Malignes Melanom

Malignes Melanom
Klassifikation nach ICD-10
C43 Bösartiges Melanom der Haut
ICD-10 online (WHO-Version 2011)
Ein malignes Melanom der Haut
Oberflächlich spreitendes Melanom

Das maligne Melanom (von gr. μέλας „schwarz“), auch kurz Melanom, Melano(zyto)blastom oder schwarzer Hautkrebs (engl.: [malignant] melanoma) genannt, ist ein hochgradig bösartiger Tumor der Pigmentzellen (Melanozyten). Er neigt dazu, früh Metastasen über Lymph- und Blutbahnen zu streuen, und ist die am häufigsten tödlich verlaufende Hautkrankheit mit weltweit stark steigender Anzahl an Neuerkrankungen.

Neben dem hier behandelten malignen Melanom der Haut (kutanes Melanom) gibt es auch maligne Melanome der Schleimhäute, des Auges (Bindehautmelanom, Aderhautmelanom), des Zentralnervensystems und der inneren Organe.

Inhaltsverzeichnis

Häufigkeit

Inzidenz und Mortalität des malignen Melanoms der Haut in Deutschland von 1980 bis 2006. Die Häufigkeit der Erkrankung hat sich in diesem Zeitraum fast vervierfacht. Die Sterberate ist dagegen nahezu konstant geblieben.
Altersspezifische Erkrankungsraten für das kutane maligne Melanom pro 100 000 Einwohner, für die Jahre 1980, 1990 und 2006.
Inzidenz und Mortalität des malignen Melanoms der Haut in verschiedenen Staaten im Jahr 2006.

Die Häufigkeit der Neuerkrankung (Inzidenz) beträgt bei der hellhäutigen Bevölkerung in Europa und Nordamerika etwa 13 bis 15 Neuerkrankungen pro Jahr auf 100.000 Einwohner. Daraus ergibt sich ein Lebenszeitrisiko von etwas mehr als ein Prozent. Zum Vergleich liegt das Lebenszeitrisiko für ein kolorektales Karzinom bei über 10 Prozent. Die Inzidenz dieser Erkrankung ist in den letzten 50 Jahren dramatisch gestiegen. 1960 lag das Lebenszeitrisiko noch 1:600, während es gegenwärtig im Bereich von 1:75 bis 1:100 liegt. Diese Werte machen das maligne Melanom zum Tumor mit der am schnellsten ansteigenden Inzidenz.[1] 2006 erkrankten in Deutschland 15.830 Menschen an einem malignen Melanom der Haut. Im gleichen Jahr verstarben 2287 Deutsche an den Folgen dieser Krankheit. Für das Jahr 2010 werden 16.230 Neuerkrankungen prognostiziert. Das mittlere Erkrankungsalter von Frauen lag bei 58 und bei Männern bei 64 Jahren. In der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren ist das Melanom in Nordamerika bei Männern die vierthäufigste und bei Frauen die zweithäufigste Krebsart.[2][3] Frauen erkranken zwar etwas häufiger als Männer an einem malignen Melanom, die Sterberate ist bei Männern dagegen etwas höher als bei Frauen.[4] Als Todesursache hat das maligne Melanom für beide Geschlechter einen Anteil von 1,3 Prozent an allen Krebstodesursachen in Deutschland.[5] Aufklärungsprogramme hielten – trotz deutlicher Zunahme der Erkrankungszahlen – die Sterberate bisher weitgehend konstant.[6]

Die Häufigkeit des malignen Melanoms der Haut ist regional sehr unterschiedlich. In einigen Staaten ist es eine ausgesprochen seltene Erkrankung, während bei der hellhäutigen Bevölkerung Australiens das Lebenszeitrisiko – im Vergleich zu Europäern – etwa vierfach erhöht ist und bei ungefähr vier Prozent liegt. Der weltweit höchste Wert wird in Auckland (Neuseeland) erreicht.[7] Afroamerikaner haben ein um den Faktor 20 niedrigeres Risiko, am malignen Melanom der Haut zu erkranken als Menschen mit heller Haut.[6]

Risikofaktoren

Tabellarische Zusammenfassung[8]

  • Hellhäutigkeit, rote und blonde Haare, helle Augenfarbe
  • Sommersprossen, aktinische Lentigines
  • Neigung zu Sonnenbränden bei Exposition gegenüber UV-Licht
  • Intermittierende intensive Exposition gegenüber UV-Licht
  • hohe Zahl gewöhnlicher melanozytärer Naevi
  • mehrere atypische melanozytäre Naevi
  • kongenitaler melanozytärer Naevus, insbesondere ein riesiger
  • Melanome in der Familie
  • Störungen der DNA-Reparatur, insbesondere Xeroderma pigmentosum
  • Immunsuppression
  • frühere maligne Erkrankung

UV-Strahlung und Sonnenbrand

Sonnenbrände, insbesondere in der Kindheit, erhöhen das Risiko für ein malignes Melanom signifikant.

