Malpasset

Malpasset
Staumauer von Malpasset
Ruinen der Staumauer. Flussabwärts ist vorne links.
Ruinen der Staumauer. Flussabwärts ist vorne links.
Lage: Fréjus, Department Var, (Südfrankreich)
Zuflüsse: Reyran
Abflüsse: Reyran
Größere Orte in der Nähe: Le Pin de la Lègue
Geographische Lage 43° 30′ 44″ N, 6° 45′ 24″ O43.5122222222226.75666666666677Koordinaten: 43° 30′ 44″ N, 6° 45′ 24″ O
Daten Bauwerk
Bauzeit: 1952–1954
Höhe über Talsohle: 60 mdep1
Höhe über Gründungssohle: 66 mdep1
Höhe über Gewässersohle: 100.4 mdep1
Höhe der Bauwerkskrone: 102.0 m
Bauwerksvolumen: 47'857 m³dep1
Kronenlänge: 222 mdep1
Kronenbreite: 1.5 mdep1
Basisbreite: 6.82 mdep1
Krümmungsradius: variabeldep1
Daten Stausee
Höhe des Stauziels: 98.5 m
Speicherraum: 48 Mio. m³dep1
Besonderheiten:

Dammbruch am 2. Dezember 1959

Ruinen der Staumauer
Ruinen der Staumauer. Flussabwärts ist links. Hier wirkte die tektonische Störung und der Damm wurde fast vollständig abgetragen. Rechts oben im Bild letzte Reste der Staumauer.

Die Staumauer von Malpasset war eine Bogenstaumauer bei Fréjus an der Côte d’Azur in Südfrankreich (Department Var), die am 2. Dezember 1959 zusammenbrach. Durch die entstehende Flutwelle wurden 421 Menschen getötet. Die Zahl wird gelegentlich auch mit 361, 400, 423, 429 oder 510 angegeben. Die Opferzahl wird unterschiedlich angegeben, da auch unregistrierte Bauarbeiter der Autoroute A8, die damals gerade gebaut wurde, ums Leben kamen. Es wurden auch nicht alle Opfer gefunden, da die Flutwelle im Meer endete. Die Schadenssumme soll 68 Mio $ betragen haben.

Inhaltsverzeichnis

Die Staumauer

Die Staumauer, eine doppelt gekrümmte Gleichwinkel-Bogenstaumauer mit variablem Radius, wurde von 1952-1954 zur Wasserversorgung und Bewässerung gebaut. Nach anderen Angaben wurde schon 1941 mit dem Bau begonnen. Die Baukosten betrugen (in Preisen von 1955) 580 Millionen Franc. Am Bau war der bekannte französische Ingenieur André Coyne beteiligt, Eigentümer war das Départment du Var.

Der gestaute Fluss war der Reyran, ein Gebirgsbach der nur im Winter Wasser führt. Ziel war, dieses Wasser für die Bewässerung der nahen Ebene von Fréjus zu speichern.

Die Katastrophe

Die Mauer war in der Nacht vom 2. Dezember 1959 um 21:13 Uhr plötzlich und vollständig zusammengebrochen. Nur wenige Mauerteile sind am rechten Ufer (in Fließrichtung gesehen) stehen geblieben. Bruchstücke der Mauer (teilweise in der Größe eines Hauses) liegen auf einer Strecke von mehreren hundert Metern flussabwärts verteilt. Die Flutwelle war 40 m hoch und 70 km/h schnell. Nach 20 Minuten erreichte sie Fréjus und war dort noch drei Meter hoch. Vorher zerstörte sie die Orte Malpasset und Bozon. Der Zeitpunkt des Bruches ließ sich später genau rekonstruieren, weil der Zeitpunkt bekannt ist, an dem der Strom durch die Flutwelle ausgefallen war.

Die Ursache

Die Lage für das Bauwerk war nach geologischen und hydrologischen Gutachten als geeignet beurteilt worden. Der Felsuntergrund aus Gneis war wasserdicht. Auf der rechten Seite (flussabwärts gesehen) war Felsen, auf der linken Seite musste eine Flügelwand aus Beton zum Anschluss der Mauer an den Untergrund gebaut werden.

Einige Wochen vor dem Bruch hatte man an der Unterwasserseite Knackgeräusche gehört, die aber nicht weiter untersucht worden waren. Man weiß heute nicht mehr genau, wann es dieses Knacken genau gab (nach: Cracking of Dams, s.u.). Auf der rechten Seite soll es im November Leckagestellen gegeben haben.

Eine tektonische Störung (Kluft) auf der linken Seite unter der Mauer wurde als Ursache gefunden. Das Wasser, das unter der Mauer durchsickerte, staute sich im Untergrund, weil durch den Druck der Staumauer der Fels undurchlässig geworden war und baute einen Kluftwasserdruck auf. Dieser Druck drückte das Widerlager der Mauer nach schräg oben, so dass es auf der Kluft wegrutschte. Diese Störung war vorher nicht entdeckt worden, weil sie nicht direkt unter der Mauer war, sondern etwas weiter luftseitig.

Kurz vor dem Bruch war der Stauspiegel durch Regenfälle auf einen Stau von 28 cm unter der Überlaufkante angestiegen. Dies erhöhte zusätzlich die Belastung. Die Talsperre war vorher noch nie so hoch eingestaut worden. Der Grundablass war fünf Stunden zuvor geöffnet worden, um Wasser abzulassen. Er hatte aber nur eine Kapazität von 40 m³/s.

Bis dahin und auch danach hat es nur wenige Brüche von Bogenstaumauern gegeben. In der Literatur sind nur vier weitere Fälle bekannt:

  • Manitou, Colorado, 1924
  • Moyie, Idaho, 1926
  • Lake Lanier, North Carolina, 1926
  • Purisima, Kalifornien, 1930

(nach Herzog, 1990)

Übrigens bedeutet Malpasset frei übersetzt: "es geht schief".

Literatur

  • J. Bellier: Le barrage de Malpasset, 1967
  • Max Herzog: Elementare Talsperrenstatik, 1998
  • Max Herzog: Bautechnik 67 Heft 12, 1990

Wegweiser

Von Fréjus auf der D 37 fahrend, gibt es am letzten Kreisel vor der Autobahnauffahrt A8/Europastraße E80 "Fréjus" eine Abzweigung "Malpasset". Man folgt der Straße bis zur Autobahnbrücke (teilweise unbefestigt, der Reyran wird auf einem Betonband überquert), dann zu einem Parkplatz mit Kiosk. Von dort aus geht man auf einem Fußweg circa 1.2 km bis zur Dammruine.


Siehe auch: Talsperren-Katastrophen

Weblinks


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