Marie Durand

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Marie Durand (* 15. Juli 1711 in Le Bouchet-de-Pranles, Südfrankreich; † im Juli 1776 ebenda) war eine Hugenottin, die als 15-jähriges, frisch vermähltes Mädchen in den Tour de Constance von Aigues-Mortes zusammen mit anderen Hugenottinen eingesperrt wurde. Das ihr zur Last gelegte Verbrechen war, dass sie dem reformierten Glauben anhing, den der französische König sowie die katholische Kirche mit härtesten Maßnahmen zu ersticken versuchte.

Bereits in jungen Jahren litt sie unter der Verfolgung der Reformierten in Frankreich nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes (1685). Bei einer von ihrem Vater organisierten heimlichen Versammlung der Reformierten wurde ihre Mutter, Claudine Durand, verhaftet. Sie starb 1719 im Gefängnis. Maries Vater, Etienne Durand, wurde 1729 bei einer Hausdurchsuchung verhaftet. Nach 14 Jahren Haft wurde er begnadigt und kehrte 1743 nach Bouschet-de-Pranles zurück. Dort starb er 1749 im Alter von 92 Jahren. Marie Durands älterer Bruder, Pierre Durand, geboren 1700, war ein mitreißender Prediger der "Kirche in der Wüste". Nach einem Verrat wurde er 1732 gefasst und hingerichtet.

Vom Schicksal ihres Bruders erfuhr Marie Durand im Frauengefängnis von Aigues-Mortes. Bereits 1730 waren sie und ihr Ehemann Mathieu Serres verhaftet worden. Unter der Bedingung, Frankreich zu verlassen, wurde Serres 1750 begnadigt. Durand blieb Gefangene in der Tour de Constance (Turm der Standhaftigkeit), unbeugsam in ihrem Glauben. Zu Beginn ihrer Haft weigerte sie sich, ihren Bruder Pierre zu verraten. Falls dieser sich stellte, so war ihr versprochen, werde sie freigelassen. Daraufhin schrieb Durand ihrem Bruder, er solle auf keinen Fall wegen ihr sein Amt aufgeben.

Unter den menschenunwürdigen Haftbedingungen in dem Gefängnisturm war Marie Durand "Seelsorgerin" ihrer Mitgefangenen. Sie stärkte die bis aufs Skelett abgemagerten Frauen, am reformierten Glauben festzuhalten und nicht den Weg in die St. Ludwigskapelle anzutreten, um diesem abzuschwören. Zahlreiche, zum Teil bis heute erhaltene Briefe sandte Marie Durand aus der Gefangenschaft an Gemeinden im In- und Ausland und machte sie auf das Los der Verfolgten aufmerksam. In einem Brief an Justine Pechaire vom 21. Mai 1740 schreibt sie: "Erlauben Sie mir, Ihnen mitzuteilen, dass es mich nicht überrascht, wie schrecklich Gott die Gläubigen unserer geplagten Region die Rute spüren lässt, denn sie folgen den Anordnungen des göttlichen Meisters nicht. Er mahnt, die Gefangenen zu pflegen, und sie tun nichts dergleichen. Die Liebe ist das Grundprinzip unseres Glaubens, und sie halten sich nicht daran. Kurz, es scheint, als lebten wir in der Endzeit, denn diese göttliche Tugend ist sehr erkaltet. Die wahren Christen [gemeint sind die Reformierten] werden nicht verdammt werden, weil sie die Reinheit des Evangeliums aufgegeben haben, sie bekennen sich ja ständig zu ihr. Sie werden es aber, weil sie nicht Christus in den Gefängnissen besucht haben – in Gestalt ihrer Gemeindeglieder."

Nach 38 Jahren Haft wurde Marie Durand aus dem Gefängnis entlassen und kehrte am 14. April 1768 zurück in ihren Heimatort. Eingeritzt in den Brunnenrand des Gefängnisses ist das Wort "RESISTER" – von Marie Durand gelebt. Den Widerstand gegen religiöse Intoleranz unter der Losung „Résister“ verkörpert Marie Durand.

Marie Durand lebte 38 Jahre lang im Turm, bevor sie 53-jährig entlassen wurde - "zwar körperlich gebrochen, geistig aber so stark wie immer", wie es ein Biograph zusammenfasste. Sie lebte noch weitere zwölf Jahre in Freiheit, bevor sie im Alter von 65 Jahren verstarb. [1]

Nach ihr ist die "Marie-Durand-Schule" in Bad Karlshafen benannt. Gertrud von le Fort setzte ihr in ihrer Erzählung Der Turm der Beständigkeit aus dem Jahr 1957 ein literarisches Denkmal.

Quellen

  1. Jörg Meuth: Marie Durand, in: Die Reformierten. Suchbilder einer Identität, hrsg. von Matthias Krieg und Gabrielle Zangger-Derron, Zürich, Seiten 174-176 (Jahr: 2002)

Literatur

  • Meuth, Jörg, Marie Durand, in: Die Reformierten. Suchbilder einer Identität, hrsg. von Matthias Krieg und Gabrielle Zangger-Derron, Zürich 2002, Seiten 174-176

Weblinks


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