Etwa alle sieben Jahre verdoppelt sich die Zahl der an einem Melanom erkrankten Patienten. Dies wurde früher in erster Linie auf Veränderungen der Freizeitgewohnheiten zurückgeführt. UV-Strahlung gilt als die wichtigste umweltbedingte Melanomursache.[9] Der Zusammenhang von Sonnenstrahlung und Krebshäufigkeit wurde erstmals von Eleanor Josephine Macdonald auf Basis des von ihr in den USA errichteten Krebsregisters nachgewiesen.

„Trotz vieler Aufklärungskampagnen“ in den letzten zwei Jahrzehnten konnte das Schönheitsideal „braunsein = gesundsein“ allerdings „noch nicht ausreichend korrigiert werden“, so dass trotz gestiegenen Gesundheitsbewusstseins „die Zahl der Neuerkrankungen jedes Jahr weiter“ ansteige.[10]

Das Deutsche Krebsforschungszentrum sieht als wesentlichen Umweltrisikofaktor die exzessive Exposition gegenüber Sonnenlicht an. Daneben spiele der Hauttyp als endogener Faktor eine entscheidende Rolle. Rothaarige, die eine gegenüber UV-Strahlung besonders empfindliche Haut haben, erkranken statistisch gesehen 4,7× häufiger an einem malignen Melanom als Schwarzhaarige.[1]

Die Suche nach möglichen beruflichen Risikofaktoren lieferte – wie auch ernährungsepidemiologische Studien – widersprüchliche Resultate.[11]

Einfluss von Sonnencreme

Die Schutzwirkung von Sonnencremes wird sehr kontrovers diskutiert. Über die Verhinderung der Entstehung von Hautkrebs gibt es sehr widersprüchliche Studien. In einigen Studien wurden eher negative Auswirkungen bei der Anwendung von Sonnencremes festgestellt,[12] während in anderen Veröffentlichungen und Studien das Gegenteil behauptet wird.[13] Im Tiermodell wurde zwar eine eindeutige Wirkung von Sonnencreme zur Verhinderung der Ausbildung eines Spinalioms der Haut (ein Plattenepithelkarzinom) festgestellt, jedoch ist dies beim malignen Melanom und beim Basaliom nicht der Fall.[14]

In einer 2003 erschienenen Metastudie wurde kein Zusammenhang zwischen der Verwendung von Sonnencreme und der Zunahme von Erkrankungen an malignen Melanomen beim Menschen festgestellt. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass in früheren Studien offensichtlich Fehler bei der Berücksichtigung von Konfundierungseffekten gemacht wurden und sie deshalb eine positive Korrelation zwischen der Benutzung von Sonnencreme und dem Auftreten von malignen Melanomen feststellten. Von Konfundierungseffekten spricht man, wenn das zu untersuchende Phänomen (hier die Zunahme an malignen Melanomen) von zwei oder mehr Bedingungen gleichzeitig beeinflusst wird. In den vorhergehenden Studien seien zudem neuere Sonnencremes mit einem Schutzfaktor größer als 15, einem Schutz gegen UV-A-Strahlung und Wasserfestigkeit überhaupt nicht berücksichtigt worden. Die Autoren gehen davon aus, dass es Jahrzehnte dauern kann, um einen positiven Effekt zwischen dem Gebrauch von neueren Rezepturen von Sonnencremes und malignen Melanomen zu ermitteln.[15]

Melanozytäre Nävi

Ein intermediärer Nävus – kein malignes Melanom, aber ein Risikofaktor für ein malignes Melanom.

