Maria, Hilfe der Christen

Maria, Hilfe der Christen

Unter dem Attribut Maria, Hilfe der Christen (auch: Maria, Helferin der Christen, lat. Auxilium Christianorum) wird in der römisch-katholischen Kirche Maria verehrt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Maria Hilf-Verehrung

Der Ausruf entstammt wohl dem Umstand, dass Maria als Königin der Märtyrer auch die Königin der Nothelfer ist.

Als Schlachtruf findet sich „Maria Hilf“ schon in der Kreuzzügen in der Zeit des Hl. Ludwig IX. Prud'homme (König von Frankreich 1226–1270), wo es neben das ältere deus vult! (Dieu le veut! ‚Gott will es‘) des Papstes Urban II. (Clermont 1095 und Erster Kreuzzug) und das adjuva deus! (‚hilf Gott!‘, ‚mit Gottes Hilfe‘) tritt.[1]

Die Anrufung wurde schon um 1500 in die Lauretanische Litanei aufgenommen.

Der militärische Aspekt der Marienverehrung blieb in der frühen Neuzeit erhalten, Philipp II. (König von Spanien 1556–1598) sah Maria als Generalissima in den lateinamerikanischen Kolonialkriegen, und in den Türkenkriegen derselben Epoche nannte Papst Pius V. (Papst 1566–1572) sie Obsiegerin gegen die Türcken.[2] Im Mittelalter zog das Kaiserliche-Habsburgische Heer unter deutschem Doppeladler und dem Burgunderkreuz, seit Ferdinand II. (Kaiser 1619–1637) verwendete man zusätzlich als Feldzeichen noch das Madonnenbild.[3]

Die Lauretanische Litanei hat wohl Lucas Cranach, den Älteren, dazu bewegt, in der ersten Hälfte des 16. Jh. sein Gnadenbild Mariahilf zu malen.[4][5] Es war ursprünglich für den sächsischen Hof gemalt. 1611 kam Erzherzog Leopold V. an den Hof des Kurfürsten von Sachsen in Dresden, und suchte sich das Bild als Erinnerungsstück aus. Seit 1650 ist es das Gnadenbild der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Innsbruck (Innsbrucker Dom) am Hofaltar. Es wird vor allem in Passau, Wien, Innsbruck, Bozen und Benediktbeuern verehrt.

Einen enormen Aufschwung nimmt die Verehrung der Auxilium Christianorum dann mit dem Sieg in der Belagerung Wiens durch die Osmanen (2. Türkenbelagerung, Schlacht am Kahlenberg) am 12. September 1683, dem – inoffiziellen – Namenstagsfests Mariä Namen. Der katholische Teil des christlichen Heeres unter Jan III. Sobieski (König der Polen 1674–1696) stand unter dem Zeichen der Schutzmantelmadonna, der Schlachtruf „Maria hilf“ änderte man aus Rücksicht auf den protestantischen Teil der Heeres unter Erzmarschall Johann Georg III. von Sachsen vorher in Jesus und Maria hilf![6] – „Maria Hilf“ hatte im Dreißigjährigen Krieg eine antiprotestantische Bedeutung bekommen. So wurde die Maria Auxilium nach der Schlacht um Wien zu einer gewissen Gemeinsamkeit in der Zeit von Reformation und Gegenreformation. Besonderes Kennzeichen der Verehrung Mariens durch das österreichische Kaiserhaus ist die Mariahilfer Kirche, von Kaiser und Fürst Paul Esterházy 1687 zum Danke errichtet, die dem Stadtteils Mariahilf Wiens (6. Bezirk) nach dem marianischen Attribut seinen Namen gab. Zur Verbreitung der Mariahilf-Verehrung trugen alsbald die zahlreich gegründeten Mariahilf-Bruderschaften bei (z. B. in Passau, München, Würzburg).

Anfang des 17. Jahrhunderts ließ Kurfürst Maximilian I. 1639 in München die Mariensäule errichten, die die Maria, Hilfe der Christen, zur Patrona Bavariae, Landespatronin Bayerns, werden ließ.

Schutzmantelfest / Auxilium

1814 führte Papst Pius VII. für den 24. Mai das Fest Maria Hilfe der Christen als Dank für die Befreiung aus der napoleonischen Gefangenschaft ein. Es wird auch Schutzmantelfest oder Auxilium genannt.

