- Maria Kahle
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Maria Kahle (* 3. August 1891 als Maria Keßler in Wesel; † 15. August 1975 in Olsberg/Sauerland) war eine deutsche Schriftstellerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Maria Kahle war die Tochter eines Bahnbeamten und verbrachte die ersten 12 Lebensjahre in Wulfen/Westfalen. 1908 zog die Familie nach Olsberg (Ruhr). Nach dem Besuch der Volks- und Handelsschule sowie privaten Musik- und Sprachstudien arbeitete Maria Kahle als Bürokraft in Münster/Westfalen. 1913 unternahm sie eine Reise nach Brasilien, um eine dort lebende Tante zu besuchen. Sie knüpfte Kontakte zur deutschen Kolonie in Brasilien. Nachdem ihr 1914 der Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Rückkehr nach Europa unmöglich gemacht hatte, ließ sie sich zur Journalistin ausbilden und arbeitete als Redakteurin für die deutschsprachige Zeitung Der Urwaldbote in Blumenau. Sie engagierte sich besonders für die Belange der deutschen Siedler in ihrem Gastland. Gegen Kriegsende verbrachte sie eine Zeitlang zurückgezogen im Landesinnern Brasiliens. Ab 1919 war sie Auslandskorrespondentin in Rio de Janeiro und São Paulo, daneben unternahm sie Vortragsreisen in ganz Südamerika, deren Erträge sie für die von ihr begründete „Ostmarkhilfe“ spendete.
Ab 1920 hielt sich Kahle wieder in Europa auf, wo sie ihre Vortragsreisen fortsetzte. In den folgenden Jahren war sie aktiv in der völkisch-nationalen Bewegung der Weimarer Republik und kam in Kontakt mit dem antisemitischen und antidemokratischen „Jungdeutschen Orden“, für den sie von 1924 bis 1926 Redakteurin bei der Kasseler Tageszeitung Der Jungdeutsche war. 1928 war sie studienhalber eine Zeitlang als Fabrikarbeiterin tätig. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung zählte Kahle zu den entschiedenen Parteigängern des neuen Regimes, für das sie 1934 auf einer Südamerikareise Propaganda machte und das sie noch bis in die Endphase des Zweiten Weltkriegs bedingungslos unterstützte. Ab 1942 litt Maria Kahle unter einer schweren Erkrankung, infolge derer sie ihre literarischen Aktivitäten stark einschränken musste.
Maria Kahle begann als Autorin unter dem Eindruck ihres Brasilienaufenthalts mit dem Verfassen religiöser und Naturlyrik. Ihre Werke der Zwanziger- und Dreißigerjahre, die sich thematisch häufig mit dem Auslandsdeutschtum, aber auch ihrer westfälischen Heimat befassen, sind geprägt von ihrer völkisch-rassistischen Weltanschauung. Nach 1945 verlegte sie sich auf das Verfassen unverfänglicher Jugend- und Heimatliteratur.
In der Sowjetischen Besatzungszone und der Deutschen Demokratischen Republik wurden zahlreiche ihrer Schriften auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[1][2][3]
Ehrungen
Maria Kahle wurde 1937 mit dem Westfälischen Literaturpreis ausgezeichnet und erhielt 1960 die Agnes-Miegel-Plakette.
Im Jahr 1936 wurde in Schwäbisch Gmünd die Maria-Kahle-Schule nach ihr benannt. Mit dieser von der Gmünder Lehrerschaft betriebenen Namensgebung wurde die von der NSDAP gewünschte Würdigung der Reichsfrauenschaftsführerin Gertrud Scholtz-Klink verhindert[4]. Seit einem Brand an diesem Gebäude im August 2010 wird in Stadtrat und Öffentlichkeit über eine Umbenennung des umgangssprachlich Klosterschule genannten Gebäudes diskutiert.[5][6]
Werke
- Deutsches Flottenlied, Rio de Janeiro
- 1 (1915)
- Liebe und Heimat, São Paulo 1916
- Deutsche Dichtkunst in Brasilien, Blumenau 1917
- Deutsche Worte, São Leopoldo [u.a.] 1917
- Gegrüßet seist Du, Königin! M.-Gladbach 1921
- Urwaldblumen, M.-Gladbach 1921
- Am Rhein, Kassel 1923
- Ruhrland, M.Gladbach 1923
- Volk, Freiheit, Vaterland, Hagen 1923
- Gekreuzigt Volk, Kassel 1924
- Fronleichnam in einer alten deutschen Stadt, M.-Gladbach 1927
- Judas, M.-Gladbach 1928
- Von Jesus und seiner Mutter, M.-Gladbach 1928
- Akkordarbeiterin, Gladbach-Rheydt 1930
- Deutsches Volkstum in der Welt, Weimar 1930
- Proletarierin, Weimar 1931
- Blutendes Grenzland und deutsche Treue, Paderborn 1933
- Deutsche Brüder und Schwestern im Auslande, Paderborn 1933
- Deutsches Volk in der Fremde, Oldenburg 1933
- Die deutsche Frau und ihr Volk, Warendorf 1934
- Deutsche jenseits der Grenzen, Halle 1934
- Deutsches Heldentum jenseits der Grenzen, Paderborn 1934
- Deutsche Frauen im Ausland und in den Kolonien, Leipzig 1937
- Deutsche Heimat in Brasilien, Berlin 1937
- Deutsches Herz zwischen Heimat und Fremde, Münster i.W. 1937
- Unser Westfalen, Münster 1937
- Siedler am Itajahy, Reutlingen 1938
- Westfälische Bauern im Ostland, Berlin 1940
- Grünes Bergland zwischen Ruhr und Sieg, Iserlohn 1941
- Sauerländische Bergheimat, Iserlohn 1941
- Umweg über Brasilien, Berlin 1941
- Die Schule im Urwald, Berlin 1942
- Was die Schildkröte erzählte, Reutlingen 1950
- Mädchen im Urwald, Freiburg 1953
- Land der hohen Wälder, Bielefeld 1954
- Wolter von Plettenberg, Münster, Westf. [u.a.] 1955
- Die Legende vom gefangenen Sohn, Münster Westf. 1956
- Die Reise nach Brasilien, Göttingen 1958
- Herz der Frau, Münster Westf. 1959
- Das verlorene Paradies, Emsdetten/Westf. 1960
Übersetzungen
- Pedro Sinzig: Lebendig begraben?. Freiburg im Br. 1922.
Literatur
- Erasmus Raabe: Maria Kahle, der deutschen Seherin und Sängerin. Paraná 1934.
- Johannes Stöber: Ahnenliste der westfälischen Dichterin Maria Kahle. Köln 1990.
Weblinks
- Literatur von und über Maria Kahle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.lwl.org/literaturkommission/alex/index.php?id=00000003&letter=K&layout=2&author_id=00000704&SID=e3d71c1af7dc79ccca655071a4aeb4cf
Einzelnachweise
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-k.html
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-k.html
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1953-nslit-k.html
- ↑ Birgit Markert: „Von Fern- und Heimweh getrieben“ in Gmünder Tagespost vom 15. August 2006
- ↑ „Umbenennung der Maria-Kahle-Schule überfällig“ in Gmünder Tagespost vom 19. August 2010.
- ↑ "Name Maria-Kahle entfernen" in der Gmünder Tagespost
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