Die Mehrzahl maligner Melanome entwickelt sich aus klinisch unauffälliger Haut heraus. Dies ist auch bei Personen mit einer erhöhten Anzahl von benignen (gutartigen) melanozytären Nävi der Fall. Auch gibt es keine Belege dafür, dass die Schädigung eines Nävus, beispielsweise durch eine Verletzung, die Entwicklung eines malignen Melanoms bewirken kann. Im Durchschnitt hat ein Mensch etwa 20 Nävi auf seiner gesamten Haut. Menschen mit über 50 Nävi haben ein um den Faktor 4,8 höheres Risiko, als Menschen mit weniger als 10 Nävi auf ihrer Haut, im Laufe ihres Lebens ein malignes Melanom zu bekommen. Die Anzahl der melanozytären Nävi ist daher ein wichtiger Risikofaktor für maligne Melanome. Bei 30 bis 40 Prozent der Fälle besteht eine Assoziation zwischen melanozytären Nävi und malignem Melanom.[1] Menschen, die eine hohe Anzahl von Nävuszellnävi aufweisen und Träger von dysplastischen Nävuszellnävi sind, haben ein erhöhtes Risiko im Lauf ihres Lebens an einem malignen Melanom zu erkranken.[16]

Etwa fünf bis zehn Prozent aller malignen Melanome treten familiär gehäuft auf.[17] Hier wird ein polygener Erbgang vermutet.

Diagnostik

Warnsymptome des malignen Melanoms können die Vergrößerung, die Farbänderung sowie das Jucken von Leberflecken (von Leberflecken gehen 40 % der Erkrankungen aus) oder Veränderungen von Hautpartien sein, die pigmentiert sind (dunkler erscheinen). Bei dunkelhäutigen Menschen hingegen geht die Erkrankung meistens von Stellen aus, die weniger dunkel sind, zum Beispiel von den Schleimhäuten oder den Handflächen.

Früherkennung

Jeder Verdacht sollte so schnell wie möglich durch einen Hautarzt abgeklärt werden, um gegebenenfalls das Melanom früh – vor der Metastasierung – entfernen zu können. In Deutschland ist die Untersuchung anhand mikroskopischer Aufnahmen seit dem 1. März 2007 für den gesetzlich versicherten Patienten kostenfrei und wird durch die Krankenkasse übernommen. Regelmäßige Selbstuntersuchungen auf Veränderungen von Muttermalen helfen, Melanome frühzeitig zu entdecken. Dies ist insbesondere für Personen mit an Melanom erkrankten Verwandten oder mit einer Vielzahl von Nävuszellnävi wichtig.

Beurteilung nach der „ABCDE-Regel“

Darstellung der ABCDE-Regel. Auf der linken Seite sind verschiedene Melanome dargestellt. Rechts dazu im Vergleich verschiedene Leberflecken und Muttermale. (A) Asymmetrie, (B) unregelmäßige oder unscharf Begrenzung, (C) unterschiedlich starke Pigmentierung, Mehrfarbigkeit (Colorierung), (D) Durchmesserzunahme und größer als 5 mm.
Verschiedene Pigmentnävi: gutartige Pigmentflecken der Haut. Man beachte die im Vergleich zum Melanom scharfe Abgrenzung von der normalen Haut.

Treffen zwei der folgenden fünf Kriterien auf einen verdächtigen Pigmentfleck zu, wird in der Regel zu einer vorsorglichen Entfernung des Flecks geraten:

  • A – Asymmetrie: nicht symmetrisch, beispielsweise nicht rund oder oval
  • B – Begrenzung: unregelmäßig oder unscharf
  • C – Color (Farbe): unterschiedlich starke Pigmentierung, Mehrfarbigkeit
  • D – Durchmesser: größer als 5 mm
  • E – Erhabenheit/Entwicklung: neu und in kurzer Zeit entstanden auf sonst flachem Grund

Diagnose

Pathologischer FDG-Herd eines malignen Melanoms im Os sacrum paramedian rechts in der PET/CT-Darstellung
Histologisches Präparat eines malignen Melanoms

Ein Hautarzt oder ein Facharzt für Allgemeinmedizin mit entsprechender Erfahrung kann meist durch Sichtung der verdächtigen Hautpartie feststellen, ob es sich um ein malignes Melanom handelt oder nicht. Im Zweifelsfall wird das verdächtige Hautareal im Ganzen (in toto) mit einem entsprechenden Sicherheitsabstand entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Kleinere Gewebeproben sollte man nicht entnehmen, da zur feingeweblichen Diagnosestellung bzw. zur Tumordickenbestimmung die gesamte Läsion beurteilt werden sollte. Daneben wird kontrovers diskutiert, ob durch die Entnahme von nur einem kleinen Anteil des Tumors die Gefahr einer Streuung (Metastasierung) über die Blutbahn oder die Lymphe zu groß wäre.

Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) eignet sich sehr gut für Diagnose, Staging und Re-Staging des malignen Melanoms.

Mit Hilfe der Autofluoreszenz der Haut wird es in der Zukunft eventuell möglich sein, die klinische Diagnose in einem frühen Stadium zu bestätigen. Dazu wird die Haut mit infrarotem Laserlicht in kurzen Impulsen bestrahlt. Das Melanin-Molekül absorbiert zwei der Photonen und fluoresziert im roten oder blau-grünen Spektralbereich. Anhand der Farbe kann eine Entscheidung über die Bösartigkeit des untersuchten Pigmentflecks getroffen werden.[18] Daten aus kontrollierten Studien liegen hierzu noch nicht vor.

Subtypen des malignen Melanoms

Subtypen kutaner maligner Melanome im deutschsprachigen Raum[19]
Subtyp Abkürzung prozentualer
Anteil
medianes
Erkrankungsalter
superfiziell spreitendes Melanom SSM 57,4% 51 Jahre
noduläres malignes Melanom NMM 21,4% 56 Jahre
Lentigo-maligna-Melanom LMM 8,8% 68 Jahre
akral-lentiginöses Melanom ALM 4,0% 63 Jahre
nicht klassifizierbares Melanom UCM 3,5% 54 Jahre
Sonstige   4,9% 54 Jahre

Eine weitere Unterart, das amelanotische Melanom (AMM), ist eine sehr seltene Variante und wird in obiger Tabelle zu »Sonstige« gerechnet.

Diese Subtypen unterscheiden sich durch ihr Aussehen, die Art des Wachstums und ihrer Neigung zur Metastasierung. Sie haben eine unterschiedliche Prognose. Da die Einteilung beim bloßen Betrachten nicht unbedingt eindeutig ist, wird in den meisten Fällen nach der operativen Entfernung des Tumors eine histologische Untersuchung durchgeführt.

Das maligne Melanom metastasiert besonders aggressiv. Es wurde von Fällen berichtet, bei denen das maligne Melanom in andere bösartige Tumore metastasiert ist. Wegen dieser starken Metastasierungsneigung verbietet es sich auch, eine Gewebeprobe zu nehmen (Biopsie). Stattdessen muss die Veränderung vollständig und mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand entfernt werden.

Superfiziell spreitendes Melanom (SSM)

Die häufigste Form des malignen Melanoms, das superfiziell (oberflächlich) spreitende Melanom, wächst langsam, meist über einen Zeitraum von zwei bis vier Jahren, horizontal in der Hautebene. Es manifestiert sich als unregelmäßig pigmentierter, unscharf begrenzter Fleck. Mittig können depigmentierte (helle) Inseln entstehen. Im späteren Stadium, nach etwa zwei bis vier Jahren, wächst das SSM auch in vertikaler Richtung, und es bilden sich Erhabenheiten. Bei Frauen findet sich das SSM häufig am Unterschenkel, beim Mann meist am Körperstamm. Es entsteht in der Regel jenseits des 50. Lebensjahrs.[17]

Noduläres malignes Melanom (NMM)

Links im Bild ein oberflächlich spreitendes malignes Melanom (SSM). Rechts daneben ein differenziertes noduläres Melanom (NMM) mit amelanotischen Eigenschaften.

Beim nodulären malignen Melanom handelt sich um die aggressivste Form der malignen Melanome mit der ungünstigsten Prognose. Es tritt gehäuft ab dem 55. Lebensjahr auf. Charakteristisch ist sein relativ schnelles vertikales Wachstum und seine frühzeitige Metastasierung über Lymphe und Blut. Es hat eine braune bis tiefschwarze Farbe mit glatter oder ulzerierter Oberfläche, die leicht blutet. Das noduläre Melanom kann aber auch amelanotisch, also nicht mehr in der Lage sein, Melanin herzustellen. Es wird dann wie weiter unten beschrieben amelanotisches Melanom (AMM) genannt. Meistens tritt der Tumor am Rücken, an der Brust oder an den Extremitäten auf. Bei fehlender Melaninsynthese kann es häufig fehldiagnostiziert werden.[17]

