'
Flauto doppio 4'
Nasardo 22/3'
Flagioletto 2'
Terza di Nasardo 13/5'
Piccolo 1'
Viola da gamba 8'
Fugara 4'
Salicionale 8'
Unda maris 8'
Corno di bassetto 16'
Corno inglese 8'
Tuba mirabilis 8'
Tromba armonica 8'
Chiarina 4'
Tremolo
III Recitativo espressivo
Principale arm. 16'
Principale 8'
Principale diapason 8'
Eufonio 8'
Ottava 4'
XV 2'
Mixtur III
Scharf III
Zimbel II
Bordone 8'
Flauto in selva 4'
Flauto ottaviante 4'
Fonino 4'
Flauto in XII 22/3'
Flautino 2'
Larigot 11/3'
Controgamba 16'
Flauto celeste 8'
Viola d'orchestra 8'
Salicet 4'
Concerto violini IV
Gran concerto viole
Controtuba 16'
Tromba di corno 8'
Tuba 8'
Oboe 8'
Cornamusa 8'
Tuba 4'
Corale angelica II
Tremolo
III. Organo corale
Principale 8'
Ottava 4'
XV 2'
Ripieno IV
Flauto a camino 8'
Bordone 8'
Cimbalino II
Principalino 4'
Ottava 2'
Violoncello 8'
IV Solo
Principale 16'
Principale stentor 8'
Principalino 4'
Mixtur VI
Quintante 16'
Flauto a camino 8'
Tibia major 4'
Flauto in quinta 51/3'
Flauto ottaviante 4'
Grosse tierce 31/5'
Squillante 2'
Sexquialtera II
Gamba serafona 8'
Armonica 8'
Fugara 4'
Flauto solista 8'
Viola celeste 8'
Coro d'archi 5
Corno orchestrale 8'
Corno inglese 8'
Tuba trionfale 8'
Cornetto di fanfara 51/3'
Chiarina 4'
Tremolo
V Eco espressivo
Principale aperto 8'
Principale conico 8'
Ottava armonica 4'
Voce angelica 8'
Armonia eterea V
Gemshorn 16'
Corno di notte 8'
Flauto silvestre 4'
Flauto in XII 22/3'
Flautino 2'
Viola d'amore 8'
Concerto violini IV
Corno francese 8'
Oboe d'eco 8'
Tremolo
Pedal (I. Manual)
Principale 24'
Contrabbasso 16'
Violone 16'
Subbasso 16'
Basso Armonico 8'
Ottava 4'
Corno Bassetto 16'
Tromba 8'
Clarino 2'
Pedal (III. Manual)
Principale arm. 16'
Basso violone 16'
Subbasso 16'
Bordone 8'
Violoncello 8'
Fugara 4'
Controtuba 16'
Tuba 8'
Subbasso 16'
Bordone 8'
Basso 8'
Clarone 4'
Pedal (IV. Manual)
Principale 24'
Principale stentor 16'
Tibia 16'
Armonica 16'
Basso forte 8'
Principalino 8'
Tuba profonda 16'
Tuba 8'
Trombina 4'
Pedal (V. Manual)
Flauto 16'
Basso d'eco 8'
Flauto 4'

Einzelnachweise

  1. Video auf www.youtube.com
  2. Mark Twain:The Innocents Abroad and Roughing It (Kapitel 18); ISBN 0-940450-25-9
  3. Carlo Loecher, Manuale dell'organista, Ist. Ed. Cisalpino-Goliardica, Milano, 1982.

Weblinks

 Commons: Mailänder Dom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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