Ein ähnliches Fest findet ostkirchlich am 1. Oktober (julianisch) statt, dort nennt man es Mariä Schutz und Fürbitte, kirchenslawisch Покровъ Pokrowa, griechisch Σκέπη Sképē.

Orden, Bruderschaften und geistlicher Gemeinschaften

1850 entstand die Ordensgemeinschaft Barmherzige Brüder von Maria Hilf. Seit 1862 verbreiteten vor allem die Salesianer Don Boscos, die Verehrung Mariens unter diesem Titel verbreiten, nachdem der heilige Don Bosco das Attribut Maria Helferin in den Ordensnamen der Salesianer aufgenommen und in Turin 1863 damit begonnen hatte, eine Maria-Hilf-Basilika zu errichten. Das dortige Hauptaltarbild wurde zum Vorbild für zahlreiche Maria-Hilf-Statuen in aller Welt. Don Bosco gründete auch den weiblichen Zweig der Salesianischen Familie Töchter Mariä, Hilfe der Christen (Figlie di Maria Ausiliatrice), die im deutschsprachigen Raum eher als Don-Bosco-Schwestern bekannt sind.

Weitere Gemeinschaften sind:

  • Mariahilf-Bruderschaften in Passau, München und Würzburg
  • Maria Hilf-Bruderschaft in Kruft
  • Vereinigung Mariens, der Helferin, weltweit tätige katholische Organisation

Patrozinien

Mariahilf. Lucas Cranach, um 1520, Dom St. Jakob in Innsbruck

Des Weiteren sind Maria unter diesem Titel zahlreiche Kirchen und Klöster geweiht, siehe:

Bei Shanghai gibt es am Berg Sheshan ein Marienheiligtum.

Zu weiteren Nachbenennung siehe:

Verbreitet ist der Name auch als Maria Hilf Apotheke.

Ikonographie und Darstellung in der Kunst

Erste Andachtsbilder des Maria-Hilf-Typus entwickelten sich im 14. Jahrhundert, in der Zeit der Mystik der ausgehenden Gotik, und ähnelt anfangs der byzantinischen Glykophilousa, der Madonna, die ihr Kind herzt.[4] In dieser Darstellungsweise ist auch das Cranachsche Gnadenbild Mariahilf verfasst, und wurde zum Stiltypismus vieler Maria-Hilf-Bilder im Tiroler Alpenraum und den angrenzenden Ländern des ehemaligen Habsburgerreiches und Bayerns.

Daneben wird die Maria Helferin der Christen im Besonderen auch als Schutzmantelmadonna dargestellt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Feldgeschrei. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Bd. 6, Altenburg 1858, S. 170 (Online bei zeno.org).
  2. Hans Peter Hauschild: Liebet eure Feinde!. In: Lettre. Zeitschrift für internationale Kultur und Politik. März 2003 (Kurzfassung, abgerufen am 19. Oktober 2009).
  3. Alfred Mell: Die Fahnen der österreichischen Soldaten im Wandel der Zeiten. Bergland, Wien 1962, S. 29. Zit. nach Peter Diem: Rot-Weiß-Rot durch die Jahrhunderte. Die wahre Geschichte der österreichischen Farben. Abgerufen am 15. Mai 2008 (auch pdf).
  4. a b Martina Stifter: Das Mariahilf-Bild. Genau Geschaut. In: Tauernfenster. 2004, S. 96–99 (Über das Cranachsche Gnadenbild in St. Jakob in Innsbruck, und dessen Einfluss auf Bildnisse in Prettau, Tirol, pdf, root.riskommunal.info, abgerufen am 19. Oktober 2009).
  5. Kath. Pfarrgemeinde St. Georg in Ellingen (Hrsg.): Gruftkapelle Mariahilf. o.A., Die religions- und kulturgeschichtliche Einordnung der Mariahilfkapelle (Gotteshäuser → Mariahilfkapelle, st-georg-ellingen.de, abgerufen am 19. Oktober 2009).
  6. Johann Georg III. (1647-1691). In: Fernsehen: Geschichte Mitteldeutschlands → Zeitreise Mitteldeutschland → Personen. MDR, 24. August 2007, abgerufen am 19. Oktober 2009.

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