Lentigo-maligna-Melanom (LMM)

Dem LMM geht eine Lentigo maligna voraus. Es wächst zunächst vor allem radial und horizontal. Erst nach bis zu 15 Jahren kann es auch vertikal wachsen. Sein Aussehen ist durch große, teils erhabene, unregelmäßige Flecken gekennzeichnet. Zu 90 % sind die LMM im Gesicht lokalisiert, meist bei älteren Menschen ab dem 65. Lebensjahr. Es wächst recht langsam und erst nach Jahren vertikal, weshalb es eine relativ günstige Prognose hat.[17]

Akrolentiginöses Melanom (ALM)

Das Aussehen des akrolentiginösen Melanoms ähnelt dem Aussehen des LMM, es wächst aber deutlich schneller und aggressiver. Meist ist dieser Tumor an den Handflächen beziehungsweise Fußsohlen, aber auch unter den Nägeln lokalisiert. Er tendiert zu Blutungen und kann, wenn er sich unter einem Finger- oder Fußnagel befindet, zur Nagelablösung führen. Dieser Melanomtyp trifft bevorzugt dunkelhäutige Menschen. In Afrika und Asien stellt es mit 30 bis 70 Prozent den Hauptanteil an Melanomdiagnosen.[17] Das akrolentiginöse Melanom ist in der Differentialdiagnose besonders anspruchsvoll und in der Prognose eher ungünstig.[20]

Amelanotisches Melanom (AMM)

Das amelanotische Melanom entspricht in etwa dem NMM, wobei jedoch wegen der Entartung der Zellen kein Pigment mehr gebildet wird. Dies macht es besonders tückisch, weil es oft erst sehr spät entdeckt wird; dann liegen oft schon Metastasen vor. Amelanotische Melanome können sehr untypisch aussehen.

Seltene Melanomvarianten

Polypoides Melanom
Ein polypoides Melanom in der Speiseröhre (endoskopische Aufnahme)

Das polypoide Melanom ist sowohl histologisch als auch klinisch betrachtet eine besondere Variante eines malignen Melanoms. Es tritt in gestielter Form auf und hat eine blumenkohlartige Gestalt. Es wächst zum größten Teil über die Oberfläche der Epidermis hinaus (exophytisch) und die Knoten sind in den meisten Fällen amelanotisch. Das polypoide Melanom ist häufig auf dem Rücken lokalisiert.[21]

Prognose (Folgen und Komplikationen)

Ein mit Metastasen eines malignen Melanoms durchsetztes Herz. Die schwarze Pigmentierung sind die Metastasen.
Vier Lungen von Mäusen. A: gesunde Lunge, B – D: mit Metastasen eines malignen Melanoms durchsetzte Lungen.

Kriterien zur Prognose und Therapie liefern die Stadien der TNM-Klassifikation, die Tumordicke (nach Breslow), die Ulzeration des Tumors, die Eindringtiefe (Clark-Level), der Subtyp (beispielsweise LMM hat eine bessere Prognose als AMM), die Tumorlokalisation und das Geschlecht (Männer haben eine schlechtere Prognose). Keinen Einfluss auf die Prognose hat die Dunkelheit oder Helligkeit des Melanoms. Hiervon ausgenommen ist das amelanotische Melanom, das eine schlechte Prognose besitzt. Bei einer frühen Diagnose und Behandlung steht die Chance einer Heilung gut. Insbesondere bei „In-situ-Melanomen“, also bei Melanomen, die die sogenannte Basalmembran – die Begrenzung zwischen Epidermis (Oberhaut) und Dermis (Lederhaut) – noch nicht durchbrochen haben, liegt das Metastasierungsrisiko bei 0 %. Die meisten Melanome sind in diesem Stadium bereits erkennbar.

