Maneuverable Reentry Vehicle

Maneuverable Reentry Vehicle
MARV einer Pershing II-Rakete

Maneuverable Re-entry Vehicle (Abk.: MARV oder MaRV) ist die englische Bezeichnung für manövrierfähige Wiedereintrittskörper, insbesondere für lenkbare, oft nukleare Gefechtsköpfe. Sie sind eine neuere Weiterentwicklung der MIRVs (Multiple Independently targetable Reentry Vehicles) und teilen mit diesen das Ziel, die Überlebensfähigkeit der Gefechtsköpfe gegenüber einer strategischen oder ballistischen Raketenabwehr (SDI, NMD) zu erhöhen. Die Manövrierfähigkeit kann wie bei der Pershing II auch der Erhöhung der Treffergenauigkeit im Endanflug dienen.

Während herkömmliche Gefechtsköpfe stets eine berechenbare ballistische Bahn beschreiben, können MARV in der Endphase des Flugs schnelle und nicht vorhersehbare Flugbewegungen durchführen. Damit wird es für einen Abwehrflugkörper deutlich erschwert, den Eintrittskörper mit dem erforderlichen „Hit-To-Kill“-Treffer zu zerstören.

Mit MARV-Technologie ausgestattete Waffensysteme waren bzw. sind:

Steuerprinzipien

Grundsätzlich kann die Flugphase der Gefechtsköpfe in einen exo- und einen endoatmosphärischen Abschnitt geteilt werden. In beiden sind Manöver möglich, wobei aber unter Umständen unterschiedliche Steuerungsprinzipien zur Anwendung gelangen können.

Exoatmospärischer Abschnitt

Dieser Abschnitt liegt zwischen dem Aussetzen der Sprengköpfe nach Brennschluss der letzten Raketenstufe und dem Beginn des Atmosphärenwiedereintritts. Zum Manövrieren können Lagekontrolltriebwerke genutzt werden, welche in ähnlicher Form auch in einem Abfangflugkörper ("kill-vehicle", NMD) Verwendung finden.

Es ist möglich, dass ein MARV selbst mit Sensoren ausgerüstet ist, um anfliegende Abfangflugkörper zu erfassen und in direkter Reaktion darauf Ausweichmanöver durchzuführen. Wahrscheinlicher ist aber, dass statt dessen zufällige Ausweichmanöver durchgeführt werden.

Endoatmospärischer Abschnitt

Dieser Abschnitt liegt zwischen Wiedereintritt in die Atmosphäre und dem Einschlag bzw. der Zündung am Zielpunkt. Auch in dieser Phase ist ein Abfangen, vor allem in den höheren Atmosphärenschichten, möglich. Um dies zu verhindern, können einerseits mittels Steuertriebwerken Impulse auf den Flugkörper übertragen werden, welche seine Abstiegsbahn beeinflussen. Es ist andererseits aber auch eine aerodynamische Steuerung denkbar. Da sich der MARV mit Hyperschallgeschwindigkeit bewegt, kann er als Auftriebskörper oder auch als Wellenreiter geformt sein. Dabei ergibt sich eine asymmetrische äußere Form. An einer Seite des MARV wird die umströmende Luft abgelenkt. Durch die entstehenden Stoßwellen wird die Luft an dieser Seite verlangsamt und es baut sich ein Druck auf. Da dies nur an einer Seite des MARV geschieht, wirkt eine Auftriebskraft auf ihn, die zur Steuerung genutzt werden kann. Durch schlagartiges Rollen um die Längsachse kann der Auftriebsvektor plötzlich gekippt werden. Durch die hohen Geschwindigkeiten und resultierenden Kräfte ist somit ein „Hakenschlagen“ durch plötzliches Rollen des MARV möglich. Dies erschwert Abwehrmaßnahmen erheblich. Bei einem kontinuierlichen Rollen würde eine einem Korkenzieher ähnliche Abstiegsbahn entstehen. Auch diese Trajektorie erschwert eine Abwehr liefert aber insgesamt besser beherrschbare Steuermanöver und verringert die aerodynamischen mechanischen Belastungen. Die Rollmänover ließen sich über aerodynamische Steuerflächen oder mittels Rolltriebwerken kontrollieren. Der Vorteil einer solchen Konfiguration liegt in einem prinzipiell einfacheren Aufbau des MARV gegenüber einem Design mit mehreren Lagekontrolltriebwerken. Problematisch kann hingegen die aerodynamische Stabilisierung in allen Flugphasen sein. Mit diesem System ist das Manövrieren erst innerhalb der Atmosphäre möglich, ein Abfangen im viel länger andauernden exosphärischen Abschnitt wird nicht behindert.


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