Bei dünnen Melanomen (vertikale Tumordicke kleiner als 0,75 mm) liegen die Heilungschancen bei etwa 95 Prozent. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate (= Anteil Patienten, die fünf Jahre nach Feststellung der Krankheit noch leben) ist abhängig vom Stadium der Ausbreitung des Krebses:

  • Stadium I (Primärtumor ≤ 1,5 mm dick und von Clark-Level ≤ III) > 90 %
  • Stadium II (Primärtumor > 1,5 mm dick oder von Clark-Level ≥ IV) 70 %
  • Stadium III (Absiedelung in die nächstgelegenen Lymphknoten oder Hautmetastasen in der Umgebung) 40 %
  • Stadium IV (Metastasen in weiter entfernten Lymphknoten oder anderen Organen) < 10 %

Das Melanom kann in unterschiedlichste Organe metastasieren, bevorzugte Zielorgane wie bei anderen Tumoren (etwa KolonkarzinomLeber) gibt es nicht. Häufig sind Metastasen in der Leber, in der Haut, in der Lunge, im Skelett und im Gehirn. Dabei beeinflussen gerade Leber- und Hirnmetastasen die Prognose ungünstig, während Melanommetastasen in der Lunge erfahrungsgemäß eher langsam an Größe zunehmen. Die Ursache für diese klinische Beobachtung ist noch nicht bekannt. Typischerweise metastasiert das maligne Melanom außerdem häufig in das Herz. Herzmetastasen vom malignen Melanom gehören zu den häufigsten der ansonsten seltenen bösartigen Herztumoren.[22] Etwa 40–60 % der Herzmetastasen haben ihren Ursprung in einem malignen Melanom.[23]

Nur eine frühzeitige und vollständige Entfernung eines Melanoms kann zur Heilung führen. Abwarten, ob aus Nachlässigkeit oder Angst, verschlechtert die Aussichten wesentlich. Deswegen sind Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennungsmaßnahmen gerade bei besonders gefährdeten Menschen wichtig.

Behandlung

Die wichtigste Therapieform ist die chirurgische Entfernung des Primärtumors. Hierbei sollte der Tumor stets als Ganzes entfernt werden. Biopsien werden bei Verdacht auf ein malignes Melanom nicht entnommen, um eine Streuung in die Blutbahn und/oder die Lymphflüssigkeit zu vermeiden. Bei der Entfernung sollte auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand geachtet werden. Dieser beträgt je nach Tumordicke 1 oder 2 cm; außerdem sollten alle Hautschichten unter dem Tumor bis auf die Muskelfaszie entfernt werden. Bei Melanomen im Gesicht oder an den Akren kann man statt der Einhaltung eines großen Sicherheitsabstandes auch eine Exzision mit mikroskopisch-kontrollierter Chirurgie durchführen, bei der mittels Schnittrandkontrolle unter dem Mikroskop eine vollständige Entfernung im Gesunden sichergestellt wird.

Eine Reihe von Forschern schlägt vor, den Wächterlymphknoten zu identifizieren und histologisch zu untersuchen, da dadurch in einem Teil der Fälle das generelle Entfernen von Lymphknoten überflüssig werde.[24]

In späteren Stadien, wenn der Tumor bereits Metastasen in Haut, Lymphknoten und inneren Organen gebildet hat, ist die Chance auf eine Heilung gering. Hier werden eine ganze Reihe von Therapiealternativen angewendet und erprobt, die in der Regel nur eine zeitweilige Besserung bieten, jedoch meist keine Aussicht auf Heilung haben. Hierzu gehören die Chemotherapie mit DTIC oder Fotemustin, eine Immuntherapie mit Interferon, eine Impftherapie mit antigenpräsentierenden Zellen, chirurgische Eingriffe zur Verringerung der Tumormasse oder eine Strahlentherapie. Neue Therapieansätze beruhen auf der Blockade molekularer Prozesse in der Signaltransduktion der Zelle: Es gibt erfolgversprechende Studien über eine Kombination eines klassischen Chemotherapeutikums mit b-raf-Kinase-Inhibitoren wie Sorafenib.

Wenn jemand bereits einmal an Hautkrebs erkrankt war, sind regelmäßige Nachuntersuchungen unbedingt notwendig. Bei Hochrisiko-Melanomen sollte eine zusätzliche Chemo- oder Interferontherapie durchgeführt werden.

Spätmetastasen und CUP (Cancer of Unknown Primary, unbekannter Primärkrebs) sind beim malignen Melanom häufig.

Einzelnachweise

  1. a b c M. Volkenandt: Maligne Melanome. In: Dermatologie und Venerologie O. Braun-Falco u. a. (Herausgeber), Verlag Springer, 2005, S. 1313–1324. ISBN 978-3-540-40525-2 Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  2. S. Rötzer: Lebensqualität bei Melanom- Patienten unter adjuvanter Interferon-alpha 2a-Therapie. Dissertation, Medizinische Fakultät Charité - Universitätsmedizin Berlin, 2008.
  3. R. A. Desmond und S. J. Soong: Epidemiology of malignant melanoma. In: Surg Clin North Am 83, 2003, S. 1–29. PMID 12691448
  4. Robert-Koch-Institut (Herausgeber): Krebs in Deutschland 2005/2006 – Häufigkeiten und Trends. 7. Ausgabe, 2010, S. 52f.
  5. Deutsches Krebsforschungszentrum: Die 20 häufigsten Krebstodesursachen in Deutschland im Jahr 2007. In: Krebsatlas vom 6. Mai 2009, zuletzt abgerufen am 27. März 2010.
  6. a b Medikamente für Menschen: Melanom. Europäischer Verband der Pharmazeutischen Industrien und Verbände (Herausgeber)
  7. Climate. In: Te Ara: The Encyclopedia of New Zealand.
  8. H. Hamm, P.H. Höger: Hauttumoren im Kindesalter.. In: Dt. Aerzteblatt 108, 20, 2011
  9. U. Beise: Melanom: Sonnenlicht ist nicht die einzige Ursache. In: Ars Medici 15/2004, S. 775f.
  10. Malignes Melanom („Schwarzer Hautkrebs“). In: Deutsche Krebsgesellschaft, 7. Juli 2008, zuletzt abgerufen am 14. Oktober 2008.
  11. Melanom / Melanoma (ICD 172). In: Krebsatlas. Deutsches Krebsforschungszentrum, zuletzt abgerufen am 14. Oktober 2008.
  12. D. Hill: Efficacy of sunscreens in protection against skin cancer. In: The Lancet 354/1999, S. 699f. PMID 10475178. Vgl. K. Landow: Do sunscreens prevent skin cancer? In: Postgrad Med 116/2004, S. 6. PMID 15274282.
  13. M. Berwick: Counterpoint: sunscreen use is a safe and effective approach to skin cancer prevention. In: Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 16/2007, S. 1923f. PMID 17932338. Vgl. A. C. Green/G. M. Williams: Point: sunscreen use is a safe and effective approach to skin cancer prevention. In: Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 16/2007, S. 1921f. PMID 17932337.
  14. P. Wolf: Lichtschutzmittel In: Hautarzt 54/2003, S. 839–844. PMID 12955261.
  15. L. K. Dennis u. a.: Sunscreen use and the risk for melanoma: a quantitative review. In: Ann Intern Med 139/2003, S. 966–978. PMID 14678916.
  16. R. Dummer u. a.: Melanozytäre Nävi und kutanes Melanom. In: Schweizer Medizinisches Forum 10, 2002, S. 224–231.
  17. a b c d e R. Dobrowolski: In-vitro- und In-situ-Analyse des Tumorsuppressorgens hp19ARF in malignen Melanomen. Dissertation, RWTH Aachen 2004, S. 8 (PDF).
  18. David Globig: Dem Schwarzen Hautkrebs auf der Spur. Neue Laserlicht-Methode verbessert die Frühdiagnose. In: Deutschlandfunk, 20. Juni 2007, zuletzt abgerufen am 14. Oktober 2008.
  19. C. Garbe u. a.: Deutsche Leitlinie: Malignes Melanom. Version 15, 2/2005
  20. R. Hein: Das akrolentiginöse Melanom. In: Deutsches Ärzteblatt 98, 2001, A-111–A-115.
  21. C. Garbe: Management des Melanoms. Verlag Springer, 2006, ISBN 3-540-28987-9 Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  22. C. Kisselbach u. a.: Frauen und kardiale neoplastische Manifestationen an Herz und Perikard. In: Herz 30/2005, S. 409–415.
  23. H. Roskamm: Herzkrankheiten: Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie. Springer, 2004, ISBN 3-540-40149-0, S. 1339.
  24. Donald L. Morton u. a.: Sentinel-Node Biopsy or Nodal Observation in Melanoma. In: The New England Journal of Medicine Bd. 355, S. 1307–1317, (28. September 2006, Abstract, PDF).

Weiterführende Literatur

Weblinks

 Commons: Malignes Melanom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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